Juden dürfen auf ihrem Tempelberg nicht beten

Juden dürfen auf ihrem Tempelberg nicht beten

Blick auf Jerusalem mit Tempelberg und Felsendom (Foto:Imago)

Israels neuer Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, besuchte als eine seiner ersten Amtshandlungen den Jerusalemer Tempelberg. Unbewaffnet, in Begleitung von mutigen Männern und auch von einem Rabbi. Obwohl er sich auf dem Heiligtum der Juden nicht betete, um die Gefühle der Muslime nicht zu verletzen, wurde er von der islamisch dominierten weltöffentlichen Meinung heftig als rechter Polit-Provokateur gegeißelt. Da muss man sich fragen: Welches Weltbild spukt eigentlich in den Köpfen derer umher, die im Besuch des Tempelberges ein Tabu sehen?

Auf dem Tempelberg stand einst der Tempel der Juden – von verqueren Islam-Oberen, deren Prophet erst ein halbes Jahrtausend nach dessen endgültiger Zerstörung das Licht der Welt erblickte und ihren Glauben begründete, bis heute bestritten. Die heutige „Klagemauer“ ist ein Rest des zerstörten Tempels, der einst eine riesige Dimension hatte. Über Tage zu sehen ist nur der obere Teil der Westmauer des Tempels, der ursprünglich viel tiefer gründete. Der bisher größte einzelne Steinquader wurde mit einem Gewicht von 550 Tonnen berechnet. Deshalb waren die Römer auch nicht in der Lage, im Jahr 70 n. Chr. das oberste Heiligtum des mosaischen Glaubens völlig dem Erdboden gleichzumachen – nachdem die jüdischen Zeloten vier Jahre zuvor einen letzten Aufstand gegen die römische Besatzungsmacht unternommen hatten. Zerstört wurde der unter Herodes erweiterte Tempel, in dem auch der Jude Jesus Christus ein- und ausging.

Raubgut Tempelberg

Die überlebenden Juden und Judenchristen wurden ins Exil verstreut und bauten sich dort ihre „Minitempel” nach – Synagogen oder Kirchlein. Irgendwann kamen die Nachfahren vertriebener Juden zurück, aber an die Wiedererrichtung ihres Gotteshauses als „Dritter Tempel“ der jüdischen Geschichte in Jerusalem war nicht zu denken. Denn bereits im 7. Jahrhundert waren Muhammads Horden im Heiligen Land eingefallen und hatten auf besagtem Tempelberg, zu dieser Zeit ein riesiger Trümmerhaufen, zwei Moscheen errichtet: die Al-Aqsa-Moschee und den sogenannten Felsendom. Zuvor hatten sie – genauer: ihre Sklaven – den Tempelberg eingeebnet und ihn in „Haram Al Sharif” („das Edle Heiligtum“) umgetauft.

Das Raubgut Tempelberg wurde also kurzerhand zum islamischen „Heiligtum“ umgewidmet – seither das zweitgrößte nach Mekka. Ja, Eigentumsfragen sind schließlich Machtfragen; die Deutungshoheit haben stets die Sieger. Und die islamischen Machtverhältnisse in Jerusalem hielten sich – mit kurzen Unterbrechungen während der Kreuzzüge – bis ins Jahr 1967. Am 7. Juni eroberten israelische Fallschirmjäger die Altstadt Jerusalems zurück – übrigens in einem weiteren siegreichen Verteidigungskrieg gegen eine panarabische Invasionsstreitmacht, die den jungen „Judenstaat im Mittelmeer ertränken“ wollte.

Moshe Dayans Irrtum

Oberst Mordechai Gur verkündet über sein Funkgerät die Botschaft, die Israel in Ekstase versetzte: ‚Der Tempelberg ist in unseren Händen.‘ Zum ersten Mal nach 2.000 Jahren ist der Tempelberg wieder unter der Kontrolle des jüdischen Volkes. Einer der ersten Soldaten, die den Tempelberg betraten, war Rabbiner Shlomo Goren, der Chefrabbiner der israelischen Armee.” Soweit der „Deutschlandfunk”, der in seiner Sendung „Die Juden und der Tempelberg“ außerdem anschaulich beschrieb, wie es mit dem Tempelberg seither weiterging.

