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Diskussion in Dänemark: Im Ramadan fasten und einen Bus lenken?

Diskussion in Dänemark: Im Ramadan fasten und einen Bus lenken?

Dänische Muslime beim Ramadan-Fasten (Symbolbild:Imago)

Vor fünf Jahren sorgte in Dänemark die Äußerung der damaligen Integrationsministerin Inger Støjberg für Aufsehen: Ramadan fiel in den dänischen Sommer, die Tage waren nordisch-lang, und es war bekannt, daß einige Busfahrer bei Helligkeit nichts aßen und nichts tranken. Das, so Støjberg, könne eine Gefahr beim Lenken eines Busses sein.

Die Erde ist bekanntlich eine Kugel – die Scheibengestalt-Leugner hatten es vor einigen Jahrhunderten schwer, aber ihre Ansicht hat sich dann doch durchgesetzt. Das Scheiben-Narrativ klappte aufgrund der naturwissenschaftlichen Evidenz irgendwann zusammen wie ein frisch Geimpfter. Eine Folge der Kugelgestalt ist, daß die Sonnenstrahlen im Durchschnitt in umso geringerem Winkel auf der Erde auftreffen, je näher man sich an einem der zwei Pole befindet. Zudem ist die Achse der Erde leicht geneigt, und wenn sie sich in rund 365,25 Tagen um die Sonne bewegt, entstehen die Jahreszeiten. Aber so viele Details der Astronomie brauchen wir eigentlich gar nicht. Entscheidend ist hier nur der Effekt, den jeder kennt: Die Sommertage sind umso länger, je näher man sich an einem der beiden Pole befindet. Sehr früh bereits geht die Sonne auf, und sehr später erst wieder unter. Daher gibt es auch als Krönung der Naturereignisse ein Mittsommerfest. Gerne erinnere ich mich zum Beispiel an einen Spaziergang mit Bekannten in Helsinki im Juni 2012 um halb zwölf spätabends – im Hellen.

Eine Religion erfindet einen Monat

Der Islam stammt bekanntlich nicht von den Wikingern oder den Ostseefinnen, sondern von weiter südlich. In diesem Rahmen wurden der Fastenmonat Ramadan erfunden. Da der Ramadan sich nach einem Mondkalender richtet, wandert er rückwärts durchs Jahr hindurch und ist in jedem Jahr ein wenig früher als in dem davor; er kann in jede Jahreszeit fallen. Als vor ein paar Wochen in Deutschland der diesjährige Ramadan endete – also ein Ereignis, das nicht zur deutschen Kultur gehört –, fühlte sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (ich habe ihn nicht gewählt – Sie etwa?) berufen, den Muslimen eine Grußbotschaft zum Fastenbrechen, dem “Zuckerfest”, zu schicken. Im frechen Dänemark hingegen geschah vor fünf Jahren etwas ganz anderes.

Skandinavien hat, so wie andere Teile Westeuropas, viele Migranten aus der islamischen Welt aufgenommen. Manch einer arbeitet als Busfahrer. Im Jahr 2018 fiel der Ramadan auf den 15. Mai bis 14. Juni. Als aber der Islam – wie erwähnt, in anderen Breitengraden – entstand, hatte mit der Verpflanzung weit in den Norden damals sicher keiner gerechnet, weder Freund noch Feind. In Dänemark ist am 21. Mai Sonnenaufgang um 2.54 Uhr und Sonnenuntergang um 21.29 Uhr. Unter Berufung auf diese Daten (gregorianischer Kalender) meldete sich nun im Jahr 2018 Inger Støjberg zu Wort, Integrationsministerin der damaligen Regierung; ihre Parteizugehörigkeit damals: Venstre, was wörtlich “Linke” bedeutet (es handelt sich jedoch um eine bürgerliche Partei.) Støjberg wies darauf hin, daß das Fehlen von Nahrung und Flüssigkeit bei einem derart langen Tag der Gesundheit sowie der Konzentration beim Arbeiten nicht förderlich sei. Besonders dann nicht, wenn einem muslimischen Busfahrer Fahrgäste anvertraut sind. Deswegen, so Støjberg, sollten sich Busfahrer, die Ramadan halten wollen, in dieser Zeit freinehmen.

Støjbergs Aussagen

Støjberg schrieb in der Zeitung “Berlingske” (früher “Berlingske Tidende”) am 21. Mai 2018 unter anderem dies, zitiert nach der dänischen Zeitung “Metroxpress” vom 22. Mai 2018 auf Seite 3 (nachfolgend meine Übersetzung): “Man darf mit anderen Worten weder essen noch trinken für mehr als 18 Stunden. Ich meine deswegen ganz ehrlich, daß man als Moslem in einer modernen Gesellschaft wie der dänischen überlegen sollte, welche Konsequenzen das für die Gesellschaft hat, wenn man sich entschließt, den Ramadan zu halten. Ich muß sagen, daß ich mich selbst frage, ob eine religiöse Forderung, einen 1.400 Jahre alten Grundpfeiler des Islams zu praktizieren, vereinbar ist mit der Gesellschaftsform und dem Arbeitsmarkt, die wir im heutigen Dänemark des Jahres 2018 haben.

