
Obwohl dies verboten war, beriet der österreichische Spitzenbeamte und Richter Christian Pilnacek den früheren ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz. Gereichte ihm das zum Verhängnis? Hatte er die Spitzen der ÖVP vor seinem Tod darüber informiert, „auspacken“ zu wollen? Mit dem Erscheinen des neuen Buchs von Peter Pilz, “Pilnacek: Der Tod des Sektionschefs”, kommt einiges Neues ans Licht in dieser dunklen Angelegenheit. Die Frage, wer vom Tod Pilnaceks im Oktober 2023 profitierte, mag auch hier entscheidend sein. „Die haben den umgebracht“, zeigte sich ein hochrangiger Militär in einer vertraulichen Erörterung gegenüber dem Autor dieses Beitrags überzeugt. Alle in diesem Artikel erwähnten Hintergrundgespräche fanden unter der Chatham House Rule statt, will heißen: Die freie Verwendung der erhaltenen Informationen wurde dem Autor unter der Bedingung gestattet, die Identität des jeweiligen Hinweisgebers nicht preiszugeben.
Die zentrale Stelle in Arthur Conan Doyles „Der Hund von Baskerville“ ließe sich etwa so paraphrasieren:„‚Aber der grauenhafte Hund hat doch gar nicht gebellt’”, wandte er sich verwundert an Sherlock Holmes. ‚Sehen Sie Watson, gerade das ist ja das Verdächtige.‘” Ähnlich verhält es sich im Fall des bei seinem Tod 60-jährigen Pilnacek.
Aber man hat doch gar nichts gefunden!
Auf diese Idee brachte mich den Verfasser ein Richter, der sinngemäß meinte, wenn er sich die Beamten und Bediensteten in Österreich ansehe, stelle sich ihm die Frage, wer denn da in der Lage sein solle, ein „solches raffiniertes Mordkomplott durchzuführen?“ Die generelle Schlampigkeit sei hierzulande ein großes Problem – „und es gibt immer einen, der irgendwann redet“. Also, so glaubte der Richter: Würde es sich in dieser Causa um einen Mord handeln, dann würde der schon irgendwann auffliegen.
Auch ein zu Rate gezogener Berufsdetektiv erklärte, dass er „das“ den heimischen Geheimdiensten nicht zutraue. Die Entgegnung des Autors – „Aber sind denn Geheimdienste nicht genau dafür da?“ – mochte ihn nicht so recht überzeugen. Schnell drängte sich daher die Vermutung auf, dass etwa ein fremder Geheimdienst Mag. Christian Pilnacek ermordet haben könnte. Dass die österreichischen Dienste im Bedarfsfall „wegschauen und weghören“, das konnte sich der Berufsdetektiv dann wiederum schon vorstellen. „Selbstmord halte ich für völlig ausgeschlossen“, sagte Karin Wurm in der 158. Episode von „Dunkelkammer“, dem Blog des Investigativjournalisten Michael Nikbakhsh.
Es war wohl kein Selbstmord
Ganz konträr zu Pilnaceks letzter Lebensgefährtin und Zeugin äußerte sich Ex-Kanzler Sebastian Kurz am späteren Nachmittag des 20. Oktober 2023, dem Tag, an dem der Sektionschef frühmorgens (um 7:51 Uhr) von einem Baggerfahrer im Altarm der Donau bei Rossatz in der Wachau – mit dem Kopf nach oben treibend – aufgefunden wurde: „Ich habe gestern Abend noch mit ihm telefoniert – und wenige Stunden später hat er sich das Leben genommen.“ Selbigen Tages musste Kurz vor dem Wiener Straflandesgericht aussagen. Der Vorwurf der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) lautete auf Falschaussage vor dem Untersuchungsusschuss zur “Ibiza-Affäre”. Der Vollständigkeit halber: Vor etwa einem Jahr wurden Kurz und sein seinerzeitiger Kabinettschef Bernhard Bonelli dann tatsächlich wegen wegen Falschaussage schuldig gesprochen, wobei – dies fürs Protokoll – die Urteile aus verfahrensrechtlichen Gründen aber noch immer nicht rechtskräftig sind.
Entscheidender Nachsatz: Peter Pilz stellte elektronisch Fragen an Sebastian Kurz, die allesamt unbeantwortet blieben. Eine davon lautete: „War Ihnen bekannt, dass Pilnacek als Beamtem des Justizministeriums verboten war, Beschuldigte in einem Strafverfahren zu beraten?“ Auf Betreiben von Wurms Rechtsanwalt, Volkert Sackmann, hat der Sachverständige Stefano Longato ein gerichtsmedizinisches Gutachten erstellt. Dessen klarer Schluss: „Der kolportierte Suizid erscheint aus gerichtsmedizinischer Sicht als wenig wahrscheinlich.“ Der Rechtsmediziner Michael Tsokos wiederum vermutet „stumpfe äußere Gewalt“, sehr wahrscheinlich durch Schläge. „Hierzu würden die möglichen Abwehrverletzungen (,Parierverletzungen‘) am linken Unterarm und rechter Hand passen.“ Pilz resümiert: „Es war kein Selbstmord, weil sich ein Mann nicht am ganzen Körper 20 (!) Verletzungen zufügt und sich dann mit einer Körpergröße von 1,90 m im ruhigen Flachwasser ertränkt.“
Es gibt hier nichts zu sehen!
