Das Schicksal der Verschickungskinder in Deutschland

Das Schicksal der Verschickungskinder in Deutschland

Schlafsaal in einem Kinderheim der frühen 1950er Jahre (Foto:Bundesarchiv/Wikicommons)

Auch die Geschichte der Bundesrepublik hat ihre dunklen Kapitel. Eines davon ist das Los der Verschickungskinder (oder auch Kurkinder). Seit ich mich erstmals damit beschäftigte, wuchs in mir das Misstrauen in die Bundesrepublik ihrer vermeintlich “unschuldigen”, idyllischen ersten Jahrzehnte.

Von der Endphase des Kaiserreiches bis noch in die 1980er und sogar 1990er Jahre wurden Kinder – vom Kleinkindalter bis zu Pubertierenden – in beiden deutschen Staaten  zuhauf in so genannte “Kinderheilanstalten” oder auf “Kinderkuren” geschickt. Im Westdeutschland der 1960er Jahre gab es fast 1.000 solcher Kinderheilanstalten, viele davon betrieben von den Kirchen, dem Staat oder privaten Geschäftemachern. Die Berichte der Betroffenen ähneln sich – und ich habe inzwischen viele Hunderte gelesen und gehört: Auf Anweisung von Amts- und Kinderärzten, Jugendämtern und Vormündern wurde teilweise jedes fünfte Kind eines deutschen Jahrgangs irgendwann einmal im Laufe seiner Kindheit in die “Kur” geschickt. Das hieß: Die Kinder wurden oftmals für sechs oder mehr Wochen von ihren Eltern getrennt. Häufige Ziele dieser Einweisungen war die Korrektur von Essstörungen (also oftmals Gewichtszunahme, zuweilen auch Gewichtsabnahme), aber auch die Heilung von Asthma und anderen Atembeschwerden.

Prügel bei geringsten Verstößen

Viele wurden an den großen Hauptbahnhöfen von ihren Eltern getrennt, wo es – oft in Sonderzügen – in Richtung der Kurorte ging, die naturgemäß oft an der Küste oder in den Mittelgebirge lagen. Die jüngsten Kinder waren zwei, drei, vier, fünf Jahre alt; viele konnten noch nicht einmal lesen und schreiben. In diesen Kinderheilanstalten herrschte über Jahrzehnte – und das teilweise noch bis in die späten 70er Jahre – ein sehr kalter-rauer, militaristisch-lieblos geprägter Umgang vor. Die Kinder schliefen in Massenschlafsälen in Gruppen von einem bis zu mehreren Dutzend, und waren dort nach Alter und Geschlecht streng getrennt. Der Alltag in den Kinderheilanstalten folgte einem straffen Zeitplan: Reden und Lachen war vielfach verboten, kleinste Verstöße wurden häufig mit Prügel geahndet. Zwangsfixierungen waren an der Tagesordnung.

Das servierte Essen musste stets vollständig verzehrt werden. Wer das nicht schaffte, musste im Speisessaal bleiben, bis der Teller leer war. Die Speisen unterschieden sich häufig von der Kost der Elternhäuser; sie wird überwiegend als sehr eintönig bis eklig, oftmals sogar schlecht und verdorben beschrieben.
Wenn ein Kind erbrach, musste es teilweise das eigene Erbrochene essen. Der Toilettengang erfolgte zu festen Zeiten. Oft durften die Kinder noch nicht einmal die Kabinentür schließen und erfolgte die Notdurft in direkter Anwesenheit der “Tanten” und “Onkel”, wie sich die Aufseher selbst nannten. Nachts waren die Schlafsäle vielerorts abgeschlossen und es war kein Toilettengang möglich; teilweise konnte die Notdurft auf einem Nachttopf verrichtet werden. Wer ins Bett machte, musste oft stunden- und tagelang in dem Schmutz weiterschlafen – in Extremfällen bis zum Ende des Aufenthaltes. Bettnässer wurden vor der ganzen Gruppe beschimpft und bloßgestellt (was ihren nächtlichen Blasendruck naturgemäß noch verstärkte).