Eine Provokation? Bei einigem Nachdenken ergibt sich: Nicht unbedingt. Vielleicht war es auch ernste Sorge, denn die Verkehrssicherheit kann ja tatsächlich gefährdet sein, wenn man seinem Körper eine solche Tortur zumutet. Je weiter zum Pol hin, desto länger sind eben im Sommer die Tage, und der Ramadan ist nicht für Skandinavien gemacht. Wir bräuchten eine geistige Offenheit, um uns damit auseinanderzusetzen, ob an Frau Støjbergs Gedankengängen etwas dran ist. Am wahrscheinlichsten, so meine tentative Diagnose, lagen bei der shitstormresistenten Dänin Støjberg verschiedene Motive gemischt vor, das heißt sowohl Provokationslust als auch echte Sorge. Dabei ist jedoch eines zu bedenken: Keineswegs jeder Moslem hält sich an den Ramadan. Das ist so, wie sich ja auch bei weitem nicht jeder Jude sich um den Sabbat kümmert, und die meisten Christen sind nur Christen auf dem Papier. Das übersah Støjberg womöglich, und wer es vielleicht auch übersah, ist Steinmeier – oft wird von Moslems pauschal angenommen, sie seien alle auch praktizierende Moslems. Dennoch gibt es natürlich auch solche, die dem Ramadan folgen.

Empörung: Die deutsche Standardreaktion

In Deutschland wurde die Story wenig bemerkt. Einige Reaktionen lassen sich jedoch im Netz finden – und die fielen eintönig aus. Der “Spiegel” schrieb, Støjberg “sorgt für Empörung”. Der “Focus” verwendete die gleichen drei Wörter in dieser Reihenfolge und formuliert dann zusätzlich noch in einem anderen Tempus, die Ministerin habe “für Empörung gesorgt“. Bei diesem ähnlichen Wording scheint noch durch, daß wohl eine Agenturmeldung vorlag, die dann nur umformuliert wurde, und in dieser Agenturmeldung wurde die Empörung gleich mitgemeldet. In beiden Berichten erfahren wir jedoch nicht, bei wem Støjbergs Aussagen für Empörung gesorgt haben sollen. Und was wohl ebenfalls vergessen wurde: Deutschland liegt weiter südlich, und die jahreszeitabhängigen Schwankungen der Tageslänge sind kleiner. Die politisch Korrekten müßten mal einen Breitengrad nennen, ab dem man ihrer Meinung nach Sorge über die Verkehrssicherheit im Ramadan äußern darf.

Was würde erst in Grönland geschehen, wenn man dort im Sommer einen Ramadan abhalten würde? Problematischerweise wird es hier überhaupt nicht mehr dunkel; man würde also verhungern und verdursten. Wollte man einen gehässigen Witz machen, so bräuchte man nur vorzuschlagen, daß beim nächsten Ramadan im Sommer alle strenggläubigen Moslems mal nach Grönland umziehen könnten…  Die deutschsprachige Wikipedia berichtet über Støjberg als allererstes, daß sie 2021 gerichtlich verurteilt wurde, weil sie 2016 minderjährige Asylbewerbermädchen von ihren Ehemännern oder Lebensgefährten ohne Einzelfallprüfungen hatte trennen lassen (um sie vor sexueller Ausbeutung zu schützen). Die Geschichte ist wahr, aber nicht repräsentativ für das Leben und Wirken dieser Politikerin. Der dänische Wikipedia-Eintrag ist ausführlicher und besser.

Ein Busunternehmen äußert sich

Wie “Metroxpress” weiter berichtete, äußerte sich zu Støjbergs Vorstoß das Busunternehmen Arriva, dessen Mitarbeiter zu einem Drittel keinen ethnischen dänischen Hintergrund haben. Arriva ließ mitteilen, seine Busse seien sicher (also wie in Deutschland Norbert Blüms Renten oder die Impfung). Es habe noch keine Verkehrsunfälle durch fastende Busfahrer gegeben. Aus der Stellungnahme geht hervor, daß es tatsächlich im Ramadan fastende Busfahrer gibt – man habe jedoch keinen Zusammenhang mit Unfällen feststellen können. Wie genau das Problem aber gelöst wurde oder warum es sich in Luft auflöste, ließ die Stellungnahme von Arriva offen. Nur wenig erfährt man: Dass einige Fahrer tatsächlich Urlaub nähmen und Schichten tauschten mit Bio-Dänen, die dafür an Weihnachten frei haben wollen. Aber Weihnachten ist viel kürzer als eine ganze Mondphase; folglich kann der Tausch der Arbeitszeit nicht ganz klappen.

