
Es beginnt nicht im Studio. Es beginnt in den einsamen Hügeln von Geiselsberg. Ein Kind mit zu großen Fragen für ein Dorf mit zu kleinen Räumen. Sein Vater stirbt früh, und mit ihm versinkt das erste Machtzentrum seines Lebens. Zurück bleibt eine Mutter, die sich mit Zimmervermietung durchschlägt, zwei Geschwister und der ältere Bruder, der früher versteht als er: Wer gehört, wird überhört. Wer fragt, wird entmachtet. Wer schweigt, bleibt im Spiel. Markus Lanz lernt nicht das Wort, er lernt die Kontrolle über das Wort. Er wird Funker beim Militär, er wird Sprecher am Mikrofon. Er trainiert, das, was ihn von innen aufzulösen droht, in Fragen zu verwandeln. Die Sprache wird sein Schutzschild gegen das, was ihn zu verletzen droht. Er hütet nicht Antworten, sondern Schnittpunkte von Stimmen, die nie ganz ausreden dürfen. Lanz ist kein Suchender. Er ist ein Dompteur des Unfertigen.
Sein Aufstieg folgt einem uralten Muster: Der Sohn des Abwesenden, der in die Höhlen der Macht aufsteigt, um nie wieder ohnmächtig zu sein. RTL gibt ihm den ersten Schlüssel zum Resonanzraum der Massen. Später wird das ZDF ihn krönen, nicht als König, sondern als Priester der scheinbaren Nähe. Ein Hohepriester, der die Rituale der Reibung inszeniert, um das Publikum zu binden. Lanz wird der Mann, der die Grenze zwischen Bühne und Wirklichkeit verwischt. Was echt ist, entscheidet nicht der Gast, sondern die Kamera. Doch hinter diesem Priester steht ein anderer Archetyp, dunkler, unsichtbarer: Der Manipulator. Lanz ist kein Spieler, er ist das Spielfeld selbst. Seine Fragen führen nicht zu Wahrheit, sie führen zu Positionen. Er baut Arenen, in denen sich Politiker, Experten und Prominente in den Netzen ihrer eigenen Worte verfangen. Er ist kein Richter. Er ist der Architekt der Fallen. Die Macht liegt nicht in der Antwort, sondern in der Regie.
Die Angst des Kindes in sich
Lanz hat das Spiel verinnerlicht. Er weiß, dass jede Stille im Fernsehen tödlicher ist als jeder Skandal. Er hat die Angst des Kindes in sich, das einmal zu wenig geredet hat. Er hat das Trauma überwunden, indem er das Monopol über den Moment geschaffen hat. Kein Satz zu viel, kein Schweigen zu lang. Lanz regiert im Sekundentakt. Aufgewachsen zwischen den Sprachgrenzen Südtirols, zwischen deutsch und italienisch, zwischen Katholizismus und Säkularität, lernte er früh, dass Identität verhandelbar ist. Er erlebte die Zerreißprobe eines Landes, das sich selbst nicht einig war. In ihm ringen bis heute diese Gegensätze: der süßerische Charmeur und der kalte Analytiker, der Bodenständige und der Medientaktiker, der Familienmensch und der Zyniker der Einschaltquoten.
Doch in ihm lebt auch etwas, das er kaum zu zeigen wagt: Eine tiefe, unerfüllte Sehnsucht nach Wahrheit. Eine stille innere Stimme, die ihn mahnt, seine Talente nicht für die Mechanik der Oberfläche zu verraten, sondern für eine größere Aufgabe. Immer wieder, in den seltenen Momenten, wenn ein Gespräch die Maske sprengt und echte Stille mitschwingt, lässt er es durchscheinen: das Ringen um Sinn, das unerlöste Verlangen nach einem echten Beitrag für das Ganze. Er spürt es, wenn er an Orte reist, die größer sind als Einschaltquoten. Er spürt es, wenn ihm jemand gegenübersitzt, der wirklich fühlt, was er sagt. Doch immer wieder zieht es ihn zurück in das sichere Netz der Formate, die ihn schützen. Die Maske des Professionellen rettet ihn vor der Gefahr, wirklich zu berühren und berührt zu werden.
