
In Deutschland war es Ikea, der den Teufel an die Kasse brachte. Vor vielen Jahren schon konnten dort Menschen in der schwedischen Möbelhölle erstmals Kassierer spielen – sofern sie den Weg durch einen Irrgarten voll von schreienden Kindern, die ihre Mütter suchen (beziehungsweise suchenden Kindern, die ihre schreienden Eltern nicht finden): Statt einer übellaunigen und wortkargen, dafür umso flinkeren Dame an der Kasse, die ihr Tempo bei Aldi gelernt hat, hieß es dort “selbst ist der Mann” (oder die Frau) – der Kunde durfte selbst seinen Einkauf scannen. Man versprach sich von der Automatisierung des Bezahlvorgangs eine Reduktion der Personalkosten einerseits und – damit einhergehend – eine beschleunigte Abwicklung der Kunden andererseits. Gute Absichten, nicht wahr?
Doch leider ist der Weg Richtung Hölle – Stichwort Teufel – nicht nur mit Claudia Roth, WordPress, eingelegten Auberginen und der “Süddeutschen Zeitung” gepflastert, sondern auch mit guten Absichten. Denn mittlerweile finden sich die Selbstbedienungskassen auch bei Rewe, Edeka und Konsorten. Auch hier versprach man sich die Einsparung von Manpower und einen rascheren Bezahlabschluss am Ende des Einkaufsprozesses. Doch hier, im Lebensmittelhandel, hatten die Einzelhändler die Rechnung ohne ihre eigenen krummen moralischen Standards gemacht: In Deutschland ist Alkohol bekanntlich ab 16 beziehungsweise 18 Jahren erlaubt – und was viele nicht wissen: Gar nicht mal so wenige Supermärkte unterwerfen sich (respektive Filialisten ihre Händler) einer freiwilligen Alterskontrolle.
Selbst anstehen, andere freischalten lassen
Unlängst kaufte ich einen Energy-Drink und war an der Kasse überrascht, nach meinem Ausweis gefragt zu werden… (kleiner Scherz; ich bin 38, mich fragt man höchstens nach dem Behindertenausweis). Aber ich merkte doch, wie die Verkäuferin zuerst meinen Einkauf freischalten musste. Ich war verwirrt und fragte nach, ob in dem Energy-Getränk Alkohol enthalten sei – was sie verneinte. Doch Getränke mit Taurin gibt es in diesem Geschäft erst ab 16. Ernsthaft? Offenkundig kennt der Paternalismus auch in der deutschen Privatwirtschaft kaum noch Grenzen.
Den Höhepunkt aber erlebte ich vor wenigen Tagen in einem sogenannten Kiezmarkt in Berlin. Ich nenne keine Stadtteile und keine Namen, Herr Kommissar, aber als ich beim Edeka in Pankow für eine Freundin Longpapers kaufen durfte (ja, tatsächlich, für eine Freundin!), erlebte ich eine Überraschung der besonderen Art: An der Selbstbedienungskasse – Sie merken, das ist das Leitthema! – stehe ich mit den bewussten Papers, außerdem zwei Dosen Katzenfutter und Katzenstreu (ebenfalls für die Freundin, also für die Katze der Freundin!). An dieser Selbstbedienungskasse, die zu einer Selbsthilfekasse wurde, leuchtete plötzlich ein rote Licht auf, und das Display verriet mir, dass eine Mitarbeiterin das Terminal freischalten müsse, da offenkundig eines meiner Produkte erst ab 16 beziehungsweise ab 18 Jahren erhältlich ist.
Es gibt kein richtiges Katzenstreu im falschen
Ich grübelte, was das wohl sei; nachdem ich kraft des Ausschlussverfahrens Katzenfutter und Katzenstreu verwerfen konnte, hatte ich den Übeltäter in meinem Warenkorb erkannt: Die Longpapers, die sich besonders für lange Zigaretten eignen, sind offenbar mindestens ab 16. Ich frage mich fieberhaft, worin hier die Gefahr für Jugendliche bestehen soll… aber was weiß ich schon. Nach mehreren Minuten Ausharren vor der Selbsthilfekasse jedenfalls, ohne dass mich ein Mitarbeiter freigeschaltet hatte, wurde es mir zu bunt. Ich lief ich wie toll durch den Laden und wollte wissen, wie ich nun meinen hochsensiblen, weil so jugendgefährdenden Einkauf bezahlen solle. Ob der Inlandsgeheimdienst bereits informiert ist? Als ich nach gefühlt einer Woche Herumirrens im Supermarkt endlich eine leibhaftige Mitarbeiterin in diesem Laden fand und ihr mein Problem schukderte, antwortete sie mit unvergleichlich liebevollen Ostberliner Charme: „Also ick geh gleich Feierabend, und zweitens is mein Kollege dafür zuständig.“ Nach tiefen Ein- und Ausatmen mit rund 65 Dezibel sagte ich ihr: „Also, ich muss hier nicht einkaufen“. Woraufhin die Person zur immer noch rot leuchtenden Selbsthilfekasse trabte und mich freischaltete. Heureka!
