Vorab möchte ich eine Triggerwarnung äußern: Dieser Artikel kann Spuren von Sarkasmus und Zynismus enthalten! Personen, die darauf mit ideologisch oder intellektuell bedingten Allergieanfällen reagieren könnten, sollten also jetzt nicht weiterlesen.
Zuerst einmal müssen wir die Begrifflichkeiten klären. Also, ein philippischer Esel kann eigentlich jedes Lasttier sein, das einen Sack voll Gold zu tragen vermag; im altmakedonischen Originalzitat war es halt ein Esel. Allein dieser Sack voll Gold ermöglicht es seinem Tragtier nämlich, Mauern jeglicher Art mit schwereloser Leichtigkeit zu überwinden. Das hat zweierlei Vorteile: Einmal für den vorherigen Besitzer des Goldes, denn der bekommt was er will, und natürlich auch für dessen neuen Besitzer, denn der bekommt ja schließlich das Gold. Das obige Beitragsbild zeigt einen solchen philippischen Esel. (Weil der Autor die hier vom Esel außerdem getragenen Figuren abgeschnitten hat, bleibt außer dem Lasttier nur ein Sack und der Führer; nein, nicht der Führer, über dessen fehlenden Führerschein sich bereits Brösel in einem seiner Werner-Comics einst belustigend ausgelassen hatte, sondern der Führer des Esels!) Der philippische Esel ist also, sozusagen, die vierbeinige Inkarnation einer Win-Win-Situation.
In diesem Jahr fällt die Weihnachtszeit nun ausgerechnet in den Bundestagswahlkampf und steht damit im Zeichen der begrifflichen Antipoden tiefere Sinnhaftigkeit und Politik. Denn inzwischen hat sich die Berliner Republik so weit von der Bonner Republik emanzipiert, dass heute ganz andere Politikerpersönlichkeiten gefragt sind als einst. Fürwahr, was wir da heute so miterleben dürfen, das hätte doch mit dem Altvorderen-Politiker-Typus gar nicht geklappt! Stellen Sie Sich nur einmal vor, Helmut Schmidt wäre von Opa Joe nach Washington zitiert worden, Herbert Wehner hätte eine “Schwachkopf”-Beleidigung gerichtlich verfolgen lassen, oder Genschman würde auf den Nerven der internationalen Staatengemeinschaft herumhüpfen. Um schließlich bis hierher vorangekommen zu sein, benötigte dieses Land einen völlig neuen, ganz anderen Typ Politiker.
Unbeugsamer Glaube an eine bessere Zukunft
So hat sich beispielsweise gerade ein als politisch abhängiger Befehlsempfänger qualifizierter Kandidat aufgemacht, um im anstehenden Bundestagswahlkampf endlich mal sein eigenes politisches Mandat zu erringen. Das ist doch ein schönes Zeichen für den unbeugsamen Glauben an eine bessere Zukunft, der immer noch tief in diesem in Agonie versunkenen Land zu schlummern scheint! Und es ist ja auch viel besser, als wenn ein langjähriger Parteipolitiker das höchste Amt eines unabhängigen Verfassungsorgans besetzen würde. Der nächste Bundeskanzler Merz ist übrigens ein ganz harter Hund: Er hat schon jetzt vorsorglich angekündigt, dem bösen Wladimir nach seiner “Machtergreifung” ein 24-Stunden-Ultimatum zu stellen und bei dessen Nichtbefolgen unsere gefürchteten Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu übergeben. Ein Ultimatum, dessen Nichtbefolgung die Weitergabe der letzten funktionierenden Waffen unserer Bundeswehr zur Folge haben wird, beweist doch eindeutig, dass „Unsere Demokratie“ viel stärker ist, als Wladimir das immer noch zu glauben scheint!
Apropos „Unsere Demokratie“: Dieser harte Hund – also der Friedrich, nicht der Wladimir – ist erstaunlicherweise nicht bereit, das persönliche Risiko eines konstruktiven parlamentarischen Misstrauensvotums als einzige demokratische Möglichkeit für einen sofortigen Sturz der amtierenden Regierung auf sich zu nehmen. Aberglaube kann es sicher nicht sein, weil dieser – nach den Angaben der WHO – im Sauerland inzwischen als erloschen gilt. Naja, man könnte vielleicht auch beschönigend hinzufügen, der Merz weise eher einen abwartenden Charakter auf und möchte gerne später ganz in Ruhe einen ebensolchen ersetzen. Schließlich ist ja bereits sein Parteivorfahr Rainer Barzel einst mit seinem konstruktiven Gedöns gescheitert, weil damals die Falschen ihre philippischen Esel in den Westen geschickt hatten. Heute hingegen geht es glücklicherweise um die richtigen Esel… denn deren Halter sprechen ja schließlich auch von „Unserer Demokratie“ und nicht etwa von der DDR.
