Freitag, 29. März 2024
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Fall Döpfner: A Feast for Hypocrites

Fall Döpfner: A Feast for Hypocrites

Mathias Döpfner (Foto:Imago)

In Deutschland folgen praktisch alle Mainstreamjournalisten den moralimperialen Narrativen linksgrüner Weltverbesserer. Über 90 Prozent des journalistischen Nachwuchses in der ARD wählen rot, links oder grün. Das wird alles einfach so hingenommen, wird als Banalität akzeptiert, so wie wir uns daran gewöhnt haben, dass das, was die Menschen tatsächlich denken, fühlen und täglich erleben, immer weiter von dem Zerrbild entfernt ist, das Haltungsmedien zeichnen. Der NDR-Skandal um politische Einflussnahme auf die Berichterstattung und blanke interne Zensur verursachte nur ein kurzes Strohfeuer. Weder ein von Zwangsgebühren finanziertes Framing-Handbuch noch die rücksichtsvolle unproportionale Auswahl von Talkgästen noch die Engführung mit der Politik während der “Pandemie” konnten bislang die öffentliche Meinung gegen die veröffentlichte Meinung aufbringen.

Da ist geradezu grotesk, dass nun eine Woge der Empörung durchs Land rollt wegen der Äußerungen des Springer-Chefs Mathias Döpfner in “geleakten” Chats, die die “Zeit” veröffentlichte und in denen dieser eine Lanze für die knappe 5-Prozent-Partei FDP brach und allerlei weitere (natürlich aus ihrem Entstehungszusammenhang gerissene) Bemerkungen tätigte, die nun als Beweis für eine von oben gesteuerte Berichterstattung taugen sollen. Dass das tribunalische Scherbengericht gegen Deutschlands streitbarsten, aber erfolgreichsten Medienmanager ausgerechnet von den Sendern und Zeitungen losgetreten wird, die ihre manipulative Einseitigkeit und Selbstgleichschaltung tagtäglich demonstrieren, ist geradezu urkomisch.

Dekontextualisierte Wiedergabe

Das ist aber nicht der eigentliche Skandal. Der besteht auch nicht in dem, was Döpfner sonst noch alles in den internen Nachrichtenfäden geschrieben oder geredet hat. Sondern er besteht darin, dass die “Zeit” – einst das intellektuelle Flaggschiff des deutschen Journalismus und Bibel der Linksliberalen – hier einen verhängnisvollen medienethischen Dammbruch losgetreten hat: Sie hat die letzten bislang noch respektierten Brandmauern niedergerissen und Prinzipien der Privatsphäre und unbedingten Vertraulichkeit missachtet, um einen mächtigen, ihr unbequemen Menschen als vermeintliches Arschloch zu outen. Eine boulevardeske Collage von dekontextualisiert wiedergegebenen Döpfner-Zitaten soll all die primitiven Vorurteile bestätigen, die in linken Journalistenhirnen schon immer herumwabern. So wie Sexismus, Koks und verführte Praktikantinnen natürlich voll in die Klischees über den Ende 2021 von Döpfner geschassten Ex-“Bild”-Chef Julian Reichelt passten. Im “Spiegel” vomitiert der unsägliche Markus Feldenkirchen etwa, Döpfner hätte ein “Spatzenhirn“, und sogar die “Tagesschau” ließ es sich nicht nehmen, den Verlags-CEO zur besten Sendezeit als “geschichtsvergessen, respektlos, diffamierend” herabzuwürdigen.

Was ist damit gemeint? Die Döpfner zugeschriebenen Sätze lauten etwa “Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig” oder “free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs” oder “Lieber PDS-Nachfolgeorganisation als Minister Präsident als die Liberalen nur weil ein paar demokratisch gewählte afd wichser ihn gewählt haben?” oder “Das Land hat jeden Kompass verloren. Und M den Verstand. Sie ist ein sargnagel der Demokratie. Bald hat die afd die absolute Mehrheit.” Rechtschreibung laut Original, doch dazu später mehr.

Welche Verlogenheit!

Besonders der Umstand, dass Döpfner Angela Merkel – für die “M” wohl steht – in seinen Springer-internen Verlautbarungen wiederholt anging, ist für die Regierungsbettvorleger-Journaille schwer zu ertragen.

