„Un-Fall“ Pilnacek: Was hat der Staatsbetrieb Via Donau damit zu tun?

„Un-Fall“ Pilnacek: Was hat der Staatsbetrieb Via Donau damit zu tun?

Heikle Fragen im Zusammenhang mit dem Todesfall Pilnacek: Österreichs Bundespolizeidirektor Michael Takács (Foto:Imago)

Der Todesfall des Justiz-Sektionschefs Christian Pilnacek ist in Österreich ein großes Thema und ein innenpolitischer Krimi, doch in seiner Tragweite ist er auch für das deutsche Publikum interessant, weil dadurch Fragen berührt werden, wie weit das Machtkartell etablierter Parteien inzwischen reicht. Nachfolgend soll eine Übersicht über die aktuellen Ereignisse gegeben werden, über das laufende Hin-und-Her-Gezerre und das, was war und was noch zu erwarten ist. Abgebildet wird dabei der gegenwärtige Erkenntnisstand des Autors, dessen viele Fragezeichen freilich nach weiterer Aufklärung schreien. Nachdem sich die Ereignisse in den letzten Tagen und Wochen überschlagen haben, soll im nachfolgenden Überblick des „Un-Falls” Pilnacek zunächst versucht werden, die Ereignisse von hinten aufzurollen.

Wenn Sie die aktuelle „Krähe“ in Händen halten, erfahren Sie, dass die FPÖ vergangene Woche im Österreichischen Nationalrat ankündigte, eine Sondersitzung unter dem Titel „ÖVP-Machtmissbrauch: Staat oder Partei, was steht für Sie an erster Stelle, Herr Bundeskanzler? einzuberufen. Es steht zu vermuten, dass Bundeskanzler Christian Stocker bei dieser durch Abwesenheit glänzen und sich durch Staatssekretär Alexander Pröll vertreten lassen wird; so wurde es im Vorfeld von den „Schwarzen“ zumindest angekündigt). Untersuchen will die FPÖ sowohl die Ermittlungen zum Tod Pilnaceks, zum anderen die überschießenden und zweifelhaften Maßnahmen während der Corona-Pandemie.

„Der tiefe Staat blitzt auf“

Abermals heizte FPÖ-Generalsekretär Hafenecker die Spekulationen rund um die „dilettantischen Ermittlungen“ zu Pilnaceks Tod an. Es werde in der Sondersitzung darum gehen, inwieweit die ÖVP über Spitzenbeamte im Innenministerium Einfluss genommen hat, diese also staatliche Institutionen für parteipolitische Zwecke instrumentalisiert haben. So sollen einfachste Regeln bei der Tatortsicherung missachtet worden sein. Und auch die Amtsmissbrauch-Ermittlungen der WKStA gegen Chefinspektor Hannes Fellner und seinen Stellvertreter wurden erst kürzlich „abrupt und überraschend“ abgestellt. Man sehe hier den „tiefen Staat aufblitzen“, so Hafenecker.

Die Weichen sind somit gestellt – wenn auch freilich erst im U-Ausschuss Mitte September 2025 wirkliche Erkenntnisse dazu erwartet werden dürfen, wie tief die politische Einflussnahme tatsächlich reicht – bis hin zu „Medienkauf durch Inserate“ oder sogenannten SLAPP-Klagen; letztere sind eine besonders perfide Form der Zivilklage, die den Zweck verfolgt, öffentliche Kritiker einzuschüchtern und ihre vorgebrachte Kritik in der Folge ganz zu unterbinden. Apropos: Da fällt einem natürlich sofort Peter Pilz ein, der mundtot gemacht werden soll.

„Akt richterlich-feudaler Zensur“

Am 14. Mai 2025 setzte sich im Straflandesgericht Wien ein viel beachteter Medienprozess fort, den der oben genannte Fellner als Chefermittler des niederösterreichischen Landeskriminalamts gegen den früheren Grünen-Politiker Pilz angestrengt hatte. Am Ende bekam der Beamte Recht: Das Onlinemedium von Pilz “ZackZack“ muss laut Urteil wegen übler Nachrede 8.000 Euro Entschädigung – jeweils 2.000 Euro pro Artikel – zahlen. Außerdem wurde “ZackZack“ untersagt, künftig über Pilnaceks letzte Gefährtin Karin Wurm zu berichten, denn auch Pilnaceks Witwe Caroline List hatte Peter Pilz geklagt – und den Prozess gewonnen. Überdies setzte es auch in diesem Titel eine Entschädigungsforderung: Über 5.000 Euro für List plus Verfahrenskosten.

