
In meinen Artikeln schreibe ich von mir regelmäßig in der dritten Person. Das diszipliniert die Sprache und ein Autor bemüht sich dann unterschwellig um eine objektive Betrachtung. Bei diesem Thema kann ich meine persönliche Betroffenheit aber nicht ausblenden. Die Ich-Form ist dann ehrlicher. Im September 2023 kaufte ich mir mit meiner Frau eine Wohnung in Andalusien. Wir meldeten uns bei der Stadt an und beantragten eine Aufenthaltsgenehmigung; eigentlich ein Selbstgänger. Nach der EU-Richtlinie 2004/38/EG benötigen Rentner, die als EU-Bürger dauerhaft in ein anderen Mitgliedsland umziehen, nur den Nachweis über ausreichende Einkünfte und einen ausreichenden Krankenversicherungsschutz. Beides hatten wir, und wir konnten das auch nachweisen – mit spanischer Übersetzung. Trotzdem wurde der Antrag mit der Begründung abgelehnt, wir hätten kein ausreichendes Einkommen und keinen Krankenversicherungsschutz nachgewiesen und ich hätte den Nachweis vorlegen sollen, dass ich nicht in Spanien straffällig geworden wäre.
Die letztere Forderung ist nach der genannten EU-Richtlinie ausdrücklich verboten. Dagegen legte ich Widerspruch ein, verwies auf die Richtlinien und auch auf die spanische Verordnung, mit der die in nationales Recht umgesetzt wurde. Ich betonte weiter, dass es sich bei meiner Pension eines Professors um einen Monatsbetrag und nicht um eine jährliche Rente handelt. Nach spanischen Recht hätte ein Fünftel davon ausgereicht. Der Widerspruch wurde mit der lapidaren Begründung zurückgewiesen, ich hätte keinen neuen Sachverhalt vorgetragen. Auf die falsche Anwendung des europäischen Rechts ging die Ablehnung mit keinem Wort ein.
“Ziemlich korruptes Land”
Eine spanische Rechtsanwältin, die in Deutschland geboren und zur Schule gegangen ist, klärte mich auf, dass Spanien ein ziemlich korruptes Land sei und dass man den Fall wahrscheinlich nur mit einem etwas höheren Schmiergeld lösen könne. Zum Wahrheitsgehalt dieser Aussage kann ich nichts sagen. Weiter sagte sie mir, dass den Krankenversicherungsschutz von deutschen Beamten mit 70 Prozent Kostenübernahme und 30 Prozent privater Krankenversicherung in Spanien niemand verstehen. Das sei zwar eine sehr privilegierte Regelung (die Ärzte erhalten schließlich auch die 2,3-fachen Honorarsätze), weil ich Arztrechnungen aber zuerst selbst bezahlen und sie mir dann erst später erstattet werden, könnten die spanischen Behörden den Schutz als nicht mit der spanischen Sozialversicherung gleichwertig ansehen. Anscheinend hatte sie auch keine Lust, in dieser Sache zu klagen.
Darauf schloss ich für meine Frau und mich eine spanische private Krankenversicherung (bei der DKV – Deutsche Krankenversicherung España) ab. Das war kein Verlust, denn für einen 100-Prozent-Schutz zahle ich in Spanien deutlich weniger als für den 30-Prozent-Schutz in Deutschland. Die Kosten des Gesundheitswesens pro Kopf der Bevölkerung betrugen in 2022 in Spanien 4.432 US-Dollar, im OECD-Duchschnitt sind es 4.986 US-Dollar und in Deutschland 8.011 US-Dollar; wegen der 2,3-fachen Honorare darf man getrost die doppelten Kosten pro Privatpatient unterstellen. Ich möchte jetzt aber klarstellen, dass ich vor meiner Verbeamtung freiwilliges Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung war und vom Staat in das teure Erstattungssystem hineingezwungen wurde. Aber Ärzte und Apotheker waren Stammwähler der FDP, und denen sollten auf Kosten der Steuerzahler mehr lukrative Privatpatienten verschafft werden.
Antideutsche Ausländerfeindlichkeit im EU-Ausland
Danach stellten wir einen neuen Antrag, diesmal über einen Anwalt. Aber das Spiel wiederholte sich. Es wurden immer neue Belege angefordert und die Nachweise als nicht ausreichend bezeichnet. Daraus kann man nur zu einer Schlussfolgerung gelangen: Das Königreich Spanien will den Zuzug nichtspanischer Rentner verhindern, und um das Europarecht kümmert es sich auf gut Deutsch einen Scheißdreck. Es sind anscheinend nur die deutschen Politiker, denen das Europarecht heilig ist. Dass die deutschen Staatsbürger im EU-Ausland wie der letzte Dreck behandelt werden, interessiert im Auswärtigen Amt niemanden (zum Thema antideutsche Ausländerfeindlichkeit siehe hier und hier). Und dabei hat Spanien extrem von der EU profitiert: Bald nach dem Beitritt wurde der Bau der Mittelmeerautobahn A7 in Angriff genommen, die zu 80 Prozent von der EU bezahlt wurde, woran der deutsche Anteil 20 Prozent beträgt. Im Süden war die Fernstraße nicht billig: Dort türmt sich gleich hinter der Küste ein Gebirge auf. Zwischen La Rabita und Nerja verläuft die Autobahn rund 80 Kilometer weit fast ausschließlich über Brücken und durch Tunnel, und diese Brücken sind sehr hoch. Das ist nicht der einzige Abschnitt durch die Berge, und die Mittelmeerautobahn ist nicht das einzige Projekt, das aus dem Regionalfonds der EU gefördert wird.
