Wir alle kennen den “Gender-Pay-Gap“, also den Umstand, dass Frauen statistisch rund 20 Prozent weniger verdienen als Männer. Daneben gibt es den “Gender-Care-Gap”, laut dem Frauen mehr Zeit für den Haushalt aufwenden, oder den “Eco-Gender-Gap”, der uns verrät, dass Männer stärker zum Klimawandel beitragen. Doch natürlich gibt es auch einen “Gender-Gap” bei Straßennamen: Laut einer Studie sind in 30 europäischen Städten von allen Straßen, die nach einer Person benannt sind, 91 Prozent nach Männern benannt. In Stockholm, dem Spitzenreiter der Statistik, liegt dieser Anteil bei 80 Prozent; Schlusslicht bildet das ungarische Debrecen mit 97 Prozent. Ohne die Jungfrau Maria und andere biblische Frauen läge der Frauenanteil vor allem in Osteuropa sogar noch niedriger. Auch innerhalb der Städte offenbart sich ein Muster: Die großen Boulevards oder Plätze in den Innenstädten sind noch häufiger nach Männern benannt, Frauennamen finden sich eher in den Neubaugebieten in den Randbezirken. Die Studie kommt zu dem Fazit, das beim üblichen Tempo eine “Gleichstellung” erst in mehreren Jahrhunderten erreicht sein wird.
Dagegen muss doch etwas getan werden! Und genau das tun linksgrüne Parteien üblicherweise auch. Entweder gibt man – wie gezeigt – vor allem Straßen in Neubaugebieten Frauennamen… oder man benennt eine Straße mit männlichem Namensträger einfach um. Zweiteres ist allerdings eine unschöne Lösung, denn oft vergehen nach einer Umbenennung qualvolle ein bis zwei Jahre, in denen die Anwohner damit rechnen müssen, dass wichtige Post sie nicht erreicht. In Berlin wurde beispielsweise ein Teil der Manteuffel-Straße in Audre-Lorde-Straße umbenannt. Die Namenspatin, eine schwarze, lesbische Feministin, hatte sich in den 1980er Jahren häufig in Kreuzberg aufgehalten. Allerdings informierte das zuständige Amt die Bewohner erst nach der Umbenennung über den Vorgang – und da nur ein Teil der Straße umbenannt wurde, musste auch die Nummerierung verändert werden, was das Chaos komplett machte.
Gaga-Berlin: Frauen irgendwie aufs Schild gehoben
Ebenfalls in Berlin gab es den Versuch einer Umbenennung der Witzlebenstraße in: Witzlebenstraße! Was verwirrend klingt, hat einen realen Hintergrund. Ursprünglicher Namensgeber war der preußische Kriegsminister Karl Ernst Job Wilhelm von Witzleben. Dem Plan zufolge wäre die neue Namensgeberin allerdings Margarethe von Witzleben geworden, die sich zu Zeiten des Kaiserreichs für die Belange von tauben Menschen einsetzte. Trotz massiver Unterstützung des Behindertenverbandes scheiterte das Vorhaben.
Die grüne Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg hatte schon im Jahr 2005 beschlossen, eine Frauenquote von 50 Prozent für Straßennamen anzustreben. Bis diese Quote erreicht wurde, sollten nur noch Frauennamen vergeben werden. Das sorgte 2013 für Konfliktstoff, denn ein neu errichteter Platz, der sich vor einem Anbau des Jüdischen Museums befand, sollte natürlich nach einer jüdischen Person benannt werden. Die Wahl fiel auf den Philosophen Moses Mendelssohn, nach dem bis dato noch keine einzige Straße in Deutschland benannt war. Die Grünen hielten jedoch dagegen, und so kursierten auch die Namen der Kommunistin Rosa Luxemburg oder der Schriftstellerin Rahel Varnhagen. Doch beide Frauen waren in Berlin schon mehrfach vertreten, so dass ernsthaft darüber nachgedacht wurde, die Rahel-Varnhangen-Promenade ihrerseits umzubenennen, so dass der Name für den neu errichteten Platz wieder frei würde. Der Kompromiss bestand letztlich darin, den Platz einfach Fromet- und Moses-Mendelssohn-Platz zu nennen, also die Ehefrau des Philosophen mit aufs Straßenschild zu hieven. Damit wurde zwar der Quote genüge getan, doch die alte patriarchale Vorstellung, die eine Frau nur über ihren Ehemann definiert, zementiert. Da Personen erst fünf Jahre nach ihrem Ableben Namensgeber werden dürfen, sucht man nun nach einer Straße, die man nach dem 2019 verstorbenen Filmproduzenten Artur “Atze” Brauner benennen kann. Seine Frau soll gleich mit auf Schild.