Rechtlose Kinder

Bei Erkrankungen wurde fast nie ein Arzt gerufen. Es gibt Berichte von Einschließungen in dunklen (Keller-)Räumen – und, weniger verwunderlich, leider auch von sexuellen Übergriffen. Strenge Mittagsruhe war verpflichtend. Wer in der vorgegebenen Ruhezeit mit geöffneten Augen erwischt wurde, erhielt vielfach Schläge und andere Sanktionen. Auch katholische Ordensschwestern und evangelische Diakonissinnen schreckten vor körperlicher Gewalt nicht zurück. Die mit Sicherheit schlimmsten Skandale waren Medikamentenversuche und Gruppenvergewaltigungen durch männliches Pflegepersonal, wie beispielsweise in einer Einrichtung in Bad Reichenhall im Jahre 1967 geschehen.

Bei meiner Beschäftigung mit diesem Thema haben sich mir einige besonders heftige Beispiele eingeprägt: Ein Mädchen, das die Magen-Darm-Grippe bekam und sich übergab, wurde von einer Schwester beschimpft und musste – schwerkrank und geschwächt – ihre “Sauerei” wieder in Ordnung bringen. Unter den Jungen gab es häufig Gewalt von Älteren an Jüngeren; 1969 kamen in einer Jugendheilanstalt sogar drei Jungen zu Tode. Ein Opfer wurde dabei nachweislich von anderen Jugendlichen zu Tode geprügelt. In einem Kurheim ging nachts der Hausmeister durch die Schlafsäle und zog den Mädchen die Unterhosen aus – mit der fadenscheinigen Begründung, er müsse schauen, ob die Mädchen uriniert hätten. Die kleinen Kinder waren vollkommen rechtlos.

Wie war so etwas möglich?

Besuch durften die Insassen nicht empfangen. Die Postkarten, die die Kinder zusammen mit den Schwestern schrieben, wurden zensiert, teilweise wurde den Kindern auch diktiert, was sie zu schreiben hätten. Erhielten die Kinder – zum Beispiel zu ihren Geburtstagen – Pakete von ihren Eltern, wurde der Inhalt an die ganze Gruppe verteilt (sofern die Post überhaupt bei den Kindern ankam). Wanderungen und Ausflüge waren selten; die Kinder sollten ja zumeist zunehmen und nicht abnehmen. Einige Kinder, die an die Küste fuhren und sich auf das Meer freuten, bekamen dieses nur auf der Fährüberfahrt zu Gesicht.

Vereinzelt gibt es auch Berichte über positive Erinnerungen an diese Kinderheilanstalten. Die meisten Betroffenen berichten jedoch, dass in diesen Anstalten ihre Kindheit faktisch geendet habe. Wer sich heute mit den Berichten der ehemaligen Verschickungskinder beschäftigt, wird auf unbeschreibliche menschliche Abgründe stoßen. Die Frage, die sich stellt, lautet: Wie konnte es soweit kommen? Wie war so etwas möglich? Ohne die damaligen Zustände rechtfertigen zu wollen, muss natürlich zunächst eingeräumt werden, dass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und auch noch in der Nachkriegszeit die Kinder- und Jugendpsychologie in den Kinderschuhen steckte und in den Einrichtungen moderne Therapieansätze gänzlich fehlten. Entsprechen war auch das Personal in keiner Weise qualifiziert für einen bedürfnisgerechten Umgang mit den Kindern.

Keine wirksamen Kontrollen

Viele Eltern waren damals froh, wenn ihre Kinder eine Zeit lang – auf Kosten der Krankenkassen und der Fürsorge – in Obhut waren. Als fatal erwies sich hierbei, dass viele Eltern aufgrund des damals noch verinnerlichten Obrigkeitsgehorsames nicht wagten, die Maßnahmen von unangefochtenen Autoritäten wie Ärzten oder Amtspersonen in Frage oder Abrede zu stellen. Die Kinder selbst schwiegen vielfach – und denen, die doch den Mund aufmachten, wurde selten Glauben geschenkt. Die wenigen Eltern, die gegen diese Zustände aufbegehrten, wenn ihre Kinder offensichtlich misshandelt und traumatisiert aus den Kuren zurückkamen, stießen ebenfalls zumeist auf taube Ohren bei Gerichten und Ämter.

