
Eigentlich ist es fast schon zum Schmunzeln; gemessen an den sonstigen Ungeheuerlichkeiten, die sich die Politik herausnimmt, eigentlich keine große Sache – wäre es nicht ausgerechnet einem CSU-Bürgermeister passiert. München Downtown, vor neun Tagen, mitten in der Nacht: Während brave CSU-Wähler der bayrischen Provinz schon selig von der nächsten Bierzeltpredigt träumen, ist ihr Bürgermeister in der Landeshauptstadt offenbar auf einem ganz anderen Trip – im wahrsten Sinn des Wortes: Er suchte in den frühen Morgenstunde nicht den Weg zur Heiligen Messe, sondern zur Münchner Disco „Palais“, und statt Weihrauch gab’s diesmal offenbar Kokain in der Handtasche. Oder, wie die Polizei es nennt: „0,2 Gramm eines weißen Pulvers“.
Also quasi eine homöopathische Dosis – aber eben doch nicht aus der Apotheke. Man muss ihm zugutehalten: Wenigstens wollte er das Pulver nicht teilen. Er hat’s ja auch redlich bezahlt! Vermutlich vom Sitzungsgeld. Blöd nur, dass die Polizei das anders sah und ihn kurzerhand zu Boden brachte, fesselte und mitnahm. Ein CSU-Bürgermeister im Clinch mit der Staatsgewalt: Das ist schon großes Kino. “Miami Vice” in Oberbayern, nur ohne Cabrio und mit Bierbauch statt Sonnenbrille.
Einst noch klare Rollenverteilung
Früher war die Rollenverteilung noch klar: Die CSU steht für Ordnung, Moral und ein Weißbier vor dem Frühgottesdienst. Jetzt also Kokain, Nachtclub und Fesselspiele. Man fragt sich fast, ob das ein PR-Gag sein sollte, um junge Wähler zu erreichen. „Konservativ ist das neue Koks“ zum Beispiel; klingt doch modern! Natürlich redet niemand offen darüber, dass 0,2 Gramm in gewissen politischen Kreisen eher als Staubrest gilt. In Berlin würde man das vermutlich „Parteispenden in Pulverform“ nennen. Doch in Oberbayern reicht’s, um Kandidaten-Nominierungsveranstaltungen zu verschieben. Da ist man noch katholisch genug, um die Sünde wenigstens ein paar Tage reifen zu lassen.
Der Bürgermeister selbst wollte das weiße Pulver übrigens nicht aus der Hand geben; ein seltener Moment politischer Standhaftigkeit. Er ist halt ein kämpferischer Urbayer, der sich schon aus Prinzip nicht von zwei Polizisten das letzte bisschen Freiheit aus der Hand nehmen lässt. Ein Mann, der sich mit Herzblut und Adrenalin gegen das Unvermeidliche stemmt. Das ist gelebte Überzeugung! Das ist bajuwarische Tapferkeit! Man muss sagen, da hat einer Haltung bewiesen – nicht unbedingt in der Steuerpolitik, aber wenigstens beim Koks. Er kämpfte, als ginge es um den letzten Schweinsbraten in der Staatskanzlei. Ein echter Patriot, der weiß, wann man sich wehren muss!
Ein bleibendes Bild
Man wünscht sich bloß, er hätte denselben Mut gezeigt, als es um Steuern, Migration oder Haushaltspolitik ging. Stattdessen kämpfte er heldenhaft gegen zwei Polizeibeamte, um sein Tütchen zu verteidigen. Einen Drogenrest, der noch kleiner war als die Wahlbeteiligung in Neubiberg. Ein CSU-Kämpfer in Reinkultur – da kommt endlich wieder Bewegung in die Partei! Am schönsten ist aber das Bild, das bleiben wird: Freitag, 4.30 Uhr früh in Deutschland… ein CSU-Politiker liegt gefesselt auf Münchens Asphalt! Und irgendwo im Hintergrund spielt leise die Titelmelodie von “Miami Vice”.
Da fehlt nur noch, dass Markus Söder als Sonny Crockett vorbeifährt – natürlich elektrisch, mit Wasserstoffbeimischung und Gebetsheft im Handschuhfach.
