Der gärige Haufen gärt mal wieder: Dirk Spaniel verlässt die AfD

Der gärige Haufen gärt mal wieder: Dirk Spaniel verlässt die AfD

Dr. Dirk Spaniel bei einer seiner letzten Reden als AfD-Abgeordneter Ende September (Foto:Imago)

Gestern erklärte der Stuttgarter AfD-Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel – für Außenstehende überraschend – seinen Austritt aus Partei und Fraktion. Hintergrund war offenbar eine seit langem schwelende interne Auseinandersetzung, die dazu führte, dass ihm ein Listenplatz in Baden-Württemberg für die nächste Bundestagswahl vorenthalten wurde. Für die Mainstream-Medien ist der Vorgang wieder ein gefundenes Fressen, um sich über das vermeintliche Chaos in der AfD zu mokieren; tatsächlich müsste ihnen Spaniels Rückzug ihnen vielmehr abermals die Absurdität ihrer ansonsten ständig wiederholten Behauptung vor Augen führen, die AfD sei eine “undemokratische” oder gar „faschistische“ Partei: In Wahrheit ist sie auch im fast zwölften Jahr nach ihrer Gründung nach wie vor der vom ehemaligen Vorsitzenden Alexander Gauland beschriebene „gärige Haufen“ aus oftmals bis zur Schmerzgrenze renitenten Individualisten, die ihre Überzeugungen nicht einer Parteilinie unterordnen, so wie es bei den anderen Parteien üblich ist.

In der AfD gibt es nach wie vor keinen Fraktionszwang, die Landesverbände kochen oft ihr eigenes Süppchen. Ein größerer Gegensatz zu einer „faschistischen“ oder auch linken Kaderpartei, wo alles pyramidenförmig organisiert ist, ist kaum vorstellbar. Der Mangel an interner Disziplin ist sogar ein ausgesprochenes Problem der AfD, das es bei den Kartellparteien nicht gibt, die seit Jahrzehnten darauf gedrillt sind, sich opportunistisch der jeweiligen Führung unterzuordnen und nur noch aus rückgratlosen Postenjägern bestehen. Anders als bei der Alternativen: Wenn es dann zu Animositäten kommt, ist die Zündschnur eben deutlich kürzer, bis es zum Ausbruch kommt, als bei der Konkurrenz. Die vergleichsweise häufigen Austritte haben auch ihr Positives, zeigen sie doch, dass sich in der AfD eben weitaus öfter als im Kartellparteienblock politische Seiteneinsteiger engagieren, die kein Problem damit haben, ebenso schnell die Bühne wieder zu verlassen, wie sie sie betreten haben – weil sie eben keine Apparatschiks und Berufspolitiker sind, sondern auch außerhalb der Politik eine Existenzgrundlage aufgebaut haben und sich nicht verbiegen müssen. Dies mag eine Unterordnung unter eine notwendige Disziplin und die Bereitschaft, gegenüber auch unbequemen Mehrheitsentscheidungen zurückzustehen, oftmals erschweren und vermissen lassen – doch eigentlich entspricht es genau dem ursprünglich vorgesehenen dynamischen und zweckorientierten Verständnis von Politik als Dienst am Gemeinwohl statt als Pfründesicherung und Alimentierungsgrundlage.

Mögliche Überreaktion

Wie immer man Spaniels (mögliche Über-)Reaktion auf den parteiinterne Zwist in seinem baden-württembergischen AfD-Landesverband interpretieren will: Als hochqualifizierter Entwicklungsingenier mit früheren Spitzenpositionen unter anderem bei Daimler braucht Spaniel jedenfalls weder die Partei noch die Politik zur Daseinsvorsorge. Er ist bereits der sechste AfD-Abgeordnete, der aus der Bundestagsfraktion ausscheidet, die damit von 82 auf 76 Mitglieder schrumpft. Bei allen anderen Parteien wäre so etwas völlig undenkbar. Niemand würde dort auf eine gutdotierte Position verzichten und sich damit des Zugangs zu den Fleischtöpfen des Parteienstaates berauben. Man mag das gutheißen oder als unprofessionell, egoistisch und kontraproduktiv bezeichnen, aber in einer noch immer sehr jungen Partei in ihrer zweiten Legislatur muss man wohl mit so etwas leben. Auch wenn es für die politische Mitwirkung Einbuße bedeutet: Spaniels Rückzug führt nun dazu, dass die AfD einen Sitz im Gesundheitsausschuss verliert und sich ihre Redezeit im Parlament verkürzt.