Dass die “Zeit” gehässig und geifernd Zitate veröffentlicht, die vor Jahren fielen und das innerhalb eines eingeschworenen Kollegenkreises , der sich gegenseitig kannte und einzuordnen wusste und wohl auf derselben Wellenlänge tickte, und daraus eine hinterfotzige Pseudocharakterstudie erstellt, ist eine neue Dimension politisch opportuner Hetze. Feliks Dzierżyński, Joseph McCarthy oder Erich Mielke wären auf diese neue Form von Bloßstellung stolz gewesen. Welch eine perverse Verlogenheit: Den Maßstäben, die die “Zeit” und die ihr folgenden Medienaktivisten nun mit Schnappatmung an Döpfner anlegen, kann zwangsläufig niemand genügen. Jeder derer, die sich jetzt über den vermeintlich abgründigen Zynismus, Sarkasmus oder angeblichen politischen “Extremismus” des Springer-Chefs empören, sollten nur ein Moment in sich gehen und sich einmal fragen, was sie wohl alles in den letzten Jahren zu Hause, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz oder sonst wo geäußert haben. Jan Fleischhauer schreibt es den Empörungsredakteuren, die jetzt über Döpfner richten, auf Twitter ins Stammbuch:

Und fürwahr: Es gibt schlicht keinen Menschen, der sich nicht unzählige Male in seinem Leben – am Esstisch, am Stammtisch, im Freundeskreis, im Bett oder im Stadion – solcher “Verfehlungen”  schuldig gemacht hat – es sei denn, er gehörte einem Schweigeorden an. Und es gibt garantiert auch keinen Journalisten, männlich wie weiblich, der oder die (ich weiß, wovon ich spreche, denn ich habe noch länger für Mainstreammedien als für alternative Medien gearbeitet!) sich im unbeobachteten, vertraulichen Umfeld unter Insidern nicht schon einmal mit gelöster Zunge sexistisch, vielleicht auch zynisch oder ausländerfeindlich, reaktionär oder aggressiv geäußert hat, und sei es mit einer nur von diesen Insidern als solchen erkennbaren Ironie. Wer etwas anderes behauptet, ist ein elender Heuchler und frönt genau der Verlogenheit, die vom Linksstaat und Juste Milieu hierzulande immer dreister gefordert und gefördert wird.

Journalismus und Verlagswesen sind absolute Stressbranchen. Die Menschen hier stehen unter Hochdruck, arbeiten Tag und Nacht, haben kaum Schlaf, müssen 365 Tage im Jahr und 24 Stunden täglich News rezipieren, einordnen, kommentieren und ein erbarmungsloses “multi-channeling” bewältigen. Die Verantwortung ist riesig und der Druck auch. Hier wird kurz, knapp und prägnant kommuniziert – auch gerade in den Führungsebenen. Ich habe noch in keinem Verlag oder keiner Zeitung und keinem Onlineforum gearbeitet, wo nicht – zu analogen Zeiten in den entsprechenden Arbeitsgruppen, heute in internen WhatsApp-, Skype- oder Telegram-Redaktionsgruppen – schonungslos Tacheles geredet wurde und Meinungen selbstverständlich auch überpointiert rausgehauen werden. Journalismus, erst recht der noch schneller getaktete Onlinejournalismus, ist kein Job für Weichlinge oder analytische Sozialpsychologen, die jede Silbe auf die Goldwaage legen. Natürlich gibt es auch viele andere Branchen, in denen kurz, prägnant und ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten kommuniziert wird; etwa in der Küchenbrigade oder bei der Handelsmarine. Überall hier sind politisch korrekte Sprachpolizisten definitiv fehl am Platz.

So sprechen authentische Menschen

Diese sitzen dafür im Feuilleton – wo man später über im Eifer des Gefechts gefallene, teils grotesk aus dem Kontext gerissene, ohne jede Metainformation in linke Filter geschmierte Beispielzitate auseinandernimmt und über deren Urheber richtet. Dabei ist das, was Döpfner in all den von der “Zeit” schäbig ans Licht der Öffentlichkeit gezerrten Fallbeispielen geäußert und geschrieben hat, zudem nicht anderes als das, was außer ihm Millionen andere Menschen tagtäglich denken und auch sagen – und zwar genau dann, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. So wird geschrieben und gesprochen in Gruppen, wo weder Rechtschreibung (bei Döpfners Chats handelt es sich erkennbar um Fehler der Autokorrektur aufgrund diktierter Nachrichten), noch Gesinnungskontrolle eine Rolle spielen.

