
Warum schreibt ein Autor eine Leseanleitung für seinen eigenen Roman? Diese Frage drängt sich bei Arno Franks Essay „Als der Faschismus plötzlich an meine Tür klopfte“ im vorletzten “Spiegel” auf, in dem er seinen eigenen historischen Roman “Ginsterburg” – eine Erzählung über die Jahre 1933 bis 1945 – nicht nur vorstellt, sondern selbst regelrecht interpretiert. Frank liefert hier keine bloße Werbebeschreibung, sondern eine politische Gebrauchsanweisung: Der Roman sei eine “Flaschenpost” aus der Vergangenheit, die uns vor dem Faschismus in der Gegenwart warnen soll. Doch diese Selbstdeutung wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Ist es die Unsicherheit über die Wirkung des Werks? Ein Bedürfnis nach moralischer Absicherung? Oder ein Symptom des woken Zeitgeists, in dem Literatur nicht mehr für sich stehen darf, sondern als Waffe in aktuellen Kämpfen instrumentalisiert wird? Franks Essay erklärt weniger die Geschichte als sich selbst – und enthüllt dabei eine Obsession, die den Faschismus nicht nur in Archiven, sondern im Alltag überall lauern sieht. Aus einem literarischen Werk wird so eine Fieberkurve der politischen Paranoia, die den Roman überschattet und seine Eigenständigkeit untergräbt.
Frank greift zur Metapher des Faschismus als “Virus” – eine suggestive, aber intellektuell bequeme Bildsprache. Hier psychologisiert er Politik: Statt Interessen, Ideologien und Machtprozesse zu analysieren, wird Totalitarismus zu einem metaphysischen Infekt, der schicksalhaft ausbrechen kann. Psychologisch betrachtet, könnte dies eine Form der Projektion sein: Der Autor externalisiert eigene Ängste vor Wiederholung der Geschichte in die Gesellschaft. Es ist, als ob Frank – wie er selbst andeutet – unter dem Baader-Meinhof-Phänomen leidet, einer kognitiven Verzerrung, bei der man ein Muster überall erkennt, sobald man es einmal wahrgenommen hat. Diese Pathologisierung dämonisiert den politischen Gegner und brandmarkt ihn als nicht durch Diskurs und Debatte zu stellende Bedrohung: Nicht ein Kontrahent mit Argumenten steht gegenüber, sondern ein Krankheitserreger, der isoliert und bekämpft werden muss. Solche Metaphern dienen natürlich der eigenen emotionalen Entlastung – sie ersparen nuancierte Debatten und rechtfertigen einen Generalverdacht. In der Gegenwart sieht Frank diesen Virus überall: im MAGA-Aktivisten in den USA; in einem AfD-Politiker in Oranienburg; in einem Wahlergebnis in Thüringen. Das ist keine Analyse, sondern politische Exkommunikation, die den Diskurs vergiftet, anstatt ihn zu bereichern.
Das Familienalbum als Tribunal
Besonders aufschlussreich ist Franks biographische Selbstvergewisserung. Er greift in sein privates Archiv: Landser-Heftchen, die Pistole des Opas im Handschuhfach, Omas Erinnerungen an Bombennächte, sogar Marlene Dietrich wird bemüht. Literarisch könnte dies durchaus Potenzial haben, die Ambivalenz “gewöhnlicher Menschen” zu beleuchten – jene Grauzonen, in denen Alltag und Barbarei koexistieren. Doch Frank nutzt diese Episoden nicht etwa für nuancierte Charakterzeichnung, sondern als Beweis für eine These: Es gibt keine Unschuld, nur Mitverstrickung. Das Familienalbum wird zur Asservatenkammer eines Tribunals; der Enkel wird zum Ankläger. Psychologisch wirkt das wie eine Form der Überkompensation: Frank schafft einerseits Entlastung für seine Vorfahren – und damit implizit sich selbst –, indem er sie als typische ohnmächtige Opfer der “Infektion” darstellt, andererseits schafft er so Distanz zu einer potenziell belasteten Familiengeschichte. Literarisch gesehen verliert sein Roman dadurch an Tiefe: die Figuren, die als “gewöhnliche”Menschen“ angelegt sind, werden zu bloßen Spiegelbildern des heutigen Bürgers, der stets unter Faschismusverdacht steht. Statt offener Erzählung entsteht so eine didaktische Leseanleitung, die den Leser nicht einlädt, selbst zu interpretieren, sondern ihm vorschreibt, wie er den Text “richtig” zu verstehen hat. Das widerspricht dem Kerngedanken guter Literatur, Mehrdeutigkeit zuzulassen, anstatt einzuengen und zu kanalisieren.
