Wenn Politik im Sport mitmischt

Wenn Politik im Sport mitmischt

Stänkert gegen die Olympiazulassung russischer Athleten: Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj (Foto:Imago)

Ich finde die Vermischung von Sport und Politik lächerlich. Eine Goldmedaille mehr oder weniger entscheidet nicht über den Wert einer Lebensform oder eines politischen Systems.“ Dieses Zitat stammt von Jesse Owens, und es erscheint aus heutiger Sicht nachgerade prophetisch. Meine Betrachtung möchte ich mit ganz persönlichen Erlebnissen einleiten: Just zu der Zeit, als ich mit 10 Jahren gerade abends unter der Bettdecke Gustav Schwabs “Sagen des klassischen Altertums“ verschlang, stand ein Sportler aus der Bundesrepublik im Zentrum der internationalen Zehnkampf-Arena, einen, den ich sofort ins Herz schloss – verkörperte er mit seinem muskulösen Körperbau, seinem Vollbart und seinem gesamten Habitus, seiner sportlichen Fairness, seiner eindringlichen Mimik und Gestik doch genau die Helden, von denen ich da gerade las – Herakles, Achilles, Odysseus, Iason, Perseus und wie sie alle heißen: Die Rede ist von Guido Kratschmer.

Den Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit erreichte er punktgenau zu den olympischen Spielen 1980 in Moskau – und leider wurde diesem Ausnahmesportler durch eine schon damals ekelhafte Einmischung der Politik in die olympischen Spiele die Chance genommen, um die Goldmedaille kämpfen zu können; ein Affront gegen den Grundgedanken und völkerverbindenden Charakter der olympischen Idee. Als Antwort auf diese politische Unverschämtheit stellte Kratschmer dann übrigens einen Weltrekord auf, der seinen Namen über 30 Jahre in der Liste der 20 besten Leistungen, die je im Zehnkampf erreicht wurden, halten sollte. Frage in diesem Kontext: Hat rückblickend der Boykott der olympischen Spiele 1980 durch die “Schissernationen” des Westens den Krieg in Afghanistan am Ende verhindert, verkürzt oder beendet?

Völkerverbindendes Element

1982 wurde ich als Not-Handballtorwart in unsere Schulmannschaft beordert, weil sich unser regulärer Torwart kurz vor einem wichtigen Turnier das Bein gebrochen hatte und monatelang ausfiel. Unser Sportlehrer meinte, ich hätte „gute Reflexe“ und könnte so der Mannschaft und unserer Schule nützlich sein. Vorher hatte ich noch nie Handball gespielt. Also stellte ich mich in das Tor und versuchte, so gut es ging, den Kasten „sauber“ zu halten. Prominenter, allerdings privater Gast des Turniers war zufällig Mirko Basic, ein jugoslawischer Nationalspieler, der später – 1986 – dann mit seiner Mannschaft Weltmeister wurde. Dieser „sozialistische Klassenfeind“ kam nach meinem ersten Spiel gezielt auf mich zu (man hatte ihm wohl gesagt, dass ich das überhaupt erste Mal Handball gespielt hatte), klopfte mir auf die Schultern und ließ den Übersetzer – einen Freund – sagen: „Junge, du hast Talent, du hast zwei, drei Bälle gehalten, da hätten große Torhüter Probleme mit gehabt. Versuche das diszipliniert weiterzuverfolgen!“

Erst später erfuhr ich davon, dass Mirko Basic eine jugoslawische und später kroatische Torhüterlegende war; leider hat es mit dem Handball bei mir dann doch nicht zu einer großen Karriere gereicht. Doch das völkerverbindende Element des Sports habe ich noch öfter erleben dürfen. Ein weiteres Beispiel für diese verbindende Kraft erlebte ich während eines internationalen Schüleraustauschs in Frankreich. Wir spielten ein Freundschaftsspiel gegen eine französische Schulmannschaft, und obwohl die Sprachbarriere groß war, fanden wir durch den Sport eine gemeinsame Basis. Es war erstaunlich zu sehen, wie der Sport es schaffte, Unterschiede zu überbrücken und uns trotz der unterschiedlichen Herkunft zu einem Team werden zu lassen.

Das Erlebnis mit Mirko Basic hatte mich tief beeindruckt und mein Interesse für den Handballsport geweckt. Obwohl ich nie professionell gespielt habe, wurde der Sport ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich trat dem örtlichen Handballverein bei und spielte dort viele Jahre lang. Diese Zeit war geprägt von zahlreichen Trainingseinheiten, Spielen und Turnieren, bei denen ich nicht nur sportlich, sondern auch persönlich wuchs. Der Teamgeist, die Disziplin und die Kameradschaft, die ich dort erlebte, prägten mich nachhaltig.