Aus all dem folgt: Es ist Zeit, einmal zu hinterfragen, wie sinnvoll manch ein religiöser Brauch eigentlich ist. Ich bin ja offen dafür, mich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen; das ist mein täglich Brot. Auch kann ich den Grund des Ramadans nachvollziehen: Man soll erleben, wie es die Armen haben. Aber dies zu einem Zwölftel seines Lebens zu tun, ist unnötig. Ich habe einmal in meinem Leben unfreiwillig zu wenig zu essen gehabt (ich steckte in der Wildnis fest, mit dreizehn), und es hat mir bis heute gereicht. Der Ramadan könnte also als überflüssig abgeschafft werden. Aber das wird natürlich nicht geschehen.

Der größere Kontext

Bei diesem Thema ist das relevant, was ich seit einigen Jahren die Diskrepanz der Fortschritte nenne. Wir leben in einer Zeit großen technischen Fortschritts, aber uns fehlt der menschliche Fortschritt – man könnte ihn auch geistigen Fortschritt, mentalen Fortschritt oder wie auch immer nennen. Im konkreten Fall äußert sich dies so: Es wurde zwar das Auto erfunden (sowie später der Bus); im Gegenzug wurden aber Gedankenmuster von gestern nicht abgelegt. Dieses Paradoxon betrifft keineswegs nur einen gewissen religiösen Teil der Migranten. Die Engstirnigkeit und große Inflexibilität im Denken zeigt sich auch bei vielen Deutschen oder Skandinaviern: Das Festhalten an Weltbildern, die durch die Realität längst widerlegt sind, ist ein Kennzeichen des Mangels an geistigem Fortschritt.

Nach der Erfindung der Atombombe wurde richtigerweise gesagt: Wir müssen mit dem Wissen, wie man sie baut, leben. Mit dem Internet, der KI-Software ChatGPT, den sogenannten “deep fakes” und den Möglichkeiten zum Überwachungsstaat ist es erneut so: Wir müssen damit leben, daß es all dies gibt oder geben kann. Die einzige Chance ist, uns auch einmal selbst weiterzuentwickeln statt immer nur unsere Technik. Zum Beispiel könnten wir uns in ethischer Hinsicht so positionieren, daß wir nicht alles umsetzen, was möglich wäre. Entwickeln können wir uns jedoch nur, wenn wir offen sprechen – zum Beispiel über rückständige Elemente von Religionen. Es ist vielleicht verständlich, daß einige Migranten an der Religion ihres Heimatlandes kleben. Aber den Ramadan sollte man nicht unbedingt einhalten, und zwar schon gar nicht an verantwortungsbeladenen Arbeitsplätzen. Wer schwer arbeitet, muß das im Islam übrigens auch nicht tun. Am besten hält man das vielleicht wie die Italiener mit dem Katholizismus und nimmt die Dinge nicht so ernst. Der Ramadan wandert weiter… und irgendwann fällt er in Skandinavien wieder auf den Sommer.

5 Antworten

  1. Das “Fasten” ist doch, wie so vieles im Islam, eine reine Mogelpackung.

    In Wahrheit ist doch Ramadan eine Fressorgie, ein Festival der Völlerei, nur mit dem Umstand, das grosse Fressen beginnt erst nach Sonnenuntergang.

    Nach allem was ich sehe, schätze ich, werden die Moslems nach dem Ramadan auf der Waage einen Zuwachs feststellen können.

    Erfreulich zu hören, daß einige der Nachfahren der Wikinger langsam wieder zu Verstand kommen.

  2. Der Autor erwähnt einige Dinge nicht. Erstens könnten die Herren Busfahrer sich darauf berufen im Krieg zu sein und die Fastenpflicht entfällt (machen viele Sportler). Zweitens orientieren sich in polnahen Gebieten viele Mohamedaner an der Mekkazeit. Drittens wäre es doch eine interessante versicherungstechnische Frage, welche Konsequenzen es für Fahrer und Arbeitgeber hätte, wenn ein Fahrer nach 18 Stunden ohne Wasser und Nahrung einen Unfall mit Dutzenden von Toten und Verletzten baut. Genießt der Fahrer Narrenfreiheit? Kommt dann nur der Arbeitgeber in den Knast?

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  3. Das war 2018. Jetzt weht der Wind dort noch etwas rauher für die sogenannten “Flüchtlinge”.
    Die kommen jetzt alle nach Dummland. Fahren die gelernten Kraftfahrer dann ebend in Dummland Bus. Zum Ramadan gibt es dann noch einen Bückling und viele gute Wünsche vom Chef. Hier darf man so was böhses wie Frau Støjberg sagt nicht mal denken. Bei dem Mangel an Busfahrern würde es mich nicht mal wundern, wenn man hier sogar Analphabeten einstellt. Der kriegt dann eine Bescheinigung, das er nach Gefühl und auf Sicht fahren darf, falls er mal von der Bullizei kontrolliert wird.

  4. Bunte Kuh 22. Mai 2023 um 22:41
    Der Autor erwähnt einige Dinge nicht. Erstens könnten die Herren Busfahrer sich darauf berufen im Krieg zu sein und die Fastenpflicht entfällt

    Sie meinen, so wie die LKW-Fahrer, die in Nizza und in Berlin in eine Menschenmenge gerast sind?