
Immer mehr Menschen fragen sich, was eigentlich in einem Land passiert, das bis eben auf eine überwältigende Vielzahl von Dichtern, Denkern, Komponisten, Ingenieuren und Erfindern stolz war, jetzt aber in einem kakophonischen Geschrei von Halbstarken, Heuchlern, Haltungssoldaten und Hexenjägern förmlich versinkt. Um es vorwegzunehmen: Hierauf eine erschöpfend analytische Antwort geben zu wollen, ist aussichtslos. Aber es gibt schmerzlindernde Hilfestellungen kluger Beobachter. Deren Hinabtauchen in die psychologischen Untiefen der Massen ist aufschlussreich. Gestern bin ich ganz zufällig gleich auf zwei solche Expeditionen ins Innere gestoßen – einmal in Form eines Textes, einmal in Form eines Films, den ich bereits kannte, aber nun nach ein paar Jahren nochmal neu gesehen habe. Alexander Wendt hat in einem Essay auf “Tichys Einblick” jetzt, nach der in seinem gleichnamigen Buch untersuchten „Verachtung nach unten,“ noch ein weiteres Phänomen beleuchtet: Er befasst sich mit dem wundersamen Erfolg Robert Habecks und stößt auf eine – im Ergebnis einer reizüberfluteten, narzisstischen und aufmerksamkeitsgestörten Gesellschaft bereits eingetretene – totale Infantilisierung weiter Teile der Gesellschaft. Sehr erhellend, seinen Gedanken zu folgen.
Thomas Vinterberg, neben Lars von Trier, Kristian, Levring und Søren Kragh-Jacobsen Mitbegründer des 1995 ins Leben gerufenen “Dogma”-Filmkollektivs, hatte schon 2020 das Theaterstück „Die Kommune“ filmisch adaptiert. Es geht darin um Sinnkrisen, Familienzerfall, alternde Männer und junge Frauen, alternde Frauen und junge Männer. Eine so feinfühlige wie unterhaltsame Sicht auf das Verhältnis von Individuum zum Zeitgeist. Vinterberg ist klug genug, die subkutane Sozialkritik nicht in den Mittelpunkt des Films zu stellen. Er erzählt die Geschichte glaubwürdig und konturenscharf. So selbstverständlich, dass etwas sehr seltenes mit dem Zuschauer passiert. Realität und Film verschmelzen. Man sitzt unversehens in den abendlichen Besprechungen der Kommune, weint am Grab eines Jungen und lacht über die absehbaren Verirrungen diverser Liebschaften. “Dogma” ist noch spürbar – es braucht kein Effekte, keine spezielle Lichttechnik, keine aufgesetzte Dramaturgie. Nur Sensibilität. Grandios. Randnotiz: Wie sehr Leben und Fiktion verwoben sind, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Vinterberg seine eigene Tochter verlor und für die 18 Jahre jüngere Darstellerin der blonden Schönheit Emma (Helene Reingaard Neumann) seine Frau verließ.
Beruhigende Erklärungen für übergroße Brillen
Wendts Text und Vinterbergs Film haben erstmal wenig miteinander zu tun. Gemein ist ihnen lediglich der besondere Blick auf das Getriebensein von Menschen, ihre Überforderungen, ihre Strampeln im Universum, ihre cholerischen Ausbrüche, ihr oft nie stattfindendes Erwachsenwerden. Beide, Text und Film, liefern quasi nebenbei sich ergänzende Erklärungen für die schrägen Befindlichkeiten um uns herum. Wie wir ticken, wie schnell man die Orientierung und Halt verliert, wird sozusagen technisch seziert. Wer sich hineindenkt, versteht plötzlich, warum eine Politik möglich ist, die sich zwischen Kindergeburtstag, Halloweenparty und pathologischer Verhaltensauffälligkeit bewegt. Man bekommt eine Ahnung, warum der teuerste Rundfunk der Welt, der von der sachlichen unabhängigen Berichterstattung zu einer grotesken Selbsthilfegruppe mutiert ist, deren informeller Mehrwert ohne weiteres auch einem beliebigen Diskurs im “Big Brother”-Container entnommen werden könnte, so werden konnte wie er jetzt ist. Man ahnt etwas vom Werdegang der Vernachlässigten und Hilflosen mit ihren Pappschildchen, Plüsch-Vulven und Problemponys, den deklamierenden Klimakassandras und Omas gegen Rechts.