Bei der Freundin angekommen, deren Bitte um den Botengang jenes Höllenerlebnis der Selbsthilfekasse überhaupt erst ermöglicht hatte, erfuhr ich, dass auch noch das Katzenstreu – obwohl ohne Altersbeschränkung – ein Fehleinkauf war: Weil es nicht klumpte… oder weil es doch klumpt? Egal, wie auch immer: Wenigstens waren die Longpapers richtig. Also füllten wir diese entsprechend mit den dafür geeigneten Kräutern. Und als ich dann so da saß, wurde mir schlagartig klar: Es gibt vielleicht kein richtiges Katzenstreu im falschen – aber definitiv gibt es bessere Ideen auf diesem Planeten, als Kunden in Selbsthilfekassen zu zwingen. Denn die sind alles außer gottgewollt – da bin ich mir sicher.
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20 Antworten
In meinen von mir bevorzugten „T.Emma-Laden“ bezahle ich bar! Grundsätzlich!
Da steht tasächlich eine Tante an der Kasse! Irgendwelche Freaks, die unbedingt mit Telefon oder Karte bezahlen wollen, die sind da nicht besonders En Vouge!
Selber schuld. Ich ignoriere diese Kassen und stelle mich lieber in Schlange zum bezahlen (mit Bargeld) um den Arbeitsplatz der Verkäuferin zu sichern.Die paar Minuten habe ich.
Alles schön und gut, mache ich wie die meisten anderen auch. Nur: Wenn die reguläre Kasse gesperrt ist und nur die Scannerkassen bereit stehen, dann hat sich was mit ignorieren.
Diese Selbsthilfekassen sind in England schon ein alter Hut. Als ich vor Jahren mal in Oxford war sah ich diese Dinger bei Tesco stehen. Das war mir aber unheimlich und ich ging zum Kassierer, der mir dann das Display zeigte weil seine Aussprache etwas undeutlich war. Bargeld über den Tresen gereicht und Rückgeld zurück. Das wars.
Problem nicht richtig erkannt !! Diese Kassen sind für Karten/Handy-Zahlungen vorgesehen. Man will so das Bargeld
verdammen. So stehen überwiegend 2-3 Bargeldlos zu 1 Kasse mit Barzahlung. Was passiert ? da es an diesen SB-Kassen zu lange dauert – gehen diese „Bargeldabschaffer“ auch an die andere Kasse um so die Menschen mit Bargeld
zusätzlich zu drangsalieren. Ich wollte schon diese Kartenzahler an der Cash-Kasse in den Hintern treten.
In den USA gang und gäbe. Alkohol muss grundsätzlich freigeschaltet werden. Allerdings ist im Bereich der SB Kassen immer jemand vom Personal anwesend. Bei Unfreundlichkeit gegenüber Kunden ist man hier schneller gefeuert, als man gucken kann.
„…schneller gefeuert als man gucken kann…“
Neulich war ich wegen eines technischen Problems in der Hauptniederlassung der Sparkasse, in der Hoffnung, „hier geholfen zu werden“
Am Empfang saßen zwei weibliche Mitarbeiter und die von mir Angesprochene war dermaßen zickig und pampig-arrogant, dass ich hätte kotzen können. Ich hab dann den Laden wieder verlassen und – glücklicherweise – das Problem schlussendlich ohne dieses Pack gelöst.
Service-Wüste Deutschland: Schlimmer geht fast nimmer. Und dabei bezahle ich mit meinem Geld diese Arroganz- und Unverschämtheits-Tussi. Der perfekte Job für die wäre vermutlich KZ-Aufseherin.
