
Wer heute den “Spiegel” aufschlägt, bemerkt schnell, dass vom einstigen „Sturmgeschütz der Demokratie“ (Der “Spiegel” über den “Spiegel”) kaum etwas übrig ist. Nicht mehr journalistische Kompetenz, sondern die richtige Haltung ist das wichtigste Einstellungskriterium. Das wäre schon ärgerlich, wenn die „richtige“ Haltung genau dies wäre – nämlich richtig. Es wird aber zur Katastrophe, wenn sie falsch ist. Wo das hinführt, hat man nicht zuletzt während des Relotius-Skandals gesehen. Doch die Blamage um den aufstrebenden Jungjournalisten und Gesinnungs-Münchhausen war nur die Spitze des Eisbergs. Niemand wollte noch zweifeln an seinen Geschichten von syrischen Flüchtlingskindern, denen im Traum Angela Merkel erscheint.
Warum auch? Der “Spiegel” hatte spätestens seit der Sarrazin-Debatte im Jahr 2010 einen islamapolegetischen Kurs eingeschlagen – und einem solchen Klima stellte Claas Relotius natürlich niemand dringend notwendige Fragen. Zwar verurteilt der “Spiegel” auf Nachfrage immer noch Terrorismus; er wird sich aber beeilen hinzuzufügen, dass ja irgendwie die USA schuld seien, die AfD die weit größere Gefahr darstelle und man natürlich keine Pauschalurteile über Muslime fällen wolle. Den Höhe- beziehungsweise Tiefpunkt erreichte diese Entwicklung, als der “Spiegel” nach der Tötung des Terrorfürsten Osama bin Laden ernsthaft frohlockte, nun sei das Ende der Gewalt gekommen.
Damals wahr, heute rechter Kampfbegriff
Früher war das ganz anders: Noch in den 1990er Jahren hatte die Islam-Berichterstattung beim “Spiegel” einen Beiklang, den man heute womöglich als „gesichert rechtsextrem“ einstufen würde. Das Wort „Islamisierung“ gilt mittlerweile als rechter Kampfbegriff, bedeutet aber letztlich nur, dass eine Gesellschaft islamischer wird. Entweder durch einen zunehmenden Einfluss islamischer Institutionen, oder durch einen steigenden muslimischen Bevölkerungsanteil. Beim “Spiegel” hingegen wird heute nur noch von einer „vermeintlichen Islamisierung“ gesprochen. (Kleiner Tipp: Ein „vermeintlich“ in einem “Spiegel”-Artikel ist stets durch ein „tatsächlich“ zu ersetzen.)
Beispielsweise hieß es damals, dass in Bosnien eine „schleichende Islamisierung“ stattfinde, die „das einst tolerante, multikulturelle“ Land bedrohe. Alkohol, Schweinefleisch und Rockmusik seien verboten: „Die Worte des Propheten werden zum Gesetz.“ Immerhin: Islamisierung und Multikulti waren einst noch Gegensätze für den “Spiegel”. In Afghanistan und dem Irak gab es eine „Islamisierungswelle“, in Pakistan sogar eine „Talibanisierung“. Damals erklärte der “Spiegel” seinen Lesern auch die „Taqiya“ als „Fromme List“: „Der Islam erlaubt seinen Führern durchaus, ihre wahre Gesinnung vorübergehend zu verheimlichen, vor allem vor Ungläubigen, wenn es denn der Verwirklichung höherer Ziele dient.“
“Der Koran verhindert den Fortschritt”
Wie die islamische Gesetzgebung aussieht, zeigte sich in Afghanistan: „Unter Berufung auf den Propheten und die Scharia, das islamische Gesetz, lassen sie von Richtern ohne Rechtsausbildung verurteilten Dieben öffentlich Hände und Füße amputieren.“ Auch war zu lesen, dass die pakistanische Regierung den „Koran als Waffe“ einsetze: „Inklusive Steinigen und Handabhacken.“ In einem Gastbeitrag des Islam-Kritikers Bassam Tibi über die Menschenrechte hieß es: „Der Schlagstock der Scharia duldet keine Meinungsfreiheit. […] Das individuelle Menschenrecht der Meinungsfreiheit steht im Konflikt mit dem islamischen Gottesrecht. […] Die von den Fundamentalisten propagierte schriftgläubige Deutung, die in der moslemischen Bevölkerung weitaus verbreiteter ist als modernere Interpretationen, führt jedoch dazu, daß der islamische Glaube und die individuellen Menschenrechte unvereinbar bleiben. […] Bereits im islamischen Mittelalter wurde die Scharia als Knüppel gegen kritische Philosophen benutzt.“