Frank zieht Parallelen mit schwerem rhetorischem Gerät, die Geschichte nicht zur Erkenntnis, sondern zur Gegenwartsbewältigung nutzen. Goebbels’ Tagebuch von 1935 wird da mit der Debatte um ein AfD-Verbot gleichgesetzt; das NS-Wort “Ballastexistenz” wird gegen den AfD-Politiker Maximilian Krah gehalten; Trumps kulturpolitische Eingriffe in Schulbücher werden mit NS-Museums-Umwidmungen verglichen. Sogar der ermordete Aktivist Charlie Kirk erscheint als amerikanischer Horst Wessel. Literarisch ist das problematisch: Solche Analogien reduzieren komplexe Narrative auf platte Formeln, bei denen der “Gestern-wie-heute„-Faschismus überall lauert. Der Roman verliert seine historische Spezifität und wird zu einem bloßen Vehikel für aktuelle Polemik. Man könnte wiederum psychologisch mutmaßen, dass Franks Drang, eine Leseanleitung zu schreiben, einer tiefen Unsicherheit entspringt: In einer polarisierten Welt fürchtet der Autor vielleicht, dass sein Werk missverstanden oder instrumentalisiert werden könnte – oder schlimmer, dass es ohne explizite politische Framing wirkungslos bliebe. Indem er den Roman als Warnung vor der “rechten Infektion” positioniert, sichert er sich moralische Autorität und schützt sich vor Kritik aus dem eigenen Lager.
Das Drama der politischen Kultur
Im Kontext des linken Zeitgeists erscheint diese Herangehensweise verständlich; sie ist dadurch aber nicht weniger kritikwürdig. In Teilen der progressiven Öffentlichkeit, wie sie der “Spiegel” repräsentiert, hat sich eine regelrechte Obsession mit Faschismus-Vergleichen etabliert: Alles, was nicht explizit links ist, gilt als Gefahr für die Demokratie, die als exklusiver Besitzbegriff verstanden wird. Dieser Zeitgeist fördert eine Kultur der Hypervigilanz, in der historische Traumata wie der Nationalsozialismus nicht mehr reflektiert, sondern als Vorlage für aktuelle Kämpfe missbraucht werden. Der Faschismusbegriff wird zur Leerformel – universell einsetzbar, aber erklärungslos.
Diese Entwicklung nährt eine kollektive Paranoia und verstärkt eine Projektion, die reale Bedrohunge überzeichnet und nuancierte Debatten im Keim erstickt. Literarisch schadet es der Kunst: Romane wie „Ginsterburg“ sollten Welten öffnen, nicht abschotten. Stattdessen wird Literatur zu einer Echo-Kammer, in der der Autor seine eigene Werkinterpretation diktiert, um im Chor des Zeitgeists mitzusingen. Das eigentliche Drama liegt nicht in “Ginsterburg”, sondern in einer politischen Kultur, die solche Selbstdiagnosen als Literaturkritik abdruckt. Franks Essay zeigt weniger den Faschismus als historischen Abgrund, sondern die geistige Obsession eines Milieus, das in jedem Schatten die Barbarei wittert – nur nicht in seinem eigenen ideologischen Tunnelblick. Warum also eine Leseanleitung? Am wahrscheinlichsten erscheint die Annahme, dass der Autor in Zeiten der Polarisierung fürchtet, sein Werk würde ohne explizite Politisierung untergehen. Doch damit verrät er die Literatur: Statt Vertrauen in die Leser zu setzen, diktiert er die Deutung. Am Ende bleibt eine Warnung: Wenn Faschismus überall ist, “erklärt” er nirgends mehr etwas – und die Demokratie wird nicht gestärkt, sondern erodiert durch ständigen Alarmismus.
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8 Antworten
@Faschismus überall
na ja – wer selbst den Überblick verloren hat, kann immer noch überall Nazi und Faschisten entdecken !
Und wer seiner eigentlichen Aufgabe nicht gewachsen ist, kann sich immer noch auf abseitige Nebenkriegsschauplätze begeben !
Wir können/wollen zwar heute nichts für das Land tun, aber wir können immer noch in 50 Jahren den Planeten retten !
