Freitag, 29. März 2024
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Deutschland, deine Experten: Inflation ist ein Problem der falschen Preisschilder

Deutschland, deine Experten: Inflation ist ein Problem der falschen Preisschilder

Solche “Experten” braucht das Land: Höfgen (r.) in einem seiner Beiträge für “Jung & naiv” (Screenshot:Youtube)

Über den beschränkten ökonomischen Horizont und erbarmungswürdige Sachverstandsdefizite in der deutschen Politik braucht man sich nicht weiter zu wundern, wenn man sich einmal näher damit beschäftigt, welche “Koniferen” in diesem Land als Regierungs- und Parlamentsberater in Erscheinung treten. Eine dieser Leuchten ist der Ökonom Maurice Höfgen, der unter anderem für die Wirtschaftsberatung hochrangiger Politiker zuständig ist und der seine beeindruckende Weisheit vergangene Woche in einem Tweet zum besten gab, in dem er eine Erklärung dafür lieferte, was “Inflation” eigentlich ist:

(Screenshot:Twitter)

Mit dieser Definition, die Eingang in die Wirtschaftsgeschichte finden dürfte, bewegt sich Höfgen etwa auf dem geistigen Niveau des WDR-Kinderwissenschaftsmagazins „Quarks“. Man würde sie im Kontext von Meldungen vermuten, dass es unbegrenzt viele Geschlechter gibt oder Zitronenfalter so heißen, weil sie nun mal Zitronen falten –  eher nicht jedoch von einem Ökonomen, der sich auf seiner Webseite rühmt, „wissenschaftlicher Mitarbeiter für Finanzpolitik im Bundestag“ zu sein. Zu Zeiten Ludwig Erhards hätten derartige Aussagen vermutlich noch die Einweisung in eine Psychiatrie, zumindest aber die Aberkennung akademischer Grade nach sich gezogen; heute fallen derartige unterkomplex-peinliche Äußerungen schon gar niemandem mehr auf.

Unter den wenigen sachkundigen Twitter-Kommentatoren stieß seine bizarre Erklärung des Begriffs “Inflation” jedenfalls auf wenig Zustimmung: „Also wenn ich mich jetzt aktiv entscheide, die Preisschilder einfach ungefragt zurückzutauschen, dann ist die Inflation gestoppt, ja?“, fragte ein User. „Endlich ein Starökonom, der erkannt hat, wer an der Inflation schuld ist. Alle Firmen weltweit tauschen die Preisschilder aktiv aus. Diese Monster!!!!!!!! Da hilft nur Geld drucken“, kommentierte ein anderer. „Genau. Die Unternehmen machen die Inflation. Alle sprechen sich ab und hängen neue Preisschilder mit höheren Preisen raus, obwohl die Menschen sich das gar nicht leisten können. Gesamtwirtschaftliche Nachfrage > Gesamtwirtschaftliches Angebt spielt natürlich keine Rolle“, hieß es weiter.

Anhänger von MMT und kruden Wirtschaftsthesen

Tatsächlich ist Höfgen nicht nur Verfechter einer linken Ökonomie irgendwo zwischen Staatsmerkantilismus und Kommandowirtschaft, die freies Unternehmertum und Wachstum eher als Ursachen denn als Antwort auf soziale Verwerfungen sieht (solche Lehren finden gerne den Zuspruch wirtschafts- und praxisferner universitärer Theoretikerblasen). Er tritt auch noch als Vertreter eines etatistischen Zeitgeistes auf, der ihm heutzutage Starqualitäten verleiht. Er ist zudem bekennender Anhänger und Propagandist der „Modern Monetary Theory“ (MMT), einer reichlich unausgegorenen Neuauflage von Ideen des staatsinterventionistischen Ökonomen John Maynard Keynes (1883 – 1946), die sich, wenig verwunderlich, vor allem im äußersten linken Flügel der US-Demokraten größter Beliebtheit erfreuen. In Deutschland hingegen wird sie sogar von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung als „polemische Politik für Zeiten der Depression ohne ökonomisches Fundament“ kritisiert. Der Investment-Experte John Mauldin meint gar, die MMT sei ein „ökonomisch unkundiger Wahnsinn.“

Mit solchen Ideen also geht Höfgen öffentlich hausieren – unter anderem auch im sich offen zum Sozialismus bekennenden “Jacobin-Magazin”. In seinen Büchern und sonstigen Publikationen – unter anderem steuert er für die Seite des regierungsnahen Kanals “Jung & naiv” ein periodisches “Wirtschaftsbriefing” bei – räumt Höfgen gerne mit diversen „Mythen“ auf und tadelt, „dass wir den politischen Handlungsspielraum des Staates chronisch unterschätzen ― auf Kosten des Gemeinwohls“, und das auch noch in Zeiten von „Klimakrise, Pandemie, Ungleichheit, politischem Rechtsruck.“ Daher also weht der Wind.