Tibi wandte sich auch gegen die Islamverteidiger im Westen: „Ist der islamische Fundamentalismus eine Erfindung westlicher Strategen, die ein neues Feindbild brauchen? Das scheinen etliche deutsche Intellektuelle zu glauben. Doch nur Weltfremde können die Auswüchse des politischen Islam übersehen, die in manchen Zentren Europas gedeihen.“ Und Taslima Nasrin verkündete: „Der Koran ist überflüssig geworden. Er verhindert den Fortschritt und die Gleichstellung der Frau.“ In einem Artikel, der Saddam Husseins “Heiligen Krieg” als „Wasserstoffbombe des Islam“ bezeichnet, hieß es: „Gefesselt durch ihren Glauben, verpaßte die islamische Welt den Beginn der Moderne im Westen, erlebte weder Humanismus noch Aufklärung, weder Naturrecht noch Rationalismus, noch die Säkularisierung des Lebens.“
“Der alles durchdringende Islam”
Den Tod hunderter Pilger im saudischen Mekka bei einem Großbrand kommentierte der “Spiegel” äußerst zynisch: Diese befänden sich nun auf dem „direkten Weg ins Paradies.“ Ähnlich sarkastisch lautet die Überschrift eines Artikels, der von einer pakistanischen Koranschule berichtet, in denen die Schüler angekettet werden: „Ketten des Glücks.“ Und 1993 zeigte sich der Spiegel über den „Vormarsch der Fundamentalisten“ besorgt: „Mit revolutionärer Energie mobilisiert der Islam, kämpferischste aller Weltreligionen, seine 1,2 Milliarden Gläubigen. Unter dem Banner des Propheten bedrängen Fundamentalisten nahöstliche Präsidenten und Monarchen. Sie schüren Haß auf westliche Werte und sehen sich als Vorkämpfer einer religiös begründeten Weltordnung.”
Und weiter hieß es da: “Setzt sich der alles durchdringende Islam dagegen in den asiatischen Steppen an Rußlands Südgrenze durch, könnte sich der Vormarsch der Fundamentalisten zum Triumphzug steigern. Von Algerien im Westen bis nach Tadschikistan im Osten würde sich, vor Europas Toren, ein Gürtel von Gottesstaaten nach dem Vorbild Chomeinis etablieren – permanente Unruheherde, die mit harter Repression im Innern Flüchtlingswellen auslösen und mit missionarischer Aggressivität nach außen Kriege entfachen könnten.“
Warnung vor der religiösen Zwangsjacke
Der “Spiegel” warnte vor „gewalttätigen Koran-Fanatikern“ in Ägypten und bezeichnete sie als „Verhetzte Brut“ und „Koran-Terroristen“. Auch war von „Schwaden des Gifts“ und „ägyptischen Plagen“ die Rede. Die Tötung zweier Franzosen in Algerien wurde mit deutlichen Worten kommentiert: „Es war Mord auf islamisch. Die Schlächter ließen das Blut aus den Halsschlagadern ihrer Opfer langsam in den Teppich sickern. So wie Moslemschlachter Hammel schächten.“ Auch im Nahostkonflikt hörte sich das Hamburger Magazin ganz anders an als heute. Bei den Plänen, Gaza zum Touristenmagnet zu machen, sei der Islam „hinderlich“: „So hemmt Gazas stark islamisch geprägte Gesellschaft den Urlaubsspaß. Selbst am Strand sind die einheimischen Frauen tief verhüllt. Wenn sie baden, dann mitsamt Schleier. Noch heikler ist es beim Alkohol, für religiöse Muslime ein strenges Tabu. Ein leckerer Weißwein zum Fisch? Fehlanzeige. Ein kühles Bier im Gaza-Beach-Hotel? Keine Chance.“
1992 durfte sich der Ägypter Faradscha Fauda (der noch im gleichen Jahr ermordet wurde) über die algerische “Islamische Heilsfront” äußern. Dass sie die stärkste Partei sei, mache sie ebenso wenig demokratisch wie die NSDAP. Es drohe eine „religiöse Zwangsjacke“. Doch wohl in kaum einem Land hat sich so sehr gezeigt, wie eine islamische Herrschaft aussehen kann, wie in Afghanistan, wo seit 1996 die Taliban herrschen. Natürlich wurde dies auch vom “Spiegel” registriert. „Unaufhaltsam wie ein Feuersturm“ waren die „Steinzeit-Islamisten“ vorgestoßen und hatten eine „Gottesdiktatur“ errichtet.
