Das stille Sterben im Paradies

Das stille Sterben im Paradies

Nachwuchs ist mehr als nur elterliche Selbstverwirklichung (Symbolbild:Pixabay)

Bei der Frage, welche Gesellschaften künftig den Planeten bevölkern, dürften neben den unterschiedlich verfügbaren natürlichen Ressourcen vor allem die Geburtenraten eine entscheidende Rolle spielen. Als anthropologisch unbefleckter Zeitgenosse könnte man auf die Idee kommen, dass sich in reichen, glücklichen und friedlichen Gesellschaften, also den Paradiesen auf Erden, am ehesten Zeit, Lust und Gelegenheit finden, genügend Nachwuchs zu produzieren und sich so – die Rente wäre sicher – in weiser Voraussicht ein plausibles Altern zu sichern. Aber natürlich weiß jeder: Das genaue Gegenteil ist der Fall. Weltweit ist eine deutliche und sehr nachhaltige Korrelation von wachsendem Wohlstand und zunehmender Kinderlosigkeit zu konstatieren. In den Industrienationen dieser Welt entscheidet man sich unwiederbringlich gegen den Kostenfaktor Kind und damit fürs gemeinschaftliche Aussterben, während in den Failed States dieser Welt, wie Fürstin Gloria sagen würde, “geschnackselt” wird bis die Hütte brennt. Vorsorge durch Zeugung bleibt dort eine (wenn auch abfallende) Konstante. Da beißt auch die rassistische Maus keinen roten Faden ab.

Zusammen mit dem ohnehin vorhandenen Wohlstandsgefälle führt dieses Reproduktionsverhalten in westlichen Ländern früher oder später zu einem einem Mangel an “Arbeitskräften_innen” und natürlich einem zusätzlichen, stetig steigenden Migrationsdruck von außen, der vor dem Hintergrund gewollt durchlässiger Grenzen zwar politisch verwaltet, aber nie auf Dauer bewältigt oder gar gestoppt werden kann. Als Prinzip kommunizierender Röhren ist dies eine Binse.

Zusammenhang zwischen Kinderreichtum und Religion

Ein zweiter zu beobachtender Zusammenhang im Hinblick auf Geburten besteht zwischen Kinderreichtum und der Existenz vitaler Religionsgemeinschaft mit ihren klassischen Rollenbildern. Der Islam hat sich in den letzten 200 Jahren mit hohen Kinderzahlen in vielen asiatischen Ländern, in ganz Nordafrika ausgebreitet und nun Europa ins Visier genommen. Hier stellt er in nicht wenigen Städten nicht nur die vorherrschende Glaubensrichtung sondern auch die faktische Mehrheit in Kindergärten, Schulen und ganzen Stadtvierteln. Israel als religiös geprägter Ausreißer in der westlichen Hemisphäre verzeichnet immerhin durchschnittlich drei Geburten, während ansonsten in Europa und Nordamerika Geburtenraten zwischen 1,3 und 1,5 inzwischen als normal gelten. Amish People bekommen, ganz unabhängig von ihren disparat über die Welt verteilten Wohnorten, fünf bis acht Kinder pro Frau. Dort, wo solche zumeist patriarchalischen Glaubensgemeinschaften mit festgefügten Aufgabenteilungen fehlen, Frauen mehr Zugang zu Bildung und Verhütungsmethoden haben, entscheiden sie sich umgehend für Berufstätigkeit und Teilhabe an den Segnungen der Wohlstandsgesellschaft, und damit gegen Kinder. Bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang die bildhafte Aussage, die Pille sei für Gesellschaften „die Atombombe in den Händen der Frau“.

Hier noch weithin unbekannt ist die Tatsache, dass am Ende der Fertilitäts- und Geburtentabellen mit Südkorea, Hongkong, Taiwan und Singapore ausgerechnet die Tigerstaaten stehen, die doch den hiesigen Meldungen zufolge aktuell das asiatische Zeitalter einläuten sollten. Und die Aufsteigernation an sich – das global bestaunte China – hält trotz staatlich vollzogenem Wechsel von der Ein- zur Zwei- und nun bereits Dreikind-Politik – sogar die rote Laterne in der Welt. Eine Chinesin bekommt im Schnitt gerade noch ein Kind. Die staatliche verfügte Produktion neuer Mitbürger scheint weniger einfach als die über Jahrzehnte praktizierte, staatlich angeordnete Vernichtung „überzähligen“ Lebens. Im “Reich des Drachen” ist das Feuer aus. Man läuft unaufhaltsam auf eine demographische Katastrophe epischen Ausmaßes zu.