Er strukturiert, was als relevant gilt
Sein Scheitern bei “Wetten, dass..?” ist kein Nebenschauplatz, sondern ein Initiationsbruch. Er versuchte, die Kontrolle über ein Format zu übernehmen, das ihn verschlang. Diese Wunde hat ihn neu kalibriert. Er lernte, dass er nicht führen kann, wo Show den Takt vorgibt. Er kehrte zurück in den geschützten Raum der kontrollierten Gespräche. Dort, wo er jede Kameraperspektive kennt, jede dramaturgische Welle berechnen kann. Mit dem Podcast “Lanz & Precht” hat er eine zweite Deutungsplattform geschaffen, in der er nicht mehr Moderator, sondern Mitspieler ist. Hier tastet er sich an die Grenze seiner eigenen Rolle heran. Hier riskiert er mehr, offenbart Brüchigkeit, zeigt gelegentlich Unsicherheit. Doch auch das bleibt Ritual, bleibt Format. Die Aufnahmen sind geschnitten, die Regie unsichtbar, aber anwesend.
Sein Netzwerk reicht tief ins politische Berlin. Kaum ein Spitzenpolitiker, der sich seiner Sendung entziehen kann. Er ist Teil der Meinungsmaschine, die täglich neue Diskurse produziert. Er steuert nicht die Inhalte, aber er strukturiert das, was als relevant gilt. Er entscheidet, was die Zuschauer glauben müssen, glauben zu dürfen oder glauben sollen. Ein medialer Machtapparat, getarnt als Dialogbühne. Die Frage, ob er selbst überzeugt ist, führt ins Leere. Lanz glaubt nicht an Narrative. Er glaubt an Mechanismen. An Effekte. An Steuerbarkeit. Und doch – irgendwo in ihm, tief unter den Schichten des Zynismus und der Routine, sehnt sich etwas nach mehr. Ein unerlöster Ruf, der ihn manchmal nachts heimsucht. Er weiß, dass er mehr könnte, wenn er den Mut aufbrächte, das Ruder wirklich loszulassen.
Wer sich entblößt, verliert den Zugriff
Es gibt Risse in seinem System. Die Erschöpfung der Formate. Die Wiederholung der immer gleichen Gesichter, der immer gleichen Muster. Das Publikum wird unruhiger. Der Glanz der Inszenierung beginnt zu bröckeln. Jüngere Generationen wenden sich ab. Neue Plattformen nehmen Einfluss. Lanz spürt es. Noch hält er den Takt, doch das Uhrwerk stottert leise. Seine familiären Brücken sind stabiler als sein öffentliches Bild vermuten lässt. Er ist ein Vater, ein Bruder, ein Sohn geblieben, der die Schwere der Herkunft nie ganz abgeschüttelt hat. Die Trennung von seiner Frau ist keine Skandalmeldung, sondern ein weiterer Riss im Schutzpanzer, den er über Jahre aufgebaut hat. Er hält das Private fern, weil er weiß: Wer sich entblößt, verliert den Zugriff.
Und so bleibt Lanz im Niemandsland zwischen Macht und Ohnmacht. Er ist der Architekt eines Raumes, den er selbst nie ganz betritt. Er bleibt an der Schwelle, Regisseur ohne eigene Rolle. Seine größte Angst ist, dass der Moment kommt, an dem ihn jemand zwingt, die Maske abzulegen. An dem jemand die Regie durchbricht und ihn selbst zum Gesprächsthema macht. Denn der, der das Netz spannt, darf selbst nie darin zappeln. Doch die wahre Gefahr ist nicht das Entlarvtwerden. Die wahre Gefahr ist das Verharren. Das Erstarren in der Sicherheit des Immergleichen.
Wahrhaftiger Hüter des Dialogs
Denn solange Lanz seine Talente in der Oberfläche hält, bleibt das größere Geschenk unerlöst: der Raum, in dem er nicht führt, sondern mitgeht. Nicht inszeniert, sondern empfängt. Nicht kontrolliert, sondern lauscht. Dieser Raum wartet noch. Und er wird nicht ewig offenbleiben. Lanz wird fallen, nicht durch Skandal, sondern durch Erschöpfung. Durch die Müdigkeit der Zuschauer, durch die Übersättigung des Immergleichen. Doch wenn er den Mut aufbringt, seinen Schatten zu durchschreiten, wenn er die Kontrolle löst und das Unvorhersehbare zulässt, könnte er zum wahrhaftigen Hüter des Dialogs werden, der nicht spaltet, sondern verbindet.
