Freitag, 26. April 2024
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Finnische Kameraden: Willkommen in der Nato!

Finnische Kameraden: Willkommen in der Nato!

Nazi-Aufmarsch in Helsinki? Nein, nur eine Einheit der finnischen Luftstreitkräfte mit ihren traditionellen Logo, das nun zum Fahnenbanner der NATO zählt (Foto:privat/WikiCommons)

Seit dem 4. April sind die finnischen Streitkräfte ganz offiziell Waffenbrüder in der NATO. Finnland ist ein ansehnlicher Flächenstaat mit einer überschaubaren Bevölkerungsanzahl. Seine geographische Ausdehnung entspricht etwa der der Bundesrepublik Deutschland minus Sachsen (Achtung, Spoiler für öffentlich-linkische Medientreibende). Finnland allerdings ist dann zahlenmäßig bewohnt von den Bewohnern Berlins und Hamburgs in Summe. Finnland war einst als Großfürstentum bis 1917 Teil des russischen Zarenreiches. Nach der Revolution von 1905 gestattete der Zar den Finnen, ein eigenes Parlament zu wählen. 1907 wurde dann dort erstmalig gewählt und Finnland war mit dieser Wahl das erste europäische Land – und nach Australien und Neuseeland weltweit das dritte überhaupt -, in dem ein Frauenwahlrecht umgesetzt wurde.

Mit der Februarrevolution von 1917 sagte sich das finnische Parlament von Russland los und erklärte seine Unabhängigkeit, die nach der erfolgreichen Oktoberrevolution dann von Lenin ratifiziert wurde. Lenin setzte auf die revolutionären Kräfte in Finnland. In einem kurzen, aber sehr intensiven Bürgerkrieg gewannen die “Weißen“, die republikanischen Kräfte. Mit der Unabhängigkeit baute Finnland auch eine erste eigene Landesverteidigung auf. Im nur vier Monate dauernden “Winterkrieg” 1939 bis 1940 leisteten die zahlenmäßig deutlich unterlegenen Finnen der Roten Armee Stalins, die am 30. November 1939 in Karelien eingefallen war, erbitterten Widerstand. Symbol der finnischen Schlagkraft und des finnischen Widerstandsgeistes wurde der Bauer und Jäger Simo Häyhä, der innerhalb extrem kurzer Zeit – bis heute jedem Scharfschützen der Welt ein Begriff – unter seinem Kampfnamen “Weißer Tod“ bekannt wurde. Mit bestätigten über 500 tödlichen Scharfschützeneinsätzen und weiteren rund 250 für seine Gegner tödlichen direkten Kampfhandlungen mit einer Maschinenpistole gilt er bis heute als der gefährlichste Scharfschütze der Militärgeschichte.

Scharfschützen-Legende Simo Häyhä während des Winterkrieges 1940 (Foto:WikiCommons)

Nach dem Ende des Winterkrieges verbündeten die Finnen sich mit dem Deutschen Reich und eroberten zusammen mit der Wehrmacht alle Teile (und noch einiges mehr!) des im Winterkrieg verlorengegangenen Kareliens zurück. Nach einem Friedensschluss mit Moskau 1944 bekämpften die Finnen die Wehrmacht im sogenannten Lapplandkrieg. Dieser endete erst am 27. April 1945. Danach stellte Finnland für 40 Jahre eine Art neutrale Pufferzone zunächst zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt, sodann weitere 30 Jahre zwischen der NATO und der russischen Föderation dar. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat eine radikale Kehrtwende in Finnland zur Folge gehabt: Getragen vom Mehrheitswunsch der Bevölkerung beantragte Finnland am 18. Mai 2022 die Mitgliedschaft in der NATO. Am 5. Juli 2022 unterzeichneten alle 30 NATO-Botschafter die Beitrittsprotokolle, und bis zum 31. März 2023 ratifizierten die Parlamente aller NATO-Mitgliedsstaaten diese. Am 4. April 2023 trat Finnland der NATO bei. So weit, so gut – denn jetzt sind – und das sage ich als ehemaliger Vertreter derselben Waffengattung – Simo Häyhä und ich ganz offiziell “Kameraden”!

