Wie man aus einem Pazifisten einen Waffenlieferanten macht

Wie man aus einem Pazifisten einen Waffenlieferanten macht

Krieg und Frieden (Symbolbild:Pixabay)

Es gibt Bühnenstücke und literarische Werke, die noch nicht geschrieben sind, es aber längst sein sollten. Stellen wir uns einen Dramatiker vor, der sich einer eindringlichen Neuinterpretation von Bertolt Brechts „Mann ist Mann“ widmet. Nennen wir diesen Dramatiker, sagen wir, Divad Nenhoc. Dieser verfasst ein Stück unter dem Titel „Wie man aus einem Pazifisten einen Waffenlieferanten macht”. Darin wird die verstörende Geschichte von Tonio Cavaliere di Corte erzählt, einem pazifistischen Politiker, der Schritt für Schritt in den Sog der Kriegslogik gerät. Die Handlung spielt in einem fiktiven Land, dessen Regierung – entgegen den Friedensbestrebungen des Volkes – eine enge, fast nostalgische Verbindung zu einer der beiden ehemaligen Bruderrepubliken pflegt, die nun in einem erbitterten Krieg gegeneinander kämpfen. Tonio, bekannt für seine friedensorientierten Reden und diplomatischen Erfolge, ist das moralische Rückgrat seiner Nation und ein Symbol für unerschütterliche Überzeugungen. Er ist der Politiker, der stets mit ruhiger Stimme betont, dass Gewalt niemals der Weg sei.

Doch als der Krieg zwischen den Republiken eskaliert, wird Tonio in ein Netz aus politischen Intrigen gezogen, das seine Überzeugungen auf die Probe stellt. Die Regierung erkennt, dass die emotionale Bindung zu einer der Kriegsparteien nicht ignoriert werden kann, und beginnt, Tonios moralische Integrität schleichend zu untergraben. Subtile Fragen werden ihm gestellt: „Was, wenn unser Volk bedroht wäre? Würdest du den Feind gewähren lassen?“ Unter den Akteuren, die Tonio beeinflussen, sind Colonnello R. Tempo del Kiese, Michele Azurro und die mysteriöse Marielsche Starkowa Zimovwa. Starkowa, deren Hintergrund im Schatten der Politik bleibt, tritt als undurchschaubare Figur auf, die Tonio durch ihre vielschichtige, fast sphinxhafte Persönlichkeit fasziniert. Sie nutzt psychologische Raffinesse und emotionale Anspielungen, um seine Prinzipien subtil in Frage zu stellen, ohne dass er es zunächst bemerkt.

Innerlicher Kampf in intimen Monologen

Diese Fragen nagen langsam an Tonios Gewissen. Trotz seines festen Glaubens an den Frieden beginnt er, die Grenzen seiner Prinzipien zu hinterfragen. Kann man immer Pazifist bleiben, wenn das eigene Volk leidet? Ist es nicht manchmal notwendig, das kleinere Übel zu wählen, um Schlimmeres zu verhindern? Diese inneren Konflikte zeichnen seine zunehmende Zerrissenheit aus. Der Wendepunkt kommt, als Tonio während eines prunkvollen Banketts von Tempo del Kiese, Azurro und Starkowa mit inszenierten moralischen Dilemmas konfrontiert wird. Sie erwecken den Eindruck, dass die einzige Möglichkeit, das Leiden zu beenden, die Unterstützung einer der Kriegsparteien ist. Inmitten der höflichen Gespräche und formalen Gesten wird Tonio schleichend in Richtung einer Entscheidung gedrängt, die seinem Pazifismus widerspricht, aber als „pragmatisch“ gilt.

