Mama hat mit ihrem Jungen telefoniert. Spät am Abend klingelte mein Telefon, und nachdem die obligatorischen Fragen nach dem allgemeinen Befinden zufriedenstellend beantwortet waren, wurde erörtert, ob man den in Dresden freigebaggerten Sprengsatz neben der Carolabrücke nun besser entschärfen oder seiner ursprünglichen Bestimmung zuführen sollte. Bloß kein Risiko eingehen!, haben wir als Stadtbürger übereinstimmend festgestellt. Dann ging‘s aber gleich um die neuesten Massenentlassungen: Die der Tatortreiniger auf Facebook nämlich. Was mich kurz stutzen ließ. Erfährt die Mama doch von meinen digitalisierten Gedankenspielen in den sozialen Netzwerken zumeist nur, wenn ihr irgendein Jugendfreund irgendwo beim Spazieren in der Stadt anerkennend auf die Schulter haut. Ich muss dann immer gleich selbstkritisch überlegen, mit welchem Faktor solche Komplimente mitten in der Nazihauptstadt abgemindert werden müssen. Die Erklärung war aber diesmal einfach. Offenbar stammte die Insider-Information aus der – von mir lediglich noch aus forensischer Perspektive wahrgenommenen – “Tagesschau”. Nun wurde mir als behütungsbedürftigem Sohn der Abzug der versammelten stationierten “Correctiv”-Truppen diesmal nicht allein als besorgniserregende Warnung ans Herz gelegt, sondern zugleich mit einer überraschenden Rückversicherungsfrage kombiniert. Was ich denn von der ganzen Sache hielte? Da musste ich gaaaanz tief Luft holen. Wie erklärt man’s seiner Mutter?
Um es gleich zu sagen: Man erklärt es gar nicht. Jedenfalls nicht gleich und gleich gar nicht am Telefon. Für den Unterricht in Politik als Zweitsprache, für immerhin schon mal Interessierte, müsste ich mir erst ein Konzept zurechtlegen. Wahrscheinlich würde ich eines für Frauen und eines für Männer vorbereiten. Für Frauen würde ich das wahrscheinlich mehr so romantisch-märchenhaft anlegen. Was nämlich Frauen im gläsernen Sarg angeht, muss man vor dem Kuss der Erweckung zweifellos erstmal die zwingend zugehörigen, nonverbalen Dornenhecken beseitigen. Ich stelle mir also folgendes vor. Einen übermannshohen schwarzen Strauch, von dem ich weiß, dass nahezu alle Frauen von ihm wissen. Eine Hecke! Ein düsteres Gewächs mit stachligen Zweigen, an dessen Enden lauter kleine widerwärtige Köpfe hängen, dicht bei dicht: Sarrazin und Höcke, Trump und Musk. Der Dresdner Hutmann und Victor Orban. Männer mit Seitenscheitel, ungesunder Hautfarbe und aus grimmigen Mündern aufsteigenden Schwefelschwaden. Nur so als Illustration des tausendfachen Grauens. Man sieht den giftigen Früchtchen das schlechte Benehmen jedenfalls schon auf den ersten Blick an.
Undurchdringlicher Wildwuchs
Als Einordnung der omnipräsenten Gefahr ist das Bild unzweifelhaft ausreichend. Nicht umsonst wird ja tagein – tagaus auch von diesem netzwerkartigen, verfilztem, schier undurchdringlichen Wildwuchs berichtet. Über die tiefen Wurzeln, die schlechten Schwingungen, den üblen Sound, die unsympathischen Gesichter. Was will man denn noch? Eine solche Hecke markiert zweifellos immer irgendwelche No-Go-Areas. Man sieht eben einfach auf den ersten Blick, wo man hingehört: Davor oder eben dahinter, je nachdem. Jedenfalls in den gläsernen Frauenruheraum. Deckel zu und erstmal Badeschaum einlassen!
Die Hecke ist natürlich nirgends wirklich sichtbar. Muss sie auch nicht. Das hat den unschlagbaren Vorteil, dass man ihre Nichtexistenz nie wirklich beweisen können wird. Sie bleibt als hirnrissig konzipierte Kopfgeburt sozusagen bedrohlich im Raum stehen. Sozusagen die letzte als solche noch anerkannte menschliche Rasse. Ein wirklich märchenhaftes Konstrukt, wie man es im Struwwelpeter für Kinder erfunden hätte, um sie mit etwas möglichst Grusligem gefügig zu halten. Bei Grenzbauwerken des Bösen weiß man allerdings nie mit letzter Gewissheit, wen sie eigentlich vor wem beschützen sollen. Das ist bei den düsterpopulistischen Dornenhecken nicht anders als beim antifaschistischen Schutzwall oder so mancher plötzlich auftauchenden Brandwand. Meist merkt man erst hinterher, auf welcher Seite der Knick war. Wo man in Sicherheit ist und wo scharf geschossen wird. Das klärt sich irgendwann von allein. Später. Ich erinnere an den seligen Karl-Eduard: “Man muss sich nicht von der Schlange beißen lassen, wenn man weiß, dass sie giftig ist.” Das müssen Frauen irgendwie verinnerlicht haben. Wenn sich also beispielsweise Elon Musk von einer weiblichen Schlange beißen lässt (oder selbst herzhaft in die Schlange beißt, wird man sehen), dann ist das überhaupt kein Wunder. Bleibt ja in der Familie.