Bevor wir uns zu Spekulationen hinreißen lassen, betrachten wir doch die Umstände näher, die zum Tod Pilnaceks führten: Um 22:31 Uhr am Abend des 19. Oktober 2023 wurde Pilnacek von zwei Streifen der Autobahnpolizeiinspektion Stockerau in der Höhe von Tulln aufgehalten – als Geisterfahrer. Denn Pilnacek nicht in Richtung Krems, sondern in die Gegenrichtung nach Wien unterwegs. In den folgenden zwei Stunden zwischen Führerscheinabnahme und Verlassen des (mit Karin Wurm gemeinsam bewohnten) Hauses in Rossatz versandte Pilnacek sodann zahlreiche Nachrichten über sein Handy. Er verließ nun gegen ein Uhr morgens das Haus: ohne Handy, ohne jegliche Schlüssel (zum Auto, zur Wiener Wohnung und zum Haushalt in Rossatz) – sowie ohne Brieftasche.
Wen hatte er zuvor benachrichtigt? Dazu Pilz: „Das alles hätten Staatsanwältin und Landeskriminalamt in den Tagen nach dem 20. Oktober 2023 leicht herausfinden können – durch eine Rufdaten-Rückerfassung und durch die Auswertung von Pilnaceks Handy.“ Doch all dies ist unterblieben – weil das Smartphone mittels mehrerer „polizeilicher Stunts“ aus dem Beweisverfahren herausgehalten werden konnte (siehe dazu das Kapitel „Die Vertuschung“ in Pilz‘ Buch). Zuletzt behauptete Pilnaceks Witwe, Caroline List, Gerichtspräsidentin von Graz, sie habe das Handy durch einen Bunsenbrenner vernichtet. Sie ist felsenfest überzeugt: „Christian hat sich nicht das Leben genommen. Ihm wurde das Leben genommen.“
Cui bono?
Zwar versuchten mehrere Behörden zuerst, eine Obduktion zu verhindern: eine erfahrene und gewitzte Totenbeschauerin, zugleich Notärztin, konnte dies letztlich dann doch durchsetzen. Pilz führt in seinem Buch noch weitere Ungereimtheiten auf: Wo ist etwa die wasserfeste Smartwatch der Marke Galaxy verblieben, die doch über den genauen Todeszeitpunkt hätte Auskunft geben können? Und, ganz wichtig: Was ist mit dem privaten Laptop? Und was ist mit dem USB-Stick passiert, den Pilnacek stets als „meine Lebensversicherung“ beschrieben hatte und den er daher ständig am Leib trug (und der – so lässt sich spekulieren – als Kompromat vielen in der ÖVP gefährlich gewesen sein dürfte)? Doch stellen wir nun die wohl alles entscheidende Frage: Cui bono? Wer profitierte vom Ableben Pilnaceks? Zweifellos war jener ein Geheimnisträger. Wollte er auspacken? Dies bekräftigte jedenfalls FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker im Wiener “Kurier” vom 2. April 2024: „Er wollte dringend und vertraulich mit Herbert Kickl reden.“ Zu welchem Behufe? Hafenecker erinnerte sich an eine Pilnacek-Formulierung: „Ich habe den Rahmen für einige in der Politik gestaltet.“
Und was hat Wolfgang Sobotka mit der Causa zu tun? Kurz ausgeholt: Anna P., gewesene Freundin von Karin Wurm, bewohnte ehedem ein Zimmer im Rossatzer Haus. Von der Wachau pendelte Anna P. tagtäglich nach Wien – in ihr Büro bei Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Es war Anna P., die sämtliche persönlichen Gegenstände – genannt Autoschlüssel, Schlüsselbund, Geldtasche, Handy – an das Landeskriminalamt Niederösterreich ausgefolgt hat. Weitere Spuren dazu verlieren sich – weil sie wahrscheinlich verwischt wurden. Angesichts der großen öffentlichen Aufmerksamkeit sind hier aber noch einige Überraschungen zu erwarten. Im Nikbakhsh-Interview erklärt Wurm freimütig, dass es Anna P. war, die darauf gedrängt hat, dass sie Pilnacek kennenlernen sollte. Der Rest ist Geschichte.