Schneller als die Amis
Blicken wir also einmal zurück. Angefangen hatte der Prozess der politischen Emanzipation Berlins von der Bonner Republik mit dem amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865). Historisch zwar nicht ganz so trennscharf, gemeint ist hier eher die Inversion von dessen Auswirkungen auf die spätere Innenpolitik der USA und deren Vergleichbarkeit auf die spätere deutsche Einigung und Wiederversöhnung: Denn hundert Jahre nach besagtem amerikanischen Bürgerkrieg war Jimmy Carter von 1977 bis 1981 der erste US-Präsident, der in den Südstaaten sozialisiert worden war. Da waren wir Deutschen doch schon wieder einmal viel schneller und weiter als die Amis! Naja, in einem Land, in dem die Nazi-Generation nach dem Zweiten Weltkrieg das Wirtschaftswunder aufgebaut hatte, gab es halt viel zu wenig gesellschaftspolitische Antikörper gegen antidemokratische Ideologien.
Jedenfalls wählten wir dann bereits 16 Jahre nach der Einheit, 2005, eine in der DDR sozialisierte frühere FDJ-Funktionärin für Agitation und Propaganda zur Bundeskanzlerin der wiedervereinigten Berliner Republik. Diese war bereits als CDU-Vorsitzende mit ihrer „unverbrüchlichen Treue“ zur Wahl von George W. Bush auffällig geworden. Und bei anderen DDR-Relikten blieben in der Folge weitere eigenartige Vorstellungen über die Bonner Demokratie nicht aus. Bemerkenswert war beispielsweise der DDR-Kindergartenansatz vom damaligen Bundesinnenminister Thomas de Maizière, „ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern„, der den Autor damals tatsächlich schwer verunsichert hatte. (Zwischenbemerkung: Es soll erfolgreiche Wirtschaftsunternehmen gegeben haben, die einen kurz vor der Pleite stehenden Konkurrenten übernommen und dessen Führungskräfte dann in gleicher Position weiter beschäftigt hatten; nun, diese erfolgreichen Wirtschaftsunternehmen gibt es heute nicht mehr…) Etwa von diesem Zeitpunkt an sprach in der Regierung auch niemand mehr vom “mündigen Bürger”, dem Ideal der Bonner Republik, sondern nur noch von “der Bevölkerung“.
Vom mündigen Bürger zu “der Bevölkerung”
Das müssen Sie sich wie im Urlaub auf einer Trauminsel vorstellen: Tolles Wetter, herrliche Strände und überladene Buffets – und die dortige Bevölkerung tritt darin dann lediglich in Form von Servicekräften in Erscheinung. Wir wären aber nicht in Deutschland, wenn man den Begriff „Bevölkerung“ nicht auch noch weiter herunterbrechen könnte, denn am Ende sprach die hohe Politik vom deutschen Staatsvolk nur noch als von denen, „die schon länger hier leben“ – was dem Hörensagen nach der Jägersprache entlehnt worden sein soll, und nannte das Ganze dann „Unsere Demokratie“. Immerhin können Sie die Qualität dieser „Unsere Demokratie“ schon alleine am freundlichen Entgegenkommen unserer Staatsorgane erkennen: Denn hätten Sie beispielsweise zu Zeiten von Honnie einen seiner Adlaten als „Schwachkopf“ bezeichnet, dann hätte die Polizei nicht etwa Ihre Wohnung besichtigt, sondern Sie eine Zelle in Bautzen oder Hohenschönhausen. Trotzdem glauben doch aber wohl nicht im Ernst, dass eine Melange, die dem Leistungsprinzip durch eine ideologische Quotenbegünstigung entkommen war, sich allein mit solchen einschüchternden Machtdemonstrationen dauerhaft auf ihrer Position hätte halten können, wenn es so etwas wie eine funktionierende Vierte Gewalt gegeben hätte?
Und hier kommen jetzt auch endlich die philippischen Esel ins Spiel. Zunächst war da der sogenannte linksmediale Teufelskreis; also linkslastige, aber wirtschaftlich gesunde Medien, die sich in ihrer Berichterstattung zunehmend linksäugig gerierten, bis der mündige Leser diese Entwicklung schließlich durch eine sogenannte „Leserwanderung“ auszugleichen versuchte. Die damit verbundenen wirtschaftlichen Fehlstellen wurden zuerst über zusätzliche steuerfinanzierte Zeitungsannoncen kompensiert, später folgten dann Projektaufträge, Zuwendungen regierungsnaher Stiftungen und sogenannte „Faktenchecks“ im Sinne des gesellschaftspolitischen Mainstreams. Eine ähnliche Entwicklung fand parallel in der ideologisch brauchbaren Wissenschaft und bei den Mainstream-nahen Stiftungen statt. Auch hier halfen unterstützende Zuwendungen, eine Linksäugigkeit auszulösen oder eine bereits bestehende noch weiter zu verstärken. Nicht vergessen werden sollten in diesem Zusammenhang die sogenannten NGOs, die den Regierenden üblicherweise den Willen der „Bevölkerung“ vorauseilend nahebringen und damit aberranten Gesetzesvorhaben eine zivilgesellschaftliche Rechtfertigung verschaffen.