Tonio kämpft innerlich. In intimen Monologen, die Nenhoc meisterhaft in das Stück einwebt, offenbart er seine Zweifel. Er weiß, dass er an einem Scheideweg steht: Auf der einen Seite der diplomatische Weg, den er stets verkörpert hat, doch der politisch als Schwäche ausgelegt wird. Auf der anderen Seite die militärische Lösung – schnell, brutal, effektiv. Zunächst scheint es, als könne er beides vereinen, als ob ein kleiner Schritt in Richtung militärischer Unterstützung keine ernsthafte Abkehr von seinen Überzeugungen darstelle. Doch dieser Schritt ist der Anfang eines unaufhaltsamen Falls. Die ersten Waffenlieferungen, die er als symbolische Geste der Solidarität unterstützt, markieren den Bruchpunkt. Was als pragmatische Ausnahme begann, entwickelt sich rasch zu einer völligen Umkehr seiner Prinzipien. Seine Reden, einst erfüllt von friedlicher Überzeugung, werden zunehmend zu glühenden Plädoyers für militärische Intervention. Tonio redet sich ein, dass die schnelle Beendigung des Krieges das größere Gut sei – doch tief in seinem Inneren spürt er, wie seine Ideale zerbrechen.

Subtiler politischer Manipulation ausgesetzt

Die Manipulation, der er ausgesetzt ist, wirkt so subtil, dass er erst spät erkennt, wie weit er sich von seinem ursprünglichen Selbst entfernt hat. Von außen betrachtet wird Tonio zum Verfechter einer Kriegspolitik, die er einst verabscheute. Seine einstigen Unterstützer erkennen ihn nicht wieder, und selbst Tonio beginnt, seine eigene Identität in Frage zu stellen. Am Ende ist Tonio nicht mehr der unerschütterliche Pazifist. Er hat sich in einen willigen Akteur der Kriegsmaschinerie verwandelt, überzeugt, dass sein Handeln zum Wohle des Volkes sei. Doch die Tragik seiner Verwandlung liegt darin, dass er – wie Brechts Figuren – nicht erkennt, dass er längst das geworden ist, was er einst bekämpfte. Die Macht politischer Manipulation hat seine tiefsten Überzeugungen zerstört und ihn zu einem Werkzeug in den Händen jener gemacht, die den Krieg steuern.

Tonios Geschichte ist eine eindringliche Warnung vor den Gefahren politischer Intrigen und der Zerbrechlichkeit moralischer Ideale angesichts äußerer Umstände. Nenhocs Stück stellt wie Brecht die Frage, ob der Mensch in einer von Macht und Manipulation durchdrungenen Welt überhaupt eine feste Identität bewahren kann.

8 Antworten

  1. Brecht….
    Dieser Kommunistenar*** !
    ::::::::::::
    Archiv-> 2008

    Brecht, der Egomane

    Als sich Brechts Todestag vor zwei Jahren zum 50. Mal jährte, sind die alten Diskussionen über die politische Integrität des mit dem
    Internationalen Stalin-Friedenspreis ausgezeichneten Autors
    wiederaufgeflammt – wie auch die Fragen über seinen privaten Umgang mit Freunden und Mitarbeitern. ….

    https://www.nzz.ch/brecht_der_egomane-ld.1269299
    :::::
    Was finden die Leute nur alle an dem?

    1. Was finden die Leute nur alle an dem?
      Vielleicht, dass er ein sehr guter Autor ist.
      Und Kommunist ist er nach der Schrecken des Krieges geworden.
      Er war nicht allein.

  2. Deutschland Kriegstüchtig machen ist schon ok. Nur man muss auch wissen wo der richtige Feind her kommt. Ich glaube der kommt da her wo der Halbmond scheint.

  3. Den Grünen und Alternativen sowie Linken ist der „ewige Frieden“ abhanden gekommen und dafür wollen die jetzt wohl gleich auch einen „pazifistischen Krieg“ veranstalten. Soll diese Dummheit verstehen wer will, jedenfalls auf deren Sicherheitspolitik sollten/müssen wir verzichten, und deren Repräsentanten aus allen Gremien sofort entfernen. – Diese grünen Schmarotzer wissen wirklich nicht was sie tun und fordern den 3. WK. heraus.

