
1954 fiel in einem abgelegenen Tal Nordvietnams mehr als nur ein französischer Außenposten: Ein ganzes Imperium brach zusammen. Die Belagerung von Điện Biên Phủ markierte den spektakulären Zusammenbruch der kolonialen Ordnung in Südostasien und machte Vietnam zu einem globalen Symbol für strategische Genialität und unbeugsamen Widerstand.
Doch Điện Biên Phủ ist weit mehr als ein militärgeschichtliches Kapitel. Es ist ein Brennglas, durch das sich koloniale Hybris, die List der Schwachen und die tektonischen Verschiebungen einer neuen Weltordnung beobachten lassen.
Meine persönliche Begegnung mit General Võ Nguyên Giáp war weit mehr als ein Treffen mit dem Architekten dieses historischen Sieges – sie gewährte mir einen Einblick in das Selbstverständnis einer Nation, die sich aus eigener Kraft emanzipierte. Dieser Artikel erzählt die Geschichte einer Schlacht – und jener Menschen, deren Mut und Weitsicht sie unvergessen machen.
Die Illusion einer uneinnehmbaren Festung
Eingebettet in ein abgelegenes Tal und umgeben von steilen, bewaldeten Hügeln, hielt das französische Militär Điện Biên Phủ für uneinnehmbar. Im Vertrauen auf ihre Luftüberlegenheit und ihre befestigten Stellungen wollten sie die Viet Minh in einen offenen Kampf locken und sie mit ihrer überlegenen Feuerkraft überwältigen. Diese Selbstüberschätzung sollte ihnen jedoch zum Verhängnis werden.

Das Gelände als Waffe
Während die Franzosen auf statische Verteidigung setzten, verwandelten die Viet Minh die umliegende Landschaft in einen strategischen Vorteil. Ein komplexes Netz aus Schützgräben, Tunneln und versteckten Wegen ermöglichte es ihnen, unbemerkt zu manövrieren und immer wieder Überraschungsangriffe zu starten. Was zunächst wie eine isolierte, gut gesicherte Festung wirkte, verwandelte sich schnell in eine Falle.
Die vielleicht erstaunlichste Leistung war der Transport schwerer Artillerie durch unwegsames Gelände. Tausende Soldaten und Träger – darunter viele Angehörige ethnischer Minderheiten – schleppten zerlegte 75-Millimeter- und 105-Millimeter-Haubitzen über dschungelbedeckte Hänge und mieden dabei ungeschützte Straßen. Diese oft 50 bis 100 Kilogramm schweren Teile wurden mit Seilen, Flaschenzügen und Holzschlitten transportiert und dann in getarnten Bunkern wieder zusammengebaut, um von erhöhten Positionen aus verheerende Präzisionsschläge zu führen.

Die französische Festung in der Krise
Als der Artilleriefeuer der Viet Minh immer heftiger wurde, wurden die Versorgungslinien unterbrochen und die Moral sank. Unter Oberst Christian de Castries waren die französischen Streitkräfte stark auf Elitefallschirmjäger und Luftabwürfe angewiesen. Was als Machtdemonstration begonnen hatte, wurde zu einem verzweifelten Kampf ums Überleben. Die Luftversorgung wurde immer gefährlicher, da die Viet Minh ihre Flugabwehr verstärkten und die Belagerung verschärften.

General Võ Nguyên Giáp: Architekt des Sieges
Im Zentrum des Erfolgs der Viet Minh stand General Võ Nguyên Giáp, dessen Geduld und strategische Weitsicht entscheidend waren. Anstatt einen direkten Angriff zu wählen, orchestrierte Giáp eine methodische, einkreisende Belagerung, die die französischen Ressourcen und den Willen der Franzosen nach und nach zermürbte. Unter der Führung von Hồ Chí Minh gründete der General 1944 mit nur 31 Männern und drei Frauen, die mit kaum mehr als Steinschlossgewehren bewaffnet waren, den bewaffneten Flügel der Việt Minh. Aus diesem bescheidenen Kern schuf er die vietnamesische Volksarmee – eine Streitmacht, die innerhalb eines Jahrzehnts zwei der mächtigsten Armeen der Welt besiegen sollte.