Der Staat hat immer Geld

Und die Bekämpfung dieser angeblichen Probleme scheitert für Höfgen “leider zumeist an der Frage: ‘Wie sollen wir das bezahlen?‘“ Für Linke ist das in der Tat eine völlig sinnlose Frage, da der Staat ja bekanntlich immer Geld hat und sich gegebenenfalls durch immer neue Steuerhöhungen oder gleich Enteignungen, ständig Nachschub sichern kann. Inflation ist nur eine Folge maßloser Preispolitik der Firmen, Geld entsteht, indem man es druckt und Gerechtigkeit kommt aus der Gießkanne.

Die Welt kann so simpel sein, wenn man die passende Brille trägt… und Höfgen jedenfalls ist natürlich gerne bereit, mit „verbreiteten Irrtümern zur Funktionsweise des Geldsystems und ökonomischen Zusammenhängen“ aufzuräumen und Wege für „progressive Reformen für eine Zukunft in Prosperität und Nachhaltigkeit im Sinne des Gemeinwohls“ aufzuzeigen. Danke! Denn wenn man in diesem Land an irgendetwas nicht zweifelt, dann wohl an der Leistungsfähigkeit des Staates! Bleibt nur zu hoffen, dass Höfgen keinen allzu großen Einfluss im Bundestag ausübt. Andererseits: in Zeiten, in denen ein Kinderbuchautor Bundeswirtschaftsminister wird und eine Ex-Trampolinspringerin, Plagiatorin und “biographische Mogelpackung” zur Außenministerin avanciert – und das auch noch in der schlimmsten Krise seit Bestehen der Bundesrepublik -, mag es darauf aber auch nicht mehr ankommen.

13 Antworten

  1. Ich kann nur hoffen, dass der Höfgen-Tweet ein Fake ist. Aber in Deutschland ist mittlerweile alles möglich, siehe die grünen Hohlbirnen in der Regierung.

  2. Jaja, Herr Sommer auf Baerbocks Spuren. Koniferen sind Nadelhölzer.

    Was Sie meinen, sind Koryphäen.

    Baerbock und Kobolt / Kobalt lassen grüssen.

    1. Jaja, Sie Intelligenz-Bestie! Warum wohl hat der Autor ‘Koniferen’ in Anführungsstriche gesetzt?

    2. Man sollte vielleicht auch zwischen den Zeilen lesen können und auch merken, wenn etwas entsprechend geschrieben wird! Dann schauen sie sich doch die Aussagen von diesem Höfen mal an, dann wissen Sie warum der Auto (Koniferen ) geschrieben hat!!

  3. Eigene kognitive Verzerrungen erkennen, kann nicht durch Ausbildung oder Intelligenz erreicht werden. Menschliche Entwicklung (Individuation) findet durch die Bewältigung von Konflikten statt. Wenn der Wissenschaftler ausschließlich Ideologien folgt, kann er noch nicht seine Konformität erkennen. Ob er jemals einen weiteren Entwicklungsschritt durch einen passenden Konflikt erreicht, ist offen.

  4. Echauffieren, Demos, Diplomatie, etc. was hat es gebracht?
    Nichts !
    Da muss was ganz anderes, viel härters, effektiveres kommen,
    damit Volksgegner zum denken angehalten werden.
    Prognostiziere einen sehr heißen Herbst und Winter, wenn wir
    wegen Stümperei wegen Energie/Strommangel frieren müssen und
    für das Auto kein Benzin zur Verfügung steht.
    Dann möchte ich nicht i.d. Haut von Multi-Dilettanten stecken.

  5. die Inflation kommt einerseits durch die gigantisch aufgeblähte Geldmenge, und zum anderen Spekulantengetrieben. Nämlich diejenigen, die an Waren-/Rohstoffterminbörsen Weizen, Gas, Aluminium usw. mit Terminkontrakten handeln, aber selbst nicht als Käufer oder Verkäufer der Ware/der Rohstoffe fungieren, sondern allein des spekulieren willens. Da wird ein vielfaches von dem gehandelt, was real überhaupt verfügbar ist. Es kommt aber natürlich im Wertewesten niemand auf die Idee, das abzustellen. Wird auch kaum thematisiert in den “Qualitätsmedien” (bei Plusminus neulich mal 5 Minuten).

    Obendrauf kommen Luftsteuer (CO2-Steuer) und Verluste-Sozialisieren-Dekrete der sog. “Bundesregierung” (“hohe Preise helfen Energie sparen” /Gasumlage).

    Alles zum k**zen.

  6. “Inflation heißt, Firmen setzen Preise hoch” Diese Aussage ist OK, wenn man unterstellt das sie die Wahrnehmung eines IDIOTEN widerspiegelt. Zum Mitschreiben für den MInderleister: Inflation ist wenn GELD SEINEN WERT VERLIERT.

    1. “Inflation ist wenn GELD SEINEN WERT VERLIERT.”

      Das geschieht aber nur, weil es Zinsen gibt.
      Seit es die erste Münze gab, verliert Geld seinen Wert.

    2. Die kürzeste (und beste) Definition von INFLATION, die ich bisher gelesen habe: “Inflation ist wenn GELD SEINEN WERT VERLIERT.” Vielen Dank!