Horden und Heuschreckenschwärme
Der “Spiegel” sprach von einem „grandiosen Siegeszug der Gotteskrieger, einer radikalislamischen Sammlungsbewegung grimmiger Zeloten vom Volk der Paschtunen. Gegen die archaische Weltsicht der Fundamentalisten in Kabul ist das Glaubensverständnis in Iran schon fast salopp. Die Koranschüler, wie sie sich nennen, haben Fernsehen und Unterhaltungsmusik verboten, sie dulden keine berufstätigen Frauen und keine bartlosen Männer, öffentliche Auspeitschungen und Hinrichtungen sollen Zucht und Ordnung festigen.“ Und: „Nach ihrem Einmarsch waren Horden plündernder Mudschahidin wie Heuschreckenschwärme über Kabul hergefallen.“ Den Vielvölkerstaat zusammenzuhalten, gleiche „dem Versuch, einen Haufen von Teufelsspinnen zu überreden, ein gemeinsames Netz zu weben, ohne einander zu beißen.“ „Talibanistan“ sei eine „Hölle für die Frauen“.
Weiter hieß es: „Die fundamentalistischen Milizionäre hatten in pakistanischen Medressen offensichtlich mehr als den Koran studiert, sie konnten perfekt mit Panzern, Raketenwerfern und Schnellfeuergewehren umgehen. Die neuen Herren streben ein Regime des ‚reinen Islams‘ an, einen Modellstaat für die gesamte moslemische Welt – und lassen so selbst die rigiden iranischen Mullahs als vergleichsweise liberal erscheinen.“ Unter dem Titel „Allahs furchtbarste Geißel“ las man: „Frauen dürfen nicht arbeiten und nicht lernen, Krankenhäuser weisen Patientinnen ab: In Kabul haben die Gotteskrieger der Taliban ein mittelalterliches Regime errichtet, das die Bewohner im Namen des Islam einem gnadenlosen Terror unterwirft. Unter dem Banner des Propheten haben Kabuls neue Herren eine Klerikaldiktatur errichtet, gegen die das Reich der benachbarten iranischen Mullahs beinahe wie ein Hort von Toleranz und Liberalität erscheint.“
Warnung vor der “islamischen Welle”
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden die zentralasiatischen Staaten unabhängig. Ein Horrorszenario – nicht nur, weil dort noch viele sowjetische Nuklearwaffen stationiert waren: „Der Iran, Pakistan und die Türkei wetteifern um die Führerrolle beim Zusammenschweißen einer Moslem-Föderation vom Atlas bis zum Indus. Erwünschtes Mitbringsel der Neuen: Atomwaffen. […] Droht somit nach dem Ende des Ost-West-Konflikts mit dem Entstehen unberechenbarer fundamentalistischer Gottesstaaten am Rande Europas ein neuer Glaubenskrieg? Kommt es zu einer unwägbaren Konfrontation mit religiösen Eiferern, deren mittelalterliche Denkweise vor allem vom Haß auf alles Westliche geprägt ist?“
Weiter schrieb der “Spiegel”: Es „droht ein religiöses Erdbeben. Und dies zu einem Zeitpunkt, in dem sich die islamische Völkerfamilie, deren eine Milliarde Glaubensanhänger den Bogen von Mauretanien bis Indonesien spannen, in einer eifernden Aufbruchstimmung befindet wie nie zuvor in diesem Jahrhundert.“ Insbesondere der Machtwechsel in Afghanistan sorgte daher für Nervosität. So hieß es im “Spiegel”, „daß sich der radikale Taliban-Islam unter der grünen Fahne des Propheten in den asiatischen Steppen ausbreiten könnte.“ Usbekistan sei ein mögliches „Bollwerk“ gegen das „Durchbrechen der islamischen Welle.“
“Wie ein Krebsgeschwür”
Über die Türkei war zu lesen, dass „der Vormarsch der Fundamentalisten“ die Trennung von Religion und Staat „wie ein Wundbrand“ bedrohe. Im Land gebe es mehr und mehr Koranschulen, Firmen passten die Arbeitszeiten an die Gebete an und Frauen durften manches Restaurant nur noch in männlicher Begleitung betreten. Und Vergewaltiger von Prostituierten konnten auf einen „Rabatt“ vor Gericht hoffen. Der Vorschlag, die einst byzantinische Hagia Sophia wieder in eine Moschee umzuwandeln „zeigt vielmehr, wie stark sich die religiösen Eiferer inzwischen fühlen.“ Die Islamisten hatten sogar eine Idee, wie sich Gottesdienst und Tourismuseinnahmen vereinen ließen: Mit Vorhängen könne man die Mosaike aus christlicher Zeit, die das islamische Bilderverbot unterlaufen, je nach Publikum abdecken oder nicht. 30 Jahre nach Erscheinen des Artikels wurde die Hagia Sophia, erst Kirche, dann Moschee, dann Museum, dann tatsächlich wieder zur Moschee. Auch warnte ein türkischer Sozialdemokrat vor einem „Sturz in die Dunkelheit“. Der Fundamentalismus bedrohe die Republik „wie ein Krebsgeschwür“. Der Verkauf von Alkohol sei verboten und das Land habe sich zum Ärger der NATO-Partner an den Iran angenähert.