Eine andere Einwanderungspraxis zeigt man gegenüber billigen Arbeitskräften aus Nord- und Westafrika: Spanien hat einen Mindestlohn von 6,87 Euro, der grundsätzlich auch Afrikanern zusteht. Die Region westlich von Almeria ist das größte Gemüseanbaugebiet Europas, und hier werden sie als Arbeitskräfte gebraucht. Es zirkuliert das Gerücht, dass die zum Mindestlohn festangestellten Arbeiter Tagelöhner mitbringen und von ihrem Lohn bezahlen müssen, um die Leistungsvorgaben ihrer Chefs erfüllen zu können. Gewerkschafter sprechen daher von effektiven Stundenlöhnen von 2 Euro. Nach 17 Uhr bilden sich vor den Geldautomaten teilweise lange Schlangen von Afrikanern, die nach der Auszahlung das Geld untereinander aufteilen. Diese zutreffende Beobachtung könnte zu dem Gerücht passen.
Ende der Willkommenskultur
Deutsche Rentner arbeiten dagegen nicht. Solange ausländische Touristen in Hotels wohnen und in Restaurants essen, sind sie willkommen; und wenn sich unproduktive Ausländer überteuerte Wohnungen auf den Balearen oder den Kanarischen Inseln kaufen, werden sie auch toleriert. Sobald sie aber in einem billigen Ort wie Roquetas de Mar für ein Drittel des Mallorca-Preises eine Wohnung kaufen, im Supermarkt einkaufen und normal leben wollen, gibt es seitens der Politik keine Willkommenskultur mehr. Von den rund 300 Deutschen in der Stadt hat kaum jemand eine Aufenthaltsgenehmigung. Diese Erfahrung lässt politisch inkorrekte Fragen aufkommen: Was ist der Vorteil der EU für die deutschen Normalbürger, wenn das eigene Land Bürger aus anderen EU-Ländern aufnehmen muss, für Deutsche in anderen EU-Ländern jedoch bürokratische Brandmauern errichtet werden? Warum bezahlt Deutschland über die EU in Spanien teure Autobahnbrücken, während die Brücken im eigenen Land baufällig sind?
Warum nimmt man es mit dem EU-Recht in Deutschland so genau, wenn selbiges in Spanien ganz dreist missachtet wird? Wäre es da am Ende nicht vielleicht billiger, Deutschland würde aus der EU austreten, wenn der Normalbürger durch die EU schon keine Vorteile und der Steuerzahler nur Nachteile hat? In der Euro-Krise 2010 nannte man die Länder Portugal, Italien, Griechenland und Spanien die “PIGS-Staaten”, als Akronym der Anfangsbuchstaben; die Anspielung auf das englische Wort für “Schweine” war dabei Absicht, denn und es wurde diskutiert, ob man diese “schlachten” und aus der Euro-Zone ausschließen solle. Auch bei der Behandlung von Migranten aus den Geberländern sollten die PIGS-Staaten auf die Stimmung der Menschen in diesen Geberländern achten.
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7 Antworten
Mein Beileid – und jetzt stellen Sie sich bitte mal vor, Sie hätten nicht die Pension eines Professors, sondern irgendsoeine Schrottrente wie der Durchschnitt hier: wie willkommen wären Sie damit wohl erst?
Deutschland nimmt jeden und alimentiert ihn – aber mit dem durchschnittlichen deutschen Renteneinkommen ist selbst die Einreise in Entwicklungsländer zum Zwecke des Daueraufenthaltes langsam illusorisch.
Zahlen aus 2021: nach allen Abzügen im Rente im Schnitt für Frauen bei 908 Euro. Männer erhielten durchschnittlich 1348 Euro. (Zur Medianrente habe ich keine Angaben gefunden – die könnte noch niedriger ausfallen….)
Bekanntermaßen finanzieren wir die halbe Welt mit dem Geld, das den Einheimischen fehlt – kein Zufall, sondern Absicht. Denn um diese Geldströme weg von uns (Joshele Fischer: Hauptsache der Deutsche hat es nicht) sicherzustellen, gibt es viele schöne Organisationsformen: EU, NATO,UN-dies-und-das, NGO´s, Entwicklungshilfe- und Migrationspakte, Waffenverschenken und Farbrevolutionenfinanzierung usw.