Moshe Dayan, der 1967 siegreiche Verteidigungsminister, war kein religiöser Jude, sondern ein Politiker, dem die friedliche Fortexistenz Israels als Heimstatt der Juden wichtiger war. Dayan wollte um jeden Preis verhindern, dass der Nahost-Konflikt aus einem politischen Kampf um Land zu einem religiösen Krieg wird. Er erklärt in seiner Autobiografie: „Es bestand die Gefahr, dass religiöse Fanatiker des jüdischen oder islamischen Bekenntnisses die Heiligtümer für sich alleine beanspruchen würden.“ So überließ er den gesamten Tempelberg weiterhin der jordanischen Waqf-Behörde, die das Gebetverbot verhängte; dazu möglicherweise inspiriert durch die Besonderheit der Jerusalemer Grabeskirche – einem Komplex mehrerer christlicher Kirchen, der übrigens traditionell von einer muslimischen Familie gehütet wird, welche die Schlüsselgewalt innehat.

Islamischer Herrschaftsanspruch ohne Rückgrat akzeptiert

Doch als Dayan den arabischen Muslimen den kleinen Finger gab, nahmen die natürlich gleich die ganze Hand: Nicht nur seine, sondern auch den Arm des religiösen Judentums. Denn sie wollten – und wollen bis heute – alleine bestimmen, was auf dem jüdischen Tempelberg erlaubt ist und was nicht. Die Nachgiebigkeit des Feldherrn rächte sich bis in die Gegenwart, wo nun der Besuch des neuen Sicherheitschefs Ben-Gvir Anstoß erregte. Insofern ist es nicht völlig falsch, wenn ein hintergründiger Kenner der Materie schreibt: „Gebt Mosche Dayan die Schuld dafür!” Toleranz, Ausgleich und Entgegenkommen an die muslimische Seite erwiesen sich auch hier einmal mehr als fatal und wurden nicht als Zeichen der Versöhnung oder des Ausgleichs, sondern der Schwäche aufgefasst. Aus dieser Erfahrung hätten wir viel für unsere Haltung gegenüber dem Islam lernen können.

Auch christliche Theologen akzeptierten diesen islamischen Herrschaftsanspruch ohne Rückgrat: Sie legten bei einem Besuch des Tempelbergs ihr Brustkreuz ab; eine Steilvorlage für die Berliner Kreuzentferner. Und in Sachen jüdischem Selbstverständnis sind sie sogar „päpstlicher als der Papst“ – etwa, indem sie sich den Kopf von Juden zerbrechen: Den Tempelberg betrete man nicht, weil man nicht genau wisse, wo der Tempel stand, gaukeln sie interreligiösen „Respekt” als Rechtfertigung für die eigene Feigheit vor.

Gegen Ungläubige und Israel in der Al-Aqsa-Moschee

Doch, das weiß man tatsächlich sehr genau. Lediglich wo genau das Allerheiligste des Tempels war, lässt sich nicht mehr metergenau bestimmen; aber der Tempelberg ist so gigantisch, dass es unwahrscheinlich ist, man trete vertikal genau das innerste jüdische Heiligtum mit Füßen. Im Übrigen: Wer auf dem Tempelberg betet, terrorisiert ihn nicht – wie das von muslimischer Seite sehr wohl getan wird. Wenn muslimische Gläubige in der Al-Aqsa-Moschee zusammenkommen, beten sie vielleicht zuweilen auch, doch in erster Linie wünschen sie traditionell erst einmal allen „Ungläubigen“ und Israel den Tod.

Ich war leider seit 2001 nicht mehr in Israel; aber sollte ich nochmal nach Jerusalem kommen, will ich auf dem Tempelberg zusammen mit jüdischen Solisten den 23. Psalm von Louis Lewandowski singen (4 Minuten zum Anhören hier), wie ich das schon einmal in der ehemaligen Synagoge in Kippenheim tat. Wir sollten die Zeit nutzen, in unseren Gotteshäusern zu beten und zu singen – bevor uns fanatische Moslems das auch in Deutschland verbieten wollen.

Dieser Artikel erscheint auch auf der Webseite des Autors.