In Algerien entbrannte in den 90er Jahren ein blutiger Bürgerkrieg zwischen der Regierung und Islamisten. Die frühere Kolonialmacht Frankreich befürchtete wegen der zahlenmäßig starken algerischen Minderheit ein Übergreifen des Konflikts. So gerate „Europa ins Fadenkreuz“: „Das Militärregime in Algier kann den Kampf gegen die Fundamentalisten nicht gewinnen. Paris befürchtet Terror und Flüchtlingsströme. […] Hat nicht der Streit um moslemische Schülerinnen, die entgegen allen Verboten mit Kopftuch zum Unterricht kommen, die Anfälligkeit der Immigrantenjugend für fundamentalistische Tendenzen offenbart? […] Sollten die Islamisten in Algerien die Macht übernehmen, droht eine Flüchtlingsflut, die schwere innenpolitische und soziale Erschütterungen auslösen könnte. Wenn das Militärregime in Algerien fiele, bekäme die Europäische Union einen islamischen Gottesstaat vor die Haustür.“
Als das Kopftuch noch als Zwang erkannt wurde
Der “Spiegel” stellte die Frage: „Droht Frankreich der Aufstand von rund 3,5 Millionen Moslems, von denen die Mehrheit im sozialen Abseits lebt?“ Im Artikel „Fünfte Kolonne“ hieß es: „Paris fürchtet den Feind im Inneren“. Die Maghrebiner in Frankreich verglichen ihre Situation mit der der Palästinenser in Israel. Frankreich fürchte, „zur Zielscheibe eines islamischen Dschihad“ zu werden. Der spätere Premierminister Alain Juppé warnte, „die Mullahs könnten Hunderttausende von Arabern, die als Entrechtete am Rande der französischen Gesellschaft leben, zum Partisanenkampf gegen ihr Gastland aufhetzen.“
In einem Beitrag über das Kopftuch wurde berichtet, dass viele Schülerinnen von ihren Familien zum Tragen des Schleiers gezwungen würden oder Gefahr liefen, in ihr Heimatland gebracht zu werden. Ein Direktor, dessen Gymnasium aufgrund der „vielen Immigrantenkinder als eines der schwierigsten Frankreichs“ gilt, gab resigniert zu Protokoll: „Wir werden von moslemischen Fanatikern unterwandert; Faschismus im religiösen Gewand breitet sich in den Schulen wie ein Buschfeuer aus.“ Im Artikel „Wenn die Seele brennt“ hieß es: „Straßenschlachten, demolierte Autos, geplünderte Geschäfte – die Kinder nordafrikanischer Einwanderer verwandeln Frankreichs brave Schülerdemonstrationen in soziale Krawalle. Die Revolte der ‚beurs‘ schürt Rassismus in der Bevölkerung und bringt die angeschlagene Regierung in Bedrängnis.“ Wohlgemerkt hatten damals die Migranten noch selbst Rassismus geschürt; heute hingegen würde der “Spiegel” eine „Instrumentalisierung“ solcher Vorfälle durch Rechte beklagen.
Muezzinruf-Kritik: “Ali, mach die Tröte aus”
Die Organisation Milli Görus sei die “Fünfte Kolonne” des Islam, so das Magazin: Die türkisch-nationalistische Gruppierung betreibe eine „Selbstabschottung“: „In manchen Stadtteilen wie in Berlin-Kreuzberg läßt es sich als Türke auch leben, wenn man kein Wort Deutsch beherrscht.“ Ähnlich hieß es auch über einen Imam, der den Grauen Wölfen nahesteht, er habe, „es 25 Jahre lang vermieden, seine türkisch-nationalistische Gesinnung durch das Erlernen der deutschen Sprache zu gefährden.“ Er werde von der SPD hofiert, obwohl er eine türkische Übersetzung von „Mein Kampf“ zum Kauf angeboten habe.