Giáp war sowohl ausgebildeter Jurist als auch Historiker. Nach seinem Jurastudium an der Universität Hanoi Ende der 1930er Jahre unterrichtete er Geschichte am Gymnasium Thanh Long in Hanoi. Seine doppelte akademische Ausbildung prägte seine strategische Sichtweise tiefgreifend – sie verband juristische Klarheit mit dem Verständnis eines Historikers für langfristige geopolitische Strömungen. Diese Kombination ermöglichte es ihm, Kampagnen zu entwickeln, die nicht nur taktisch präzise, sondern auch ideologisch überzeugend waren.
Giáp gilt allgemein als einer der brillantesten Militärstrategen des 20. Jahrhunderts und steht in einer Reihe mit Sun Tzu, Alexander dem Großen, Dschingis Khan, Napoleon und Clausewitz. In Vietnam wird er als Nationalheld verehrt; Straßen, Denkmäler und Institutionen sind nach ihm benannt.
Giáp: Für seine intellektuelle Disziplin bekannt
Seine Kommilitonen erinnerten sich an ihn als außergewöhnlich begabt, und er verschlang Werke über Militärtheorie – von klassischen chinesischen Texten über französische Feldzüge bis hin zu vietnamesischen Militärtraktaten. Als weitgehend Autodidakt in der Kriegskunst begann er in den 1940er Jahren als Guerillaführer und entwickelte sich in den 1950er Jahren zu einem Meister der irregulären und konventionellen Kriegsführung. Seine über Jahrzehnte verfeinerten Strategien werden noch heute an Militärakademien auf der ganzen Welt studiert.

1999 hatte ich die Ehre, in das Haus von General Giáp eingeladen zu werden, wo er mir ein persönlich signiertes Exemplar seines 1964 erstmals veröffentlichten Buches „Điện Biên Phủ“ überreichte. Das Werk enthält eine detaillierte Darstellung der Planung, Durchführung und Bedeutung der Schlacht.
Während unseres Gesprächs fragte ich General Giáp, ob Vietnam nach dem Sieg in den militärischen Schlachten Gefahr laufe, den Wirtschaftskrieg gegen mächtige multinationale Konzerne aus Ost und West zu verlieren.

Könnte er sich eine wirtschaftliche Guerillastrategie für vietnamesische Unternehmen vorstellen, um gegen übermächtige Konkurrenten zu bestehen? Lachend antwortete er in fließendem Französisch, dass er für eine solche Aufgabe zu alt sei – aber die jüngeren Generationen sollten sich dieser echten Herausforderung stellen.
Die letzten Tage der Belagerung
Im April 1954 signalisierte der Fall des Hügels Gabrielle den Zusammenbruch der französischen Kontrolle. Die Viet-Minh-Truppen drangen stetig in das französische Kommando vor und unterbrachen die letzten Versorgungslinien. Eine Versorgung aus der Luft war unter dem ständigen Flakfeuer nicht mehr möglich. Nach 57 zermürbenden Tagen kapitulierten die Franzosen am 7. Mai 1954.

General Giáp war der Mentor meines verstorbenen Freundes und Tennispartners Oberst Đặng Văn Việt – einer der beeindruckendsten Persönlichkeiten des Ersten Indochinakriegs. Việt stammte aus einer Familie von Mandarinen und war Nachkomme von Generälen, königlichen Beratern und Gelehrten.
Eine persönliche Verbindung: Oberst Đặng Văn Việt
Er brach sein Medizinstudium ab, um sich der Viet Minh anzuschließen, wo er schnell zum jüngsten Oberst aufstieg. Sein Vater hatte als Minister in der ersten Regierung von Präsident Hồ Chí Minh gedient und damit dessen Vermächtnis weiter gefestigt. 1950 führte Oberst Việt einen bahnbrechenden Sieg entlang der Route Coloniale 4 nahe der chinesischen Grenze an. Innerhalb von sieben Tagen vernichteten seine Truppen mehr als 5.500 französische Soldaten – ein Ereignis, das der hochdekorierte französische General Yves Gras in „Histoire de la guerre d’Indochine“ ausführlich beschrieb.

Gras hatte selbst an dem Krieg teilgenommen. Das schiere Ausmaß und die Kühnheit dieser Kampagne schockierten die Regierung in Paris und beschädigten die Moral der Franzosen erheblich, was den Weg für die entscheidenden Niederlage in Điện Biên Phủ vier Jahre später ebnete.

Hồ Chí Minh bewunderte einst die amerikanischen Ideale des Antikolonialismus und der Selbstbestimmung. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er mit dem US-amerikanischen Office of Strategic Services (OSS), dem Vorgänger der CIA, zusammen, um sich gegen die japanische Besatzung zu wehren. Doch 1946 blieb sein Appell an die USA, ihn im Kampf gegen den französischen Kolonialismus zu unterstützen, unbeantwortet. Vietnam wandte sich daraufhin an die Sowjetunion und China.
