
Betreiber von Solarstromanlagen profitieren von gesetzlich gesicherten hohen Einspeisevergütungen und von der direkten Verwendung des erzeugten Stroms, der billiger als Netzstrom ist. Doch diese Profite müssen wir alle mit immer höheren Netzstromkosten bezahlen.
Wohl jeder kennt im Familien- und Freundeskreis Betreiber von Solarstromanlagen. Wir haben inzwischen mehr als fünf Millionen solcher Stromerzeuger auf Balkonen, Dächern und Feldern montiert – mit einer installierten Leistung von über 100 Gigawatt. Das ist rechnerisch mehr als die für Deutschland benötigte Gesamtleistung; diese liegt je nach Tageszeit und Wochentag zwischen 40 und 75 Gigawatt (GW). 1 GW sind 1 Million Kilowatt (kW).
Installierte Leistung wird nicht erreicht
Doch diese installierte Leistung liefern Solaranlagen natürlich nicht – und können es gar nicht: Nachts, wenn die Sonne nicht scheint, gibt es keinen Solarstrom, bei vollem Sonnenschein hingegen werden maximal 70 Prozent der installierten Leistung erreicht. Solaranlagen erreichen im Jahresmittel somit nur 10 Prozent ihrer rechnerischen installierten Leistung, und dieser Anteil lässt sich auch durch noch so viele zusätzliche Anlagen nicht erhöhen. Die fünf Millionen Solaranlagen können Deutschland also bei weitem nicht versorgen.
Das nächste Problem des Solarstroms sind seine großen nicht planbaren Leistungsschwankungen: Sie müssen durch Kraftwerke oder Speicher auf den Bedarf geregelt, also dem Bedarf angepasst werden. Stromspeicher mit den dafür erforderlichen Größen brauchen – zumindest nach allen derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnissen – Rohstoffe in Mengen, die weltweit schlicht nicht verfügbar sind. Das Speichern dieses Stroms in umgewandelter Form als Wasserstoff wiederum ist eine nicht bezahlbare, kontrafaktische Utopie, die mit viel zu großen Energieverlusten einhergeht. Batterien und Pumpspeicherwerke können nur kurzfristige Laständerungen regeln. So bleiben zum Regeln des Netzes nur die herkömmlichen Kraftwerke – Kohle, Erdgas, Erdöl.
Immer häufiger negative Strompreise
Kritisch wird es, wenn hohe Solarleistungen in der Mittagszeit auf zu geringen Bedarf stoßen. Dann haben wir zu viel Strom im Netz. Die Sicherungen springen an und schalten überlastete Leitungen ab. Das Resultat ist ein Blackout; Spanien lässt grüßen. Um dies zu vermeiden, wird der Strom hergeschenkt. Immer häufiger muss dem Abnehmer sogar noch Geld dafür gezahlt werden, dass er den überflüssigen Strom überhaupt abnimmt – Stichwort negative Strompreise an der Börse.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den überschüssigen Strom zu vernichten; diese bieten die Pumpspeicherwerke: Sie pumpen mit dem Strom Wasser in das bereits volle Oberbecken, öffnen den Überlauf und lassen es dann frei den Berg hinunterlaufen. Inzwischen führt der massive Ausbau der Solarstromerzeugung bei sonnigen Hochdrucklagen fast täglich in der Mittagszeit zu negativen Strompreisen. Aber die EEG-Einspeisevergütungen erhalten die Solarstromerzeuger weitgehend trotzdem – und meinen, damit etwas “fürs Klima” und für den Geldbeutel zu tun.
Versagen der Medien
Auf einer Bahnfahrt, die mich ohne Umsteigen von Passau nach Dortmund bringen sollte, aber schon in Frankfurt mit einer Stunde Verspätung endete, kam ich mit meinem Gegenüber, einem Unternehmer, ins Gespräch. Er berichtete stolz von seiner Solaranlage auf dem Dach, die überwiegend seinen Strombedarf decke. Die Stromkosten seien durch die Anlage deutlich geringer geworden: Im Sommer gebe es häufig einen Überschuss, den er für acht Cent/Kilowattstunde (Ct/kWh) ins Netz einspeise.
In der dunklen Jahreszeit und bei längeren Schlechtwetterperioden ohne Sonnenschein müsse er aber auf den teuren Netzstrom für 35 bis 40 Ct/kWh ausweichen. Als ich ihm erläuterte, dass er mit seiner Anlage zu den steigenden Strompreisen, der Schwächung des Stromnetzes und mit seinen Profiten zu einer unsozialen Umverteilung von unten nach oben beitrüge, die ich und alle übrigen Netzstrombezieher bezahlen müssen, war er sehr erstaunt. Sein Kommentar: „Warum hat das mir bisher keiner gesagt?“
Ideologisch gelenkte Politik
Diese berechtigte Frage birgt unbewusst die schwerwiegende Kritik an den deutschen Medien, die seit Jahren nur einseitig und oft ideologisch fast nur Positives über die “Energiewende” berichten. Mein Gesprächspartner hatte offensichtlich keine Ahnung von diesen Problemen der Stromversorgung; Für ihn kommt Strom jederzeit aus der Steckdose, und mit seiner Solaranlage meinte er, ein gutes Gewissen zu haben. Die Informationen zu seiner Meinungsbildung kamen von den „Qualitätsmedien“, den überregionalen Zeitungen, den öffentlichen Fernsehanstalten – und natürlich der Solarfirma, die ihm die Anlage aufs Dach gesetzt hatte und von den deutschen Solarsubventionen profitiert.
