Die Alchemie des Data-Mining

Die Alchemie des Data-Mining

Die fröhliche Wissenschaft: Forschen ohne irgendeinen realen Nutzen (Symbolbild:Imago)

Datenbanken sollen dank Künstlicher Intelligenz zu den Goldminen der Zukunft werden – egal wie unbrauchbar die Rohdaten sind. Wie einst Alchemisten auf der Suche nach dem Stein der Weisen glauben Wissenschaftler mit Schürfrechten in Datenbanken, sich die Kleinarbeit in der analogen Realität ersparen zu können. Verfeuerten Alchemisten mit ihrem leeren Versprechen, Gold zu machen, das Geld ihrer Mäzene, produzieren Wissenschaftler heute auf unsere Kosten Seifenblasen von Pseudoerkenntnissen.

Aktuell will man das gehypte Mode-Spurenelement Lithium als Schutz gegen Krebs aufbauschen. Amerikanische Forscher plünderten dafür eine Datenbank von Personen mit über 250.000 elektronischen Gesundheitsakten und die Geodaten von 4.700 Entnahmestellen für Trinkwasser in den Vereinigten Staaten. Der Lithiumgehalt des Trinkwassers wird dabei den erfassten Krebserkrankungen zugeordnet. Wenn Krebs dort öfter auftritt, wo sich weniger Lithium im Trinkwasser befindet, will man daraus ernsthaft ableiten, dass ernsthaft eine geringere Zufuhr von Lithium ein Krebsrisikofaktor sei.

Voreingenommene Forscher

Natürlich hätte man zahlreiche andere Spurenelemente oder auch die Konzentration von Giftstoffen im Trinkwasser mit der Häufigkeit neuer Krebserkrankungen in Beziehung setzen können, und sehr wahrscheinlich hätte dies zahlreiche weitere Korrelationen zutage gefördert. Hat man aber nicht. Für Giftstoffe wären diese Korrelationen ja wenigstens plausibel gewesen. Aber Giftstoffe werden selten gemessen, um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen. Dementsprechend fehlen diese Werte in den Ergebnissen der Analyselabors.

Schon die Auswahl des Spurenelements für eine Korrelation lässt erkennen, dass die Forscher voreingenommen sind. Lithium ist nun einmal seit einiger Zeit das “Mode-Spurenelement”, von dem man – nach Meinung der Mangel-Gurus – gar nicht genug haben kann. Allerdings wurde nicht der tatsächliche Gehalt von Lithium an den Wasserhähnen gemessen, sondern Bestimmungen von unaufbereitetem Grundwasser in benachbarten Regionen mittels der Kriging-Methode interpoliert. Ein Treppenwitz, dass diese Messwertschätzung aus dem südafrikanischen Goldbergbau stammt…

Müder Ersatz für fehlende Laborwerte

Aber wer will ernsthaft annehmen, dass Unterschiede des nur in minimalen Mengen im Trinkwasser vorhandenen Lithiums die Aufnahme des Metalls der Menschen widerspiegeln? In Zeiten, in denen der größte Teil des Trinkwassers für Reinigungszwecke verwendet, aber immer weniger getrunken wird, spielt Leitungswasser für die Flüssigkeitszufuhr eine untergeordnete Rolle. Die Masse der Getränke und Nahrungsmittel besteht – gerade in den USA – aus industriell hergestellten Produkten, die landesweit oder international von immer weniger Herstellern geliefert werden. Nur bei regionaler Nahrungsproduktion käme Substanzen im Leitungswasser Aussagekraft für eine Minderversorgung oder chronische Vergiftung zu. Deswegen sind ja auch die Jodmangel-Regionen Geschichte.

Es handelt sich um den klassischen Fehlschluss aus einem sogenannten Surrogatparameter, also einer Messgröße, die als Ersatz für den eigentlich erforderlichen Messwert herangezogen wird. Um eine Mangelsituation festzustellen, müsste man den Lithium-Spiegel individuell bei jedem Studienteilnehmer erheben. Eine Bestimmung im Trinkwasser der Region dient nur als müder Ersatz für fehlende Laborwerte. Notwendig wäre zumindest eine enge Korrelation zwischen Lithium im Trinkwasser und den Blutwerten der Personen im Versorgungsbereich gewesen. Das wurde aber verabsäumt.

Korrelation ist nicht Kausalität

Das Vorgehen ist damit so, als würde man aus der Höhe des Wasserverbrauchs in einem Haushalt auf die Trinkmenge der Personen zurückschließen. Leider sind derartige Praktiken in der Medizin seit Jahrzehnten verbreitet: eine Absenkung von Cholesterin- oder Blutdruckwerten gelten als Erfolgskriterien für Medikamente, die eigentlich daran zu messen wären, ob tatsächlich Herzinfarkte oder Schlaganfälle zurückgehen.