Das Versagen der Aufsichtsbehörden war eklatant; die Jugendämter kontrollierten nur sehr selten und wenn, dann nach vorheriger Anmeldung. Vom Personal der Einrichtungen selbst war keine Hilfe zu erwarten. Die Hierarchie unter den Schwestern und Mitarbeitern war äußerst straff und streng. Befehlsverweigerung und “Illoyalität” wurden sanktioniert. Die Schweigespirale wirkte unter Tätern und Opfer lange nach. Erst seit wenigen Jahren melden sich immer mehr Verschickungskinder öffentlich zu Wort.

Schandfleck der gesamtdeutschen Geschichte

Nur zögerlich und sehr vereinzelt begann der westdeutsche Staat ab etwa 1969 mit der Schließung der ersten Kinderheilanstalten. Doch noch bis in die 1980er Jahre, vereinzelt sogar in die frühen 1990er Jahre hinein wurden kleine Kinder oft mutterseelenallein auf eine Reise in Anstalten geschickt, in denen es wenig bis überhaupt nichts Liebevolles gab. Nicht von ungefähr bezeichneten Nachbarn ehemaliger Kinderheilanstalten die Insassen dort als “kleine Sträflinge”. Das Phänomen verschwand mit dem Aufkommen der Mutter-Kind-Kuren in Westdeutschland ab 1983 recht schnell, in den neuen Bundesländern in den Jahren nach der Wende. Erst später, durch Sensibilisieung der Öffentlichkeit und Medienberichte, wurde das Problem klar benannt und immer mehr Opfer meldeten sich zu Wort.

Die strukturelle Gewalt, die Generationen von deutschen Heim- und Kurkindern angetan wurde, bleibt jedoch ein Schandfleck in der Geschichte beider deutscher Staaten. Ich finde die Vorstellung nach wie vor verstörend, dass kleine Kinder noch vor wenigen Jahrzehnten über Wochen und Monate – unter dem Deckmantel der Gesundheitsfürsorge – gewaltsam ihren Familien entrissen und in Drill gefangen gehalten wurden.

20 Antworten

  1. Ich kann die Aussagen im Artikel absolut NICHT bestätigen. Ich selbst war wegen Nervosität für mehrere Wochen in Lubmin an der Ostsee, habe mich sehr wohl gefühlt und denke gerne an die schöne Zeit zurück. Das Essen war absolut in Ordnung, viel im Wald, direkt an der Ostsee Donnerkeile sammeln, viel Freunde, Wanderungen. Sehr gutes Programm.
    Natürlich Schlafsäle und keine klimatisierten Einzelzimmer mit Zimmerbar. Schulersatzuntericht. Nette Betreuer.
    Also- ich hab das genossen.

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    1. Hier stimme ich zu. Ich war mindestens viermal auf Norderney. Die Diakonissen waren sehr liebenswürdig und haben sich um uns gekümmert. Die Eltern wollten ihre Kinder auch nicht abschieben. Vor allem die Kinder aus dem Ruhrgebiet hatten Asthma, kein Wunder bei der Luftverschmutzung in den 60igern. Zudem kamen viele Kinder aus Flüchtlingsfamilien (richtige Flüchtlinge aus den Ostgebieten) und damit aus beengten Wohnverhältnissen. Wie gesagt: 60iger. Mit dem „Drama“ Verschickungskinder wird eine neue Schadensersatzindustrie generiert. Auch soll der Gedanke der staatlichen Fürsorge diffamiert werden. Heute unvorstellbar: der Staat schickt Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen auf eine Kur. Natürlich gab es auch Heulsusen. Wir anderen hatten in den Schlafsälen unseren Spaß.

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    2. Nee, in der ach so undemokratischen „Deutschen Demokratischen Republik“ war das nicht üblich, aber dafür gab es hinreichende Indoktrination, nett gesungen zu Gitarrenklängen, und das unverhohlene Aushorchen der Kinder, um festzustellen, ob die Eltern auch gute Sozialisten und stramme genossen waren.
      Das war letztlich eine Gehirnfolter.