Ein besonderes Highlight meiner Handballzeit war ein internationales Turnier in Dänemark, an dem wir als Vereinsmannschaft teilnahmen. Es war faszinierend, sich mit Teams aus verschiedenen Ländern zu messen und dabei unterschiedliche Spielstile und Techniken kennenzulernen. Auch hier zeigte sich wieder das völkerverbindende Element des Sports: trotz der harten Konkurrenz auf dem Spielfeld gab es abseits davon freundschaftliche Begegnungen und regen Austausch.

Über die Jahre hinweg habe ich viele Freundschaften geschlossen, die weit über den Sport hinausgingen. Der Handball brachte Menschen zusammen, die sich sonst vermutlich nie begegnet wären. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, wie wichtig und wertvoll der Sport als verbindendes Element in unserer Gesellschaft ist. Es war nicht nur eine Lektion in körperlicher Ertüchtigung, sondern auch in menschlicher Verbundenheit und internationaler Verständigung.

Heute bin ich dankbar für die Erlebnisse und Lektionen, die ich durch den Handballsport erfahren durfte. Auch wenn ich nicht die große Karriere gemacht habe, blieb der Sport ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Ich engagiere mich nun als Trainer für die Jugendmannschaft unseres Vereins, um meine Begeisterung und meine Erfahrungen an die nächste Generation weiterzugeben. Die Freude und das Leuchten in den Augen der jungen Spieler erinnern mich stets an die Worte von Mirko Basic und daran, wie entscheidend solche Ermutigungen sein können.

Nun wissen wir alle, dass in den Redaktionssälen unserer sogenannten etablierten Medien mittlerweile oftmals Menschen sitzen, deren Charakterlosigkeit nur noch von der eigenen Unkenntnis und ihrem chronischen moralischen Größenwahn übertroffen wird. Anstatt über einen Umstand oder eine Äußerung nüchtern zu berichten, wird ständig und permanent hitzig kommentiert und es wird suggeriert, dass man sich allein im Besitz der einzig selig machenden Wahrheit befände. In diesen Redaktionssälen wurde beispielsweise nie bemerkt, dass man Angela Merkel nur sporadisch in einem Fußballstadion gesehen hat – nämlich meist nur, wenn  eine Weltmeisterschaft stattfand, während deren Verlauf man, weil die Blicke der Nation auf den Rasen gebannt waren, die übelsten totalitären Kackscheißgesetze durchwinken konnte, ohne dass die Menschen, die gerade andere Schwerpunkte setzten, etwas davon mitbekamen oder sich dafür interessierten, was genau in Berlin da gerade beschlossen wurde (geschweige denn, dass irgendeine öffentliche Debatte über die jeweilige Fragestellungen stattfand).

Selenskyj hat den Geist des Sports nicht verstanden

Die echten und ehrlichen Fußballfans bezeichnen derartige Fan-Knallchargen übrigens verächtlich als “Schönwetter-” oder “Erfolgsfans“; seriöse Politikanalytiker nennen dieses Gebaren eher “regieren nach oligarchischer Gutsherrenart“. Gestern nun wurde aus den Redaktionsstuben der “Jubelukrainer“ heraus großkotzig vermeldet, wie sich mit scharfen Worten der ukrainische Präsident – berühmt und bewundert auf der ganzen Welt für die zahlreichen von ihm errungenen Sportmedaillen… Achtung, Satire!) gegen das Vorpreschen des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Dr. Thomas Bach (Weltmeisterschaft und olympische Goldmedaille im Mannschaftswettbewerb Florett… Achtung, Realität!) wandte, die Sportler aus Russland und Weißrußland wieder zu Wettkämpfen zuzulassen. Offensichtlich hat der ukrainische Präsident weder den völkerverbindenden Grundgedanken des Sports noch die olympische Idee verstanden.
Ihm fehlt auch der Tiefgang der Gedanken, dass die Ausgrenzung von Sportlern anderer Nationen gerade wegen ihrer Zugehörigkeit zu diesen oder zu den dazugehörigen Volksgruppen zutiefst rassistisch, faschistoid und des internationalen Sports unwürdig ist.

Die Fußballer der – von der Politik fremdernannten, so betitelten “La Mannschaft“ können ein Lied davon singen, wie durch politisches Aufheizen und Aufblähen der Sport gedanklich zur Nebensache wird – und dann der Erfolg zwangsläufig ausbleibt: Den Titel in Katar haben bekanntlich – spätestens ab dem Halbfinale – Mannschaften unter sich ausgemacht, die vor jeweiligem Nationalstolz geradezu platzten. Das Auftreten dieser “Mannschaft“ wurde zu Recht mehrheitlich als peinlich, unsportlich und ätzend empfunden – die Leistungen der Mannschaften in den Halbfinals wurden hingegen ausnahmslos positiv gesehen. Und wieder einmal zeigte sich, dass eine Einmischung der Politik in den Sport einfach unwürdig ist – und zwar für alle Beteiligten. Ein Freund brachte die nicht nur aus ästhetischen Gründen abzulehnende Peinlichkeit der linksextremistischen Innenministerin beim deutschen WM-Auftakt in Katar auf den sarkastisch-überspitzten Punkt: „Prima! Endlich, nach unfassbar langen 77 Jahren posiert eine deutsche Politiker*in wieder in einem Stadion mit einer politischen Armbinde! Wurde ja Zeit, dass am doitschen Wesen die Welt wieder genesen kann!“

