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Zur institutionellen Ethik des Atomausstiegs

Zur institutionellen Ethik des Atomausstiegs

Grübelnde Experten und Ratgeber, die am Ende nie der Politik widersprechen (Symbolbild:Pixabay)

Bei der am Samstag vollzogenen Abschaltung der drei letzten verbliebenen Kernkraftwerke und damit dem wohl finalen Ausstieg aus der Atomenergie handelt es sich nicht nur um energiepolitischen Selbstmord, sondern auch um ein Musterbeispiel dafür, auf welch groteske Weise derart existenzielle Entscheidungen hierzulande getroffen werden. Flankiert wurde sie natürlich, ähnlich wie bei den unsäglichen Corona-Beschränkungen, von einer ominösen „Ethikkommission“. Die Einrichtung solcher dubioser Gremien ist üblich, um bereits beschlossenen politischen Vorhaben die höheren Weihen durch vermeintlich unabhängige Experten zu geben. Im Falle des Atomausstiegs wurde das gewünschte Resultat von einer gleich 17-köpfigen Kommission geliefert, der unter anderem die Soziologen Ulrich Beck und Ortwin Renn, die Philosophin Weyma Lübbe, der Mikrobiologe Jörg Hacker, der Forst- und Bodenwissenschaftler Reinhard Hüttl, die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlerin Lucia Reisch und die Politikwissenschaftlerin Miranda Schreurs angehörten.

Bezeichnenderweise befand sich darunter diesmal kein einziger Fachmann zum Thema Energie oder Atomkraftwerke; während bei Corona genau die fachidiotische Einseitigkeit der Beratungsgremien gerügt wurde, wird hier die Fachfremde zum bestimmenden Prinzip erhoben – aus gutem Grund: Rational ist der Atomausstieg schlicht nicht zu begründen. Was genau die zusammengewürfelte und fachfremde Kommission zu einem fundierten Urteil über ein derart komplexes Thema befähigte, wurde demzufolge natürlich auch in keiner Weise erklärt. Die Schar diente erkennbar lediglich zum Abnicken der im nahezu vollständig linksgrün gepolten Bildungsbereich ohnehin populären “Energiewende”.

Zaghafte und verzögerte Infragestellung

Schon die Geschichte des Atomausstiegs – seit dem unter Merkel zunächst beschlossenen Wiedereinstieg nach Ablösung der rotgrünen Schröder-Regierung – spricht Bände: Beschlossen wurde er vom Bundestag am 30. Juni 2011, konkreter Auslöser war ein Erdbeben in Japan drei Monate zuvor, das einen Tsunami auslöste, der auch das Atomkraftwerk Fukushima traf. Im fernen Deutschland löste dies natürlich neue Hysterie vor der angeblich so gefährlichen Atomenergie aus. Diese wurde von Angela Merkel aufgegriffen, weil sie sich – vergeblich – erhoffte, bei den bevorstehenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg mit einem noch früheren Ende der Atomkraft in Deutschland punkten zu können. Aus solchen Erwägungen heraus wurde eine Entscheidung getroffen, die nun von den ideologischen Nachfolgern Merkels zu Ende exekutiert wurde und deren Folgen in ihrer ganzen Dramatik noch gar nicht zu überblicken sind.