    3. Als 11jaehrige war ich zur 4 Wochen zur Kur in einem Kinderheim in BW, weil meine Eltern meinten das wuerde mir gut tun.
      Mir hat es sehr gefallen, gutes Essen , viel Basteln, Malen, Werkeln, Theater spielen, Spaziergsenge, so wie Schwimmbadbesuche.
      Das einzige was mich langweilte war die einstuendige Mittagsruhe. Es wurde mir jedoch erlaubt, ein Buch mit zunehmen ( und ich war damals begeisterter Karl May Leser) oder ich tagtraeumte vor mich hin.
      Die vielen Suessigkeiten und Paeckchen, die meine Eltern schickten, verteilte ich an die 13 witern Kinder meiner Gruppe.
      Mit einer jungen Erzieherin, die ich sehr gerne mochte, der ich vertraute ,mit der ich ueber alles reden konnte, besser aks mit meinen Eltern, nahm ich wieder regelmaessigen Kontakt auf als ich so 14 Jahre wurde und gerne und viel Briefe schrieb. Dieser Kontakt hielt fast 40 weitere Jahre mit gegenseitigen Besuchen, regelmaessigen Telefonaten, entwickelte sich zu einer tiefen Freundschaft, bis leider sie an Krebs verstarb, sie fehlt mis sehr

  2. Die Frage, ob die Deutschen wirklich ein geläutertes Volk und das „gute Gewissen“ dieser Welt sind, stellt sich mir schon lange..!

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  3. Ich kann das Geschriebene leider aus eigener leidvoller Erfahrung bestätigen: Mit sechs Jahren wurde ich 1978 nach St. Peter Ording ins ‚Haus in der Sonne‘ verschickt. Die Eltern etlicher Kinder aus dem Wohnviertel, die alle beim selben Hausarzt waren, hatten beschlossen, ihre Blagen mal für einen Sommer los zu werden – und der Hausarzt lieferte willkürlich die erforderlichen Diagnosen für den Kostenträger: Da hatten kerngesunde plötzlich Kinder angeblich ‚Asthma‘, Heuschnupfen oder waren auf einmal zu dick oder zu dünn. Ich hatte das Pech trotz totalem Normalgewich plötzlich als ‚Übergewichtig‘ abgestempelt zu weden und erlebte die folgenden sechs Wochen die Hölle: Bei der Ankunft wurde unser Gepäck gefilzt, sämtliche Comic-Bücher (z.B. Disneys Lustige Taschenbücher) wurden als ‚Schundliteratur‘ konfiziert. Die massiv übergewichtige, brutale Köchin im ‚Haus in der Sonne‘ prügelte wahllos auf alles und jeden ein, der sich in ihrer Nähe bewegte, wir ‚Fetties‘ bekamen nur Knäckebrot morgens und abends und mittags ekelig stinkenden, unpanierten Fisch mit Wassersoße und einem Esslöffel verkochten Reis. Immerhin mussten wir nicht aufessen! Ich erinnere mich, dass wir vor Hunger wie die Kühe den Sauerampfer aus der Wiese gefressen haben! Die zum Zunehmen Verurteilten bekamen die Teller mit ekeligem Fraß (meist Kartoffeln mit fetter Soße) so vollgeschaufelt, dass es beinahe unmöglich war, alles aufzuessen. Die Praxis, dass Erbrochenes wieder gegessen werden musste, habe ich selber gesehen! Einmal die Woche mussten wir Postkarten nach Hause schreiben und erzählen, wie toll und schön es in St. Peter Ording doch sei und wie gut es uns angeblich gehen würde. Die ‚Tanten‘ kontrollierten genau, was wir schrieben oder malten! Da haben sich Dramen abgespielt, die man sich nicht vorstellen möchte! Und ständig setzte es Schläge! Als ich wieder heimkam fing ich an, alles in mich hinein zu stopfen aus Angst, wieder nichts mehr zu essen zu bekommen. Dadurch wurde ich dann wirklich fett – und später süchtig. Inzwischen habe ich unzählige Entgiftungen und Entzüge hinter mir, mehrere Langzeittherapien und kämpfe immer noch mit meinem Gewicht. Danke dafür meine lieben Eltern, Dr. B. (der Hausarzt) und natürlich Frau Pilgram (die ‚Heim‘-Leiterin jenes Kinder-KZs). Die Tochter einer Nachbarin und ehemalige Klassenkameradin von mir, die mit mir zum Zunehmen dort war, hat sich wenige Jahre später, nachdem auch Sie drogenabhängig wurde, das Leben genommen. Sie war bestimmt nicht die Einzige!