Mit dem Einzug Finnlands in die NATO entsponnen sich jedoch auch innenpolitische Scherereien: Stellen Sie sich vor, aus Begeisterung darüber, mit Simo Häyhä in ein und demselben “militärischen Boot” zu sitzen, wollte ich die finnischen Kameradinnen und Kameraden durch eine persönliche Geste in der NATO begrüßen, und hisse deshalb in meinem Garten – aus purer Freude über die neue Waffenbrüderschaft – die Flagge der finnischen Luftstreitkräfte. Nur Minuten später hätte ich den Staatsschutz an meiner Gurgel hängen und es würde mit traumwandlerischer Sicherheit ein Verfahren wegen “Benutzung verfassungsfeindlicher Symbole“ gegen mich in Gang gesetzt…denn diese finnische Flagge der Luftstreitkräfte zeigt eine Swastika:

Flagge der finnischen Luftstreitkräfte (Foto:Wikicommons)

Mit einem kleinen Unterschied (vielleicht schauen sich die Damen und Herren des Staatsschutzes die beiden Symbole ja einmal genauer an): Das Hakenkreuz unrühmlichen Gedenkens steht auf der Spitze, während die Swastika der Finnländischen Luftwaffe gezeichnet ist wie ein Plus-Zeichen mit verlängerten Enden im Winkel von 90 Grad. Es wäre schön, wenn der Verfassungsschutz also nicht gleich in Schnappatmung verfiele, wenn demnächst in Brüssel vor dem NATO-Hauptquartier eine Swastika gehisst wird…

11 Antworten

  1. Was wäre, wenn sich ein faschistisches Land das christliche Kreuz als Symbol für ihre Kriege aussucht und dieses nach 2.000 Jahren verboten würde.
    Das Hakenkreuz ist doch m. Wissens ein japanisches Sonnenzeichen, weit vor der Hitler Zeit.
    Zorro würde heute straffällig, wenn er mit Z unterschreibt.
    Kann man mit dem Verbot von Symbolen die Denkweise ändern?

  2. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ?

    Das ist doch NATO-Propaganda. Nachdem sie 2014 die ukrainische Regierung weggeputscht haben, führen die USA in der Ukraine einen Stellvertreterkrieg gegen Russen, ausgeführt durch ihre ukrainischen Vasallen.

    Nachdem sich die Russen acht Jahre lang an der Nase haben herumführen lassen — Merkel und Macron haben ja nun offiziell bekannt, das Minsker Abkommen war nur ein Täuschungsmanöver — hat die Russische Föderation nun die beiden ukrainischen Oblaste Donezk und Lugansk als selbständig anerkannt und mit Verweis auf Artikel 51 der UN Charta einen Beistandspakt mit diesen Republiken beschlossen.

    Ob das nun völkerrechtskonform war oder nicht — man sollte zumindest auch die andere Seite hören! — , wer glaubt, die Russen hätten es in der Hand, diesen Krieg zu beenden, hat nichts verstanden.

    Wäre die russische Armee so machtlos wie es die NATO-Propaganda gebetsmühlenartig verkündet, hätten die USA Rußland schon längst filetiert, so wie sie es mit Jugoslawien gemacht haben (das sagt die US-Regierung auch offiziell, nur die Medien verschweigen das).

    Aber die Finnen dürfen sich jetzt ebenfalls als US-Kolonie verstehen, ihre Souveränität ist dahin, und die USA werden nun bereit sein, nicht nur bis zum letzten Ukrainer sondern auch bis zum letzten Finnen gegen Rußland zu kämpfen.

    So gesehen paßt das finnische Abzeichen ja zu den neuen Bundesgenossen in der Ukraine, wo derartige Abzeichen ebenso üblich sind.

