Und ewig tönt der Lanz

Und ewig tönt der Lanz

Wurde bei praktisch jedem Satz von Lanz und seinen zugeladenen Schöffen unterbrochen: Sahra Wagenknecht (Foto:ZDFMediathek)

Zugegeben: Informationswert und Erkenntnisgewinn einer typischen Markus-Lanz-Sendung liegen für mich inzwischen bei nahe Null. Mein sporadischer Blick auf das vorhersehbare Geschehen im Meinungsbunker ist daher nicht mehr der eines Politikinteressierten, sondern der eines Psychotherapeuten, der den Kontrollverlust einer Selbsthilfegruppe beobachtet. Neben dem regelmäßig stattfindenden Blasengeschwafel haben vor allem die hin und wieder inszenierten öffentlichen Hinrichtungen noch einen gewissen Unterhaltungswert. Sahra Wagenknecht, die inzwischen vom linken Covergirl zu einer Art Voodoo-Puppe der Sendesekte mutiert ist, wird immer gern gebucht, wenn der Staatsfunk mal wieder ein volkspädagogisches Exempel statuieren will.

Dies geschah bereits mehrfach dieses Jahr. Diskurspapst Lanz hatte die BSW-Gründerin im Januar zum Rapport geladen, die (hier dann überaus stutenbissige) Karen Miosga im September. Beide Gebührenstaubsauger mit eigener Produktionsfirma steigerten sich schon damals in ein regelrechte rhetorische Scherbengerichte hinein, ohne dabei auch nur im Mindesten zu bemerken, welche Wirkung die an den Tag gelegte atemberaubende Arroganz, das Niederbrüllen, das höhnische Feixen auf die Zuschauer an den Bildschirmen haben musste. Bis gestern vermochte ich mir nicht vorzustellen, dass man eine derartige Selbstzerstörung nun auch noch ein drittes Mal durch den Äther jagen würde. Doch ich lag daneben.

Wie von einer Tarantel gestochen

So stand Scharfrichter Lanz bereits die volle Dröhnung süffisanter Vorfreude im Gesicht, als er die Anklageverlesung mit der höhnischen Frage eröffnete, wo denn die Sahra bitte „die ganze Zeit gewesen“ sei? Das Schneewittchen nahm den vergifteten Apfel vom alternden Schönheitskönig aber nicht an, sondern konterte so schlicht wie zutreffend, dass sie ja nicht sichtbar sein könne, wenn das hohe nichtneutrale Gericht sie nicht einlädt. Auf die Idee, den Spiegel an der Wand nach ihrem Verbleib zu befragen, wäre vermutlich ohnehin niemand gekommen. Die letzte Sekunden ihrer freien Redezeit nutzte die Angesprochene dann noch, ihr mediales Ghosting mit ein paar Zahlen zu unterlegen – denn kurz darauf riss Lanz, durch diese unverblümten Medienschelte wie von einer Tarantel gestochen, mit einem gestellt-hysterischen Lachen die Lufthoheit an sich, und ließ sie von da an nicht mehr los.

Direkt nach Wagenknechts kaum noch hörbaren Vorwurf, Talkformate würden ja allesamt nach dem Prinzip “Vier Stühle – Eine Meinung” inszeniert, folgte schon dessen praktische Bestätigung und passende Illustration: Lanz und seine geladenen Sekundanten brüllten Wagenknecht zu dritt bei jeder einzelnen ihrer Äußerungen regelrecht nieder – ob nun zur NATO-Osterweiterung, zu angeblichen Putin-Drohnen im NATO-Luftraum, zu Friedensbemühungen oder zum Zustand der Meinungsfreiheit im Allgemeinen. „Stopp! Langsam! Geht so nicht! Neinneinnein!“ tönte es unaufhörlich in der Kaserne, sobald Wagenknecht einen Gedanken ausführen wollte. Lanz, vorgebeugt auf den letzten Zentimetern der Stuhlkante, die Journalierende Kerstin Münstermann (mit bedenklich gerötetem Hals) und “Militärexperte” Carlo Marsala mit verräterisch nervösen Augen – allesamt bewährte, weil politisch zuverlässige Stammgäste – hatten in ihrem Wetteifer sichtlich Mühe, die zuvor sorgsam vorbereiteten Attacken so sortiert anzubringen, wie es der Kommandostab in der Sendestrategie für sie vorgesehen hatte. Überdies wurden dem Namensgeber der Sendung noch vermeintlich nützliche “Realtime-Faktenchecks” aufs Ohr gespielt, die das Chaos nur noch mehr verstärkten.