Hecke ist Hecke, Höcke bleibt Höcke!
Die mitten in der Hecke unablässig ausgebrüteten Teufeleien – also die Chemnitzer Hetzjagden, die geplante Massendeportation von Herzchirurgen, die Impfpflichtverweigerung, die plötzlich geforderten offenen Grenzen von Nordamerika, den Kapitalismus, Wachstum, Macht und Reichtum und alle den ärgerlichen Kram – braucht‘s dann eigentlich schon gar nicht mehr. Man nimmt ihn als Wissende wenig erstaunt zur Kenntnis, es passt ja sowieso alles zusammen. Man protestiert ab und zu gemeinsam mit ein paar Millionen Gleichgesinnter und den Toten Hosen, aber eigentlich wäre das gar nicht nötig. Frauen wissen einfach instinktiv, was die geopolitische Weltzeituhr geschlagen hat. Nun gut, Haltungzeigen und Zeichensetzen sind Ehrensache. Was sollen sonst die Nachbarn denken?!? Denken natürlich auch die Nachbarn. Man muss also nicht immer gleich in die die Tiefe gehen. Nicht, wie sagt man, „über jedes Stöckchen springen“. Nicht “alles so negativ sehen“. Das überlässt man denen, die schon immer alles einigermaßen zufriedenstellend geregelt haben.
Deswegen muss auch nicht erst viel Hirnschmalz an die Frage verschwenden, wo nun “vor” und wo “hinter” der Hecke ist. Es ist einfach nicht von Belang, ebenso wenig wie die Tatsache, dass das sagenhafte populistische Gestrüpp jetzt nicht wirklich ein biologische Population, sondern eher ein Hirngespinst ist. Hecke ist Hecke! Und Höcke bleibt Höcke! Basta! Das muss man sich nicht erst alles umständlich im Einzelnen anhören. Da gibt’s kein Vertun! Gerüchteweise kann sie im nächsten Moment überall hochschießen und austreiben. Die Hecke. Und das sollte nun wirklich jedem Angst machen. Das Märchenschloss, aus denen paradoxerweise vom im Tiefschlaf befindlichen Hofstaat 24 Stunden am Tag über die tief verwurzelte, toxische Männlichkeit draußen vor den Toren berichtet wird, ist dagegen völlig real. Dort sitzen sie. Die vertrauten Geschichtenerzähler und Buchautoren. Rhetoriker, Roberts, Relotiusse. Männlein, Weiblein, Diverse und tagesaktuell Selbstbestimmte. Sie sind einem an Herz gewachsen, diese Leute, die die Welt draußen jetzt zwar nicht so genau kennen (einfach weil sie das Schloss kaum noch verlassen), sie aber gerade deshalb umso phantasievoller beschreiben können. Wie sie ist, wie sie sein könnte und wie man sie – bestenfalls langfristig natürlich – zu einer Art Paradies macht. Einem Ort, der Zustände verheißt, wie sie heute schon mancherorts hergestellt sind. In den Schlössern nämlich.
Was fürs Herz
Einfach schön, allein die Vorstellung! Dort gibt es nicht nur Hafermilch, Blütenhonig und Biobaumwolle, sondern auch wundersam wachsende Bezüge. Die sich aus unzähligen Abgaben, Gebühren, Strafbefehlen und Rentenbesteuerungen zusammensetzenden “Zehnten” nämlich, die sich inzwischen zu reichlichen “Dreivierteln” aufgetürmt haben. Dazu höfische Ausstatter, Fotografen und Fuhrparks. Die regelmäßigen Hofberichterstattungen, die überall im Land von der umfassenden Bedeutung der regierenden Protagonisten, von den geltenden Sitten, Gebräuchen, Regeln und Verboten künden. Aufgeschrieben vom förmlich explodierenden höfischen Gewerbe der Buchhalter, Experten und Bürokraten. Das ist ein bisschen, so wie in der “Gala” oder bei Frauke Ludowig: Zum Greifen nah, all die Prominenten! Und vor allem: Sie sehen einfach auch viel besser aus. Wie Frauenversteher eben! Sehr vertraut, das alles. Was fürs Herz.