Điện Biên Phủ und das Ende des Imperiums
Die Niederlage der Franzosen in Điện Biên Phủ führte 1954 zum Genfer Abkommen, das Vietnam entlang des 17. Breitengrades teilte und damit den Grundstein für den Vietnamkrieg legte. Es beschleunigte auch den Untergang der Vierten Republik in Frankreich. Điện Biên Phủ zerschlug mehr als nur eine Garnison – es entzauberte den Mythos kolonialer Unbesiegbarkeit. Für Vietnam war es der Höhepunkt eines jahrhundertelangen Kampfs um Unabhängigkeit. Für die Welt wurde es zum Fanal: Selbst die mächtigsten Imperien können durch Disziplin, Entschlossenheit und kluge Strategie in die Knie gezwungen werden. Von Algier bis Accra schöpften antikoloniale Bewegungen Mut aus diesem Sieg – Điện Biên Phủ war nicht das Ende einer Schlacht, sondern der Anfang vom Ende der Kolonialreiche.
Ein Vermächtnis aus Strategie und Opferbereitschaft
Im Zentrum dieses Triumphs standen General Võ Nguyên Giáp und Oberst Đặng Văn Việt. Giáp verwandelte die Viet Minh von einer Guerillagruppe in eine schlagkräftige Volksarmee – mit einer Kombination aus taktischer Geduld, logistischer Kühnheit und politischem Instinkt. Seine Strategien zur asymmetrischen Kriegsführung und zur psychologischen Demontage eines überlegenen Feindes gelten bis heute als Lehrbeispiele und werden an Militärakademien weltweit studiert – von West Point bis Moskau. In einer Zeit, in der unkonventionelle Konflikte, hybride Kriegsführung und Aufstandsbekämpfung global wieder an Bedeutung gewinnen, bleibt das Vermächtnis Giáps aktueller denn je.
Vermächtnis lebt weiter
Oberst Việt wurde von der französischen Armee so sehr gefürchtet, dass sie ihn den „Grauen Tiger der Route Coloniale 4“ nannte. Wegen seiner strategischen Brillanz bei der Führung der Viet Minh-Truppen wurde er auch „vietnamesischer Napoleon“, „König der RC4“ und „General ohne Stern“ genannt. Seine verheerenden Taktiken brachten der Route Coloniale 4 unter den französischen Truppen den düsteren Spitznamen „Boulevard de la Mort“ (Straße des Todes) ein.
Ich hatte das Glück, beide Männer kennenzulernen. Ihre intellektuelle Brillanz und Bescheidenheit haben mich nachhaltig beeindruckt. Ihr Vermächtnis lebt weiter – nicht nur in der Unabhängigkeit Vietnams, sondern auch in den bleibenden Lehren aus Mut, Innovation und Weitsicht, die sie künftigen Generationen hinterlassen haben.
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9 Antworten
@Wie Willenskraft und Strategie eines Außenseiters der Kolonialmacht Frankreich ein krachendes Ende setzten
es sollte aber auch nicht vergessen werden, das der Preis in Schweiß und Blut vom vietnamesischen Volk bezahlt wurde, und die Waffen aus China und Russland kamen !
Keine Ahnung, ob es diesen Preis für die Vietnamesen wert war, zumal ja nach den Franzosen die Amerikaner kamen mit biologischen und chemischen Waffen und massenhaft Bomben !
Aber immerhin – wenn ich mich recht erinnere, hat diese General damals die Annahme des Friedensnobelpreises verweigert, den Kissinger und Obama gerne angenommen haben !
Und dafür gebührt ihm Respekt !
Das vietnamesische Volk hat damals Mut und Opferbereitschaft gezeigt und die Bereitschaft, für ihr Land zu sterben – dieses Deutschland mit diesem Regime ist nicht wert!
Ist diese Heldenschmonzette ein Versuch, die Forderungen des Regimes nach Opfer- und Todesbereitschaft bei den Deutschen zu fördern ?
Fragen sie doch mal bei den Neuwählern nach, die das Regime so begeistert einfliegt !
Wie wäre es, mit dem Migrantengeld auch eine Stellung bei der Infanterie zu verbinden ? Pistorius, Breuer und Holtherm würden diese Option sicherlich nicht ausschlagen für ihre Pläne !
