
Habemus Bauministerin. Frau Hubertz, so heißt die Frohnatur Mitte Dreißig, die nun das deutsche Wohnungsproblem lösen soll. Sie käme „aus der Wirtschaft“ (hieß es gestern beim angesichts des heiteren Sounds sichtlich aufgeräumten Chef-Einordner Markus Lanz) – und aus der SPD natürlich. Dies scheint ja seit geraumer Zeit eine Grundvoraussetzung für den Spitzenposten des Bundesbaumanagements zu sein. Besonders prädestiniert ist Frau Hubertz offenbar durch die Gründung einer „crossmedialen Kochplattform“ mit Namen „Kitchen Stories“. Die fand sich immerhin nach fünfmaligem Wischen nach Links nicht nur auf meinem, sondern dem Vernehmen nach noch auf zwanzig Millionen weiteren Telefonen. Die Digitalköchin verkaufte ihre Idee für einen satten Betrag und gilt seitdem im wirtschaftlich eher unterbelichteten Politiksektor als Siegertyp.
Vermutlich hat man ihr das einige Male zu oft gesagt – denn Frau Hubertz simuliert ein Sendungsbewusstsein, das zuweilen schon Baerbocksche Züge trägt; eine Attitüde, die vom Gehalt ihrer Aussagen keineswegs gedeckt scheint. Was sie im Lanzschen Thermomix gestern so an Rezepten vorlegte, lässt bestenfalls darauf schließen, dass sie sich bei Leuten umgehört haben muss, die ihrerseits behaupten, schon mal hier und da etwas vom Bauen gehört zu haben. Präsentiert wurde hier gepflegtes Viertelwissen, gemischt mit Politikstanzen wie „Ich fühle die Verantwortung“ oder “Ich bin Optimistin, und ich möchte, dass wir den Karren wieder rausholen.” Wie das gehen soll, das lässt sie auf hartnäckige Nachfrage – wohl dank einiger Insidertipps – dann doch durchblitzen; unvorsichtigerweise, ist man geneigt hinzufügen: „15 Euro Monatsmiete je Quadratmeter“ will sie schaffen. „Zu dicke Decken“ auf das „Nötige reduzieren“. „Tiefgaragen“ weglassen und stattdessen „draußen parken“. Dann noch „mehr Holz“ verwenden. Da bräuchte man auch „keine Folien“ mehr. Und überhaupt – Bauen sei jetzt was „Industrielles“, wo man alles vorproduziert und nur noch montieren respektive aufeinanderstapeln muss.
Sozialistischen Erneuerinnen des Radschlags
Wo fängt man da an? Es dürfte sinnlos sein, sozialistischen Erneuerinnen des Radschlags zu erklären, dass 15-Euro-Mieten in den allmeisten deutschen Städten – also dort, wo der Mangel am größten ist – aufgrund von Angebot und Nachfrage nicht annähernd kostendeckend sind und angesichts galoppierender Preisentwicklung auch nie kostendeckend sein werden. Auch nicht, dass noch nie von irgendjemandem einfach „zu dicke Decken“ gebaut wurden. Nicht nur, weil Stahl und Beton seit geraumer Zeit ziemlich teuer sind, sondern auch, weil Decken halten müssen, Durchbiegungsbegrenzungen haben und in Normen gegossene gesetzliche Bedürfnisse des besonders schallsensiblen deutschen Bewohners zu befriedigen sind.
Auch ihre zündenden Ideen, teure Tiefgeschosse wegzulassen, Stellplätze nach Möglichkeit im Freiraum oder Dachgeschossen zu realisieren oder autofreie Wohnkonzepte (“Integriertes Wohnen + Arbeiten”) anzustreben, sind ungefähr so neu wie die Erfindung der Kücheneckbank. Dies gilt auch für den seit Ewigkeiten unablässig ausgerufenen Wunderbaustoff Holz, der eben trotz vieler technologischer Neuerungen in punkto Tragfähigkeit, Haltbarkeit, thermisches Speichervermögen oder Brand- und Schallschutz natürliche Grenzen hat; Grenzen, die man nur mit ausgesprochen kostenintensiven Zusatzmaßnahmen kompensieren kann. Holzbauten sind eben nicht preiswert, sondern extrem planungsintensiv und teuer. Daher sind heute weder Holz- noch Lehmhütte, nicht Wohncontainer oder Jurte die bevorzugte Behausung der Deutschen, sondern immer noch das vielbewunderte deutsche Kulturgut Massivhaus. Kurzum: Die Ausführungen der jungdynamischen Ministerin kommen über die Plappereien autodidaktischer Volksexperten in sozialen Netzwerken kaum hinaus.