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    1. Selbst für mich als Leser ist entsetzlich, was Sie da schildern! Ähnliches habe ich nur einmal gelesen, als es um ein Heim für Schwererziehbare ging, in dem die Jungs von ihren „Betreuern“ regelmäßig sadistisch verprügelt wurden.
      Zumindest als Sie wieder zu Hause waren und alles wahllos in sich hineinstopften, hätte Ihren Eltern (und dem Arzt) doch dämmern müssen, daß da irgendetwas nicht so gelaufen ist wie beabsichtigt!?

      Denke ich allerdings an meine Großeltern mütterlicherseits und an meine extrem rigide Mutter, gehe ich davon aus, daß Elemente dessen, was Sie in diesem entsetzlichen Kurheim erlebten, fester Bestandteil der Erziehung früherer Generationen war, und daß das Personal sadistisch an den ihnen anvertrauten Kindern auslebte, was es selber in der Kindheit erfahren hatte.

      Daß sich der Umgang mit Kindern ab den 60er oder 70er-Jahren – auch beeinflußt durch die 68er-Bewegung – radikal geändert hat, ist mit das Beste, was damals entstand.

      Alles Gute für Sie!

      1. „… Daß sich der Umgang mit Kindern ab den 60er oder 70er-Jahren – auch beeinflußt durch die 68er-Bewegung – radikal geändert hat, ist mit das Beste, was damals entstand. …“
        Dem muss ich leider widersprechen: Pädophilie war einer der Grundlagen der Veränderungen, die von den Grünlingen hervorgebracht wurde. Bei den Grünlingen besteht heute noch der Wunsch, Sex mit Kindern gesetzlich als rechtens zu verankern.

  4. Ich kann das auch leider nur bestätigen. Meine Schwester ist als kleines Kind wegen chronischer Bronchitis zu einer Kur auf die Insel Borkum geschickt worden. Als sie nach 5 Wochen zurückkam, ist aus dem liebenswürdigen, niedlichen Mädchen ein störrisches, gestörtes Kind geworden, das bis heute dies Last zu tragen hat. Wir haben nie erfahren, was in dieser Kinder-Kurklinik vorgefallen ist, nur so viel, dass einer der Ärzte Aussagen nach zum medizinischen Personal in einem KZ gehört hat.

  5. wieso. Ich war als Ossi Kind drei Wochen im Ferienlager an der Ostsee. Ich habe mich schon ein Jahr vorher drauf gefreut.

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  6. Kann dies absolut nicht bestätigen. War als Vierjähriger das erste Mal in Jugoslawien zur Kur wegen schweren Asthma dann nochmal mit 14. Zwischendurch dann einmal Zypern und viel Aufenthalte in DDR Einrichtungen. Habe nur positive Erinnerungen daran wenn ich mich als heute 57 jähriger daran erinnere! Vielleicht traft das auf BRD Kinder zu. Das mit der Obrigkeithörigkeit ist ja heute noch viel schlimmer siehe das Verhalten bei Corona!

    1. Das war die DDR. Aber es gab auch andere Heime in der DDR, die für behinderte Kinder und Jugendliche. Hier als Eigenbericht nachzulesen:
      Dezemberfahrt : autobiographischer Roman / Mattias Vernaldi (Verfasser). – Bamberg : Palette-Verl., 1995. – 219 Seiten.
      Matthias Vernaldi, Rollstuhlfahrer, berichtet unter anderem über seinen von den DDR-Behörden im Bezirk Erfurt (DDR) angeordnete Beschulung in der Behindertenschule in Gotha.
      https://www.literaturland-thueringen.de/personen/15760/
      Außerdem:
      Die Hölle von Ückermünde (in mehreren Teilen),
      siehe https://www.youtube.com/watch?v=ajh3r2GvfF4

      https://www.youtube.com/watch?v=qKJE1RL4x0U

      In Mecklenburg-Vorpommern wurden während der DDR-Zeit mehrere solcher katastrophaler Heime betrieben.