Ein Bericht, der fast schon an Schilderungen von Peter Scholl-Latour erinnert, der ja General Giap auch persönlich kannte.
Sowohl der Korea- als auch der Indochina-Krieg sind ja nicht so gut in Erinnerung geblieben, weil sie vor der großen Zeit der Fernsehreportagen stattfanden. Der Vietnam-Krieg hat es da einfacher, da wurde der Krieg schon in Farbe in die Wohnzimmer übertragen, dabei forderte der Korea-Krieg vergleichbar hohe Opferzahlen wie der Krieg in Vietnam.
Die Bewertung der Schlacht von Dien Bien Phu ist nicht gar so einfach. Die Franzosen wussten um ihre Unterlegenheit im Dschungelkrieg und wollten eine offene Feldschlacht provozieren, bei der sie ihre überlegene Artillerie und Luftwaffe ausspielen konnten. So etwas war eineinhalb Jahre zuvor in der Schlacht von Na San auch erfolgreich gelungen. Entscheidend für den Ausgang der Schlacht in Dien Bien Phu war die von den Vietnamesen mühevoll herbeigeschaffte und gut positionierte schwere Artillerie. Damit hatten die Franzosen wohl doch nicht gerechnet. Der französische Artillerie-Chef hat sich nach dieser Ertkenntnis mit einer Handgranate umgebracht.
Klar ist aber auch, dass es ab 1949 militärische Unterstützung aus China gab, sonst hätten es die Vietnamesen nicht geschafft. Bemerkenswert auch die Tatsache, dass Ho Chi Minh ähnlich wie Osama bin Laden zunächst von den Amerikanern gefördert wurde …
Nicht zu vergessen auch die zwei filmischen Meisterwerke des Dien Bien Phu – Veteranen Pierre Schœndœrffer ‚La 317e section‘ (1965) und ‚Diên Biên Phú‘ (1992).
In Dien Bien Phu fielen auch viele Deutsche:
Nach dem II. Weltkrieg gingen ~ 30.000 deutsche Soldaten, – meist Angehörige der Waffen-SS
mehr oder weniger „freiwillig“ zur Fremdenlegion. Es waren die Legionäre und die Paras, die bis zuletzt kämpften.
In meiner Küche hängt noch ein, an mich adressierter Ersttagsbrief (DDR):
Zwei Frauen mit Reishut und einem Wasserbüffel.
Unbesiegbares Vietnam!
Mein Onkel , selbst Flüchtlingskind aus Schlesien , verpflichtete sich nach Streitereien mit meinem Großvater, Anfang der 50 iger zur Fremdenlegion , mußte für 6 Jahre erst nach Algerien und dann nach Indochina und war einer der ganz wenigen , der ca 250 Mann seiner Einheit , der dies überlebte….incl Briefe voller Angst und Schrecken , mußte er doch tagtäglich ansehen , wie seine Kameraden abgeschlachtet , erdolcht , erschossen wurde als 18 bis 24 jähriger…
Er überlebte , kam nach Deutschland zurück . Und blieb sein Leben lang ein Freund des Alkohols , Albträume plagten ihn bis ins hohe Alter….
Aber so manche Superhirne meinen ja noch immer , wir müssten wieder kriegstüchtig werden…
Wenn ,dann aber höchstens , um unsere Kinder in den Strassen vor eingeschleusten Messerstechern und Vergewaltigern zu schützen….
Noch etwas dazu.
1949 sendeten die friedliebenden Franzosen
ein Expeditionschor von 100.000 Mann nach
Indochina.
Das Heer bestand aus sehr vielen Deutschen,
die in der Legion dienten.
4 Jahre nach Kriegsende will Frankreich einen
Teil seines ehemaligen Kolonialreich wieder
zurück haben???
Das ist größenwahnsinnig.
+++++
Und dann wenn man eins auf die Mütze kriegt,
zieht man sich zurück und überlässt die
Drecksarbeit den Amerikanern.
Ich sage Pfui Daibel.
Franzosen waren immer schon kriegsgeil!!!
In diesem jahr wurde der 50 Jahrestag (30. April 1975) zur Befreiung Vietnams von US-amerikanischen Imperialisten gefeiert. Ende des Vietrnamkrieges (vietnamesisch Chiến tranh Việt Nam).