Aber solche Rückzugsorte sind wichtig – für die Psychohygiene, für die private und berufliche Vertrauensbildung, für die Festigung funktionaler sozialer Bindungen. Mündige und freie Menschen können nur miteinander umgehen und kommunizieren, indem ihnen garantierte private Kernbereiche bleiben, wo sie sich nicht ausgespäht oder überwacht fühlen. Nur so kann übrigens auch eine freiheitliche Gesellschaft funktionieren: Es muss Räume geben, in denen offene Rede erlaubt und unbenommen ist. Idealerweise wäre dies die Öffentlichkeit selbst, aber diese Zeiten sind lange vorbei. Je freier eine Gesellschaft ist, desto großzügiger sind die Sphären, innerhalb derer man das, was man wirklich denkt, aussprechen darf – und im Extremfall der totalitären Diktatur ist dies dann nicht einmal mehr im engsten Nahbereich möglich. Die “Zeit” sorgt dafür, dass diese Zustände auch bei uns wieder Einzug halten.

Feind hört überall mit

Hier zeigen sich übrigens die Schattenseiten der Digitalisierung: All die Text- und Sprachnachrichten, die so vieles erleichtern, können eben aufgrund der Nichtvergesslichkeit des Internets zu Zeitbomben werden, weil sie erhalten bleiben und in die falschen Hände gelangen können. Es müsste daher eine zwingende ethische und juristische, vor allem aber auch journalistische Compliance geben, dass für Bild-, Ton- und Textinhalte, die aus intimen Sphären “geleakt” wurden und später nach draußen gelangen, ein weitreichendes Verwertungsverbot gelten muss. Allerdings bleibt das Problem nicht nur auf digitale Kommunikation beschränkt; selbst wer bewusst auf die berufliche und sogar private Kommunikation mit Handys, Tabletts oder auf Social-Media-Präsenz verzichtet, muss damit rechnen, jederzeit mitgeschnitten und übertragen zu werden. Die technischen Möglichkeiten dafür erfordern keine große Abwehrtechnik mehr; sie sind in jedem Smartphone, diesem Schweizer Messer der Digitalgesellschaft, enthalten. Umso wichtiger wäre der Konsens, dass so gewonnene “Leaks” für die Veröffentlichung tabu bleiben müssen.

Diesem Bestreben hat die “Zeit” einen Strich durch die Rechnung gemacht, und zwar mit voller Absicht. Wenn nämlich jeder fürchten muss, dass das, was er heute sagt, morgen irgendwo in der Zeitung steht, traut sich niemand mehr, den Mund aufzumachen – und genau darum geht es den totalitären Scharfrichtern der Linksmedien. Sie wollen eine Gesellschaft, in der keiner mehr sagt, was er denkt. Öffentlich traut sich das sowieso schon keiner mehr – doch nun soll es auch im berufsinternen Kern- sowie im Privatbereich verpönt werden. Was Petzportale und “Meldestellen” nicht schaffen, soll künftig durch Selbstzensur mit Hilfe von Furcht geschafft werden – und dafür ist der Fall Döpfner ein willkommenes, abschreckendes Exempel. Es soll ein Klima erzeugt werden, in dem keiner mehr dem anderen über den Weg traut, in dem keiner mehr selbst im Zwiegespräch ehrlich sagt, was er denkt. Die Zahl derer, die sich schon heute ständig auf die Zunge beißen und jeden Satz zweimal innerlich abwägen , bevor sie ihn aussprechen, die sich in monastischer Selbstzensur in Echtzeit üben, die sogar in nächtlichen Selbstgesprächen zu gendern beginnen und sich selbst Denkverbote auferlegen, wächst täglich. Am Ende dieser Entwicklung steht eine linkstotalitäre Gesellschaft, die schlimmer tickt als Nordkorea nach 70 Jahren Stalinismus.

 

 

 

 

12 Antworten

  1. Najanu, ‘links’ hat halt
    den Geburtsfehler, daß es seit Anbeginn zweite Wahl darstellt. Und destowegen ist ‘links’ seit jeher auf Tricks angewiesen, je mieser, umso besser. Daher ja auch all die wenig schmeichelhaften Ableitungen von links wie ‘link’ etc.