Typisch deutsch war die zaghafte und verzögerte Infragestellung der damaligen Entscheidungsfindung: Erst zehn Jahre nach dem Bundestagsbeschluss von 2011 jedoch, wagte der Thermodynamik-Professor André Thess in einem offenen Brief an den Kommissionsvorsitzenden Professor Matthias Kleiner, der damals Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) war, kritische Fragen zur Zusammensetzung, Kompetenz und Objektivität der Ethikkommission zu stellen. Kleiner hatte bei der Vorstellung des Abschlussberichts gesäuselt: „Wir haben unsere Arbeit in diesen zwei Monaten in aller Unabhängigkeit getan (…) das möchte ich zu Beginn deutlich hervorheben und an dieser Stelle auch meinen Dank insbesondere für diese Unabhängigkeit, die wir genossen haben, an die Bundesregierung, die Bundeskanzlerin sagen.“ Thess kam 2021 zu einem völlig anderen Fazit: “Zusammenfassend komme ich zu dem Schluss, dass die drei Professorinnen und fünf Professoren der Ethikkommission dem Leitbild unabhängige Wissenschaft nicht gerecht geworden sind. Sie haben sich allem Anschein nach vereinnahmen lassen und das politisch erwartete Ergebnis geliefert.“ Insbesondere vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit dem Corona-Ethikrat wird man nicht lange überlegen müssen, welche Darstellung glaubwürdiger ist.

11 Antworten

  1. Die Angst vom Verlust der übervollen Futtertröge und der vom sozialem Status, treibt mitunter seltsame Blüten.
    Auf dem Oberdeck wird gefeiert wie nie, während die Mannschaft schon bis zum Hals im Wasser steht.

    1. Habecks Staatssekretär Graichen: Energieintensive Firmen sollen auswandern

      Der beamtete Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Patrick Graichen gilt als eigentlicher Kopf der Gesellschaftstransformation, die Robert Habeck als Minister vorantreibt.
      Der studierte Politikwissenschaftler formulierte schon als Chef des Lobbyvereins Agora Energiewende alle wesentlichen Ziele, die heute als Regierungspolitik der Ampel gelten: Umstellung der deutschen Wirtschaft auf „Null-Emission“ in kürzester Zeit – egal zu welchem Preis.
      alle unnützen politiker sollen den freitod wählen.. und so die menschheit von denkverweigerern erlösen…

  2. Dass derart weitreichende Entscheidungen ohne neutrale wissenschaftliche Begleitung und dazu auch ohne eine Volksbefragung durchgeführt werden, ist schon ein Skandal an sich.

    Als gäbe es nicht genug Fachleute auf diesem Gebiet! Wenn sich die Politik als Fortsetzung von Wissenschaft versteht, richtiger: ausgibt, sollte sie selbst sich jedenfalls einmal an die Mindeststandards jeglicher wissenschaftlicher Untersuchungen und Verfahren halten. Doch: Fehlanzeige!

    Politiker repräsentieren das Volk und das mag in gewöhnlichen politischen Fragen durchaus sinnvoll und anders gar nicht machbar sein. Doch bei grundlegenden Entscheidungen müsste zumindest in Ansätzen versucht werden, eine Volksmeinung zu “berücksichtigen”. Vor allem dann, wenn keinerlei Zeitdruck vorhanden ist. Auf einige Monate später käme es auch beim Klimaschutz nicht an, solange jedenfalls andere Länder immer noch wesentlich mehr CO2 produzieren als Deutschland überhaupt einsparen kann. Und erst recht, wenn der deutsche CO2-Ausstoß nun erwartungsgemäß höher ist als beim Weiterlaufenlassen der AKWs!

    Mehr Perversion und Dummheit geht wahrlich nicht mehr!

    Der Ethikrat hat schon bei Corona gänzlich versagt und bewiesen, dass die willfährigen Experten nur das bestätigen, was ihnen die Politik vorgibt! Eingenständige Wertungen – Fehlanzeige! Nicht umsonst werden sie schließlich bezahlt.

    Korruption hat eben viele Gesichter – vor allem in Deutschland!

    1. Diese CO2 verarsche wurde jetzt so oft wiederholt und ist inzwischen überall anzutreffen, das man allzu leicht vergisst…Das ist Humbug, es gibt kein CO2 Problem, es gibt ein “Eliten” und Denkproblem

  3. Habeck sucht Konfrontation mit EU-Staaten
    https://www.pi-news.net/2023/04/habeck-sucht-konfrontation-mit-eu-staaten/

    “Der grüne Größenwahn, verbunden mit der hündischen Vertretung amerikanischer Interessen, scheut vor nichts zurück: Das politisch von Robert Habeck und seinen grünen Spießgesellen geleitete Wirtschaftsministerium bemüht sich, einige EU-Länder, darunter das Schwergewicht Frankreich, zum Abbruch der Lieferung von russischen Uranlieferungen für Atomkraftwerke zu zwingen. Dieser Lieferstopp soll laut Habeck Bestandteil des nächsten Sanktionspakets gegen Russland werden.

