Die feindliche Übernahme der Alten und Neuen Welt

Die feindliche Übernahme der Alten und Neuen Welt

Columbus erobert die Neue Welt (historisierende Darstellung): Giergetriebener Expansionsdrang (Repro:Imago)

In ihrem neu erschienenen Buch “Die Eroberung der Alten und Neuen Welt – Mythen und Fakten” schlagen der Medizinhistoriker Gerd Reuther und die Historikerin Renate Reuther einen Bogen von der Eroberung Europas durch Skandinavier vor 1.000 Jahren über den Kolonialismus der Europäer bis hin zu der eigenen feindlichen Übernahme durch globalistische Organisationen, die sich aktuell vollzieht. Zwingend war dabei keine dieser Expansionen; schon zum Aufbruch der Europäer zu neuen Ufern im 15. Jahrhundert gab es Alternativen. Handel und Austausch gediehen auch zuvor schon, Produkte aus dem Mittleren und Fernen Osten waren schon lange über Landwege und über kürzere Schiffspassagen in Europa importiert worden – allerdings nicht zu den Preisen, die die europäischen Abnehmer anstrebten. Man war der Meinung, die Lieferanten verdienten zu viel und man selbst zu wenig.

Es war daher vor allem die Gier nach Reichtum und Machtausweitung, die die europäischen Eliten aufs Meer trieb und für die sie bereit waren, hohe Risiken einzugehen. Und natürlich waren die europäischen Herrscherhäuser notorisch verschuldet. Der Handlungsdruck rechtfertigte alle Unwägbarkeiten. Neugier und Forscherdrang waren jedenfalls nachrangig; warum hätten wohl sonst Landadelige ohne nautische Erfahrung das Kommando auf portugiesischen Schiffen geführt, mit denen die europäische Expansion zu neuen Ufern begann?

Kolonialer Raubzug der Portugiesen

Schon der spanische Name des auf Entdeckungstour entsandten Christoph Kolumbus, Cristóbal Colón (wörtlich „christusbringender Neubesiedler“) war Programm. Zufall oder Kunstname? Der koloniale Raubzug der Portugiesen lief zu seiner aktiven Zeit bereits seit mehreren Jahrzehnten. Mit der Erfahrung der Wikinger/Normannen im Rücken hatten sie die besten Seekarten. Für alle Beteiligten, auch für den Papst, war der Planet damals längst eine Kugel und das Risiko bestand nicht darin, am Ende des Ozeans über eine Abrisskante der bekannten Welt ins Bodenlose zu stürzen, sondern in der ungewissen Reisedauer bis Indien.

Die Handelsrouten aus dem Fernen Osten waren nach dem Zusammenbruch des mongolischen Imperiums mit der Abschottung Chinas unter der Ming-Dynastie Geschichte. Die Osmanen hatten spätestens 1453 mit der Eroberung Konstantinopels alle Landwege blockiert. Handelsgüter konnten nur über den Mamluken-Clan in Kairo zu Monopolpreisen bezogen werden. Nicht alleine Gewürze und Seide gingen dem Klerus und der weltlichen Oberschicht ab oder kosteten immense Summen. Es fehlte den Kuttenträgern an den essentiellen Drogen: Opium und Weihrauch. Beides war für die Geschäfte der Geistlichkeit unentbehrlich. Ohne das Opiummonopol der Priester waren die Eigentumsübertragungen sterbender Besitzer schwerer durchzusetzen. Der Weihrauch förderte die Akzeptanz und Spendenbereitschaft des Volkes.

Kollektive Versklavung

Die Kirche setzte auf eine doppelte Strategie für einen direkten Import aus Südasien. Eine Ostroute um das Kap der Guten Hoffnung nach Indien unter Federführung der Portugiesen. Die spekulativere Westroute nach Indien sollte unter der Schirmherrschaft der spanischen Krone oberitalienischen Investoren vorbehalten bleiben. Colóns Herkunft aus Genua war kein Zufall. Man musste das Risiko eingehen, die Erkundung mit dem wenig erfahrenen Kapitän zu wagen, der sein nautisches Wissen von den Portugiesen abgeschaut hatte. Ab dem 15. Jahrhundert bestieg ein buntes Menschengemisch mit Musketen, Kanonen und Missionaren Schiffe, um das eigene Schicksal der kollektiven Versklavung anderen angedeihen zu lassen.