Wie mehrere Ex-CIA-Agenten, die Bücher darüber geschrieben haben, bereits oft in ihren Büchern erwähnten: Zzum Schluss hin, vor allem unter dem US Präsidenten
Lyndon B. Johnson war es kein US-Krieg gegegen die Kommunisten, sondern ein US-Vernichtungskrieg gegen die vietnamesische Zivilbevölkerung!
Das war auch einer der Hauptgründe dafür, warum damals in den USA innerhalb der eigenen US-Bevölkerung der Widerstand gegen diesen schrecklichen US-Angriffskrieg so extrem groß war!
Wann werden die Amis endlich Reparationen an die Vietnamesen zahlen ???
Ja, da wurde Geschichte gemacht. Und wo gehobelt wird, da fallen Späne. Einen solchen Span hatte ich als Onkel. Ich selbst hatte ihn nur als von Alkohol ausgezehrtes Wrack kennengelernt, als dem gelegentlich ein bemerkenswert scharfer und kluger Geist hervorblitzte, und das eines Tages tot in seinem Bett aufgefunden wurde. Vieles über ihn habe ich erst viel später erfahren:
Als Heranwachsender Schöngeist durch die Flucht aus Schlesien und die dabei erlebten Grausamkeiten entwurzelt, fand er keine Heimat im zerstörten Westdeutschland und ist in einem törichten Entschluss, wie der wohl nur für Jugendliche nachvollziehbar ist, in die Fremdenlegion eingetreten, um die Welt kennen zu lernen, sobald er das Mindestalter dazu hatte. Er lernte sie kennen – in Form vieler Verwundungen in Algerien und eines Bajonettstichs durch die Lunge bei Dien Bien Phu, der ihm fast den Rest gegeben hätte und von dem er sich nie wieder richtig erholte.
Nun auch körperlich gebrochen, kam er irgendwann wieder zurück wo er, bei meinen Großeltern lebend noch gute 10 Jahre mit seinem gescheiterten Leben hadern konnte. Geblieben sind von ihm einige Ölbilder, aus denen ein zweifellos vorhandes, aber nie gefördertes Talent hervorblitzte.
Schwer zu sagen, wie sein Leben gelaufen wäre, wenn man es ihn einfach hätte leben lassen. Wenn es keine Politiker gegeben hätte, die ihre Visionen, wie glückliches Leben auszusehen hat, mit aller Gewalt durchkämpfen und selbst noch die Menschen am anderen Ende der Welt bevormunden wollen. Und für die die Menschen, um die es ihnen angeblich geht, nichts weiter sind als Späne. Abfall, der unter der Werkbank liegt. Und ein Blick dorthin ist bedrückend, aber dort ist es, wo sich unser Leben abspielt.
Wir haben wieder eine Politik und Politiker, die sich anmaßen, die Menschen als bloßes Mittel für ihre Visionen und Missionen der Weltverbesserung zu missbrauchen. Viel konnte mir mein Onkel nicht mitgeben, aber um mir zu erklären, was davon zu halten ist, musste er nichts sagen.
So weit mein kleiner Nachruf an meinen vergessenen Onkel. Dien Bien Phu ist weit weg und lange her, aber doch nahe und lebendig und hat mich durchaus auch ein wenig geprägt.
Prinzipien im freien Fall: Wie der Westen die internationale Ordnung untergräbt
Der Westen wirft alle Regeln des Völkerrechts, basierend auf der UN-Charta, über Bord und steuert ins Chaos. Im Ukraine-Krieg und im Nahen Osten zeigt sich eine gefährliche Doppelmoral: Während bei einigen Ländern hart durchgegriffen wird, ignorieren westliche Akteure eigene Verstöße. Was bedeutet das für eine „wertebasierte“ Politik, wenn Recht und Moral beliebig ausgelegt werden?
https://www.nachdenkseiten.de/?p=135064
Vielen Dank für die Zeitzeugenberichte aus zweiter Hand, die zeigen welche Spuren so ein Kampfgeschehen bei den Beteiligten und ihren Familien hinterlässt.
Mit weniger als 100 000 beteiligten Soldaten war die Schlacht nicht so riesig. Man verlgeiche das mit den großen Schlachten des 1. und 2. Weltkriegs an denen weit über eine Million Soldaten beteiligt waren.
Und in der Tat fällt der politischen Elite nicht bessers ein als wieder gegen Russland zu Felde zu ziehen. Schlimm genug ist es, wenn es nur um die Plünderung von Steuer-Billionen mittels Waffeb-Käufen geht. Aber auch Schlimmeres steht zu befürchten.