Im Artikel „Ali, mach die Tröte aus“ wird beschrieben, dass sich die Einwohner Duisburgs am Muezzinruf und am Integrationsdefizit der Türken störten. „Auch die Koranschulen sind keine Zitadellen der Völkerfreundschaft.“ Zum Beweis zitierte der “Spiegel” Suren, die Tötungsaufrufe gegen Juden und Christen enthalten. Unter dem Titel „Mit Kohl und Koran“ beklagte der “Spiegel” eine strategische Unterwanderung der Union durch „radikale Koranjünger“: „Türkische Islam-Extremisten sickern planmäßig in die CDU ein, um sich eine Lobby zu sichern. […] Fleißig werben die Radikalmoslems für die Partei Helmut Kohls, Disziplin sind sie gewohnt.“ Der Verfassungsschutz zeigte sich ratlos, schließlich sei die CDU ja kein Beobachtungsobjekt.
“Schöne Bescherung”
In einem Artikel über “Ehrenmorde” in Deutschland hieß es: „Wenn es um die Ehre geht, herrscht oft nur noch das Faustrecht wie im hintersten Anatolien oder im wilden Kurdistan: Mittelalter mitten in Deutschland. Auf dem Altar dieser Ehre ist schon manches blutige Opfer dargebracht worden.“ Und über „Mohammeds Schwestern“ – gemeint waren deutsche Konvertitinnen – war zu erfahren, diese seien „radikaler als manche Araberin“ In einem anderen Artikel lesen wir, dass „sich in den deutschen Moscheen mehr und mehr Germanen gen Mekka neigen.“ Auch eher exotische Allianzen wurden unter die Lupe genommen. Beispielsweise kooperierten türkische Nationalisten und Scientology, weil beide von der Mehrheitsgesellschaft kritisch beäugt wurden. Es gab sogar gemeinsame Immobilienprojekte. Außerdem sprachen sich deutsche Rechtsextreme gegen den Islamkritiker Salman Rushdie aus, gegen den das iranische Regime eine Fatwa verhängt hatte.
„Eine schöne Bescherung“ nannte der Spiegel es, dass die türkischen Parlamentswahlen 1995 ausgerechnet mit dem Weihnachtsfest zusammenfielen. Sicherheitsexperten befürchteten, dass sich der Kurdenkonflikt auch auf Deutschland ausweiten würde, wenn „Buskolonnen der Moscheevereine“ die Wähler zu den Konsulaten brächten. Die mögliche Folge: „Massendemos, Autobahnblockaden, Selbstverbrennung von Fanatikern vor laufenden Kameras.“ Die Auseinandersetzung zwischen „Krawall-Kurden“ und Türken sei ein „totaler Krieg“.
“Die Ausländerintegration ist gescheitert”
Ebenso warnte der “Spiegel” vor „Zeitbomben in den Vorstädten“: „Die Ausländerintegration ist gescheitert. Überall im Land entsteht eine explosive Spannung. Bei jungen Türken und Aussiedlern, Randgruppen ohne Perspektive, wächst die Bereitschaft, sich mit Gewalt zu holen, was die Gesellschaft ihnen verweigert. […] Eine Konfliktkonstellation, die der Logik von Bandenkriegen in den Slums amerikanischer Großstädte zu folgen scheint. “ Deutschland werde zum „Ausplünderungsland“, während „alle schönen Visionen eines friedlichen Multikulti zerbrechen“. So stünden im hessischen Dietzenbach mittlerweile nur noch „Ruinen der Hoffnung“. Der Frankfurter Vorort sei zum „Auffangbecken für Ausgestoßene, Aussiedler und Ausländer geworden.“ In der sozialen Hierarchie sahen sich die Deutschen über den Türken, die wiederum auf die Zigeuner herabblickten. Die Marokkaner hätten in den Kellerräumen eine Koranschule errichtet und manchmal würden auf den Balkonen Schafe geschächtet, so dass das Blut zu den Nachbarn nach unten tropfte.