Kanonen und unverfrorenes Auftreten waren der Schlüssel zum Erfolg. Die Rechnung ging sich für die Europäer nur bei gnadenloser Ausbeutung der anderen aus. Das war das Erbe der skandinavischen Hasardeure, die als Ritter zum europäischen Adel aufgestiegen waren, und einer Kirche, die sich auf ein angebliches Weltreich der Römer berief. Den Freifahrtschein lieferte der biblische Aufruf, sich die Erde untertan zu machen. Die damit verbundenen Menschenverluste nahm man bewusst in Kauf. Schon um die Kontrolle über die Überzahl der Untertanen auf dem eigenen Kontinent nicht zu verlieren.

Nicht-Europäer mit geringerem Eroberungsdrang

Wie wäre es wohl gegangen, wenn die Europäer kein Land reklamiert hätten, das ihnen nicht gehörte, keine Menschen umgebracht hätten, die ihnen nichts getan hatten, und keine Kulturen zerstört hätten, deren Errungenschaften sie nicht zuwege gebracht hatten? Natürlich werden wir dies nie mehr erfahren. Das gedeihliche Miteinander von Christen, Muslimen und Juden in Spanien und Sizilien lässt allerdings erahnen, was in einer Symbiose der Kulturen für uns möglich gewesen wäre. Aber wer, wie die Europäer, in einem perfiden Pakt gewalttätiger Schwerthelden und Geistlicher einige Jahrhunderte vor der kolonialen Expansion seine Freiheit und alle Rechte verloren hatte, von dem war wohl als Eroberer kein Miteinander zu erwarten.

Es sollte auch zu denken geben, dass es nicht überliefert ist, dass – abgesehen von den Wikingern und Normannen – nie fremde Segel mit Besitzansprüchen vor den europäischen Küsten gesichtet wurden. Menschen anderer Kontinente, abgesehen von der islamischen Expansion, scheinen einen geringeren Eroberungsdrang verspürt und die Risiken gegenüber dem potentiellen Nutzen neuer Handelsbeziehungen anders kalkuliert zu haben. Die interkontinentale Seefahrt war ein kostspieliges und waghalsiges Unterfangen. Cristobál Colón verlor auf seinen vier Entdeckungsfahrten neun Schiffe. Bei den Portugiesen erreichten im Laufe der Jahrzehnte bis zu 80 Prozent der Schiffe ihren Heimathafen nicht mehr. Noch drastischer war der Personenzoll: Der „Schwund“ an Matrosen durch Schiffbrüche, Überfälle und Krankheiten (vor allem Skorbut) betrug 30 bis 50 Prozent. Das chinesische Kaiserhaus hatte bereits 1435 die Seeexpeditionen seiner Schatzflotte wegen der enormen Kosten trotz der Erträge eingestellt.


Dr. med. Gerd Reuther, Autor und Universitätsdozent in Wien, ist der meistgelesene Medizinaufklärer und Medizinhistoriker im deutschsprachigen Raum. Dr. phil. Renate Reuther ist Historikerin. Nach einer vom Kopf auf die Füße gestellten Seuchengeschichte („Hauptsache Panik“) und einem Essayband („Wer schweigt, hat schon verloren“) ist “Die Eroberung der Alten und Neuen Welt – Mythen und Fakten“ ihr dritter gemeinsamer Beitrag zu einem vorurteilsfreien Denken. Außerdem erschienen von ihnen „Hauptsache krank?“ und „Letzte Tage“.

 

6 Antworten

  1. Das räuberischste Volk waren und sind die Briten! Freibeuter der Meere haben sie ihre Raubmörder, wie Francis Drake genannt, die alles, was vor den Bug kam, überfallen, ausgeraubt und ausgerottet haben, damit sie ihre Flotte bezahlen konnten, mit der sie über die Welt verteilt alles überfallen, unterjocht und ausgeblutet, versklavt haben.
    “Imperium, über dem die Sonne nicht untergeht”, wurde und wird das verniedlichend genannt, oder Commonwealth.
    Einziges Problem, das sie irgendwann bekamen, war der Fakt, daß diverse Hintergrundeliten den Wert der großen Atlantikinsel über dem Teich erkannten, nämlich, daß man von dort noch besser die Weltherrschaft erreichen konnte, weil man selber kaum noch angreifbar war und sich heute noch wähnt.
    Da mußten dann die Briten hinter den Interessen der COL zurückstehen…
    Und auf dem Kontinent standen halt die Deutschen im Wege, den Kontinent komplett zu kontrollieren.