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  3. Von wegen “Mehrheit der Bevölkerung”: Eine Volksabstimmung wurde nämlich mit allen legalen und illegalen Tricks von den roten Schickeria-Banditen um die Koks-Tussi Marin verhindert und die damalige rote Mehrheitsmeinung in der Geschwätzbude zur “Bevölkerung” erklärt. Warum wohl? Fragt man die alten knorrigen Finnen auf dem Lande, sieht die Sache ganz anders aus. Und die Älteren wissen vor allem, daß sie sehr glimpflich davongekommen sind dank Figuren wie Pasikivi und Kekonen (die beiden soffen in Moskau jeden unter den Tisch), als Gegenleistung für die geschmähte “Finnlandisierung” wurde die SU nämlich schnell zum größten Handelspartner für hochwertige Waren (die russische Eisbrecherflotte z.B. wurde in Finnland gebaut) und der Wohlstand nach dem Krieg begründet sich vor allem darauf. Es ist ihnen auch wohler, wenn hinter der langen finnisch-russischen Grenze (1300 km) weiterhin nur Bären, Wölfe und Elche in den Wäldern und Sümpfen hausen anstatt hochgerüstete Divisionen Gewehr bei Fuß stehen, was jetzt in Bälde der Fall sein wird.
    Solchen unabhängigen Geistern graut nämlich vor dem Gedanken, daß das Schicksal des Landes künftig in Washington entschieden wird und machen aus der Verachtung für das deutsche Arschkriechertum keinen Hehl. Tenor: “Mit den Russen sind wir im Laufe der Jahrhunderte immer fertig geworden. Mit den Amis klappt das nicht”.

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    1. Das ist nicht korrekt! Die Swastika wurde lediglich bei den Kokarden auf den Flugzeugen durch eine neu gestaltete Kokarde ersetzt. Die Swastika ist seit Gründung 1918 nach wie vor in der Wappenfahne der Luftstreitkräfte vorhanden und weiterhin in vielen Orden und Dienstabzeichen. Die dystropische Magie eines Symbols, wie es in Deutschland nicht nur in diesem Fall gesehen wird, sehen die Finnen offensichtlich anders und glauben nicht daran, dass die quasi magische Kraft, die beim Erblicken dieses Symbols die Menschen SOFORT zu Nazi-Zombies mutieren lässt, eben dieses Potential habe….

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  4. “Finnische Kameraden: Willkommen in der Nato!”

    Bei dieser Überschrift hatte ich natürlich mit einem satirischen Text gerechnet. Aber weit gefehlt, der Autor meint dies ernst!
    Da komme ich mir vor als wenn damals in der DDR jemand seine Begeisterung über die Aufnahme eines weiteren Staates in den Warschauer Pakt geäußert hätte. Was ich über solche Leute damals gedacht hätte und heute denke will ich hier lieber nicht äußern.

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  5. Sehr guter Artikel. Ob die Swastika noch auf den finnischen Luftstreitkräften aufgemalt wird, glaube ich nicht. Da werden die Finnen die Macht der freiesten Medien aller Zeiten kennenlernen.

  6. Die Finnen können sich nun etwas einbilden: Dass sie maßgeblich zu einer Ausweitung des Konfliktpotentials beigetragen haben, indem sie nun den USA eine über tausend Kilometer lange Grenzlinie zur Verfügung stellen, gegen die sich Russland kaum mehr mit Abwehrrakteten wird verteidgend können!

    Auch die Finnen sind offenbar geistesgestört! – Hatten sie Befürchtungen, dass Putin/Russland in ihr Land einmarschieren würde? Wie doof darf man sein, um heutzutage in politische Verantwortung zu gelangen?
    Wer die NATO für ein “Verteidigungsbündnis” hält, hält den Mond wohl auch für eine Laterne!

  7. Ich habe familiäre Verbindungen ins buddhistische Sri Lanka. Dort ist das Swastika-Zeichen vielerorts zu sehen, es ist eine Art Glückssymbol, wie ich es verstanden habe. Übrigens genau andersherum als das Nazi-Hakenkreuz. Wenn ich richtig gelesen habe, sind die Finnen nun dauzu verdonnert worden, ihr “Glückssymbol” abzuschaffen, um “Verwechslungen” vorzubeugen. Aber das wird lange dauern. Auf abertausenden von Fotos und Bildern und Orden und Stempeln und Formularen wird das finnische Hakenkreuz uns noch lange als “normales” Armeezeichen begleiten. Unsere Linken werden durchdrehen und wenn man sie an “Toleranz” erinnert, muß man sie wohl medikamentös beruhigen.