6 Antworten

  1. „Den Tempelberg betrete man nicht, weil man nicht genau wisse, wo der Tempel stand, gaukeln sie interreligiösen „Respekt” als Rechtfertigung für die eigene Feigheit vor.“
    Das ist die lächerlichste Phrase der Amtskirchenvertreter. Wenn der Tempel riesig war, steht man überall im ehemaligen Tempel. Punkt.
    Ich war 2011 in Israel. Auf dem Tempelberg hat man sich fast totgetreten, so voll war es dort vor lauter Touris. Die sollen sich doch nicht so haben, die Muslime. Andauernd sind die beleidigt. Muslime sind doch Meister in Landgrabscherei. Bestes Beispiel ist doch die große Moschee in Köln. Nur scheinen die Kölner nicht mitbekommen haben, dass sie dadurch ein Stück Land unseres Landes an die Muslime übergeben haben und das noch freiwillig. Die Muslime betrachten jedes Stück Land, was mit einer Moschee belegt ist, als das ihre. Es gehört den Deutschen nicht mehr, es gehört Deutschland nicht mehr. In Marokko hat uns ein alter islamischer Schriftgelehrter diese Verhaltensweise der Muslime mit auf den Weg gegeben. Habe ich bis heute nicht vergessen.

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  2. Ich habe ganz andere Meinungen dazu gehört – auch von Juden.

    Ich möchte hier etwas Verborgenes zitieren „wenn Du Gott suchst – kannst Du ihn unter jedem
    Stein finden“. Und beten kann ich auch überall – solche „Götzbilder“ damit meine ich die kirchl.
    Prunkbauten – die missbraucht werden können.

  3. Der Affentanz um den Tempelberg bestätigt mich in meiner Ansicht, daß besonders diese sogenannt „abrahamitischen“ Religionen mit Vorsicht zu genießen sind.
    Denn zuvor dürfte das wohl „heidnische“ Kultstätte gewesen sein. Dann, das ist wohl geschichtlich verbürgt, Hauptheiligtum des Judentums, hernach die Christen (wo ich etwas verwundert bin, warum Herr Künstle extra betont, daß Jesus Jude gewsen sei – ich wäre mir da nicht so sicher. Aber das ist in diesem Zusammenhang egal, entscheidend ist, daß der Mohammedanismus wohl am allerwenigsten Anspruch auf das für heilig gehaltene Gelände hat.
    Die Fabel vom Mohammed auf dem Pferd (klingt etwas nach Odin auf Sleipnir) ist wohl eher orientalische Erzählkunst als historisches Faktum, und selbst wenn, dann waren Juden und Christen allemal früher dort betenderweise ansässig gewesen, vor denen irgendwelche Heidensteinzeitmenschen.

    Wie dem auch sei: Mir ist das Schicksal des Geländes ganz persönlich betrachtet völlig schnuppe, die Kreuzversteckerei der beiden BRD-Oberpfaffen war auch für Kirchenfreie ekelhaft abstoßend, aber warum Juden dort nicht beten dürfen, ist mir schleierhaft. Mit dem Selbstbewußtsein scheint es bei den Allahu-Akbar-Mohammedanern nicht allzuweit her zu sein, sonst würden die das nämlich einfach gewähren lassen und Thema wäre keines mehr.

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  4. Sowohl der Tempelberg als auch die ungeteilte Hauptstadt Jerusalem ist jüdischer Besitz. Die Nationen dürfen auf diesem herumtrampeln solange es Gott zulässt (Lukas 21,24).
    Weltgeschichte wird nicht in Washington, Moskau oder Berlin geschrieben, sondern in Jerusalem.
    Die Nationen werden sind an dieser Stadt die Hände Wundreißen (Sacharja 12,3) aber Frieden wird der wiederkommende Messias schaffen.
    Shalom

  5. „Welches Weltbild spukt eigentlich in den Köpfen derer umher, die im Besuch des Tempelberges ein Tabu sehen?“

    Ganz einfach: Nach jüdisch-orthodoxer Vorstellung kann der ,Messias‘ nicht erscheinen, bevor nicht der 3. Tempel auf dem Tempelberg errichtet ist.

    Dummerweise steht aber dort seit Jahrhunderten die Al Aksah Moschee, das 2-grösste Heiligtum der ca. 1.3 Mrd Muselmanen (nach der Kaaba in Mekka) . Was in Zusammenhang mit Mohammeds legendärer, mystischer ,Himmelsreise‘ steht. Ursprünglich beteten die Muselmanen sogar in Richtung Al Aksah Moschee und ,Tempelberg‘.

    Wer diesen Status ändern will, riskiert einen Weltkrieg!