Außerdem seien die „Gast-Arbeiter“ mittlerweile zu „Gast-Arbeitslosen“ geworden: „Die Arbeitslosigkeit junger Ausländer unter 20 Jahren beispielsweise ist erschreckend hoch: Sie wird, mangels exakter Ermittlungsmöglichkeiten, gebietsweise auf mehr als 50 Prozent geschätzt. […] Die Hochburgen der Bandenkriminalität liegen in Stadtvierteln, in denen sich der Ausländeranteil der 50-Prozent-Grenze nähert oder sie überschreitet. […] Zwar machen die jugendlichen Gewalttäter nur einen Bruchteil der in Deutschland lebenden Ausländer aus, deren Zahl binnen 25 Jahren von einer auf rund fünf Millionen emporgeschnellt ist. Das Verhalten der militanten Minderheit aber hat enormen Einfluß darauf, ob der Traum linker und liberaler Politiker Wirklichkeit wird, in Deutschland eine ‚multikulturelle Gesellschaft‘ zu schaffen, in der Menschen unterschiedlicher Nationalität konfliktfrei miteinander leben.“
Masseneinwanderung als Krieg beschrieben
Das Magazin vermeldete auch, dass in West-Berlin Türken 50 Prozent aller schwulenfeindlichen Attacken verübten: „Aufgewachsen in religiös-patriarchalischen Familienstrukturen, in denen Homosexualität noch stärker tabuisiert wird als in deutschen Familien, sind Schwule für ausländische Jugendliche häufig die geeigneten Blitzableiter ihrer angestauten Aggression, Sündenböcke für die Sündenböcke.“ Zudem gab es bei Linken „Eine Art positiven Rassismus“: „Auch breite Teile der Linken können sich diesen Fragen offenbar nicht wirklich stellen. Wahrscheinlich sind sie ihrem eigenen, verdeckt rassistischen Menschenbild verhaftet, das stillschweigend von der kulturellen Überlegenheit der Deutschen ausgeht. Also bleibt die ihren Diskussionen zugrundeliegende Voraussetzung unbefragt, es sei von einer deutschen Bankangestellten eben ein höheres Maß an Toleranz, Einsicht und situativer Anpassungsfähigkeit zu erwarten als von der Bäuerin aus dem unterentwickelten Anatolien. So fehlt bis zum heutigen Tag zum Beispiel eine breite Diskussion, die sich mit den autoritären, nationalistischen und sexistischen Strukturen in vielen Einwandererfamilien auseinandersetzt.“
Die Masseneinwanderung nannte der “Spiegel” einst den „Krieg des dritten Jahrtausends“. Der Artikel warnt, im 21. Jahrhundert würde sich die Einwohnerzahl Deutschlands halbieren, die der Türkei verdreifachen. Viele der Neuankömmlinge seien Wirtschaftsflüchtlinge: „Immer höhere Emigrantenwellen branden an die Wohlstandsfestung Westeuropa. Der Höhepunkt ist noch nicht erreicht. […] Die große Masse der Flüchtlinge macht sich nicht aus Angst vor Verfolgung auf den Weg, sondern aus Angst vor der wirtschaftlichen Zukunft. […] Je offener die Grenzen innerhalb Europas sind, um so stärker müßten die äußeren Grenzen gesichert werden.“ Und ein Geschichtsprofessor gab zu Protokoll: „Wir werden eine Völkerwanderung erleben, wie es sie in der Weltgeschichte noch nicht gegeben hat.“
Unangenehme Erkenntnisse
Auch sah der “Spiegel” das „Asylrecht am Ende“: „Im Vielvölkerstaat Bundesrepublik werden unterschwellig gefährliche Gewaltpotentiale ausgebrütet. […] In den Ballungsgebieten großer Städte wie Berlin und Frankfurt läßt sich absehen, wann die Deutschen in die Minderheit kommen. Fragt sich, wer dann wen integrieren muß. […] Ethnisierung heißt der Prozeß der Gegenintegration. Ethnisierung hat stets etwas Gewalttätiges, es ist die Aggression der Ausgegrenzten.“
“Spiegel”-Gründer Rudolf Augstein monierte, durch die doppelte Staatsbürgerschaft verkomme Deutschland zum „Schnupperstaat“. Er wandte sich dagegen, internationale Probleme zu importieren: „Unangenehm, aber wahr ist die Erkenntnis, daß wir für die Bürgerkriege der ganzen Welt nicht zuständig sind. Wir können (und sollten) Tamilen und Angolaner nicht aufnehmen. Das sprengt unsere Möglichkeiten. Bei uns ausgetragene Stellvertreterkriege zwischen Türken und Kurden sollten wir durch unsere Gesetzgebung ebenfalls nicht fördern. Die Kurden haben ein völkerrechtlich zu respektierendes Recht auf Autonomie, das ihnen von den Türken mit brutaler Gewalt bestritten wird. Je mehr Türken wir ins Land locken, desto mehr Kurden werden ihnen quasi unterirdisch folgen.
