
Vier Oscars erhielt der Western “High Noon“ von Fred Zinnemann. Ein Schwarz-Weiß-Film (1952) über Gut und Böse und klugerweise auch das Dazwischen. Ältere Semester werden das elektrisierende Setting aus staubigem Bahnhof, vorrückender Uhr, verängstigten Bürgern und ultimativem Duell noch vor Augen haben. Kaum ein deutsches Leitmedium, das die offensichtliche Steilvorlage inzwischen nicht als Headline für irgendeinen ihrer tendenziösen Kommentare zum Trumpschen Feldzug gegen das Establishment nutzte. Freilich mit ausgesprochen lustigen interpretatorischen Verrenkungen, denn die sich aufdrängende Analogie besteht ja gerade in der Gleichartigkeit der Perspektive: Die der drangsalierten, von Recht und Gesetz verlassenen Einwohner der Kleinstadt Headleyville in New Mexico einerseits, und die der Bewohner der heutigen westlichen Hemisphäre andererseits.
Hier wie dort hat sich die eine Hälfte mit der Willkürherrschaft zu arrangieren gelernt, während die andere auf Besserung hofft, aber noch mit der Möglichkeit ihrer Befreiung fremdelt. Damals wie heute wird das drohende Verschwinden unzähliger ungeschriebener Gesetze beargwöhnt. Bis zum Schluss dann „das Böse“ unterliegt und der Weg für Neues offensteht. Nun stammt die Realität nicht aus Hollywood, auch wenn es derzeit verdammt danach aussieht. Was Trump mittels seiner Executive Orders in den ersten Tagen seit Amtsübernahmen losgetreten hat, überfordert den Chronisten schon aufgrund deren schierer Masse. Es gibt schlichtweg keinen politischen Acker, der nicht bereits jetzt gründlichst umgepflügt worden würde.
Beeindruckende Startbilanz
Die Stichworte:
- Notstand und Militäreinsatz an der Grenze
- Ausschaffung Illegaler und Krimineller
- Exekutieren von Todesstrafen
- Drastisch verschärfte Einwanderungsregeln
- Abschaffung des Staatsbürgerschaftsrechts durch Geburtsort
- Streichung von 40.000 Hochschulstipendien für Illegale
- Austritt aus WHO und Pariser Klimaabkommen
- Massives Vorgehen gegen den Internationalen Strafgerichtshof
- Förderung fossiler Energien
- Streichung von Subventionen für Windparks
- Erhebung von Einfuhrzöllen
- Wiedereinführung der Meinungsfreiheit durch Verhinderung staatlicher Zensur
- Radikale Kürzungen der Mittel für Diversität, Gleichberechtigung, Inklusion und freien Zugang (DEIA)
- Radikale Kürzungen der Mittel für Umweltmaßnahmen (“Environmental Justice”)
- Kündigung zigtausender Bundesbeamter und Verhängung eines Einstellungsstopps
- Einstufung der Banden MS-13, Tren de Aragua (TdA) sowie der jemenitischen Bürgerkriegspartei Ansar Allah (Huthi) als Terrororganisationen
- Offene Konfrontation mit Kuba und Iran
- Territoriale Neubewertungen hinsichtlich Grönland, Panama, Gaza…
- Truppenabzug aus Europa
- Friedensverhandlung mit Putin zur Ukraine
Von fest auf flüssig
Es geht dabei um riesige Summen. Jede Verfügung ist schon für sich genommen ein globaler Aufreger, der zwar von Gerichten für eine gewisse Zeit blockiert werden kann, doch letztlich wird ungeachtet dessen der Aggregatzustand der gesamten Welt quasi von fest auf flüssig umgestellt. Einen autokratischen, turbokapitalistischen Rachefeldzug sehen die einen; die Rückkehr des gesunden Menschenverstandes die anderen. Wahrscheinlich ist es weder das eine noch das andere. Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo in der Mitte und ist mit moralischen Kategorien nicht zu bemessen. Zwar ist es nicht auszuschließen, dass Trump irgendwo in seinem Belohnungszentrum einem Abtritt als reinkarnierter Marshal Will Kane entgegenstrebt, der nach erledigtem Job mit Hut, Melania und einem Ausdruck strafender Genugtuung die Szenerie verlässt; aber er hat zweifelos mehr im Blick.
Ein Kämpfer für allgemeine Gleichheit und umfassende Gerechtigkeit ist er nicht. Muss er auch nicht, denn weder Gleichheit noch Gerechtigkeit bilden ein sinnvolles Konzept für ein Land oder gar die ganze Welt. Sie sind vielmehr ein gelegentlich verzeichneter historischer Luxus, den sich Siegergesellschaften für eine gewisse Zeit leisten. Zumeist nach gewonnenen Kampf, wenn eine Mehrheit vom Elend die Nase noch gründlich voll hat. Nach dem Aufstieg kommt dann wieder Verfall. Vor allem Frauen tun sich schwer mit diesem moralisch durchaus resignativen Gedanken. Trump ist Antimoralist. Ein Unternehmer, der nicht auf Gefühl und Manipulation, sondern auf nackte Zahlen setzt: Eingesparte Dollar, erhobene Zölle, geförderte Kubikmeter, erzieltes Wachstum, Gewinn. Trump agiert nüchtern, rational, berechenbar. Berechenbar allerdings nur für die, die seine strikt ergebnisorientierte, nicht selten an eine Pokerpartie erinnernde Strategie verstehen.