Typisierte Bunker des Grauens
Dies gilt auch für das unsterbliche Goldene Kalb des Bauens: Die „industrielle Revolution des Bauens“ wird ungefähr alle fünfzehn Jahre als Universalrezept neu aufgelegt. Schon als ich in den Achtzigern Architektur studierte, wurde uns von wohlgesonnenen Städtebauern ferner Länder in Lichtbildvorträgen vorgeführt, wie normiertes Bauen überall im kapitalistischen Ausland zu prekären Stadtvierteln geführt hatte. Unbeherrschbare soziale Brennpunkte, die man 25 Jahre nach ihrer Entstehung aus lauter Verzweiflung nur noch sprengen konnte. Wir waren also, während sich gerade draußen in der sozialistischen Wildnis volkseigene Kombinate unentwegt entlang von radiusoptimierten Kranbahnen normierte Waschbetonkuben zur Erfüllung staatlicher Wohnungbauvorgaben aufstapelten, schonmal vorgewarnt, wie das mit der handwerksbefreiten Industrievariante des “Sozialistischen Bauens” so enden würde. Aber der Fetisch “Planerfüllung” ließ sich natürlich nicht aufhalten und generierte so unverdrossen wie flächendeckend Satellitenstädte auf der „grünen Wiese“, verschonte auch kleinere Orte und selbst Dörfer nicht vor den typisierten Bunkern des Grauens. Einigermaßen „sozial“ blieben die Ergebnisse nur solange, wie in verfallenden, dreckigen Innenstädten keine Alternativen zu finden waren. Kurz nach der Wende kam es, wie es kommen musste: Die vorausgesagte soziale Segregation der Plattenbaugebiete setzte ein und wurde durch einen weiteren, dem Migrationsgeschäft gewidmeten Industriezweig in ihren katastrophalen Wirkungen noch verstärkt.
Die Erkenntnis, dass Menschen sich weder normiert kleiden noch in Massen normiert wohnen wollen, wird immer dann angestrengt vergessen, wenn mal wieder eine Wirtschaft von Sozialisten an die Wand gefahren wurde und keine anderen Lösungen als normierte „Auffanglager“ mehr bleiben. Immer dann schlägt die Stunde staatlicher Wohnungsbauprogramme. Vielleicht sollte jemand, der sich mit staatswirtschaftlicher Ökonomie auskennt, Frau Hubertz erklären, was eigentlich ihre Aufgabe als Bauministerin wäre: Nämlich Staatsquote, Investitionsbedingungen, Steuern, Abschreibungen und Baugesetzgebungen so zu gestalten, dass man auf der einen Seite mit dem Bauen von Wohnungen Geld verdienen kann, und auf der anderen Nutzern genügend vom Brutto bleibt, um diese dann zu kaufen oder zu mieten.
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5 Antworten
Es braut sich in der Tat etwas zusammen.
Es ist weder eine Brauerei, noch das Bier.
Es ist was ganz anderes und schreckliches !!!
https://youtu.be/cp4IFj7a8nU
Vermietertagebuch Alexander Raue vom 05. Juni 2025
„Gerade eben: USA geben akute Sicherheitswarnung für Kiew heraus
Gerade eben hat die USA für die ukrainische Hauptstadt Kiew eine akute Sicherheitswarnung raus gegeben und das nur wenige Stunden nach dem Telefonat von Trump und Putin. Offenbar hat Putin den US-Präsidenten über einen heftigen Vergeltungsschlag direkt auf die Millionenmetropole Kiew informiert und Jetzt knallt´s richtig!“
Der Oligarch ist sicherlich Teil des Problemes für Waffenstillstand, ggfls. Frieden !
Vielmehr sind es bornierte Politiker, Kriegstreiber/Kriegsbeteiligte in EU, in Ländern
von Europa und leider auch hier, die immer mehr Geld, Waffen, etc. in einen Krieg
hineinpumpen, der nicht der unsere ist und ein solcher, der schon längst für Russland
zugunsten entschieden ist !
Stoppt sofort die Geld- und Waffengeschenke, wenn Euch das Leben der Soldaten, Soldatinnen auf beiden Seiten wirklich wichtig ist.
Mir tun die im Lande verbliebenen unbeteiligten Zivilpersonen echt leid, denn sie haben
absolut was besseres verdient als einen Milliarden schweren Oligarchen, der gar nicht mehr
Präsident der Ukraine sein dürfte, weil seine Amtszeit schon lange abgelaufen ist.
Neuwahlen und eine freie Presse lässt natürlich ein Diktator nicht zu !
Jeder Cent, der für einen solchen noch bezahlt wird, ist verbranntes Geld, was niemals
wieder reinkommen wird.
Wer hat schon die große Lust für eine Kriegstreiberei arbeiten zu gehen und Steuern
zu bezahlen?
dto. für ideologische Wahnsinnsprojekte (Entwicklungshilfen f.d. Ausland)………?
dto. für eine unnütze Massenimportierung von Ausländern……..?
Kann die Leute gut verstehen, die lohnabhängig i.d. Sack hauen und ins Bürgergeld
wechseln !
Hat ehrliche Arbeit hier überhaupt noch eine wirtschaftliche und zweckgebundene Zukunft?
Für mich ist die gesamte Politik seit mind. 2015 nur noch was für die Tonne.