Unbemerkt die Zonengrenze überwinden
In einem solchen ideologisch bestimmten Umfeld ist übrigens auch der Wunsch nach Aufarbeitung von politischem Fehlverhalten völlig sinnlos, weil „die Partei hat immer Recht“ – und das gilt nun mal für alle sogenannten Einheitsaltparteien. Schon ein Vorgänger Winfried Kretschmanns im Amt des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg hatte den anti-aufklärerischen Grundsatz geprägt, „Was damals Rechtens war, kann heute nicht Unrecht sein!“. Diese zeitlose Aussage eines promovierten Juristen gilt natürlich insbesondere auch für die freiheitlichen Einschränkungen und die direkt oder indirekt erzwungenen Spritzenorgien der Corona-Zeit. Schließlich feiert man inzwischen am 18. November jeden Jahres mit dem Wasserwerfer-Gedenktag den Sieg der überlegenen Staatsmacht über die vereinigten Corona-Querdenker und -Rentner!
Doch kommen wir am Schluss noch einmal auf unsere Esel zurück. Die Bewohner im Gebiet der ehemaligen DDR brauchen sich außerhalb der Berliner Blase eher weniger Gedanken darüber zu machen, einen solchen philippischen Esel mit ihrem Fahrzeug zur Strecke zu bringen. Denn auf dem Boden der früheren DDR verhalten sich diese Tiere eher vorsichtig, zielgerichtet und sehr scheu. Sie versuchen vielmehr, möglichst schnell und unbemerkt die ehemalige Zonengrenze zu überwinden, um dann entspannt ihren Zielen in der ehemaligen Bonner Republik entgegenzustreben. Die neuen Bundesländer kommen nämlich eher selten in den Genuss der außerordentlichen Transportfähigkeit solcher philippischer Esel. Es mag da möglicherweise einen Zusammenhang mit den Wahlergebnissen in diesen Bundesländern geben, die offenbar wenig in die Vorstellung der Berliner Republik von ihrer „Unserer Demokratie“ passen. Denn was diese Mitbürger nun einmal auszeichnet, ist die Erfahrung, dass es nicht die Qualität der Gesetze ist, die darüber entscheidet, ob sie ohne Ansehen der Person, zielgerichtet oder gar nicht angewendet werden…
- Klicken, um auf Telegram zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um über Twitter zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klick, um auf Facebook zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klicken, um auf WhatsApp zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klicken, um einem Freund einen Link per E-Mail zu senden (Wird in neuem Fenster geöffnet)
- Klicken zum Ausdrucken (Wird in neuem Fenster geöffnet)
Eine Antwort
Wünsche allen eine schöne Adventszeit !
https://deutschlandkurier.de/2024/12/das-kartell-der-beleidigten-majestaeten-volksverhetzung-und-politikerbeleidigung-der-missbrauch-des-strafrechts-fuer-den-krieg-der-maechtigen-gegen-die-m/
„Eine Analyse des DK-Kolumnisten Martin Friedrich“
„Das Kartell der beleidigten Majestäten: „Volksverhetzung“ und „Politikerbeleidigung“ – Der Missbrauch des Strafrechts für den Krieg der Mächtigen gegen die Meinungsfreiheit“
Hausdurchsuchung für „Schwachkopf“-Spott über Habeck, 1.000 Euro Strafbefehl für „Arschgesicht“, 1.250 Euro für die Titulierung Anton Hofreiters als „hässliche Frau“, gleich 9.600 Euro für die Feststellung „dümmste Außenministerin der Welt“ – es braucht nicht viel, damit die Staatsgewalt friedlichen Normalbürgern, die sich abfällig über die herrschende politische Klasse und ihre ideologischen Dogmen geäußert haben, mit allem auf den Leib rückt, was auch ein zusehends dysfunktionaler Staat an geballter Einschüchterungsmacht zu bieten hat.“
Ein/e Jede/r möge sich über die Übergriffigkeit von Herrschern und deren Auswirkungen
seine eigenen Gedanken machen und als mögliche Konsequenz durch
entsprechendes Wahlverhalten darauf eindeutig zu reagieren !