Gegen die doppelte Staatsbürgerschaft
Augstein brachte es damals ungeniert auf den Punkt: “Die Crux der doppelten Staatsbürgerschaft liegt in der Verschiedenheit, in manchen Bereichen sogar Unvereinbarkeit der Kulturen. Die heutige Türkei ist kein europäischer Rechtsstaat, sondern ein inzwischen fast kriegerisch rassistischer Staat.“ Kuriosum am Rande: Ausgerechnet Roland Tichy hatte sich zu Beginn der 90er Jahre noch für eine liberalere Einwanderungspolitik ausgesprochen.
Wie man sieht, nahm der “Spiegel” das Motto seines Gründers Rudolf Augstein, “Sagen, was ist“, das heute in goldenen Lettern in der Eingangshalle des Redaktionsgebäudes an der Ericusspitze prangt, durchaus ernst. Wenn man die obigen Zitate liest, fragt man sich allerdings unweigerlich, wann genau der “Spiegel” eigentlich gekippt ist. Lässt sich diese Zäsur vielleicht an der Ägide eines einzelnen Chefredakteurs festmachen? Die Wahrheit ist viel komplexer. Wenn es einen solchen Kipppunkt gäbe, könnte man ihn auch leicht benennen. Beinahe unmerklich vollzog sich in den 2000er Jahren ein Wechsel. Mit jedem verstrichenen Jahr kamen neue Journalisten ins Haus, die es mit der Wahrheit eben nicht so genau nahmen. Und wer die alten Ausgaben genau studiert, wird feststellen, dass es schon damals gelegentlich Anflüge der Islamverharmlosung gab. Umgekehrt findet sich auch heute noch Islamkritik beim “Spiegel” – bloß eben nur mehr in Spurenelementen.
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14 Antworten
äh ja wie GEZgeleitet gewählt,von Gutmensch, Oriental be_zeichnet– Dumm_ficks–!! Nun aber läufts.
Der Kluge stellt sich gerne dumm, der Dumme macht es andersrum.
Das Sturmgeschütz der Demokratie ist eben nur noch ein Sturmgeschütz. Übrigens: Sturmgeschütz war die nationalsozialistische Bezeichnung für einen bestimmte Art von Jagdpanzer. Nur um mal klarzumachen, mit welcher Art von Vorankommen sich der Spiegel selber (!) so identifiziert. Na, Relotius & Co., ihr fandet die Jungs in den Sturmgeschützen doch immer schon heimlich ganz prima, gell?
Großartig recherchiert und aufgezeigt, wie auch der Spiegel schon lange zu einem haltungsjournalistischem Drecksmagazin verkommen ist. Regierungskritische oder wenigstens politisch neutrale Berichterstattung in deutschen Tageszeitungen, politischen Magazinen oder Nachrichtensendungen??? Fehlanzeige!!! Sollte ich mich dummerweise einmal auf eine öffentlich-rechtliche Nachrichten-App verirren, so lässt mich dieses grün-links eingefärbte Geschwafel nach wenigen Augenblicken angewidert und fassungslos zurück. Allenfalls die NZZ aus der Schweiz würde ich noch als lesenswert bezeichnen. Ansonsten empfiehlt es sich auf Ansage, Nius oder andere alternative Quellen zurückzugreifen.
Wer die Migration vor Merkel (ab 2005) noch kannte, und das sind ja nicht wenige, der dürfte sich gut erinnern: Italiener, Kroaten, Griechen, Chinesen – alles nette Menschen und völlig problemlos! Die Türken waren schon damals die Asozialen, die Chaoten, die Underdogs und die Ar***löcher. Daran hat sich bis heute nichts geändert – leider jedoch die Ansichtsweise und die politischen Vorzeichen!
Die Generation „Irgendwas mit Medien“ ist zu 90% ein Betriebsunfall. Ich sehe derzeit häufig die Klientel einer Universität mit journalistischer „Ausbildung“: >= 90% Frauen
Alte Spiegel Dokus (30 Jahre+x), die man hin und wieder findet, zeigen uns, das man es damals noch ernst meinte mit der Information des Bürgers.
