
Diese Woche berichtete ich vom Zwischenstopp meiner derzeitigen Kreuzfahrt im südenglischen Portsmouth. Von dort geht es weiter zum Reiseziel Azoren, vorbei an der iberischen Halbinsel – eine außergewöhnliche Seefahrt. Sie führte um die nordwestfranzösische Halbinsel Normandie durch den Golf von Biskaya und um das nordwestliche Galicien (Spanien) herum zum zweiten Zwischenstopp. Die Biskaya wäre eigentlich keine Erwähnung wert; eigentlich, denn ausgerechnet auf dieser Kreuzfahrt war auf diesem Ausläufer des Atlantiks die Hölle los: Ein Tag lang und insbesondere in einer Nacht tobten Wind und Wellen dermaßen, dass das relativ kleine Kreuzfahrtschiff (ausgelegt auf maximal 1.200 Passagiere) bei einer Windstärke von 12 Beaufort und acht Meter hohen Wellen durch die See torkelte.
Die Passagiere konnten nur die Restaurants in den unteren Decks aufsuchen – böse Zungen meinten, damit die Schiffswände wenigstens nur unten vollgekotzt würden und nicht schon von oben herunter. Um das zu vermeiden, fragte uns der Maitre süffisant, ob wir tatsächlich essen wollten oder ob sie das Menü gleich ohne Umweg ins Meer kippen sollten. Aber Spaß beiseite: Ich fragte einen Bordoffizier, ob sich der Kapitän womöglich verfahren habe und wir am (für seine Orkane berüchtigte) Kap Hoorn unterwegs seien? Doch nein: Dieser hatte jenes berüchtigte Kap zwar tatsächlich schon sieben Mal umfahren, aber keine dieser Passagen sei tatsächlich so schlimm gewesen wie diese Querung der Biskaya, ließ er uns wissen.
Die tun ja nix…
Das Schiff und die Passagiere haben sie am Ende einigermaßen überstanden. Die Artania ächzte zwar in einem beträchtlichen (wenn auch nur für Landratten besorgniserregenden) Ausmaß, hielt aber natürlich dicht. Nur eine ältere Frau stürzte ernsthaft und musste am nächsten Morgen mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden. Auch die Empfangsanlage für Fernsehen und Radio wurde durch den Sturm beschädigt und musste im nächsten Hafen repariert werden. Wir “Überlebenden” erhielten für das Seeabenteuer eine Urkunde, auf der bestätigt wurde, dass wir „am 23.10.25 in der Biskaya den Wind und Wellen der tückischen See … erfolgreich getrotzt hätten und wir uns nun sturmerprobt nennen dürften. Das Phoenix-Team gratulierte zu dieser Standfestigkeit.“
Auf der Seereise war als zweiter Zwischenstopp die nordportugiesische Großstadt Porto vorgesehen. Aber wenn der Wurm schon mal drinsteckt…: Dort streikten gerade die Hafenarbeiter. Als Ex-Gewerkschafter tröstete ich mich mit der doppeldeutigen Floskel: „Die tun ja nix“ – was genau das Problem war. Also musste ein anderer Hafen angefahren werden: Der größte Fischereihafen Spaniens, Vigo in Galicien, ganz im Nordwesten des Landes. Galicien ist eine autonome Region, ebenso wie das bekanntere Katalonien. Das für jedes Land so wichtige Bruttoinlandsprodukt wurde durch den Streik der portugiesischen Hafenarbeiter in Spanien bereichert – nicht in Portugal. Denn es geht bei der Wertschöpfung um die Hafengebühr, die vielen Busse zu den Ausflugszielen, die örtlichen Reisebegleiter und so weiter. Auch die Steuern flossen an das Nachbarland Portugals.
Geschichtsträchtiges Vigo
Vigo war mir bis dato unbekannt, deshalb musste ich mich erst etwas einlesen: Die inzwischen 300.000 Einwohner zählende eine historische Hafenstadt rund um einen Naturhafen mit drei vorgelagerten Inseln wurde von den Römern gegründet (lat. Vicus für Dorf). Ende des 10. Jahrhunderts fiel der islamische Maurenherrscher Almansor über die Stadt her, und erst im Jahr 1170 konnte Fernando II. Vigo neu besiedeln. Nachdem der römisch-deutsche Habsburgerkaiser Karl V. die Stadt 1529 mit Privilegien ausgestattet hatte, blühte Vigo auf – vor allem durch den rapide Fahrt aufnehmenden Südamerika-Handel. Im Jahr 1619 plünderten türkische Piraten in der Ría de Vigo, erst danach bekam Vigo Stadtmauern. 1702 endete die Seeschlacht bei Vigo im Spanischen Erbfolgekrieg zwischen einer spanisch-französischen Goldarmada und englisch-niederländischen Geschwadern mit einem Raubzug der siegreichen Engländer durch Vigo.