Ja ! Das Mißtrauen der Betreiber , gegen die Kunden nimmt sonderbare Ausmaße an . Angefangen mit den Selbstscannerkassen habe ich in Ungarn als erstes erlebt . Dort mußten die selbst gescannten Waren auf eine Platte mit Waagefunktion gelegt werden , natürlich unter Aufsicht des Personals und das ist 6 Jahre her . Bei uns reichte es zunächst die Waren selbst zu scannen und entwerder Bar oder per EC Karte zu bezahlen . Dann war in einigen nur noch EC Kartenzahlung möglich . Und weiter geht das Mißtrauen gegen Kunden . Nun ist man sozusagen im Kassenbereich eingeschlossen und kommt nur raus , wenn man den selbst erstellte Kassenbon vor einen Ausgangsscanner hält . Natürlich wird alles von einer ( Fachkraft ) kontrolliert , die wenn sie an einer Kasse sitzen würde , Kundenvertrauen schaffen würde. Übrigen : Was mache ich wernn ich lose Kuchenstücke oder Brot kaufe , die ohne Strichcode versehen sind ? Dafür gibt es noch das Schlangestehen an der einzigen regulären Kasse . Noch jedenfalls ! Bei soviel Mißtrauen gegen Kunden , versuche ich solche Läden zu meiden
Die Kurzfassung: IKEA – von Insider seit Jahrzehnte als “ IDIOTEN KAUFEN EBEN ALLES“ definiert !!!!!!!
Meist – nicht immer – ist man an solchen Terminals dann auch noch zur Kartenzahlung gezwungen. Na ja, wer es braucht …
War die Schlange an der Kasse zu lang?
Ich verstehe irgendwie den Beitrag nicht.
Ich hoffe doch aber, die Kräuter haben geschmeckt. 😉
In meiner Naivität dachte ich, dass die Mitarbeiterinnen im Selbstbedienungskassen-Bereich mir und den anderen Kunden hilfreich zur Seite stehen sollen. Bis mich mein Sohn darüber aufklärte, dass sie besonders den Jugendlichen genauestens auf die Finger schauen.
Diese Kassen sind nur ein Zwischenschritt, es gibt bereits Läden, da scannt man während des Einkaufs, mit einem Leihgerät. Die Zukunft ist vollständige Automatisierung, da wird mit Kameras, Funkchips, ???, erfasst, was man zur Tür raus trägt. So einen Laden habe ich mal in London gesehen.
Barzahlung wird die Entwicklung nicht aufhalten. Mensch ist längst digital erfasst. Wir sind schon lange abhängig, von all den technischen Geräten, die wir importieren und kaufen müssen.
„Mensch ist längst digital erfasst. Wir sind schon lange abhängig, von all den technischen Geräten,………….“
Ja und dann der große Blackout ,wo man Bargeld, besser noch Echtgeld in Form von brauchbaren Tauschmitteln bzw. Edelmetallen hat statt von den dann stillstehenden Transistoren abhängig zu sein.
Süffisanterweise wird der von den gleichen links-grünwoken Idioten heraufbeschworen, die dann karmamäßig völlig nackt da stehen.
Leute kauft bei Amazon damit die Welt in Paketen erstickt und dann ist Ruhe
arbeite selbst im Laden an der Kasse ,
eine wie wahrscheinlich überall je nach Tagesform und Kundschaft vergnügliche Beschäftigtigung und man sammelt viele hübsche Geschichten für die Memoiren.
und dennoch feiere ich folgendes Lied
https://youtu.be/m2UIpxOeVCE?feature=shared
Kürzlich bei Lidl: Wir wollten die SB-Kasse mal ausprobieren und hatten keine Freischalt-Artikel. Dennoch leuchtete die Lampe und eine Kassierein musste, nach einer Wartezeit, heraneilen. Sie nahm alle Artikel wieder aus unseren Taschen und erklärte uns freundlich, sie müsse alles mit dem Display überprüfen, da es zu viel Betrug geben würde.
Für die Dame war es Mehrarbeit, für uns dauerte es länger als an der regulären Kasse.
Heutzutage gibt es Idioten die 2 Brötchen oder ein Päckchen Kaugummi mit Karte bezahlen.
Wenn es an der Scannerkasse ,,hakt“, bleiben gleich alle Einkäufe im Geschäft. Moppern dann aufmüpfige Angestellte, werden sie mit der Frage konfrontiert, wann denn die Kunden demnächst den Laden durchwischen müssen. Zumeist ist dann Ruhe.
Mein Bruder erzählte mir heute, daß es mit diesen Kassen auch bei Lidl bereits losgeht.
Wenn ich mir vorstelle, wie alte Menschen diese Kassen bedienen sollen – da wird das Anstehen noch länger dauern.