Follow the money to the Unicorn
Wie im Februar dieses Jahres bekannt wurde, hat das von Sebastian Kurz in Israel mitgegründete Cybersecurity-Startup „Dream“ jüngst eine Finanzierungsrunde in Höhe von 100 Millionen Dollar abgeschlossen. Angeführt wurde diese Runde vom US-Investor Bain Capital. Somit stieg die Unternehmensbewertung auf 1,1 Milliarden Dollar. Auf deren Homepage heißt es (übersetzt): „Die fortschrittliche Plattform von Dream stärkt die nationale Sicherheit, indem sie Regierungen unübertroffene Transparenz, vorausschauende Abwehr und Echtzeit-Bedrohungsabwehr bietet.“
Ein abschließender Hinweis: Der Autor dieses Beitrags verfasst – aus Gründen der „schreiberischen Hygiene“ – auch Kriminalromane. Mögen die Pferdchen hierbei vielleicht auch ein wenig mit ihm durchgegangen sein, so bleibt zuletzt die Frage: Waren es also doch ausländische Geheimdienste? Um nochmals mit Watson zu fragen und zu enden: „Aber man hat doch gar keine Beweismittel für einen Mord an Pilnacek gefunden?“ Darauf Sherlock Holmes: „Aber gerade das ist ja das Verdächtige…“
Rudolf Preyer, Jahrgang 1979, stammt ursprünglich aus dem malerischen Weinviertel und lebt und arbeitet mittlerweile in Wien. Der frühere Theaterregisseur ist Journalist und Buchautor und leitet den Verlag „Edition HEFTIGER“. Der leidenschaftliche Fechter und Kunstbeobachter bloggt unter anderem im seinem Blog “PREYER – Es geht noch HEFTIGER“ und auf „Kurs Ost – Preyers Kurs-Ost-West„.
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6 Antworten
@von ausländischem Geheimdienst ermordet
wäre nicht der erste – CIA und Mossad sind da recht rustikal, wenn es um ihre Interessen geht.
Das Problem daran : solche Dinge werden nicht bewiesen, da die europäischen Vasallenregimes daran kein Interesse haben und den Staatsanwälten dafür keine Freigabe geben und die Staatsanwälte daran auch kein Interesse haben.
Ganz aktuell – auch wenn es sich hier nicht um Mord, sondern nur um Sachterrorismus geht : die Pipelines. Politik, Justiz und Geheimdienste können einfach nichts erkennen, was ansonsten die Spatzen von den Dächern pfeifen !
Das Prinzip ist da immer gleich !
Das ist der Tiefe Staat, dagegen ist die „CosaNostra “ ein Wohlfahrts- Verein……Kanzler Kurz hat die Demokratie gekapert und bis ins kleinste Detail geplant. Das Resultat nennt man weltweit „TIEFER STAAT“ das ist jener Staat, dem Trump den „GARAUS “ machen wird und daher von der Finanz-Medien-WEF- Mafia gehaßt wird.
So sah sein Ansatz zur Unterminierung des gesamten Staates statt und fand auch auf sprachlicher Ebene statt.
Messagecontrol – stand für die Gefügigmachung der Medien mit Mitteln,
Beinschabtool – stand für manipulierte Meinungsumfragen, um den Vorgänger zu vernichten,
Objektive Personalbesetzung – stand für „Ich entscheide!“
Pressekonferenz – stand für Selbstüberhöhung und Einschüchterung,
Selbstaufopferung – stand für Bereicherung,
Förderung – stand für „Geld für die Türkise-Familie“,
Justizreform – stand für die Legitimierung der mafiösen Strukturen,
Auslandsreisen – standen für Belohnung höriger Journalisten und exklusive Bilder,
Warum über die Vergangenheit weiter monieren? Weil der Mißbrauch unseres Staates durch diese korrupte Mafia-Vereinigung nach wie vor weiter geführt wird!….Die “Hintergrundgespräche” mit Gehirnwäsche für die leibeigenen Journalisten bitte nicht verdrängen!….Think Tank – stand für die Eliminierung des Parlaments,
59 PR Mitarbeiter – standen für die Entlastung des Finanzministeriums.
Den Namen Pilnacek höre ich das erstemal.
USB-Stick als Lebensversicherung?
Wogegen musste er sich eigentlich versichern? Was wusste er?
Wenn er „auspacken wollte“, wem hätte er geschadet?
Er ist ja nicht der erste, der einem „Selbstmord oder selbst verschuldeten Unfall“ zum Opfer fiel, weil er sich nicht den Agenden der „Herrscher“ unterwarf.
Ich könnte auf Anhieb noch 3 Namen nennen, davon sind nur 2 Politiker, es ist auch ein Künstler dabei
Bleibt noch zu erwähnen, dass die Aufrüstungsrunden in den „EU“-Ländern enorme Milliardensummen für die Investitionen in „Cybersicherheit“ zur Verfügung stellen (werden): was für ein Zufall, dass ein Ex-Politiker rechtzeitig in dem Bereich – von dem er keinerlei Ahnung hat – zum Gründer mit Israel-Connection wird…
Der „Hund, der nicht bellte“ kam von „Silver Blaze“, nicht von „The Hound of the Baskervilles“.