    Ein HORROR!…Die grünen „Friedensbewegten“ entlarven sich als grösste Heuchler. Aus „Gewissensgründen“ lehnen sie eigenen Militärdienst ab, nun aber Waffen aller Kategorien an andere liefern, so dass diese damit Krieg führen (sollen), da ist ihr Gewissen weitab in die Ferne gerückt. Verwerflich andere mit Waffenlieferungen zu Konflikt anzuheizen und anzustiften, selber ist man aber zu feige und zu bequem, sich irgendeiner Verantwortung zu stellen.

    Dass die Grünen jetzt zu den Kriegstreibern gehören passt doch zu der autoritären Grundhaltung die sie klar während der Covid Krise gezeigt haben. Das grüne Feigenblatt ist soeben ganz heruntergefallen.
    Frage? Wer wählt denn sowas???

  4. «Das Risiko kann man nie ganz ausschliessen»: Locker spricht CDU-Chef Merz über das Risiko eines Atomkrieges mit Russland

    https://weltwoche.ch/daily/das-risiko-kann-man-nie-ganz-ausschliessen-locker-spricht-cdu-chef-merz-ueber-das-risiko-eines-atomkrieges-mit-russland/

    Wer glaubte, Friedrich Merz’ Taurus-Ultimatum an Russland sei gruselig genug gewesen, der hat ihn unterschätzt.

    In einem Bild-Interview in Kiew wurde der CDU-Kanzlerkandidat gefragt, wie hoch er das Risiko einschätze, dass Kremlchef Wladimir Putin irgendwann Atomwaffen einsetze.

    Mit vorwurfsvoll aufgerissenen Augen, seinem Markenzeichen, antwortete er kühl: «Das Risiko kann man nie ganz ausschliessen.»

    Merz klang wie ein Versicherungsvertreter, der auf Risiken im Haushalt hinweist und die Vorzüge einer Haftpflichtversicherung anpreist.

    Seit Doktor Strangelove hat niemand so kaltblütig über das Risiko eines Atomkrieges geredet. …ALLES LESEN !!!

  5. Der irische Journalist Chey Bowes schreibt:

    Chey Bowes zeigte sich empört über das Vorgehen des ukrainischen Führers Wolodimir Selenski, der seiner Meinung nach die gemeinsame heroische Vergangenheit mit Russland nicht respektiert.

    „Heute zerstört Selenskis Diktatur Denkmäler für Menschen wie seinen eigenen Großvater und vergöttert diejenigen, die die jüdische, russische und polnische Bevölkerung der Ukraine ausgerottet haben“, schrieb Chey Bowes in X.

    Er fügte außerdem hinzu, dass der Großvater des ukrainischen Führers, Semjon Selenski, Oberst war.

    Er war Mitglied der Roten Armee und starb zusammen mit seinen Brüdern im Holocaust.

    So bewertete Bowes den Abriss von Denkmälern aus der Sowjetzeit und die Umbenennung von Straßen in der Ukraine.

    Außerdem hätten viele der westlichen Länder seit Jahren am 9. Mai an der Russischen Siegesfeier über den 2. WK teilgenommen, die heute auf Russland schießen wollten !!

  6. Der Westen in großen Teilen schlicht verrückt geworden

    https://unser-mitteleuropa.com/153659#comment-204625

    Die „Päpstin“ der empirischen Sozialforschung, Elisabeth Noelle-Neumann, hat schon um die Jahrtausendwende empirisch nachgewiesen, dass die Menschen im Wertewesten ihr Weltbild zu 80% über die Medien bilden.

    Von WERNER ROTH | Da der Mensch sich in der Welt überwiegend durch Erzählungen, sog. Narrative, zurecht findet, folgt er den als wahr erachteten Geschichten, die er eben über die Medien vermittelt bekommt.

    Wer also die Medien kontrolliert, kontrolliert die Weltbilder der Menschen!

    Und damit, was die Wahrheit ist und was nicht, also, was die Wahrheit im Sinne der Herrschenden sein soll. …ALLES LESEN !!!

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