Leider ist die große Masse der Wahlbürger weiterhin das dümmste, gleichgültigste und interessenloseste Volk !
Und da liegt das größte und gefährlichste Problem für das Land und die Menschen mit Hirn, die bereits sehr wach im Kopfe sind !
Ach. Ist doch wurscht!
Die Dame reißt ihre, wenn´s gut läuft) 4 Jahre ab und hat dann für immer ausgesorgt!
Mehr kann man mit nix nicht erreichen, vom momentanen „Gehalt“ mal abgesehen, dass Viele von uns nur als große Zahl kennen und niemals erreichen werden, jedenfalls nicht mit ihrer Hände Arbeit!
Was sie in diesen 4 Jahren erzählt oder tut oder nicht, ist dabei vollkommen egal.
Modulares Bauen finde ich ok. Ich wohne in einem solchen Haus, gebaut Ende der 1980er in der DDR.
In diesem Bereich gibt es ausgereifte Lösungen. Sogar mit dem alten DDR-System der Bauserie WBS70 konnte man die unterschiedlichsten Wohnungszuschnitte entwerfen. Recht gut und preiswert.
Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften Berlins bauen mittlerweile auch modular. Die Wohnungen gehen weg wie warme Semmeln. Das liegt sicherlich auch daran, dass entsprechende Infrastruktur wie ÖPNV, Einkaufsmöglichkeiten usw. hier schon überall vorhanden sind.
Ärzte, Kitas, Schulen sind knapp – aber wo denn in diesem Land mittlerweile nicht?!
Da sieht es dann aber im Vergleich zu vielen anderen Gegenden unseres Landes hier noch immer recht gut aus.
Natürlich kann man baulich auch mehr machen. Althergebracht Stein auf Stein beispielsweise. Für teures Geld. Oder irgendwo am Arsch der Welt. Aber mal ehrlich: Will man das?
Es heißt doch nicht grundlos in Deutschland „Eigenheim – Klotz am Bein“. Man ist zwar Besitzer einer tollen Immobilie, Eigentümer ist aber der Staat.
Einfach sich mal testhalber dem Heizungs- und sonstigem Vorschriftenschwachsinn verweigern, dann begreift man recht schnell, wie es um die Rechte an der eigenen Immobilie steht.
Sind die Kinder aus dem Haus, ist das Ding dann meist sowieso viel zu überdimensioniert. Untermieter aufzunehmen geht meist auch nicht, weil es an separatem Eingang fehlt.
Es gibt zu diesem Thema übrigens noch ein weiteres Sprichwort:
„Der Dumme baut das Haus und der Schlaue wohnt drin.“
Ich denke, ich habe es bisher immer richtig gemacht: Immer nur zur Miete gewohnt. Meine Eltern hatten ein eigenes Haus. Jede Mark und jede freie Minute gingen da rein – Freiheit sah und sieht für mich anders aus.
Zweimal eine gemietete Doppelhaushälfte im Berliner Umland, seit 20 Jahren „Plattenbau“ mit großem Balkon und freier Sicht ins angrenzende Brandenburger Umland. Sehr viel Grün im Umfeld.
U-Bahn zum Hauptbahnhof wochentags alle zehn Minuten. In einer halben Stunde stehe ich – ohne Umsteigen – vor dem Brandenburger Tor. Falls ich das denn möchte.
Knapp 70 Quadratmeter, saniert, 3-Raum,Küche, Bad, Warmmiete knapp 600 Euro warm. Kaltmiete unter sechs Euro der Quadratmeter. Keinerlei Risiko betreff Eigenbedarfskündigung.
Hier wohne ich glücklich und zufrieden mit meiner Frau. Haustiere keine mehr – die sollen uns nicht überleben. Dafür regelmäßige Spenden ans Tierheim.
Hellersdorf – also zivilisierte und relative ruhige Gegend mit vielen ostdeutschen Ureinwohnern. Die Einschläge kommen natürlich auch hier immer näher, da es aber praktisch keinen Leerstand gibt, ist für merkwürdige Mensch:innen in zu großer Anzahl kein Platz.
Plattenbau guter Qualität in gutem Umfeld mit durchmischter Sozialstruktur der Bewohner ist für mich persönlich das Nonplusultra. Als Architekt mag man da eine andere Meinung darüber haben …
Das Neubaugebiet Berlin-Hellersdorf finde ich bedrückend. Manche der Neubauten aus der DDR-Zeit, die in Berlin-Hellersdorf stehen, sollten eher abgerissen werden. Gruselige Hauseingänge, Mini-mini-Balkons und Mini-mini-Lodgen zu den Wohnungen.
Wenig soziale und kulturelle Infrastruktur. Bedrückende Hochhäuser. Nachverdichtung teilweise misslungen.
Hierzu nur mein ungefragter guter Rat : Wenn man vom Bauen keine Ahnung hat, dann einfach mal die Fresse halten …! Das gilt nicht nur für “ Polit-Ticker“ !