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  2. Die feindliche Übernahme des Volkes beginnt auch mit
    der Wahlauszählung, deren Bestechung, etc.

    https://youtu.be/hbZCsYWKOMY

    Vermietertagebuch – Alexander Raue – 06.09.2024

    Campact hat 25.000€ Bestechungsgelder pro Person gezahlt!
    Der Wahlskandal in Sachsen wird immer grösser und jetzt ist auch noch massive Bestechung aufgeflogen! Das linke Organisation hat 25.000€ Bestechungsgeld pro Person gezahlt, um die AfD zu verhindern! Das wird der grösste Wahl-Skandal, den unser Land je gesehen hat!“

    Pfui und nochmals pfui !

  3. …”Das gedeihliche Miteinander von Christen, Muslimen und Juden in Spanien und Sizilien lässt allerdings erahnen, was in einer Symbiose der Kulturen für uns möglich gewesen wäre.”….

    Das Märchen vom ,glücklichen Al Andalus’ und der
    Symbiose der 3 Kulturen und Religionen ist wohl unter linken bzw. ,gutmenschlichen Autoren’ unausrottbar.
    Die Wirlkichkeit sah natürlich völlig anders aus. Christen und Juden durften zwar als ,Dhimmies’ unter dem Islam weiterleben, aber auch nur, wenn sie in der Lage waren, die saftige Religionsstrafsteuer, die Dschiziya (und andere Strafsteuern) ,in demütiger Haltung’ zu entrichten.
    Ansonsten drohte ihnen der Tod ,durch das Schwert des Islam’ oder die Versklavung.

    Zur Vermehrung der Ein- und Ansichten empfehle ich den Autoren: ‘Al Andalus, wo Blut und Honig flossen!’

    ,Nicht-Europäer mit geringerem Europerungsdrang!’

    Ist genau so ein Schwachsinn. Wie war das nochmal mit dem arabischen Weltreich von den Grenzen Chinas bis hin zum Atlantik?! Allein die Eroberung Indiens durch die Araber hat mehr als 80 Millionen Tote gefordert – der grösste Genozid in der Weltgeschichte!

    Und was war mit den Reichen der Inkas und der Atzteken in Süd- und Mesoamerika?

    Hier wird Gechichte nach Gutsherrenart vermittelt, nachdem Motto ,Der weisse Mann ist das Übel dieser Welt!
    Peinlich, Peinlich!

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  4. DIe Byzantiner führten beispielweise viele Jahrhunderte Kriege gegen die Araber um die Araber daran zu hindern in EUropa einzudringen und EUropa zu islamisieren.
    Wir haben es den Griechen (Byzantiner) zu verdanken, die sehr viele Angriffe und imperialistische Überfälle der Muslime auf Europa abgewehrt hatten.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Arab%E2%80%93Byzantine_wars

    Beim Sklavenhandel lernten Christen von den Muslimen
    http://www.welt.de/kultur/article6974349/Beim-Sklavenhandel-lernten-Christen-von-Muslimen.html

    Arabische Sklavenhändler entvölkerten Afrika
    https://www.welt.de/welt_print/kultur/article6982110/Als-muslimische-Sklavenjaeger-Afrika-entvoelkerten.html

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  5. Das gedeihliche Miteinander von Christen, Muslimen und Juden in Spanien und Sizilien lässt allerdings erahnen, was in einer Symbiose der Kulturen für uns möglich gewesen wäre.
    Das ist doch wohl Satire!
    Schon lange nicht mehr solchen bullshit gelesen!

  6. “Es sollte auch zu denken geben, dass es nicht überliefert ist, dass – abgesehen von den Wikingern und Normannen – nie fremde Segel mit Besitzansprüchen vor den europäischen Küsten gesichtet wurden.”
    Griechenland ist also nicht Europa?
    Ich meine mich da so an gewisse persische Flotten erinnern zu können…
    Über die lustigen mohamedanischen Sklavenhändler und Piraten, die das gesamte Mittelmeer unsicher machten, reden wir auch wieder mal nicht?
    kurier.at/wissen/geschichte/hunderttausende-weisse-sklaven-als-afrika-das-mittelmeer-beherrschte/402094255
    Die Idee, dass andere Völker aus lauter Menschenfreundlichkeit auf Eroberungen verzichtet hätten ist völlig absurd: es fehlten einfach nur die Möglichkeiten. Kolonialer Massenmord mit Einbaum ist schwierig – auch wenn man gerne würde.