Aber selbst wenn eine Korrelation von weniger Lithium und mehr Krebs zutreffen würde, besagt dies natürlich überhaupt nichts über einen kausalen Zusammenhang. Eine Korrelation ist bekanntlich keine Kausalität. So hat man jahrelang fälschlicherweise Kaffeetrinken mit Herzinfarkten und Schlaganfällen in Verbindung gebracht, ohne zu berücksichtigen, dass die Kaffetrinker in den Studien auch Raucher waren. Ein ursächlicher Zusammenhang müsste erst durch weitere Korrelationen wahrscheinlich gemacht werden. Um im Bild zu bleiben: Die Autoren haben lediglich Katzengold produziert.

“Erkenntnisse” von Junk-Studien

Die einzige Erkenntnis, die man aus einer derartigen Junk-Studie gewinnen kann, ist die, dass der gesundheitliche Nutzen von Lithium herbeifabuliert ist. Ansonsten könnte man darauf verzichten, eine Fake-Korrelation als „Beweis“ für eine Schutzwirkung von Lithium anzuführen. Sehr wahrscheinlich käme man einer höheren Krebshäufigkeit in der Osthälfte der USA eher auf die Spur, wenn man stärkere Zivilisationseinflüsse durch mehr Städte, einen höheren Medikamentenkonsum oder die Rate der modRNA-Injektionen ausgewertet hätte…


Dr. med. Gerd Reuther ist Radiologe, Medizinaufklärer und Medizinhistoriker. Er hat neun Bücher veröffentlicht, darunter die Bestseller „Der betrogene Patient“, „Die Kunst, möglichst lange zu leben“ und „Hauptsache krank?“.

4 Antworten

  1. @eine Absenkung von Cholesterin- oder Blutdruckwerten gelten als Erfolgskriterien für Medikamente
    na ja – Scharlatane in Monopol-Systemen eben ! Würde man sie bei erwiesenen Fehlgriffen exekutieren wie früher die Wahrsager und Leser von Vogelgedärmen, würde das die Vorhersagequalität erheblich steigern.

    In Wirklichkeit wird dabei nur die gewünschte Politik mit scheinwissenschaftlichen Begründungen versorgt !
    Während man Ansätze zur Wahrheit wie den Ermittlungsbericht zu Spahns Maskenskandal ganz totalitär zur Verschlusssache erklärt für die nächsten 100 Jahre.

    Nun ja – was für die Amerikaner taugt, kann auch für die deutschen Dieber nicht verkehrt sein :
    „Wir wissen, das unser Desimformationaprogramm komplett ist, wenn alles, woran die amerikanische Öffentlichkeit glaubt falsch ist!“
    ehemaliger CIA-Direktor William Casey (1913-1987), Februar 1981 im White House

    Ja – und wie hat es der Soziologie-Professor Dr. Heinz Bude an der Universität Kassel erklärt ( sinngemäß ): die Politik muss ein Modell finden, „um Folgebereitschaft herzustellen“, das „so ein bisschen wissenschaftsähnlich ist“
    Und muss man dann nicht hinterrücks ganz furchtbare Dinge wie Angstkommunikation, also sozialpsychologische Dinge benutzen, um solche Arten von Folgebereitschaften zur Veränderung von individuellem Verhalten vorzunehmen?“

    Für mich klingt das wie Psycho-Terrorismus !

    1. Avatar-Foto Bude als Werbefachmann für die "C"-Giftstoffe, mit denen Millionen Menschen ins elende Verrecken gebracht wurden sagt:

      In Sachen „C“ hatte sich „Professor“ Bude wie ein Psychoterrorist gebärdet. Leider ist bisher nicht ermittelt worden, wie viele Menschen Bude hierdurch eingeschüchtert hatte und wie viele Menschen sich durch Budes hysterisches öffentliches Herumdrohen genötigt sahen, sich die Giftspritzen geben zu lassen.
      Frage: Ist Bude „gegen“ „C“ gen-gespritzt worden?

  2. Meine reale Beobachtung ohne KI ist das, Menschen mit niedrigem IQ länger leben als Intelligente.
    Woran mag das wohl liegen. Machen die sich weniger Gedanken über die irrsinnige Politik und haben damit weniger Stress? Die Trottel. Nur jetzt mit der neuen Gesundheitspolitik wird sich das wohl umkehren. Trottel lassen sich eher wegspritzen.

  3. Egal ob Medizin oder Sonstwas: „Folge der Spur des Geldes“ bzw. wer hat de wirklichen Nutzen?

Beiträge via Mail erhalten

[jetpack_subscription_form show_subscribers_total="false" button_on_newline="false" custom_font_size="16px" custom_border_radius="0" custom_border_weight="1" custom_padding="5" custom_spacing="0" submit_button_classes="" email_field_classes="" show_only_email_and_button="true" success_message="Sehr schön! Es wurde gerade eine E-Mail versandt, um dein Abonnement zu bestätigen. Bitte öffne diese E-Mail jetzt und klicke auf „Folgen bestätigen“, um dein Abonnement zu starten."]