So, jetzt hab ich mich aber trotz Warnung irgendwie im Gestrüpp veheddert. So ist das, wenn man die Warnungen übergeht. Wie man sieht, stecke ich mit meinem argumentativen Schlachtplan für Frauen noch ganz in den Anfängen. Ich würde dann wahrscheinlich irgendwie überleiten zu den vielen Heckenschützen, die das Schloss und die gläsernen Särge beschützen. Denn es ist ja einleuchtend, dass Heckenschützen ohne Hecke ganz schön blöd dastehen würden. Wie bring ich das jetzt an die Frau? Und für Männer hab ich noch gar nichts…
- Klicken, um auf Telegram zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um über Twitter zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um auf Facebook zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klicken, um auf WhatsApp zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klicken, um einem Freund einen Link per E-Mail zu senden (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klicken zum Ausdrucken (Wird in neuem Fenster geöffnet)
5 Antworten
Feudalismus im sterbenden Kapitalismus -was danach kommt wird schrecklich – aber ihr habt es ja so gewollt die Omas gegen Rechts, Alle gegen Rechts und alle gegen die „Demokratie“ , eine Erfindung des Kapitals für doofe.
„WHO IS WHO“ der Geheimtreffen müssen von Soldaten geschützt werden ? WARUM???….Die erwähnten Themen „Zukunft der Kriegsführung, Ukraine und die Welt, Russland, China und wechselnde Gesichter der Biologie“ sagen eigentlich alles: Die handverlesenen Teilnehmer w.o. mussten ihre Unterstützung für die Fortführung und Finanzierung des Proxykriegs in der UKR, die Finanzierung des Wiederaufbaus der UKR, den Wokismus sowie das neue Feindbild China beschwören. Klar finden Verschwörungen immer hinter verschlossenen Türen statt. Immer werden Top Leute aus Politik und Wirtschaft eingeladen. Dort werden Kriege und Krisen beschlossen,!!! Noch Fragen ?
„ Wie passt es zum Gesicht der Demokratie, wenn sich in Amt und Würden stehende Politiker einem Schweigepakt unterwerfen?“ Antwort? Es passt überhaupt nicht. Aber was ist schon „Demokratie“, jeder versteht darunter etwas anderes. Die „Bilderberger oder WEF oder Atlantikbrücke usw“ sind nicht die einzigen Institutionen, die die Geschicke der Menschen bestimmen, Politiker müssen dort antanzen, um sich anzuhören, was sie als nächstes, unter dem Mantel der „Demokratie“ durchzusetzen haben, für gute Bezahlung, versteht sich…(Corona–Klimawandel…Ukraine…klingelt`s…)
Oder, ganz einfach. Die nächsten MAßNAHMEN : ANGST, CHAOS, UNSICHERHEIT (Corona! Klima!) verbreiten, für einen globalen politischen Umsturz, Transformation genannt. Das Ganze, bitte schön, mit riesiger Gewinnmarge Per Marketing-Suggestion, per interner Aufrüstung versteckt hinter Kriegsspektakel, per Pandemien und gesundheitlicher Schwächung durch Biolabore mit Nahrung, GEO-Engineering, Wasserprivatisierung, Enteignung . Kurzum, nichts Gutes. „DAS IST DIE SCHATTENWELT VON MORGEN“ und da braucht es Politiker wie H. Kickl, „die machen da nicht mit, denn es geht alles GEGEN den Bürger!!!
Mein Vorschlag wäre, erwähnen Sie im Gespräch unbedingt den ewigen Untoten mit dem Code 18!
Damit erreichen Sie sofort das Zentrum der Konditionierung eines jeden, egal ob männlich, weiblich oder divers.
Es vergeht sowieso kaum ein Tag, an dem dieses Schreckgespenst nicht irgendwo aus der Klamottenkiste hervorgekramt wird; am besten noch in einem Satz zusammen mit der AfD, damit man beide gedanklich in einen Topf werfen kann.
Probieren Sie es ruhig mal aus! Es kostet nix und bringt sofortige, emotionale Reaktionen, die keine Zweifel über die Gesinnung der Angesprochenen übrig lassen. – Fertig.
Anmerkung: Obiger Text kann Spuren von beißendem Spott und ähnlichem enthalten.
😉
Sehr schön, Herr Burggraf! Ihr Artikel hat am Morgen bei mir für allgemeine Erheiterung gesorgt, trotz der Tragik der Hintergründe Ihres Artikels.
Viele Grüße aus Dunkel- Thüringen.
Ich würde das nicht als Hecke bezeichnen sondern als „Brandmauer“ hinter der das absolut Böse lauert.
Mann könnte es auch Bretterwand nennen, in die erst mal einige Löcher gebohrt werden müssten um
hindurchzusehen.
Da aber die praktischen Fähigkeiten unserer „demokratischen“ Politiker sehr beschränkt sind und ich mir nicht
vorstellen kann, das sie eine Bohrmaschine bedienen können(im übertragenen Sinne) werden sie wohl
ewig auf der guten Seite der Wand bleiben und diese anstarren müssen. Daher diese „Einseitigkeit“.