Wie solchen Entwicklungen künftig besser vorzubeugen ist, stellt fraglos eine Herausforderung für die Parteispitze dar und ist ein parteiinternes Problem. Wesentlicher ist die öffentliche Rezeption: Die Medien merken gar nicht mehr, wie sehr sie sich mit ihrer ständigen Anti-AfD-Propaganda widersprechen – eben weil es, nochmals, definitiv keine andere Partei gibt, deren Abgeordnete weniger auf Posten angewiesen sind, da sie in aller Regel eine Ausbildung, ein abgeschlossenes Studium und Berufe haben, in die sie. jederzeit zurückkehren können. Nicht auf die Politik zur Bestreitung seines Lebensunterhalts angewiesen zu sein, ist eine zentrale Voraussetzung für die Unabhängigkeit von Politikern und damit für eine funktionierende Demokratie. Bei den Kartellparteien ist dies längst nicht mehr gegeben, weshalb eher sie – und gerade nicht die AfD – zur Gefahr für die Restdemokratie in diesem Land werden.

18 Antworten

  1. eben ein echter Cocker Spaniel , kläfft herum, läßt vieles fallen und pinkelt in jede Ecke – kein Verlust für die AFD -vermutlich war er ein U-Boot des Evil Country um die Partei zu diskreditieren, sowas läßt sich das Evil Country (USA) schon was kosten

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  2. Ist sehr bedauerlich und Verlust von Kompetenz, obwohl Spaniel den Eindruck eines Querulanten machte. Aber daß auch Christina Baum (heute gute Rede zum Krankenhaussterben nach Lauterbach-Gesetz) keinen Listenplatze mehr bekam und die Weidel-Freunde, zu denen auch der dubiose Fronmaier ohne Ausbildungsnachweis gehört, dort einen kompletten Durchmarsch machten, ist sehr bedenklich.

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    1. ist es ! Ich hoffe ja für die vielen Weidel Fäns, das sie nicht eines Tages die Merkel macht
      und alles „weglistet“ was ihr nicht in den Kram passt ?!

    2. Interessant zum innerparteilichen Zustand/Seelenleben sind die Ausführungen von Thomas Röper, auch aufgrund von parteiinternen Quellen aus der Parteimitte. Das Weidel-Lager vs. das Höcke-Lager. Er hält Weidel für ein getarntes U-Boot analog Wagenknecht.

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  3. Ich hab das sehr bedauert, da ich Herrn Dirk spaniel persönlich kennen gelernt und seine statements toll und fundiert fand.

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  4. @Dirk Spaniel verlässt die AfD
    sein gutes Recht – die Umstände sagen in meinen Augen als Pack aus Dunkeldeutschland allerdings auch aus, das es ihm mehr um Karrierevorstellungen als um Politik ging , und die Art und Weise stellt mir die Frage, ob er nicht ein U-Boot der Blockpartei oder des WEF ist, das entweder die AFD zum Licht der Interessen der USA führen oder vernichten soll, ein Schläfer, der jetzt aktiviert wurde.

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  5. Spaniels Abgang als beleidigte Leberwurst ist natürlich unprofessionell aber es zeigt mal wieder was einige Kritiker vor ihm bereits moniert hatten. Schreckschraube Weidel intrigiert/mobbt in Merkelmanier alles weg und hat ja ihr Ziel Kanzlerkandidatur auch mittlerweile erreicht.

    Interessant auch die Ausführungen der ehemaligen Nummer 3 der AfD, Hansjörg Müller zu diesem Thema: Weidel sei ein Deep State U-Boot und eingeschleust worden um den Politikwechsel in Fall einer AfD-Regierungsbeteiligung zu sabotieren (Meloni lässt grüßen).

    Nicht nur vor diesem Hintergrund sehr bedauerlich, daß der Rekordsieger aus Thüringen aller Voraussicht nach nicht als Kanzlerkandidat 2025 ins Rennen gehen wird – seine Strahlkraft könnte für die entscheidenden Prozente sorgen…

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  6. Wenn er mit der Entscheidung glücklich ist , kann man ihm nur noch eine gute Zukunft wünschen….
    Niemand ist Unersetzbar.