Noch einige Worte zu Spanien: unbesicherte und unverzinste Target2-Salden derzeit über 440 Milliarden €
Staatsverschuldung in 2024: 1.625 Milliarden € somit über 100% des BIP´s
Arbeitslosenquote bei 12%, aber links-linke Regierung mit Migrationsflutung
Kurzum: Die „EU“ ist eben Versailles (ohne Vertrag) für den gewöhnlichen Lohnempfänger – jedes Imperium muss eben finanziert werden: selbst wenn das einzig imperiale daran die selbstvermehrende Nomenklatura sein sollte.
da scheint sich – mit oder ohne EU – in den letzten 100 Jahren nichts geändert zu haben – Deutschland eingeschlossen !
Genaugenommen gab es doch eine Änderung nach 1946 – Deutschland zahlt freiwillig für alles und jeden ohne Gegenleistung, was insgesamt dann eher nach Plünderung aussieht !
Und das „freiwillig“ dürfte Habeck bestätigen und in der Politik verallgemeinern !
Hallo H. Müller, evtl weht der Wind wo ganz anders her, denn dass Spanien wohlhabende Deutsche nicht aufnimmt kann zwar sein, wer aber evtl ein größeres Interesse daran haben könnte, dass Leute wie Sie nicht auswandern könnte doch auch D sein! ? Denn Ihr Geld wird evtl bald in D gebraucht und könnte dem Großen Ausgleich dienen, dann kommen Sie noch unfreiwillig hier zu Rum?
Oh Gott Oh Gott, nur die geistig behinderten BRD-Doofs interessieren sich für das geschriebene Recht und Gesetz (obwohl deren eigene Junta es nach Lust und Laune bricht, schon immer), während es im Rest der EUdSSR bestenfalls als loser Handlungsvorschlag ohne Rechtsverbindlichkeit angesehen wird? Na ein Glück hat uns das dann auch mal einer mitgeteilt.
Auch in dem Fall sind es diese „Nazis“, wie ich, die euch seit vor 2010 endlos gesagt haben, was die EUdSSR ist und das man da raus muß. Wie war da die Reaktion? Muß ich es auch hier wieder ausführen? Aber die Masse bemerkt, wenn überhaupt, erst dann etwas, wenn es sie selbst betrifft.
„Danach stellten wir einen neuen Antrag, diesmal über einen Anwalt. Aber das Spiel wiederholte sich. Es wurden immer neue Belege angefordert und die Nachweise als nicht ausreichend bezeichnet.“ – was haben Sie dann gemacht? Ich verstünde schon, dass / wenn Sie vor einem Prozess zurückschreckten, zumal Sie ggf. mit einer Verfahrensdauer nahe dem zweistelligen Jahresberech rechnen müssten, aber – sehr viel! – zeitnahen Erfolg versprechender ist eine (kostenlose, selbst, nicht durch Anwälte eingereichte) Beschwerde bei der Europäischen Kommission. Letztere nämlich (also die Kommission ihrerseits) übergeht dann den „Dienstweg“, an dem Sie zu scheitern drohen, und befasst die dortige Ministerialebene mit der Angelegenheit, verlangt Aufklärung, und dann sollte es eigentlich sehr schnell gehen: Sie bekommen dann einen Brief vom Bürgermeisteramt (oder wie das dort heißt), werden gebeten, mit allen Unterlagen dort vorzusprechen, und 14 Tage später halten Sie die nötigen Papiere (für sich und Ihre Frau natürlich) in Händen.
Katalunya/Spanien, bes. die Balearen haben eine durchweg postkommunistische Ausrichtung. Ebenso wie andere Südländer sind per toto fast alle der Meinung, die EU-Hype sei so etwas wie eine unverbindliche Gebrauchs Anweisung mit Selbstbedienungs Funktion. In einer seltsamen Sache fragte ich nach den EU-Richtlinien und erntete ein schallendes Gelächter.
Ein Denkmal für 3 deutsche Senotrettungsflugzeuge und ihre Mannen, unbewaffnet, aus dem Bürgerkrieg stand am Eingang des Flughafens auf Mallorca. Diese zogen abgestürzte Piloten aus dem Meer. Auch die Feinde. Auf grund der Komm.Machthaber wurde der Stein (wegen Faschistentum) jetzt weggeschafft. porca miseria
Ich finde es genau richtig, wie die spanischen Behörden in dem Fall mit Ausländern verfährt. Sie wollen euch vlt. nicht! Und das ist ihr gutes Recht. Vlt. wollen sie einfach in Spanien Spanier haben und keine Deutschen Rentner die sich wahrscheinlich niemals integrieren sondern ihr deutsches Leben leben und ihr deutsche Sprache sprechen in einem fremden Land. Darauf hätte ich als Spanier auch keine Lust. Also von daher legitim.