Trump hat sich sein eigenes Establishment geschaffen
Als Messias taugt er nicht, der Donald. Sein Lebensstil ist pompös, Größe und Geld sind – zum Entsetzen der versammelten Scheinheiligen – bei ihm offen positiv konnotiert. Man kann darauf wetten: Wo immer Trump etwas unterschreibt, hat er Rohstoffe im Blick. Gaza. Ukraine. Grönland. Panama. Kanada. Die Motivation dafür ist so simpel wie allerdings auch richtig: Die Machtzentren der Welt hängen an deren Förderung und Verkauf. Wer hat, der hat. Von Norwegen bis Katar. Norwegen leistet sich Elektromobilität (Beifall!), Katar Weltmeisterschaften und Klimakonferenzen (Staunen!), China seine Rückkehr zur Weltmacht (Beklemmung!). Mit so viel Bekenntnis ist schwer umzugehen, denn es klärt die bei uns völlig in Vergessenheit geratene Beziehung zwischen Fressen und Moral. Trump ist es wurscht, wie er vom Establishment bewertet wird. Das hat ihn ohnehin schon immer mit maximaler Geringschätzung behandelt, dabei allerdings die eigenen Fähigkeiten überschätzt, zu beherzt und zu oft in die Kassen gegriffen und dabei die Botschaft der Zahlen übersehen. Mit Moral kann man zwar eine Zeitlang Reichtum generieren und aufs eigene Offshore-Konto umleiten – aber eben nur so lange, wie die klassische Wertschöpfung dies ermöglicht.
Das Schicksal der allgemeinen Geringschätzung teilt Trump mit Musk und sehr vielen Unterstützern seiner Politik. Doch Hitlervergleiche, fehlender Stallgeruch, Bildungsdünkel zünden bei ihm einfach nicht mehr. Er hat sich sein eigenes Establishment geschaffen. Viele deuten nun verzweifelt auf das, was mit ihm verloren geht. Klar: Nicht alles, was da nun untergepflügt wird, war schlecht. Aber das stellt nicht die Notwendigkeit des Pflügens in Frage.
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4 Antworten
„Nicht alles, was da nun untergepflügt wird, war schlecht. Aber das stellt nicht die Notwendigkeit des Pflügens in Frage.“
Der schönste Satz zum Trump’schen Furor, den ich bis jetzt gelesen habe. Bravo.
Dafür wird bei uns alles nivelliert und mit Mehltau bestäubt.
Der Krieg bringt ein paar wenigen Leuten einen Haufen Kohle. Den Rüstungskonzernen sind die Augen wegen der fetten Profite schon zugewachsen. Deswegen gibt es Krieg. Und – Trump wiederholt, was Lindsey Graham schon vor einem Jahr in die Kameras gesprochen hat – es geht um die Seltenen Erden dort. Die Schwarzerdeböden haben sich die großen Agrarkonzerne und Blackrock schon vor zwei Jahren gesichert. Darum geht es und darum gibt es Krieg. Ressourcen, Rohstoffe. Auch Ackerboden ist ein Rohstoff. Der erste, der Russland erobern sollte, war ein vom AMI finanzierter Hitler!!!
Den ganzen Kriegstreibern wird ihr Geschrei nichts helfen. Der Herr im Haus entscheidet wie es weiter gehen wird.
Die Zeichen stehen auf ein Treffen in den Emiraten, oder Saudi Arabien. Ohne die EU, ohne Zelenskij. Leyen, Zelenskij, würden nur stören, können keinen konstruktiven Beitrag leisten.
Das Kriegsgeschrei ist leise geworden, sehr leise. Sie wissen das sie verloren haben. Den größten Kriegstreibern aus Deutschland haben die Russen das Maul gestopft und das geniesse ich am meisten. „Ihr“ habt ja noch Taurus, „Die Wunderwaffen“. „Die Deutschen“ sind besonders anfällig für Utopie und Weltfremdheit. Sie denken sie sind der Nabel der Welt. Lassen wir sie weitermachen NEIN in 10Tagen haben wir die Möglichkeit, diese Waffenhändler Mafia zu zerstören!!!!
Da steht nun München wie die Feuerschrift auf der Wand/ Mauer ,die Merkel GEZten BRD Medien brüllen sofort : DAS DÜRFT IHR SO NICHT SEHEN !! Das wäre Rächts,wir lassen sonst die Omas gegen…..los !! Wie viele Omas mit ihrem Enkeln wurden in MUC Kulturell Multibereichert ?? Dürfen die Linksgrün Idiotenlogisch überhaupt Schmerzen zeigen??!! Über verletzte Enkel weinen ohne als Nazis angebrüllt zu werden ? Im Multikulten Linksgrünen Germoney ?! P.S. Falls es nicht genehmigt wird,habe ich zumindest die Zen_soren infesziert .MfG.
Handelsblatt dreht nach der Rede des US-Vize-Präsidenten komplett durch:
Empörung über Vance – „Bei Diktatoren knallen die Sektkorken“
US-Vizepräsident J. D. Vance wirbt auf der Münchner Sicherheitskonferenz für das Einreißen von „Brandmauern“. In der deutschen Politik stößt er damit auf wenig Verständnis.
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/empoerung-ueber-trump-vize-vance-bei-diktatoren-knallen-die-sektkorken/100107887.html