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  7. Gute Analyse dieser Partei und gleichzeitig des Systems der Altparteien. Dieser Staat krankt an den Parteisystemen und sollte reformiert werden.

  8. Afd das ist eine kebendige demokratische Partei und hier könnten sich die gesamt linken Altparteien auch ne Scheibe abschneiden denn es ist gelebte offene Demokratie in dieser Partei. Es ist das Gegenteil zu den Altparteien deren obere Anführer Befehle zum befolgen aussprechen und die ihre Mitglieder auf „Linientreue“ausrichten!
    Ich nenne dies einfach Zwang und eben nicht Demokratie!Die woken Staatsmedien beissen sich durch diese Berichterstattung schon wieder selbst in den Hintern aber um dies zu realisieren da reicht es einfach von der Substanz her nicht aus denn schlicht bleibt eben schlicht. Diese Berichterstattung fährt nen Goggo und macht nen Stern vorn dran das ist das Niveau!

  9. Das ist der Witz für eine „Demokratie“ schlechthin, wie man immer wieder sehen kann:

    Ein Parlament, das eine Regierung kontrollieren soll;
    eine Regierung, die aus der Mehrheit der Partei-Angehörigen und zumindest zur Hälfte aus Partei-Listen-abhängigen Abgeordneten besteht und
    einem Fraktionszwang, mit dem sich die herrschende Regierung jeglicher Kritik an ihrer Politik standardmäßig – ganz der Normalfall – entziehen kann!
    Anwesenheit im Parlament durch ganz wenige Abgeordnete und die meisten auch nur mehr körperlich, um die Machtverhältnisse widerzuspiegeln.
    Ggf. ein bisschen Untersuchungsausschüsse, wenn’s mal gar „zu dicke“ kam, in denen die gewohnten „parlamentarischen“ Machtverhältnisse gleichwohl „greifen“ – oder die ganz seltenen Ausnahmen mit der „Freigabe zur Gewissensentscheidung“ sind für Denkende nicht mehr als das beschämende Feigenblatt einer „Demokratie“. Einer Demokratie, in den das Volk zwar wählen darf, aber in der Sache schon dank Koalitionsgemurkse nach Wahlen gar nichts mehr zu bestimmen hat.

    Sieht der Kampf um die glänzende Versorgung hinter den Kulissen bei den anderen Parteien anders aus?

  10. Mag ja alles stimmen, zeigt dem unschlüssigen Bürger allerdings nur das die AfD ein nicht geordneter Sauhaufen ist. So kommt es zumindest an.

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  11. Der Mangel an interner Disziplin ist sogar ein ausgesprochenes Problem der AfD, das es bei den Kartellparteien nicht gibt, die seit Jahrzehnten darauf gedrillt sind, sich opportunistisch der jeweiligen Führung unterzuordnen und nur noch aus rückgratlosen Postenjägern bestehen.

    Da ist schon was dran.Da ist zum Beispiel der Black-Rock Spezi.Als die Merkel Kanzlerin wurde,sind die CDUler auf die Kniee gefallen vor Erfurcht.Dann hat die Merkel den großen Vorsitzenden einen tritt gegeben der bis zum Amiblack-Rock reichte.Die Merkel dankte ab und der Geschasste ehemalige kam sah und siegte da er der beste unter schlechten war.Jetzt will er (Black-Rock Fan ) Kanzler werden.Das Verstehe wer will aber das ist nicht das Klügste

  12. Er sagte ausdrücklich und extra das er die AFD in BW meint.Aber warum ist er dann aus der ganzen Partei ausgetreten?Das macht keinen Sinn.In ieder Partei gibts Leute mit denen man nicht klar kommt etc.

  13. Will die Systempartei die Werteunion von H.-G. Maaßen etwa mit der Partei „Bündnis Deutschland “ fusionieren?

    Vor der Bundestagswahl
    Kommt die Fusion? Was Werteunion und Bündnis Deutschland planen
    Klein aber oho? Mit einem gewagten Plan wollen die beiden Parteien Bündnis Deutschland und Werteunion frischen Wind in die Politik bringen. Wie realistisch sind ihre Ziele?
    https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2024/kommt-die-parteienfusion-was-werteunion-und-buendnis-deutschland-planen/

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