Und Hauptsache, die Diäten werden regelmäßig erhöht !
Also ich bin vielleicht bissel weg vom sinnlosen Thema des eigentlichen Beitrages, der keine Sau interessiert . Apollo ist schon bissel Scheiße geworden…
Aber GMX fordert mich und andere gerade auf für mord und notleide Kinder in Gaza zu spenden.
Jeder Euro kommt garantiert an, bei den Notleidenden natürlich nicht, aber in den Taschen dieser Drecksorganisationen. Während des applaudierten Friedens bombardiert Israel kackfrech unter Vorwänden den Libanon und sorgt dort friedfertig wie immer, für Tod und Verwüstung.
Was für ein Portal ist ANSAGE! eigentlich, wenn es sich um jeden gendergrünen Pups kümmert, aber nicht um die Verbrechen in dieser Welt? Das wird natürlich gelöscht bei Apollo – aber ich habe es versucht…
Das süße Gift des Sozialismus hat ihn, genau wie seinen Opa damals infiziert, ergo: Projektion auf die Widerständler ebendieses Faschismus!
Armer Kerl.
Dieser Arno Frank ist in Kaiserslautern geboren und aufgewachsen.
Seine „Welt“ ist der „Nationalsozialismus“.
Dem „Wiesbadener Kurier“ verriet er vor nicht allzu langer Zeit, dass sein und seiner Familie neuer Wohnort am Rhein gelegen, nämlich das 1926 u.a. zur Stadt Wiesbaden eingemeindete Biebrich, schöner nicht sein könne.
Demnach heile Welt bei den Franks.
https://youtu.be/a8Ij8ndrPK0
Autor: Demokratisch Denken
„Arzt packt aus: Deshalb steigen Krankenkassenbeiträge rasant!
Zahnarzt sagt klar, warum es immer weniger freie Arztplätze und steigende Kosten gibt.“
Unsere uns aufgezwungenen „Zwangsdauergäste“ ohne Rückkehrpflicht i.d. Masse
macht es möglich, weil davon ca. 50 % im Bürgergeld festgepappt sind.
Es wird b.d. Ärzten immer schlimmer, Arzttermine bei Fachärzten für Deutsche
werden immer weiter in die Zukunft verlegt.
Wir müssen stets höhere Beiträge bezahlen.
Bezahlen für die Typen die sich zu Hunderttausenden in die Hängematte legen und
uns für diese faulen Leute bezahlen lassen.
Dank an Merkel und nachfolgende Regierung, die Massenzuwanderungen immer noch zulassen und sie sogar noch durch wegschauen forcieren.
Wenn Du Deutscher bist, hast Du schon lange die „Arschkarte“ gezogen !!!
„Wenn Du Deutscher bist, hast Du schon lange die „Arschkarte“ gezogen !!!“
Doch wo bleibt beim mündigen Wähler der Sinneswandel ? „Wie bestellt/gewählt, so geliefert“.
„Im Osten geht die Sonne auf“.
Dieser Autor braucht Aufmerksamkeit und etwas Taschengeld mit Medienauftritten um zu jammern das sich Käufer für sein Buch finden damit es kein Ladenhüter wird. Mit der Faschismus-Tränendrüse wird es bestimmt genug Regenbogenjünger und Tuntifanten geben die seinen Schinken konsumieren und danach gibt es eine Demo gegen Rechts die 100% FRIEDLICH verläuft mit der Linksautonomen-Szene wie wir es eben kennen;-) mfg
Märchenerzählung von dem BND-Chef:
BND-Chef warnt vor einer zeitnahen Eskalation mit Russland
Der russische Angriff auf die Ukraine hat gezeigt, wozu Russland bereit ist. Der BND sieht eine reale Gefahr auch für Deutschland und Europa, die von Russland ausgehe. Militärische Schläge gegen Nato-Gebiet seien möglich.
Der Präsident des Bundesnachrichtendiensts, Martin Jäger, hat vor der realen Gefahr eines militärischen Konflikts mit Russland gewarnt. „Wir dürfen uns nicht zurücklehnen in der Annahme, ein möglicher russischer Angriff käme frühestens 2029. Wir stehen schon heute im Feuer“, warnte der Präsident der Behörde, Martin Jäger, vor Abgeordneten im Bundestag.
https://www.n-tv.de/politik/BND-Chef-warnt-vor-einer-zeitnahen-Eskalation-mit-Russland-article26092664.html