Der Tag wird kommen, an dem er entscheiden muss, ob er weiter der Architekt des Netzes bleibt – oder endlich selbst den Raum betritt, den er so lange hütet. Denn der letzte Trick des Magiers ist nicht das Verschwinden. Es ist die Verwandlung.
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15 Antworten
..in meinen Augen:
-ein arroganter Unsympath
-ein immer ins Wort fallender, qääkerischer Typ (na heul doch)
-ein Besser_wessi mit Haltung u. Sendungsbewustsein (ähnlich wie die Reschke)
-ein schwalliger, ausufernder Belehrer der bedröppelten TV-Nation (d. g. große Rad)
-ein rhetorisch Variabler, wenn`s im ersten Anschiss seiner Gäste nicht sofort klappt
Habe früher, vor Jahren mal, ein paar Sendungen mit dem gesehen, vergisses!
..bleib mir vom Leibe und aus der Glotze mit dem!
10 Min. YT-Clips themenspezifisch eventuell aussen vor.
„Es beginnt in den einsamen Hügeln von Geiselsberg. Ein Kind mit zu großen Fragen für ein Dorf mit zu kleinen Räumen. Sein Vater stirbt früh, und mit ihm versinkt das erste Machtzentrum seines Lebens. Zurück bleibt eine Mutter, die sich mit Zimmervermietung durchschlägt, zwei Geschwister und der ältere Bruder, der früher versteht als er: Wer gehört, wird überhört. Wer fragt, wird entmachtet. “ Es relotieurst bei Ansage, habt ihr sie noch alle? In etwa so hat sich der Spiegel über Clownie hergemacht. Ich möchte Nicht!, das Das Unser Niveau ist. Anke
Die Veröffentlichung zu Lanz halte ich für manipulativ und es wird in dem Text des Autoren André Knips vieles behauptet. Kaffeesatzleserei.
„Ich möchte Nicht!, das Das Unser Niveau ist. Anke“
Wer ist unser?
Du bist kein Unser, sondern auch nur ein Ich.
Und in meinem Namen hast du gefälligst nicht zu reden.
Genau, Meinungs- und Redefreiheit auch bei Artikeln und Autoren der Alternativmedien, in diesm Fall Ansagesonst ist Kritik an den neuen Majestaetsbeleidigungs- Hass- und Hetzegesetzen und Meldungen nur ein Farce.
Kritik ist berechtigt, man kann jedoch nicht einem Medium einen Artikel verbieten wollen, der nicht ins eigene Weltbid passt.
Jeder( ca. 8 Milliarden Menschen ) kann letzten Endes nur aus seiner Erfahrung, seines Wissens und seiner Emotionen heraus, fuer sich selbst sprechen.
Ja es war die Zeit sorry, aber ich hab mich gerade uffgeregt. Da ist eh kein Unterschied mehr.
Als ich das Bild sah, dachte ich erst an „Little Joe“ von Bonanza.
Ich schließe mich dem Kommentar von Anke Zimmermann an. Man kann von Markus Lanz halten, was man will, aber eine derartige, öffentlich vollzogene Psychoanalyse ist – egal ob sie stimmt oder nicht – absolut respektlos und übergriffig. Was will der Autor damit eigentlich bewirken? Wenn es ihm um Hilfe für Markus Lanz ginge, hätte er ihm seine Analyse privat zukommen lassen können. Aber dieser öffentlich gemachte Artikel ist meiner Meinung nach eine Gemengelage zwischen Scheinverständnis und Verriß. Der Autor beschreibt selber Markus Lanz´ Erfahrungen in der Kindheit und den Schutzpanzer, den er sich aufgrund dessen aufbaute, sowie seine daraus folgende merkwürdige Form der Kommunikation. Zum Schluß fordert er M.L. auf, seinen Schutzpanzer zu durchbrechen. Als wäre der Aufbau eines Schutzpanzers eine bewußte Aktion gewesen und könnte deshalb genauso leicht jederzeit wieder eingerissen werden! Die meisten Leute haben keine Ahnung, daß und an welchen Stellen sie einen Schutzpanzer haben, und werden sich hüten, diesen einfach abzulegen, selbst wenn das möglich wäre, weil dann genau die Traumata ins Bewußtsein steigen, die einen in der Kindheit überforderten, aber unter Umständen auch noch ganz andere Dinge, die das Unbewußte gespeichert hat
Das Einzige, was zutrifft, ist die Feststellung des Autors, daß komplette Erschöpfung den Schutzpanzer sprengen kann. Aber was dann folgt, kann einen an die eigenen Grenzen bringen, weil man dann möglicherweise von Energien und Gefühlen überschwemmt wird, die man weder kontrollieren noch benennen kann. Ich spreche hier aus eigener Erfahrung. Was mir damals half, waren ein toller Therapeut, der mich immer wieder geerdet hat und ein hervorragender Gesprächspartner auf ALLEN Ebenen war, sowie tiefgreifende Träume. Letztlich hat mich dieser drei Jahre dauernde Prozeß bereichert (hier hat der Autor recht). Aber ich würde nach dieser Erfahrung niemandem raten, die Schleusen zum Unbewußten AKTIV zu öffnen, wenn er nicht selber VON INNEN heraus dazu getrieben wird.