Für “ZackZack”-Herausgeber Pilz handelte es sich dabei um „Fehlurteile“, die die Pressefreiheit sukzessive einschränken: Das List-Urteilsei “ein Akt richterlich feudaler Zensur. Wir dürfen die letzte Gefährtin von Christian Pilnacek nicht mehr dementsprechend benennen, obwohl sie Opferstatus und Akteneinsicht bekommen hat. Laut dem Erstrichter gehört das plötzlich zum Privatbereich der Gerichtspräsidentin in Graz“, so Pilz zum Fall List, die ja Pilnaceks Privathandy bunsenverbrannt haben möchte. Als Zeuge zu Pilz‘ Prozess war u.a. auch Bundespolizeidirektor Michael Takács geladen. Dieser will mit Anna P., Mitbewohnerin von Karin W., nicht darüber gesprochen haben, dass Pilnaceks Privatlaptop verschwinden solle.

“Spuren verwischen” auf die plumpste denkbare Weise

Apropos Takács: Hat Bundespolizeidirektor Takács bewusst ein Verwischen von Spuren zugelassen? Karin Wurm, Pilnaceks letzte Freundin – wollen wir uns trauen, sie als solche zu nennen – und Hausgenossin Anna P. suchten am Morgen des 20. Oktober 2023 nach dem abgängigen Pilnacek – und gelangten so endlich zum Tatort. Wurm gab zu Protokoll: „Es gab keine polizeilichen Absperrungen, ein weißer LKW der ‚Via Donau‘ fuhr den Weg (Auffindungsort) sang- und klanglos Richtung Schranken, wo auch das Polizeiauto parkte.“ Zur Information: Die Via Donau – Österreichische Wasserstraßengesellschaft mbH ist ein Unternehmen des österreichischen Verkehrsministeriums (und somit unmittelbar regierungskontrolliert), sie gehört zu 100 Prozent der Republik Österreich. Zwei uniformierte Polizistinnen sollen laut Wurm am Ufer gestanden und zugesehen haben, wie der LKW  über die – fraglos vorhandenen – Spuren aus der Tatnacht am Treppelweg fuhr. Kurzum: Die Polizei vor Ort duldete es wohl sehenden Auges, ja mit Schulterzucken, dass hier Spuren mit größter Selbstverständlichkeit, in der plumpesten denkbaren Weise buchstäblich verwischt wurden.

Vielleicht sollte man einmal den Baggerfahrer der Via Donau, der aus beruflichen Gründen als erster am Altarm der Donau zugegen gewesen war und Pilnacek – auf dem Rücken und mit dem Gesicht nach oben (!) treibend  – aufgefunden hatte, doch einmal eingehender befragen? An dieser Stelle eine eigene Beobachtung vom Fundort der Leiche, die der Verfasser dieses Beitrags am 15. Mai 2025 aufsuchte: Laut Obduktionsbericht wies Pilnacek im Gesicht bloß einen Kratzer auf, ansonsten aber insgesamt 20 (!) Verletzungen. Besonders auffällig war Pilnaceks Verwundung am hinteren rechten Oberschenkel, die bis zum Knochen reichte. Solle er über das Rohr auf mehrere Felsplatten gestürzt sein, wie hier und da insinuiert wurde, so wäre er wohl dort auch liegengeblieben – und hätte zudem starke Kopfverletzungen davongetragen. So aber soll er angeblich ertrunken (worden) sein.

Zufall, dass Takács Aufsichtsrat der Via Donau ist?

Allzu gründlich sind die Spuren dann allerdings auch wieder nicht verwischt worden. Denn in der „Lichtbildbeilage der Polizeiinspektion Weißenkirchen“ – dem Teil der Akten, auf die Rechtsanwalt Volkert Sackmann so lange warten musste – finden sich die Bilder Nr. 19, 20 und 21, und die zeigen fremde Schuhabdrücke – entgegen der nunmehrigen Behauptung des Innenministeriums. „Man“ hat also fremde Schuhspuren trotz allen Eifers nicht ganz verwischen können. Und hier kommt nun die alles entscheidende Frage: Kann es nur ein Zufall sein, dass ausgerechnet Bundespolizeidirektor Michael Takács im Aufsichtsrat der Via Donau sitzt? 2020 absolvierte Takács eine nautische Ausbildung zum Polizei-Schiffsführer, und am 28. Juli 2021 wurde er zum Aufsichtsrat von Via Donau bestellt.