    Neben Frankreich, das bekanntlich vorrangig auf Kernenergie setzt, wären von dieser Sanktionsmaßnahme Bulgarien, Tschechien, Ungarn, Slowenien und die Slowakei betroffen. All diese Staaten haben Liefervereinbarungen mit dem russischen Unternehmen Rosatom. Ungarn hat jedoch bereits deutlich gemacht, die Beziehungen zu Rosatom nicht zu beenden, sondern vielmehr zu vertiefen.

    Dagegen wollen vier osteuropäische Staaten ihre Abhängigkeit von russischem atomaren Brennstoff verringern. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der amerikanische Konzern Westinghouse hier ein gutes Geschäft wittert.

    Und einmal mehr wird klar: Die deutschen Grünen sind die besten Agenten politischer und wirtschaftlicher Interessen der USA. Völlig skrupellos nutzen Habeck und Co. dabei die (noch) dominante ökonomische Rolle Deutschlands in der EU aus. Allerdings riskiert die Bundesregierung im konkreten Fall einen schweren Konflikt mit Frankreich, dessen Präsident Macron wegen der Rentenunruhen unter massivem Druck steht und sich keinesfalls eine Blöße gegenüber Berlin erlauben kann. Der ungehemmte Machtanspruch der Grünen schadet nicht nur immer mehr den Deutschen, sondern droht auch die EU zu vergiften. Ohne Folgen wird all das nicht bleiben.”

  4. Er selbst stimmte gegen die Laufzeitverlängerung
    Doppelzüngiger Lindner aufgeflogen

    Nach außen hin versucht sich Lindner aktuell als Befürworter einer Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke darzustellen. Dabei hat er selbst im Bundestag Ende März GEGEN eine Laufzeitverlängerung gestimmt.
    https://www.freiewelt.net/nachricht/doppelzuengiger-lindner-aufgeflogen-10092893/

    Ich hoffe die FDP fliegt bei den nächsten Landtagswahlen udn Bundestagwahlen aus allen Parlamenten. Wer nimmt diese Clowns noch Ernst?

  5. @auf welch groteske Weise derart existenzielle Entscheidungen hierzulande getroffen werden.
    die werden nicht hier getroffen – die werden von den US-Geostrategen so vorgegeben. Und diese wollen Nationen und Völker vernichten, und gerade Europa als mögliche Konkurrenz vom Markt haben – und dafür liegen sie gut im Plan !
    Spaßig wird es erst, wenn der Zusammenbruch auch der Masse der Schafe erkennbar wird und Transatlantiker und Young Leaders nur noch final gefragt sind ! Die USA sind ja nicht gerade dafür bekannt, ihre nutzlos gewordenen Helfer zu übernehmen!
    Schon Napoleon hat das so kommentiert : ich liebe den Verrat, aber ich hasse die Verräter !

  6. Atomausstieg in der BRD
    “Dazu wurde am 22. April 2002 – nach langen gesellschaftlichen Debatten – das Atomgesetz geändert. Ziel war es, die Nutzung der Atomenergie zur gewerblichen Erzeugung von Elektrizität geordnet zu beenden. Dazu wurden die Laufzeiten der Atomkraftwerke auf eine regelmäßige Gesamtlaufzeit von ca. 32 Jahren begrenzt. Auch Neubauten von Atomkraftwerken waren seitdem nicht mehr erlaubt.”