Fast könnte man Mitleid haben: Die CSU wollte sich eigentlich modernisieren, digitalisieren, verjüngen. Und jetzt steht ihr Bürgermeister da wie ein abschreckendes Gegenbeispiel. Als lebendes Mahnmal dafür, wie es definitiv nicht geht. Statt Social-Media-Kampagne gab’s Social-Club-Kontrolle. Statt Wahlkampf nun Kampf ums Koks.
Leicht beschleunigter Rhythmus
Und wieder einmal zeigt sich: Bayern kann alles, außer still genießen. Vielleicht hätte der weißblaue Bürgermeister das Pulver einfach dort aufbewahren sollen, wo es bei den meisten Parteifreunden längst abgeblieben ist – in der Nase. Dort hätte es keiner gefunden, und er hätte am nächsten Morgen fröhlich im Gottesdienst „Großer Gott, wir loben dich“ mitsingen können, mit leicht beschleunigtem Rhythmus.
So aber bleibt nur ein Satz fürs Protokoll: Die CSU hat jetzt auch ihren ersten Action-Bürgermeister. Ein Mann, der lieber kämpft als loslässt. Nur leider nicht für seine Gemeinde, sondern für 0,2 Gramm, für Ruhm und ein paar Minuten halbseidenem Glanz im Partyclub. Und die Moral von der Geschicht’:
Wer als CSUler mit dem Kreuz beginnt, sollte nicht mit dem Kreuzchen bei der Polizei enden.
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3 Antworten
Das dürfte vermutlich keine Einzelfall sein. Er war nur so dumm und hat sich erwischen lassen.
Wie sang damals schon Falco: Der Schnee auf dem wir alle talwärts fahren, kennt heute jedes
Kind und der ist heute durchaus in gewissen Kreisen salonfähig geworden. Auch bei Zugfahrten nach
Kiew, kann man sich damit herrlich entspannen. 😉
Tja!
In der Schweiz wird der Schnee nach Kilo
gewogen.
In Kolumbien nach Gramm.
Das ist der kulturelle Unterschied.
Schnief!!!
Die Generation Merkel-Merz Fritz, die von ihren Eltern die 40-Stunden-Woche und das Wirtschaftswunder erbte, hinterlässt Schulden und eine marode Infrastruktur, Sozialsysteme auf Kollisionskurs sowie eine – erstmals seit mehr als 100 Jahren – ansteigende Lebensarbeitszeit, derweil sie selbst mit Rekordvermögen den Lebensabend genießt. Man sagt, die Revolution fresse ihre Kinder. Im Falle der 68er kann man das wörtlich nehmen.
Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass die Revolte der Jugend auch deshalb ausbleibt, weil die 68er gerade, als die Generation Y flügge wird, jene Daumenschrauben anziehen, deren Lockerung sie einst erkämpft hatten: Der Leistungsdruck an der Uni wird erhöht, Mitbestimmung begrenzt, Arbeitsverhältnisse flexibilisiert und die soziale Absicherung reduziert…..Wer darum ringt, seine Ausbildung zu meistern, den Job zu behalten und Miete zu zahlen, hat keine Zeit für APO oder RAF. Um ganz sicher zu gehen, baut man im Namen von Terror- und Kriminalitäts-Bekämpfung die Überwachung nach IDI AMIN in einem Maße aus, wie es das Land zuletzt unter den NAZI–Notstandsgesetzen kannte.
Leidenschaftliche Emanzipationsdiskurse rund um Homo-Ehe, Transgender-Toiletten und Multikulti sowie der heroische Widerstand gegen den militärisch-industriellen Komplex der USA funktionieren dabei weiter verlässlich als Nebelkerzen, um das Empörungspotenzial in harmlose Bahnen zu lenken. Eifrig wird über das richtige Bewusstsein gestritten – und vom Sein geschwiegen. Ausgerechnet Marxisten erkennen mitten im bunten Diskurs die Abkehr von der Politik……..Kann man die Geschichte auch anders erzählen? Gerne! Im Gegensatz zu einem müden Pseudo-Kulturkampf brächte uns das eine Debatte über Verdienste und Sünden der 68er, die deren Tragweite eher gerecht wird. Streiten wir endlich über die echten Themen! Gehen wir dahin, wo es weh tut!