    Und was noch dazu kommt,
    ist dann der ganze Neid, die Gehässigkeit und das ausgeprägte Bedürfnis diesen Makel zu kompensieren und dies nur zu oft im Übermaß …

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  2. “… die sogar in nächtlichen Selbstgesprächen zu gendern beginnen …”

    Ich war gerade beim abendlichen Bier trinken und habe mich vor lauter Lachen so heftig verschluckt.

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  3. @folgen praktisch alle Mainstreamjournalisten den moralimperialen Narrativen linksgrüner Weltverbesserer.
    kommt natürlich darauf an, wer bezahlt und wofür. Wenn sie diese kennen, wissen sie auch, was und warum die Medien veröffentlichen !
    Hier erklärt ein alter Journalist :
    “Wir sind intellektuelle Prostituierte, Huren.”
    Details finden sie dazu unter : John Swinton !

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  4. Auch hier wird es so kommen, wie in Österreich. Obwohl die Staatsmedien mit Millionen bestochen wurden und werden, findet dort eine Entlassung von Journalisten statt. Mitleid nein.

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  5. Ach du lieber Gott, der arme Herr Döpfner. Dinge, die er geschrieben hat, hätte ich nicht einmal in meinem Familienchat geäußert, weil mein Gedankengut ein ganz anderes ist. Dieser Mann, der allein über Bild seid Jahren die Berichtserstattung fabriziert, wurde als kleines Arschloch geoutet. Das ist gar nicht so schlecht.

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  6. Reichlich primitiv, was die “Zeit” da abzog.
    Privat muß privat bleiben – was Doepfner für eine Marke ist, erkennt man doch bereits an den öffentlichen Aussagen. Oder daran, daß er bei Springer tätig ist.

  7. Döpfner ist ein milliardenschwerer Unternehmer mit direktem Draht in die Machtzentralen des Landes, der sich angreifbar macht, indem er ohne Not Leute beschimpft. Er hat riesigen Einfluss und ernsthaft nicht Besseres zu tun als West/Ost-Klischees von vorgestern als Meinung auszugeben. Das zeugt wie seine Anbiederei an den linken Zeitgeist nicht gerade von Stärke.

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    1. Ich würde sogar noch weiter gehen. Seine Anbiederei zeugt von Kadavergehorsam und Schleimerei gegenüber der Kommunistischen Machtzentrale im Scheißloch Berlin.
      Dieser Schmierfink sollte sich noch einmal mit dem Begriff “Faschismus” befassen und sich dann an die eigene Nase fassen. Dem sein dämliches Gequatsche ist eigentlich eine Sache für den Staatsanwalt.

  8. Grundübel aller “Linken” sind der eingebaute Neid auf das was andere erarbeitet haben, ebenso Faulheit und Dummheit. Verschärft wird das ganze Gebräu durch die Anwendung “Linkischer, also verlogener Methoden” . Beste Beispiele: Corona, illegale Einwanderung, angebliche Energiewende per Windmühlen, Lastenfahrräder, 49.- €-Ticket etc. Nix davon macht irgendeinen Sinn.
    Trotzdem diese Bande keine wirkliche Mehrheit zustande bringt, wird sie von offenbar unterwanderter CDU/CSU hofiert. Alles dank Frau M. wie Herr Döpfner treffend sagt.

  9. Die causa lässt auf beiden Seiten tief blicken!

    Wenn man eine gewisse Machtstellung innehat, sollte man sich schon überlegen, was man sagt oder schreibt. Und wenn man eine gewisse Machtstellung innehalt, sollte man sich schon überlegen, was man in die Öffentlichkeit bringt.

    Über den “Kern” sollte man sich Gedanken machen – nicht über den “Boten”!

    Ich sehe auf beiden Seiten keine Heilige, die man verteidigen müsste. Es sind vielmehr böse Buben, die selbst für ihre Rollen angeklagt werden müssten.

  10. Der Artikel animiert mich zum Nachdenken. Bisweilen dachte ich mir auf die Aussage “Faschisten o. Kommunisten” nur, dass er mir’s doch bitte mal ins Gesicht sagen möge.
    Anderer Gedanke, es muss jedem klar sein, dass alles irgendwann auch gg. einen selbst gerichtet werden kann… Gut so!