All die Lanz, Maischberger, Miosga und vor allem Böhmermanns haben nur den Auftrag die Regierungs-
meinung unters Volk zu bringen.
Dabei gehen sie nicht mehr mit dem Holzhammer wie K.E. v. Schnitzler vor, sondern mit ausgeklügelten Psychomethoden, die auf das schlichte Michelgemüt zugeschnitten sind.
Davon mal abgesehen. Auch nur eine Minute mit dieser unerträglichen Propaganda ist verschwendete
Lebenszeit. Und die kann man doch sinnvoller nutzen. Oder?
Zwar ein wortreicher grossartiger Text, jedoch zu viel der Worte und der Ehre für Lanz. Der verdient eine so wortreiche Hommage bzw. Analyse keineswegs.
Der ist doch bloss ein simpler stromlinienförmiger überangepasster schleimiger Apparatschik, der einfach nur die Befehle von oben ausführt. Ein Systemling, ein ganz kleines Zahnrädchen in der monströs grossen Propaganda-Maschine. Basta.
Ich finde diesen Artikel sehr gut, denn er versucht, den Menschen hinter der „Meinungsmaschine“ Lanz zu sehen. Den Vergleich zur ZEIT und Clownie passt für mich nicht, denn der Autor dringt nicht real in das Privatleben Markus Lanz ein, sondern versucht, sich ein Bild zu machen.
Ja, man kann ihn auch als Unsympath, als Speichellecker des Systems sehen und hat damit recht.
Aber solche Typen als Menschen zu „entlarven“ finde ich gut. Der Artikel ist nicht böswillig. Der Autor möchte verstehen. Das finde ich gut.
Wer sich diesen nervösen, stets anderen ins Wort fallenden
Typen anschaut, der hat was an der Waffel !
Er ist und bleibt halt ein Liebling der Systemführer !
Wer ist dieser Lanz?
Habe noch nie was von dem gehört oder gesehen.
Chapeau! Denn das gelingt nicht Vielen.
Die Frage ist wie weit muss man sich verbiegen um seinen Job behalten zu können. Lanz ist ein woker Depp! der vom gekauften „Mainstream“ gesteuert wird…..Also, ich finde ihn äußerst unattraktiv. Das bezieht sich auf wirklich alles, was ihn ausmacht. Und das sage ich mal ganz ohne Groll und ohne Häme, ganz nüchtern.
Lanz ist ein Blender und er versteht es blendend zu täuschen. Er beherrscht die ganze Klaviatur des geschickten Manipulierens, der rethorischen Kabinettstückchen und das ohne Skrupel. Er verletzt journalistische Standards, ist eher Vertreter der miesesten Journaille. Ein Propagandist eben. Echte Männer sind anders.
Lanz ist doch ein staatlich eingesetzter oder zumindest willkommener Propagandist. Sein Äußeres verfängt. Seine Sendung geht damit indoktrinierend unterschwellig ins Hirn (vgl. Prof. Ulrike Guérot zu Ukraine etc.pp.) Er ist wie Böhmermann II….Unterschwellig ein total LINKER PROPAGANDIST— Verniedlichung oder Indoktrination mit dem Holzhammer. (gesteuerter Roboter!!!)