So borniert wie sinnlos

Der größte Trumpf der Auseinandersetzung, die Wortmeldung der “Pussy Riot”-Dissidentin Maria Aljochina, vermochte zwar glaubwürdig daran zu erinnern, dass Putin als skrupellosem Gulag-Despoten keinerlei Sympathien zukommen dürfen – aber natürlich entging den Inquisitoren, dass es um diesen Punkt eigentlich zu keiner Zeit ging, nirgendwo und bei niemandem! Weder in den Wagenknechtschen Hinweisen auf die überall längst diskutierte Vorgeschichte des Überfalls auf die Ukraine, noch in den Positionen der allermeisten Kriegsgegner. Eine Friedensdiplomatie, die sich immerfort an Antipathiefaktoren des Verhandlungsgegners ausrichtet und dabei weder den eigentlichen Verhandlungsgegenstand, die Verhandlungsmasse noch die Instrumentenkästen beider Seiten im Blick hat, ist ebenso borniert wie sinnlos. Dass sich Chefankläger Lanz, statt hierauf hinzuweisen, angesichts des Schicksals von Dissidenten plötzlich von der eigenen Ergriffenheit so ergriffen zeigte, dass er sekundenlang den Tränen nahe um Worte ringen musste, zeigt nur, wie sehr er in der Statistenrolle des eigenen Stücks gefangen ist: Er begreift einfach nicht, dass die geliebte Story vom Despoten Putin gar niemand in Frage stellt. Es bemerkt nicht, dass auch Wagenknecht die sehnlichst erwünschten Vorlagen gar nicht liefert.

Das ganze paranoide Gespenst eines deutschen Putinismus hält von jeher einer näheren Betrachtung ebenso wenig stand wie die des erwachten nationalen Antisemitismus, des omnipräsenten Rechtsradikalismus oder einer deportationswütigen Fremdenfeindlichkeit. Es geht längst um gänzlich anderes. Es handelt sich bei all diesen Totschlagskeulen wie auch beim Klimawahnsinn um monströse Ideologiegespenster, die keine andere Aufgabe haben, als das historische Politik- und Medienversagen in Europa durch möglichst drastische gezeichnete Bedrohungsszenarien in den Hintergrund zu drücken. Schurkenstücke und Moralgedöns ersetzen aber rein faktisch nicht den fehlenden ökonomischen Sachverstand einer wuchernden und plündernden Technokratie, die uns nicht nur in die Verelendung sondern immer tiefer in die vollendete geopolitische Bedeutungslosigkeit treibt. Natürlich wird es deshalb noch Jahre dauern, bis sich im Lanz’schen Gesinnungsmilieu die stillschweigende Erkenntnis durchgesetzt hat, dass sich nach der transatlantischen Zeitenwende jetzt ein Popanz nach dem anderen auflöst – und Richter und Ankläger so langsam die Rollen tauschen.

12 Antworten

  1. Der Herr mit dem Klumpfuß wäre blass vor Neid geworden, wenn er das MSM alles lesen würde und was heute möglich ist. Seine geschickte Propaganda würde auch heute wieder auf fruchtbaren Boden fallen. Und bei Lanz würde er bestimmt keine schlechte Figur abgeben. ABER:…Wer schaut denn noch Talkshows? Da kann ich mit meiner Zeit Besseres anfangen, z.B. hier lesen, oder Tichys Einblick, oder uncut.ch…….und ….und….!

    Nius, Tichy, Reitschuster, Apollo News sind halt „rechts“. Und mit Rechten spricht man nicht. Mit diesem Konzept sind Lanz, Maischberger, Illner zu Millionären geworden. Von den GEZ-Zwangsgebühren gesponsert. Aber wir, das Volk, laufen in Scharen über zu Nius, Tichy, Reitschuster, Apollo, und wir werden dadurch schlauer. Wie sagt Herr Kissler (Nius) immer: „Nur selber denken macht schlau“.

    Was sollen dies ganzen LINKEN- Talkshows eigentlich? Wie langweilig muss es einem denn sein dass man stundenlang irgendwelchen Halbgebildeten zuhört denen keine wirklich kritischen Fragen gestellt werden. Wer wirklich was zu sagen hat, der kanns kurz und knapp aufschreiben. Dann kann mans lesen und sich Gedanken machen. Ich denke mal diese ganzen Talkshows sind nur ein Mittel Geld abzuzocken...irgendwelche Rentner werdens schon ansehen und der Rundfunkbeitrag wird untern den Kumpels verteilt…..Der SPD/CDU-Stammwähler muss doch beglückt werden.