Leistung statt Haarfarbe

Das politisch gewollte “Haltung zeigen“ im Sport beschädigt lediglich die weltumspannende Idee des Sports. Die politischen Einmischungen entwerten das Verständnis unter den Völkern, sie entwerten einen fairen Wettkampf, sie zerstören den Vorbildcharakter von Sporthelden für Kinder und Jugendliche. Als Beispiel nenne ich hier die schämenswerten rassistischen und inkonsequenten Kniebeugen fast aller Mannschaften bei der Fußballeuropameisterschaft. Wenn man nun fragt, wieso diese rassistisch waren, galten sie doch als Zeichen der Solidarität mit der “Black Lives Matter”-Bewegung? Nun: Jedem Fußballfan sind Spieler wie Pelè, Eusebio, Mario Coluna, Jean Tigana, Anthony Yeboah, Roger Milla, Ruud Gullit, Roberto Carlos, Ronaldo, Rivaldo, Marcel Desailly, Romario, George Weah, Samuel Eto ò, Cafu, Clarence Seedorf, Didier Drogba, Ronaldinho, Thierry Henry, Lilian Thuram ein Begriff. All diese schwarzen Spieler werden teilweise seit fast 70 Jahren vergöttert von Fans auf der ganzen Welt. Und das nicht wegen ihrer Hautfarbe, sondern wegen ihrer Leistungen.

Ab dem Augenblick, wo sie als Vorbilder dienen, eben weil sie eine bestimmte Hautfarbe haben, sprechen wir jedoch von Rassismus. Im Sport sollten auch keine einzelnen Gruppen oder Nationen gesondert geehrt werden, es sei denn, jemand erringt einen Titel. Das ist es, worum es im Sport geht. Der ukrainische Präsident, dieser Koks-Komiker, der vom Sport nichts versteht und außer Hass, Hetze und Forderungen gegen andere Staaten einerseits und einer explodierenden Korruption im eigenen Staat nichts wirklich Bemerkenswertes geleistet hat, kennt wahrscheinlich auch nicht die weisen Worte, die Präsident Nelson Mandela 1995 fand, als das gemischte südafrikanische Rugbyteam überraschend die Weltmeisterschaft errang: „Sport spricht eine Sprache, die Politiker nicht beherrschen.“ Es ist bedauerlich, dass die Jubelukrainer in hiesigen Redaktionssälen dieses Zitat genauso wenig kennen wie Nancy Faeser und Angela Merkel.

5 Antworten

  1. @WENN POLITIK IM SPORT MITMISCHT
    ich würde noch Big-Pharma und die Finanzelite dazuzählen – und wenn die im Sport mitmischen, dann ist das genauso ungesund und menschenschädlich wie wenn diese Protagonisten in der Gesundheitsindustrie mitmischen und Leben und Gesundheit für ihre Geschäfte verwerten !
    Bei Corona haben sie sicherlich mehr Menschen in Krankenhaus oder Grab gespritzt als im “Sport”, aber das macht das eine nicht besser als das andere !

  2. Wettkämpfe auf internationaler Ebene sind schon immer politisiert gewesen.
    Nach dem Auftritt der Söldnertruppe bei der Fußball WM müßte es eigentlich jedem normal denkenden Bürger die Augen geöffnet haben, was für Abschaum auch in anderen populären Sportarten um irgend etwas Kämpft. Der sportliche Erfolg ist dabei Nebensache. Hauptsache bunt und strunzdumm im Auftreten und in den Aussagen der Athleten.
    Leider sind in diesem Land die Normalen mit eigenständigem Denken in der Unterzahl. Die Wahl in Berlin wird dies alles wieder mehr als deutlich beweisen.

  3. Von wegen “berühmt und bewundert auf der ganzen Welt”, es gibt zig Länder, in denen er weder berühmt ist, noch bewundert wird. Ich lebe zwar in einem der von Blödheit geschlagenen Bewunderer-Länder, kann aber seine Fresse nicht mehr sehen (allerdings ist seine nicht die einzige!).

    1. Wenn ich diesen Kokser sehe und wie sich unsere Politiker ihm unterordnen – zum Kot…habe wegen seinem Verhalten zwischenzeitlich mit den Ukrainern kein Mitleid mehr – wie kann man nur einen solchen Typen wählen. Wobei, auch wir haben einen Großteil “Politiker”, die nicht in meinem Sinne agieren – ich habe sie nicht gewählt.

  4. Ich weiß nicht, wann ich wieder in der Lage sein werde, wenn überhaupt (!), jemals wieder Fußball schauen zu können, ohne an diese abscheuliche Politisierung unsererseits denken zu müssen! Ich fürchte aber, das haben sie mir kaputt gemacht.