Historiker glauben, dass ein Teil des damals erbeuteten Schatzes bis heute auf dem Grund der Bucht liegt. Diese Vorstellung floss übrigens in die Weltliteratur ein: In Jules Vernes Erzählung „20.000 Meilen unter dem Meer“ bezieht Kapitän Nemo seinen Reichtum aus ebendiesen Wracks. In der Realität warten Gold und Silber der Armada tatsächlich noch darauf, von Tauchern aus den Wracks geborgen zu werden. Aber was für eine Enttäuschung: Schon damals fanden Kriege statt, in denen unser Land „keine Aktien drin“ hatte. Erst im Zweiten Weltkrieg wurde Vigo einer der Stützpunkte der deutschen U-Bootwaffe in Spanien.
Zu katholisch für Muslime?
Erwartungsgemäß stellen Katholiken in Spanien rund 90 Prozent der Bevölkerung, 2016 machten Muslime mit rund 4 Prozent (Stand 2016) einen geringeren Anteil als in Deutschland aus – und das, obwohl Spanien ein Erstankunftsland für muslimische Einwanderer ist. Diesen bleibt anscheinend nicht verborgen, dass es bei uns mehr zu holen gibt. Das zeigte sich auch in Vigo: Auf dem Gang durch die Altstadt zum 133 Meter hohen Monte O Castro waren nur zwei Muslimas zu sehen, dafür jedoch unzählige Arbeiter in orangefarbener Schutzkleidung, die bereits Ende Oktober die umfangreiche und aufwändige christliche Weihnachtsdekoration mit Kranfahrzeugen anbrachten. Vielleicht ist diese Stadt den Muslimen einfach zu katholisch.
Der Stadt Vigo muss es finanziell besser gehen als den Städten Südostspaniens, die eine ähnliche Einwanderungswelle verkraften müssen wie wir in Deutschland, verbunden mit allen Lasten der Unterbringung, der Rundumversorgung und der Nachsorge. Weil Vigo das alles anscheinend (noch) nicht stemmen muss, kann sich die Stadt finanziell auffällig viele Museen leisten. Und die heimischen Spanierinnen können es sich leisten, chic und freizügig auf den Straßen zu flanieren. Vielleicht halten sie unliebsame Zeitgenossen auch mit ihrer Sprache auf Abstand? Aus ihrem Mund kommen die Wortsalven wie aus einem Maschinengewehr geschossen. Gibt es überhaupt ein Volk, das schneller sprechen kann als die Spanier? Der krönende Abschluss der Tagesvisite in Vigo: Auf der abendlichen Ausfahrt aus dem Hafen wurden wir von einer ansehnlichen Schule Delfine begleitet, auf die uns der erfahrene Kapitän per Durchsage aufmerksam machte. Weiter geht es nun in zwei Seetagen und entsprechender Zeitverschiebung zur Hafenstadt Ponta Delgada der ersten Azoreninsel Sao Miguel. Auch diese hat eine wechselreiche Geschichte zu bieten.
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Eine Antwort
Schaut und hört das Interview mit Herrn Kubicki bis zum Ende !
https://youtu.be/qn3Lvbl_Lnw
Daniel Gräber
„Wir müssen dem Shitbürgertum seine Grenzen aufweisen“ – Wolfgang Kubicki im Apollo News-Interview“
Im Apollo News-Interview rechnet der FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki mit den Versuchen ab, die Meinungsfreiheit einzuschränken. Dem „Shitbürgertum“ müssten die Grenzen aufgezeigt werden und die Gesellschaft für ihre Grundrechte einstehen, fordert er im Zuge der Ermittlungen gegen Norbert Bolz.
Deshalb, nur wer duldet das man ihm ./. die uns allen verbrieften Grundrechte im GG diktiert,
der hat im Vorfeld schon verloren und hat resigniert !
Es gibt leider viel zu wenige, vordergründlich arme Leute, die haben keine Rechtschutzversicherung und können auch keinen Anwalt, geschweige denn einen Anwaltsspezialisten, der sich mit „Meinungsrechtdurchsetzung“ bestens auskennt, bezahlen. Diese müssen somit bereits ohne Verhandlung sich Strafbefehlsaufforderungen unterordnen.
Leider !
Das was Herr Kubicki sich im Sinne aller wünscht, ist, das ein Anwalt endlich einmal
höchstrichterlich mit der Übergriffigkeit und Unverhältnismäßigkeit von staatl. Zwang
ein positives, nicht mehr anfechtbares Urteil erzwingt !
Das große Problem sind und bleiben Staatsanwaltschaften, die weisungsgebunden den div.
politischen Justizministerien unterstellt sind !
Hinzu kommen leider noch nicht wenige „Systemrichter“, die mit ihrer Zustimmung u.a. Hausdurchsuchungen für was auch immer welchen Banalitäten, legalisieren.
Ich habe absolut nichts gegen die im GG verbriefte Unabhängigkeit von Richtern.
Allerdings bin ich nicht einverstanden, wenn Richter sich in Unverhältnismäßigkeiten und Übergriffigkeiten begeben !
Zu dem schaue Mann/Frau nur auf die zahlreichen „Schmusekursurteile“ oder gar Strafvereitelungen/Untätigkeiten in Sachen von Importierten, die hier strafrechtlich in Erscheinung getreten sind !