Das verbotene M-Wort und andere Verschränkungen
Obwohl die Grünen darauf pochten, dass es eigentlich keine Ausnahme von der Regel geben sollte, gab es diese dann doch: Zwei Männer waren von der Frauenquote ausgenommen. Eine Straße wurde nach dem Antifaschisten Silvio Meier benannt, und die frühere Kochstraße, wo sich der Unternehmenssitz des Springer-Verlages befindet, heißt seit 2008 – ausgerechnet nach dem bekannten linken Studentenführer – Rudi-Dutschke-Straße. In der Debatte um eine Umbenennung der Mohrenstraße fielen seltsamerweise keine weiblichen Namen. Da man den “rassistischen” Begriff abschaffen will (linke Aktivisten wollen nur “M-Straße” sagen, in Analogie zu “N-Wort” für “Neger”), kursieren andere Namenspatronen. Zumindest der U-Bahnhof sollte nach einer angrenzenden Querstraße den Namen des russischen Komponisten Michail Glinka tragen – bis herauskam, dass sich dieser antisemitisch geäußert hatte. Auch zog man Nelson Mandela, den Kämpfer gegen die Apartheid in Südafrika, in Betracht. Möglicher Namensgeber für die Straße wäre auch Anton Wilhelm Amo gewesen, der erste afrikanische Akademiker auf deutschem Boden. Allerdings hatte der in seiner Dissertation selbst das verbotene M-Wort benutzt. Im Wedding gibt es Debatten darüber, eine Straße nach der Königin Ana Nzinga, einer regionalen Herrscherin im heutigen Angola, zu benennen. Diese hatte allerdings selbst Sklaven an die Niederländer verkauft. Der ursprüngliche Namensgeber Gustav Nachtigal war zwar ein Vertreter des Kolonialismus, aber Gegner der Sklaverei.
Blicken wir nach Kiel. Die größte Stadt Schleswig-Holsteins ist nur Landeshauptstadt und nicht Bundeshauptstadt, daher fällt dort alles eine Nummer kleiner aus. Die dortigen feministischen Straßennamen sind deshalb nicht ganz so brisant wie in der Millionenmetropole. Doch verdienen sie ebenfalls eine Betrachtung. Am Steenbeker Weg wurde ein Neubaugebiet mit vielen Ein- und Mehrfamilienhäusern errichtet, in dem alle Straßen den Namen weiblicher Kielerinnen tragen. Das Gebiet wurde ursprünglich landwirtschaftlich genutzt und auch heute noch befinden sich dort landwirtschaftliche Schulungsstätten, Behörden und Verbände.
Dürftige Lebensleistungen
Die Namen dortigen Namen lauten wie folgt:
- Elfriede-Dietrich-Straße (benannt nach einer sozial engagierten ehrenamtlichen Gewerkschafterin und Trägerin der Andreas-Gayk-Medaille)
- Emma-Sorgenfrei-Weg (benannt nach einer aktiven Gewerkschafterin und Kämpferin für gerechte Lebens- und Arbeitsbedingungen)
- Lena-Schröder-Weg (benannt nach einer Kommunalpolitikerin, die den Verein für Mädchen- und Frauenbildung leitete sowie die Kieler Milchküche und ein “Haus der Frauen” gründete)
- Gertrud-Savelsberg-Weg (benannt nach einer Professorin für Wirtschaftswissenschaften und stellvertretenden Direktorin der Bibliothek des Instituts für Weltwirtschaft)
- Elisabeth-Vormeyer-Weg (benannt nach einer Kommunalpolitikerin, die den Kieler Frauenring gründete und Vorsitzende des Landesfrauenrats Schleswig-Holstein war)
- Anneliese-Pinn-Weg (benannt nach der Leiterin des Fürsorgevereins Kieler Mädchenheim e.V.)