  7. Auch ich habe dieses Trauma erlebt, 1965 in Schwäbisch Hall, bei evangelischen Diakonissen. Ich war 7, meine Schwester 5. Der Auftrag meiner Eltern: ich sollte auf meine kleine Schwester aufpassen! Völlige Überforderung! Ich erinnere mich trotz der traumatischen Situation an nur wenig (verdächtig!), aber ich weiß noch, dass ich ständig Angst hatte. Es gab Schläge, wenn man mittags nicht „wirklich“ schlief!,- Toilettengänge am Abend oder in der Nacht waren verboten. Post an die Eltern wurde kontrolliert. Das eklige Essen musste restlos aufgegessen werden,- selbst wenn man bis spät Abends noch allein am Tisch saß. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich will nicht wissen, was dort – auch mit meiner kleinen Schwester!- geschehen ist,- mein Etinnerungsvermögen blockiert an dieser Stelle…

  8. Ich war in den 60ern in einem Heim in Freudenstadt und habe mich dort sehr wohl gefühlt. Ich bekam Anerkennung von den Betreuern und durfte in der Küche helfen, weil ich zu den älteren Kindern gehörte. Habe viel gelernt und wäre gerne länger geblieben. Was Sie beschreiben kann ich nicht bestätigen.

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  9. In der Tat ein sehr interessantes Thema, das aber wohl noch intensiverer Forschung bedarf. Denn es gab wohl viele unterschiedliche Formen der Verschickung und dementsprechend auch unterschiedliche Erfahrungen. Meine Mutter, Jahrgang 1946, wurde in den 1950er-Jahren von West-Berlin in den Schwarzwald geschickt, nicht in ein Kinderheim, sondern zu einer Bauernfamilie. Für sie war es wie Urlaub auf dem Bauernhof. Einen Urlaub hätte sich ihre Familie gar nicht leisten können. Sie erzählt heute noch einige Anekdoten von damals und denkt gerne an diese Wochen zurück, die ihr etwas Abwechslung vom Alltag verschafft haben. Traurig, dass andere so schlimme Erfahrungen machen mussten.

  10. Ich war mit 9 auf Borkum. Hatte eine sehr fürsorgliche Betreuerin, von den geschilderten Ekligkeiten keine Spur. Trotzdem habe ich abgenommen. War wohl nix für sensible Naturen.
    Der Autor hat wohl nur eine Negativauswahl zu hören bekommen.

  11. In der DDR waren die sogenannten Kinderferienlager sehr beliebt. Die Kinder wurden stets freundlich behandelt, waren doch die Erzieher oft Berufskollegen der Eltern . Es gab zwar keine Bananen, aber dafür Äpfel und Birnen aus dem regionalen Anbau. Die meisten Kinder freuten sich das ganze Jahr auf diese schöne Zeit. Sicherlich hatte auch einmal ein Kind die ersten Tage Heimweh, aber das gab sich meist schnell. Von politischer Einflußnahme kann ich auch nichts berichten, aber vielleicht waren die Lieder, welche wir sangen, für die heutige Zeit nicht woke genug.

  12. Icvh bin nie ein Fan des ostdeutschen Regimes gewesen, unter dem ich 34 Jahre zu leben hatte. Aber als Asthamatiker in einem Industriegebiet lebend, war eine Kinderheilkur tatsächlich eine Erholung. So war ich als Kind an der Ostsee, in Thüringen und auch in der Hohen Tatra (Slowakei). Über die Betreuung hatte ich nie zu klagen. Ich erinnere mich noch gut an den betreuenden Arzt in Strbske Pleso (Hohe Tatra) , der den Betreuerinnen nahe gelegt hat, tüchtig für Bewegung zu sorgen, so dass wir am Abend richtig müde sind und in der Nacht keinen Unfug anstellen (Besuche in anderen Zimmern machen).

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