Als Westfernsehen noch vertrauenserweckend war….
Verdammt lang her !!
::
Hier, ein anderer „Spiegel“ .
Der, so kann man das bezeichnen, „Moscheespiegel“ !
Stand 2020
::
Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag
Sachstand
Moscheen in Deutschland
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.
1. Einleitung
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Aktualisierung und Ergänzung des Sachstandes WD 10- 3000-041/15 vom 22. Mai 2015.
mehr hier
https://www.bundestag.de/resource/blob/691394/c538200a9fda1ab9b1bb8df08b5f17ed/WD-10-083-19-pdf-data.pdf
49 Seiten –>pdf
…puhhh, sacken lassen!
Unter der Ägide Rudolf Augsteins war der Spiegel noch ein seriöses und sehr lesenswertes Presseorgan. Nach seinem Tod begann der Absturz.
Augstein hat das Blatt u.a. mit den vormaligen SS-Leuten Mahnke (später BND-Agent) und Wolff aufgebaut, nachdem er von den Briten eine Lizenz erhalten hatte. Es war eine Lizenz zum Gelddrucken. Der SPIEGEL bot aber auch über Jahrzehnte hinweg bestens recherchierte Artikel. Nach Augsteins Tod 2002 begann auch der Abstieg der Politmagazine, deren große Zeit war dank Internet vorbei. Der Weggang von Stefan Aust beschleunigte den Niedergang.
Etwa 2010 begann Merkel den Merkelismus in Form eines Allparteienstaats zu etablieren. Danach gab der SPIEGEL seine Opposition zu Merkel auf. Das zeigt sich an den bei den Portraits, die der heutige Chefredakteur, Dirk Kurbjuweit, 2009 und 2014 veröffentlichte: 2009 ga es noch deutliche Kritik, 2014 ging er zur Hagiographie über.
Heute ist der Spiegel etablierter Bestandteil des unsäglichen Medienkartells. Leider.
Wenn Gruppen aufeinandertreffen, deren Kultur und Geistigkeit miteinander inkompatibel sind, kommt es zunächst zu spontanen, örtlich begrenzten Gewaltausbrüchen. Später sind auch regionale bis flächendeckende, offene Kampfhandlungen wie im Nahen Osten wahrscheinlich.
Wer klug ist, trifft Vorkehrungen für den Konfliktfall, meidet die Begegnung mit problematischen Individuen und die Örtlichkeiten, wo diese sich bevorzugt aufhalten.
Es sieht fast danach aus als würde der Nahost-Konflikt nach Westeuropa verlagert.
Auf jeden Fall ist es ein beispielloses Zerstörungswerk und mir kann niemand erzählen den Akteuren wäre das nicht vollkommen klar.
Argumentationshilfekatalog
zur Begegnung von gängigen Scheinargumenten in der öffentlichen Debatte
über den politischen Islam
(12 Seiten)
https://bpe-paxeuropa.de/wp-content/uploads/Argumentationshilfe.pdf
Bundestag setzt Familiennachzug aus: Aber die meisten Angehörigen dürfen trotzdem kommen!
https://www.nius.de/politik/news/bundestag-setzt-familiennachzug-aus-aber-die-meisten-angehoerigen-duerfen-trotzdem-kommen/054b5aa1-1f08-4550-8646-511e31acc2d3
Deutschland und West-Europa ist am „Point of NO Return“ angekommen, bis 2050 ist Deutschland islamisiert!!!
Dieser interessante Rückblick auf den Journalismus der 1990er-Jahre im Hinblick auf den Islam zeigt einmal mehr, daß alles, was später kam, von der Politik genau so gewollt war. Anders läßt sich nicht erklären, daß all diese Artikel des „Spiegel“, dessen regelmäßige Lektrüre ja fast ein Muß für damalige Politiker war, in späteren Jahren komplett in den Wind geschossen wurden. Aus der Beteuerung „Deutschland ist kein Einwanderungsland“ , wurde erst jetzt ganz offiziell „Deutschland ist ein Einwanderungsland“, nachdem es auch für den ignorantesten Deutschen nicht mehr zu übersehen ist. Die SPD hat schon, seit ich denken kann, mit den hiesigen Türken gekungelt. Bei der CDU war es längere Zeit nicht ganz so offensichtlich.
Egal, was heute über den „Spiegel“ zu sagen ist – seine damaligen Artikel waren hervorragend.