Im Juli 2022 veröffentlichte der „Plagiatsjäger“ und Dozent Dr. Stefan Weber eine Analyse der Masterarbeit von Michael Takacs. Darin sollen seitenweise verschiedene Online-Quellen plagiiert worden sein. Seitens Webers heißt es etwa: „Takács […] ist seit 2006 Master of Science der Donau-Universität Krems. Doch nun stellt sich die Frage, ob er diesen Titel zurecht führt. Ein Blick in seine Masterarbeit nährt massive Zweifel. Denn diese ist schlichtweg seitenweise, jedenfalls zu mehr als zehn Prozent 1:1 aus dem Internet kopiert. Mit akademischer Ausbildung oder Wissenschaft hat das jedenfalls nicht das Geringste zu tun“.

Aufschlussreiche Geschäftsbeziehungen

Mit Gottfried Rotter, dem Vorstand der Erneuerbare Energiegemeinschaft Groß Enzersdorf e.Gen. EEGE (deren Sitz Groß Enzersdorf ist zufällig die Heimatgemeinde des obersten Polizisten), teilt sich Takács übrigens jeweils zur Hälfte das Eigentum an einer gewisse RTP GmbH, ansässig in Franzensdorf, das zu Groß-Enzersdorf gehört. Unternehmensgegenstand der RTP ist der Ankauf und die Entwicklung von Immobilien. Das „R“ steht wohl für „Rotter“, das „T“ höchstwahrscheinlich für „Takács“… wer ist aber mit „P“ gemeint? Ach, übrigens: Michael Takács ist – naturgemäß, möchte man fast schon sagen – Gemeinderat der ÖVP in Groß-Enzersdorf…

Der Verfasser darf an dieser Stelle versichern, am „Un-Fall“ Pilnacek weiter dranzubleiben. Mit umfassenden und überraschenden Erkenntnissen ist jedenfalls zu rechnen. Versprochen!


Rudolf Preyer, Jahrgang 1979, stammt ursprünglich aus dem malerischen Weinviertel und lebt und arbeitet mittlerweile in Wien. Der frühere Theaterregisseur ist Journalist und Buchautor und leitet den Verlag „Edition HEFTIGER“. Der leidenschaftliche Fechter und Kunstbeobachter bloggt unter anderem im seinem Blog “PREYER – Es geht noch HEFTIGER“ und auf „Kurs Ost – Preyers Kurs-Ost-West„.

4 Antworten

  1. Liest sich wie ein Drehbuch für „Kottan ermittelt“.
    Fehlt nur noch der verrückte Kaffee-Automat.
    😜

  2. Der Fall ist für mich konfus, aber ich bin absolut Aussenstehender.
    Lasst uns mal die Fakten aufzählen.
    Pilnacek wollte vor seinem Tod auspacken, bzw. er trug seine Lebensversicherung – USB-Stick – am Leib. Dieser ist verschwunden, wie auch sein Laptop. Seine Frau hat sein Handy vernichtet. Angeblich.
    Er konnte für viele in der ÖVP gefährlich werden.
    Er wurde wahrscheinlich ermordet. Beim Verwischen der Spuren war die Bundespolizei behilflich. Aber den Mord der Polizeit zutrauen will eigentlich keiner.
    Was wäre geschehen, wenn er nicht ermordet worden wäre, und er ausgepackt hätte?
    Die Regierung wäre gestürzt, und es wäre eine FPÖ an die Macht gekommen, die sehr sehr kritisch zu den Fragen des Klimawahns und der Virushysterie steht.
    Und schon haben wir den internationalen – globalen – Aspekt.
    Was nicht in die Geschichte passt, dass er kurz vor seinem Tod als Geistesfahrer an der Autobahn gestoppt wurde.
    Rätsel über Rätsel.

  3. Pilnacek deckte auch „persönlich“ den Betrug um Grundstück 181/3 in Rohrendorf, verübt von ÖVP- Bürgermeister Dr. Rudolf Danner, Land NÖ und Kremser Justizbehörden! Mehrfachbeweise im Netz verfügbar. Man inhaftierte mit „Scheinverfahren“ ( Beweismittelverbot, Anwaltsverbot und nachweislich lügenden Cobrabeamten) das Betrugsopfer Franz Stieger und versteigerte sein Vermögen zugunsten von ÖVP- Schergen! https://www.fischundfleisch.com/franz-stieger/belogen-betrogen-beraubt-und-das-von-der-justiz-82613

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