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    1. Es ist doch ganz einfach. „Talkshows“ (=Geschwätz-Tehater) sind die wirklich allerbilligste Möglichkeit Menschen vor die Glotze zu fesseln. Abgesehen von ein paar Stühlen, ein paar intellektuellen Flachzangen, der Kamera und dem potentionellen Schlachtobjekt braucht man nichts.
      Nur der „Moderator“ kostet viel Geld. Dieses Geld der Zwangsgebührenzahler wird in die Kanäle der Demagogen mit eigener Produktionsfirma geleitet.

  2. Herr Lanz wird eben fürs Palavern bezahlt und nicht fürs Format! Ich tue mir diese Bekloppten-Propaganda-Dauerbeschallung schon lange nicht mehr an!

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  3. GEZ = Gehirn Ersatz Zentrale! HDTV = Hirnfraß Delirium Totaler Verblödung
    Die GEZ-JOSEPH-GOEBBELS-IDIOTENGLOTZE ist die schlimmste und gefährlichste Massenverblödungswaffe der Welt.
    Hier der Beweis: https://cdnext.funpot.net/bild/funpot0000501177/97/Jeden_Tag.jpg?c=84a306846b

    Georg Schramm hat recht, „Die Wirtschaft braucht Vollidioten, sonst frißt keiner Gammelfleisch“!

    Georg Schramms bester Vortrag (die systematische Volksverblödung) https://www.youtube.com/watch?v=_ByyFE2FW3I

  4. Das nervöse, seine Gäste nicht aussprechen lassende unsägliche
    Element, soll ein fairer Moderator oder gar Journalist sein?
    Offensichtlich ist er weit entfernt von den
    „7 journalistischen-wes“ und fairen Interviews.
    Diese ermüdende Sendung anzuschauen ist und bleibt reinste Zeitverschwendung!

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  5. Talkshows – Gameshows – Kochshows – Satire ( die meistens keine ist sondern Propaganda) – Serien
    Alte Filme – neue Filme – Musiksendungen -Videos – Sportshows – usw, usw — nur ablenken von der Suppe in der wir sitzen – und die sog. Nachrichtensender senden ihre Lügen und Betrügen weiter auch weil sie wichtige Sachen nicht berichten– und der Michel ist froh wenn er/sie Currywurst und Pommes , Bierchen hat und sonst alles klar —

  6. „Abschreckung“ für Russland? Pistorius will „verpflichtende, flächendeckende Musterung für Männer“
    Es kann ihm offenbar gar nicht schnell genug gehen: Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte am Sonntag, wenn wieder alle Männer eines Jahrgangs verpflichtend gemustert würden, werde das angeblich auch in Moskau wahrgenommen. Ob die Russen schon zittern?
    https://rtde.press/inland/259296-abschreckung-fuer-russland-pistorius-will/

    Medien: Der Bund erstellt aktuelle Wunschliste für das Militär im Wert von 377 Milliarden Euro
    Das politische Berlin plant eine massive Aufrüstung, um die Bundeswehr zur „stärksten konventionellen Armee Europas“ zu machen. Interne Dokumente präsentieren laut dem Portal „Politico“ einen Beschaffungsplan, der als „Rückgrat der Wiederbelebung der Verteidigung“ dienen soll.
    https://rtde.press/inland/260110-medien-bund-erstellt-aktuelle-wunschliste/

  7. Wie schön, daß ich schon seit vielen Jahren keine Glotze mehr habe!
    Da bleibt mir der ganze Blödsinn erspart, und ich habe Zeit für sinnvollere Dinge.

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  8. Wer schaut sich diesen Trash freiwillig an? Nur damit man sich anschliessend wieder aufregen kann? Ist doch immer das selbe, selbst solche Artikel über den Talktiroler langweilen nur noch. Verschont mich mit diesem Schund.

  9. Die politische Woche in den USA
    Der Shutdown beunruhigt Amerikaner, aber Trump interessiert sich nur für Krieg
    In den USA werden die Folgen des Shutdowns immer schwerwiegender, aber US-Präsident Trump hat sich letzte Woche nur für Außenpolitik interessiert. Er war in Asien unterwegs, feierte danach eine rauschende Party, und droht nun Venezuela und Nigeria mit Krieg.
    https://anti-spiegel.ru/2025/der-shutdown-beunruhigt-amerikaner-aber-trump-interessiert-sich-nur-fuer-krieg/

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