- Lilli-Martius-Weg (benannt nach einer Professorin für Kunstgeschichte und Kustos der Kieler Kunsthalle)
- Dorothea-Brede-Weg (benannt nach der Gründerin und langjährigen Leiterin der Kieler Bahnhofsmission)
- Sophie-Lützen-Weg (benannt nach einer Ehrenamtlichen, die sich zeitlebens der Erziehung und Bildung von Arbeiterkindern widmete)
Man muss leider feststellen: Wenn das alles ist, was die Kieler Frauen erreicht haben, dann ist das nicht viel. Einzig Lilli Martius ragt aus dieser Aufzählung heraus, weil sie im Zweiten Weltkrieg viele Werke, darunter auch sogenannte “entartete Kunst”, vor Bombenangriffen retten konnte. Ansonsten hat keine der Frauen eine bundesweite Bedeutung. Ein bisschen unfair ist, dass Getrud Savelsberg durch das Straßenschild geradezu herabgewürdigt wird: Sicher, dass sie zu einer Zeit Professorin wurde, als nur wenigen Frauen dieser Sprung gelang, verdient Respekt – und das Kieler Institut für Weltwirtschaft gilt als eines der wichtigsten in Deutschland, womit die Stadt an der Förde ausnahmsweise sogar den großen Bruder im Norden überragt, denn Hamburg taucht in dieser Aufzählung nicht auf; dass aber ausdrücklich darauf hingewiesen werden muss, dass sie sogar (!) “stellvertretende Leiterin der Institutsbibliothek” war, wirkt dann doch nicht ganz so beeindruckend.
“Feministinnen” von einst wären heute wohl keine mehr
Dabei wäre sogar mehr möglich gewesen. Dadurch, dass man die wichtigsten Frauen Kiels an einem Punkt konzentriert, fallen zwei weitere Kielerinnen durchs Raster: Johanna Mestorf war Archäologin und erste deutsche Professorin. Auch nach ihr ist eine Straße benannt – auf dem Universitätscampus. Und Anni Wadle engagierte sich gegen den Nationalsozialismus; sie wurde im KZ inhaftiert. Nach ihr ist ebenfalls eine eigene Straße benannt – allerdings im abgelegenen Arbeiterstadtteil Gaarden. Bei einigen der obigen Frauen ist ersichtlich, dass sie sich als Feministinnen verstanden haben, jedenfalls dann, wenn sie sich explizit für die Sache der Frauen einsetzten. Bei manchen kann man es zumindest vermuten, sofern sie sich im linken Spektrum betätigten. Bei einigen bleibt es unklar; in den Adenauer-Jahren verstanden sich viele Frauen eben nicht als Feministinnen, und in der Frühphase der Bundesrepublik wählten Frauen tendenziell sogar rechter als Männer.
Aber auch wenn sich viele der genannten Frauen sich als Feministinnen verstanden, ist nicht klar, ob sie sich auch heute noch als solche definieren würden: Der moderne Feminismus vermeidet es, das Wort „Frau“ auszusprechen. Lieber sagt man „menstruierende Person“ oder „Person mit Uterus“. Ob eine Frau, die aus medizinischen Gründen keine Menstruation oder keinen Uterus hat, sich dadurch vielleicht verletzt fühlt? Egal! Wenn Feministinnen hingegen tatsächlich das Wort „Frau“ verwenden, hängen sie oft noch ein „mit Penis“ an. Und „Frauen mit Penis“ dürfen mittlerweile in die Frauensauna, ins Frauengefängnis oder in den Frauensport. Mal ganz von den anderen Auswüchsen des modernen Feminismus abgesehen. Dieser relativiert die sexuelle Gewalt im islamischen Kulturkreis, um nicht als „rassistisch“ zu gelten und glorifiziert Übergewicht (neudeutsch: Mehrgewicht) – obwohl in Deutschland geschätzte 8 Prozent aller Todesfälle auf Fettleibigkeit zurückzuführen sind.