  7. In dieser verheerenden Zeit erscheinen die vier apokalyptischen Reiter. Der strahlende erste Reiter auf dem weißen Pferd ist der Anführer und trägt den Siegeskranz. Er steht für die Energie- und Atomkonzerne. Der zweite Reiter mit dem Schwert auf dem roten Pferd symbolisiert Blut und Krieg und steht für die Rüstungsindustrie. Der dritte Reiter mit der Waage auf dem schwarzen Pferd kündigt Inflation und Hunger an und symbolisiert die Banken. Hinter dem vierten Reiter auf dem fahlen Pferd zieht die Unterwelt her, und er bringt Krankheit und Tod. Er steht für die Pharmakonzerne. Dass ausgerechnet Kernspaltungsenergie, die infolge schwersten Katastrophen breite Ablehnung erzeugte, wieder als Gefahr geleugnet wird, ist mir völlig unverständlich. Selbst der CO2 Schwindel der Grünen hat nur die Funktion, Atomenergie als CO2 neutral und ökologisch wieder akzeptabel zu machen. Plutonium harmloser als CO2 ? Das kann ich einfach nicht verstehen! Und tatsächlich, die Stimmung kippt allmählich, aber für den Neustart der Atomindustrie scheint in der BRD die Zeit doch noch nicht reif zu sein. Warten wir doch einfach die Fusionsenergie ab und beenden idiotische Sanktionen.

    1. Lieber Torwächter:
      Ganz CO2-neutral ist die Kernenergienutzung nicht, bei Rohstoffgewinnung und Aufbereitung wird ebenfalls CO2 in die Umwelt abgegeben. Allerdings im Vergleich zur fossilen Energienutzung in winzigem Ausmaß.

      Ich muß Sie aber enttäuschen:

      Auch ein Kohlekraftwerk gibt Radioaktivität in die Umwelt ab. Da millionenfach soviel Masse als Energieträger gebraucht wird wie bei Kernenergie, ist die radioaktive Belastung um ein Kohlekraftwerk möglicherweise größer als um ein Kernkraftwerk
      (gugeln Sie “kohleverbrennung radioaktivität”)!

      Da ein Fusionskraftwerk nur mit Tritium funktioniert (die Fusionstemperatur von Deuterium und radioaktivem Tritium ist mit Abstand die niedrigste) wird bei jedem Fusionsvorgang zu einem Heliumatom ein Neutron freigesetzt. Der Fusionsvorgang liefert etwa 4MeV Energie.
      Ein gespaltenes Uranatom liefert etwa 200MeV, also das 50-fache an Energie, und im Durchschnitt zweieinhalb Neutronen, wovon eines zur Aufrechterhaltung der Kettenreaktion entnommen wird.
      Somit haben wir bei einer einzigen Urankernspaltung der Energie 200MeV im Schnitt eineinhalb Neutronen.

      Ein Fusionsreaktor würde für dieselbe Energie 50 Neutronen abgeben, also mehr als das 30-fache! Und da man die nicht abfangen kann, gehen die in das Material des Reaktors und machen dieses in kurzer Zeit ebenfalls radioaktiv. Ganz zu schweigen von der Materialversprödung, ein Phänomen, das z.B. von Stahlteilen in herkömmlichen Spalt-Reaktoren gut bekannt ist.

      Diese unangenehmen Tatsachen lassen die meisten Befürworter der Fusionsenergienutzung lieber unter den Tisch fallen, das macht sich nicht gut auf Hochglanzprospekten.

      Torwächter 19. April 2023 um 0:03
      …der CO2 Schwindel der Grünen hat nur die Funktion, Atomenergie als CO2 neutral und ökologisch wieder akzeptabel zu machen.

      Daß sowas von Grünen diskutiert wird, halte ich für unwahrscheinlich. Abgesehen von deren fehlendem Intellekt geht es denen ja auch nicht um die Umwelt, wie deren Politik, nicht zuletzt ihre Unterstützung der größten Umweltsauerei, den Waffenlieferungen, beweist!