Es finden sich fast beruhigende Erklärungen für die übergroßen Brillen, schiefgelegten Köpfe und hingebungsvollen Blicke, die dem längst gescheiterten Wunderheiler Habeck unabhängig davon zufliegen, welche absurden Luftschlösser da gerade mit weit ausgebreiteten Armen ins Auditorium geschleudert wurden. Und beinahe kommt Mitleid auf, für die sinnentleerten Sprachbausteine, die verlässlich wie Tics von Tourette-Erkrankten vor Kameras skandiert werden, obwohl sie längst für eine Mehrheit zur Persiflage geworden sind. Das „Zeichensetzen“ und „Haltungzeigen“. Das „Wirbleibenbunt“ und “Hassistkeinemeinung“: Sinnentleeres Gewäsch, dessen einzige Funktion in der bedingungslosen Hingabe an den medial zertifizierten Commonsense besteht, völlig unabhängig davon, wieviel Opfer die “Haltung” am Vortag wieder gefordert hat. Die Ursachen für all das liegen lange zurück.
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5 Antworten
Die Geschichte war immer eine Geschichte aus Herrschaft und
Unterdrückung. Um 1800 wurde der Darwinismus begründet, ein
Zeitalter der Moderne begann, so als hätten sie alles Vorherige
hinter sich gelassen, hätte sich im Leben Grundsätzliches geändert.
Der Wahn aus Technik sollte ihnen Moral und tieferes Verständnis
einhauchen, dem Unbeseelten Seele geben. Am Ende war es dann
doch nur Illusion, eine billige Zirkusnummer.
Denn sie bleiben was immer sie sind, primitiv.
Und Gott ist ewig…
Darwinismus ist keine Wissenschaft.
Er ist nur der vergebliche Versuch, die Ansichten eines Einzelnen zur Wissenschaft zu erheben.
Beispiel: Schildkröten gibt es seit Millionen Jahren. Sie waren damals schon so wie heute. Aus keinem Ei einer Schildkröte ist jemals etwas anderes geschlüpft als eine weitere Schildkröte. Das gilt analog für alle anderen Spezies genauso.
Wer also glaubt, daß aus einem Fisch irgendwann ein Affe oder etwas anderes entstehen kann, ist tatsächlich ein Depp.
🤣🤣🤣
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Ich bin kein Anhänger des Darwinismus, und auch kein
Atheist. Irgendwie scheinst du meine Kommentare
mißverstehen zu wollen, deutest sie für dich um.
Die darwinsche Evolutionstheorie ist eine Wissenschaft der Biologie, nicht der Gesellschaft.
Das sollte man nicht verwechseln.
Allerdings geht auch eine Gesellschaft unter, wenn sie in Dekadenz verfällt.
Es gibt auch unterschiedliche Affen. Die Orang Utan sind liebenswerte Geschöpfe, friedlich und mit Kultur.
Bei den Schimpansen und Pavianen ist das schon anders. Und erinnert Habeck nicht an so einen aufgeblasenen Affen und die Außenministerin an eine Äffin mit einem sehr kleinem Gehirn aber einer lauten schrillen Stimme?
Im Springen war sie wohl recht gut, auf dem Trampolin. Die muss da so gut gewesen sein, dass die öfter heftig mit dem Kopf gegen die Decke geschlagen sein muss. Nun nur eine Vermutung.
Solche Typen wurden wohl eher vom Herrn Schwab ausgewählt und ihr Gehirn mit Anweisungen gefüttert. Selber Denken im Kantschen Sinne, da fehlte es entweder an der elterlichen Sorge oder die Verbiegung erfolgte beim Gang durch die Institutionen.
Das ist mit Genen oder Prozessen auf der Ebene der Biologie nicht mehr zu erklären.
Mit künstlichen Hierarchien innerhalb der menschlichen Gesellschaft hat es aber sicher etwas zu tun.
Täuschen und Tricksen gibt es im Tierrich auch, da wäre dann doch die verwandschafttliche Beziehung von Olaf Scholz recht einsichtig nachzuvollziehen. Betrüger sind sie beide, aber die Affengesellschaft gibt sich keine Verfassung. Die Menschen schon.
Dann sollte das aber eine Verfassung der Könner und Macher sein, nicht eine Gesetzgebung im Interesse der betrügerischen Affen.