Mit Blick auf das feministische Stadtviertel in Kiel lässt sich also – wie so oft – sagen: Das Gegenteil von gut gemeint ist gut gemacht.
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7 Antworten
Um den ganzen Streit zu vermeiden sollten nur noch Namen von der Bezeichnung aus der Natur verwendet werden den Rest durchnummerieren mit der Postleitzahl zusammen das reicht.
Als ich noch in Berlin wohnte da gab es in mehreren Stadtbezirken, ja sogar Stadtteilen, die Hauptstr oder Berliner Str. Wenn Lieferwagenfahrer, von auswärts, dann danach suchten schaute ich auf die Postleitzahl und sagte das die hier falsch sind. Bestimmt nicht komplizierter als die ewige Umbenennerei je nach beklopptem Zeitgeist.
„Um den ganzen Streit zu vermeiden sollten nur noch Namen von der Bezeichnung aus der Natur verwendet werden………………..“
Na wenn das dann im besten Idiotenhausen was die Welt je kannte mal nicht noch mehr Zoff gibt:
Dann haste die Libelle, der Hirsch & Maulwurf und wiederum die Kuh und dann womöglich noch die Kuh ohne Euter.
Dann sollen sich diese geistig umnachteten grünlinken Spinner und vor allem derer …innen lieber doch an einst lebendigen Homosapienssapiens austoben. Die können sich sowieso nicht mehr wehren und die gute alte Natur bleibt -wenn schon nicht von Windmühlen- davon wenigstens verschont.
Hauptsache mir als echter Frau bleibt dieser Femi???nisMUSS weitest vom Leib!!! Besser wäre: FemiPISSmus …
Von diesen ??? lass ich mich nur mehr Oskar nennen, jedoch OHNE je es amtlich oder sonstwie zu verkünden. Bekl*ppt:innen:aussen. Wie viele Klopse dürfen es sein??? Sorry: Klops:innen:aussen. Sorry!!
Mein siebzigjähriges Geheimnis: ich vertrage mich mit Männern! Pssssssst!
Alles selbst gemachte Leiden, solange die Altparteien am Ruder bleiben, wird sich nicht der Hauch einer Änderung ergeben. Die versprechen nur viel und halten gar nichts!!! Also umdenken und endlich vernünftig wählen, das ist das einzige probate Mittel. Also Grips einschalten!!
„…weibliche Kielerinnen.“ Im Zeitalter vom Frauen mit Penis:innen (oder :außen) ist es durchaus wichtig, klare Definitionen abzuliefern.
Glinka wäre ohnehin spätestens 2022 fällig gewesen, da Russe. Die Gnade der frühen Geburt zählt hier nicht!
Zum Problem Moses- Mendelssohn- Straße: man hätte den Mann ja posthum zur Transperson ernennen können. Schon hätte es wieder gepasst.
Der Kreativität der Stadtvertretungen in einer Stadt, die ansonsten keinerlei Probleme hat, ist wichtig für den Sieg des Feminist:innen-mus.
Die Götter stehen uns bei – als hätten wir keine anderen Sorgen.
Habe außerdem nicht den Eindruck, daß sich durch die Änderung eines Straßennamens etwas Positives für die Rechte der Frauen getan hat. Oder sehe ich das falsch? Verdienen wir Frauen jetzt generell gleiches Geld für gleiche Arbeit? Kann ich nachts unbehelligt auf die Straße gehen, ohne um Leib und Leben fürchten zu müssen? Etc. etc.
Mir fehlen – offen gestanden – gerade die Worte.
von Omas gegen Rechts Schlapperf… infizierter Haufen „Gutmenschen“ ganz so wie der WEF es will……………………………..