Damit dürfte mein Gesprächspartner zu der Mehrheit von Menschen in Deutschland gehören (darunter auch und gerade die gebildeteren Schichten), die wegen einer einseitigen Berichterstattung glauben, die “Energiewende” sei notwendig und zielführend für einen „Klimaschutz“. Die Quellen für diese Berichte sind eine ideologisch gelenkte Politik und deren Profiteure. Beides wird nicht oder nicht ausreichend hinterfragt.
Solarstromerzeuger an steigenden Netzkosten beteiligen
Die fünf Millionen Solaranlagen haben– ebenso wie die Windstromerzeugung – maßgeblich zur Steigerung der Strompreise und Schwächung des Stromnetzes beigetragen. Und mit jeder weiteren Anlage nehmen Kostensteigerung und Schwächung der Stromfrastruktur weiter zu. Auch die verstärkte Nutzung des selbst erzeugten Stroms führt in die gleiche Richtung – weil die Regelenergie und die Bereitstellung von Kraftwerkstrom für Dunkelflauten immer teurer werden. Die Kosten werden auf die Netzstrombezieher umgelegt, der Solarstrombetreiber dagegen erhält noch einen Bonus oder eine Subvention. Er ist für seine Anlage zudem von der Mehrwertsteuer befreit. Wir leisten uns damit eine massive staatliche Unterstützung für höhere Strompreise und die Schwächung unseres Stromnetzes.
Die Solarstromerzeuger sollten daher angemessen zu den steigenden Stromkosten, die sie verursachen, beitragen. Wenn sie einen Teil ihres Stromes selbst verbrauchen, aber im Winterhalbjahr einen hohen Bedarf an Netzstrom haben, sollten sie einen Tarif für die höchste genutzte Jahresleistung zahlen müssen. Leistungstarife sind in Wirtschaftsbetrieben üblich.
Subventionen für Solarstrom streichen!
Es sind die Kapital- und Personalkosten, die für das Bereitstellen der maximal entnommenen Leistung entstehen. Für ein kW Leistung liegen die Kosten bei 150 bis 200 Euro im Jahr; werden an einem kalten und dunklen Wintertag über 15 Minuten für Licht, Heizung, Internet und Kochen 10 kW aus dem Netz bezogen, sind bei einem Leistungstarif bis zu 2000 Euro pro Jahr dafür fällig.
Außerdem sollte auch für Solaranlagen endlich Mehrwertsteuer erhoben werden. Und, am wichtigsten: Die Einspeisevergütung muss dem jeweiligen Börsenpreis entsprechen. Bei negativen Preisen müssen die Erzeuger zuzahlen. Nur so kann Solarstrom marktwirtschaftlich organisiert werden. Dies sollte doch eigentlich problemlos möglich sein – denn die „Experten“ dieser Energiepolitik behaupten ja, Solarstrom sei am günstigsten…
Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel ist Sprecher der Verbraucherorganisation NAEB, die sich für eine rationale Energiepolitik einsetzt.
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5 Antworten
wer-zahlt-die-profite-der-solarstromerzeuger ? Na wer wohl! Der ganze ÖKO-Wahn ist eine Lizenz zum Gelddrucken.
Der Verbraucher zahlt, die Erzeuger schütten sich die Konten voll. Wo sind die Proteste? Der deutsche Blödmichel lässt sich alles gefallen, hält die Fresse und zahlt die Zeche. Besser kann es doch nicht laufen!
Eigentlich kalter Kaffee. Für ein ideologische Vorgabe muß Geld fließen, sonst geht nichts, da es unwirtschaftlich ist. Dazu muß das gesamte Stromnetz neu konzipiert werden bis zum letzten Haushalt, da es vorher nicht dafür ausgelegt war. Die „Erneuerbaren“ sind für eine kontinuierliche Dauerversorgung ungeeignet, also müssen Backupleistungen her und überschüssige Leistungen durch Abregelung bzw. „Vernichtung“ weg. Das ganze bezahlt der private oder gewerbliche Verbraucher. Das Viele (Privat oder Gewerbe) dies mit unterschiedlichen Erfolg erbarmungslos ausnutzen ist ja wohl Normalität. Also wird noch viel reguliert werden und dies immer zu Lasten des Kleinsten.
1 GW sind eine Milliarde W.
Korrigiert, danke.
gesehen und gefühlt wissen die ehemaligen Green world Leaders das sie ihre Wähler und Restvolk ins Schulden Nirwana verführt haben.Die ehemaligen haben sich per Abwanderung den Wählern entzogen. Von Air_bärbock bis Milliarden € Steuer_Versenker Habeck,die wussten wann ein „Polit_asyl“ o.Ä. angebracht ist,folgten sie doch dem Edel-grünen Turnschuh Beispiel,damits gut ist’s! Die links-grüne Ideeotenlogie wird als Fluch von Millionen Verarschen Bürgern auf ihre Grünlinken Politfamilien Familien/ Kinder zurück fallen,und gut ist’s.Nä WOOARR.