Kein Grund zur Idealisierung kollektivistischer Familienpolitik

Die Politik scheint im Hinblick auf solche Entwicklungen relativ machtlos. Fast. Denn, wenn es um den politisch geförderten Kinderwunsch geht, gibt es durchaus einige, zumindest deutlich dämpfende Ausnahmen. Frankreich zum Beispiel hält seine Kinderzahlen konstant hoch. Hier werden durch eine bereits in den Boomerjahren eingeleitete Politik noch immer erstaunliche Geburtenraten von derzeit immerhin 1,83 erzielt. Man könnte vermuten, dass dies dem besonders hohen Anteil von Einwohnern mit einschlägigen Migrationshintergründen geschuldet sei. Die Statistiken bestätigen diesen Verdacht allerdings nicht. Man findet stattdessen ein vergleichsweise formidables Kindergeld, eine landesweit gut organisierte Kinderbetreuung und vor allem eine sehr hohe gesellschaftliche Wertschätzung der berufstätigen Mutter. Eine Politik also, wie sie auch in der DDR verfolgt wurde. Hier bekam in den Boomerjahren jede Frau 2,4 Kinder, während zeitgleich in Westdeutschland geradeso ein Ausgleich von Geburten zu Sterbefällen erreicht wurde. Und das, obwohl die Frau dort fürgewöhnlich noch am Herd stand und sich trotzdem sozial bestens versorgt wusste.

Man muss diese Art kollektivistischer Familienpolitik nicht idealisieren; es gibt zahlreiche Risiken und Nebenwirkungen. Allerdings ist ein solide bevölkerungspolitische Steuerung zweifellos geeignet, viele der derzeit massiven Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen. Man könnte also eine Menge tun. Sicher sind steuerliche Bevorzugungen der Zwei-, Drei- oder Vierkindfamilie (Halbierung der Steuerlast bei Kind Nr. 3, völlige Befreiung nach Nr. 4) vor den derzeit geltenden gesetzlichen Hintergründen schwierig; aber dass solche konsequenten familienpolitischen Ansätze angesichts des rasanten Abrutschen einer erfolgreichen Gesellschaft nicht wenigstens diskutiert werden, ist ausgesprochen merkwürdig.

Kinder als Unterhaltungsfaktor für Jedermann?

Nicht wenige sehen ja die Mutter aller Probleme: – Fachkräftemangel, Pflegenotstand, schwindender Wohlstand, Masseneinwanderung in Sozialsysteme und logischerweise das Ausbluten des gesamten Sozialstaates – durchaus zutreffend in einem Mangel an Kindern. Wenn immer dieses mit Hilfe weniger mathematischer Formeln beschreibbare Problem aber in Deutschland irgendwann einmal irgendwo öffentlich thematisiert werden soll, erhebt sich postwendend ein Sturm der Entrüstung.

Dunkle Assoziationen von völkischen Parolen, Biologismus, Volk ohne Raum und deutschen Müttern mit geflochtenen Zöpfen vorm Kochtopf werden dann bemüht. Das hätte man alles “schon mal gehabt”; gepriesen wird umso freudiger die freie Entscheidung zur Kinderlosigkeit als emanzipatorische Errungenschaft selbstbewusster unabhängiger Frauen, Männer und sonstiger Daseinsformen. Kinder sind deshalb auch kein Kompetenzfeld klassisch funktionierender Familien mehr, sondern eine Art Unterhaltungsfaktor für Jedermann. Ein Spielzeug und Statussymbol, das man sich zwar in allen nur erdenklichen Lebenskonstellationen und Beschaffungswegen und vorbei an genetischen Kausalketten heranorganisieren kann, wann immer einem eben gerade danach ist, das seltsamerweise aber keinerlei gesellschaftspolitische Relevanz zu haben scheint. Kinder gelten in weiten Teilen der Gesellschaft als unerzogen, nervig, störend, uncool. Hotels, Gaststätten, Wellnessoasen werben als kindbefreite Zonen. Arbeitende Mütter wiederum werden schnell als Rabenmütter abgestempelt. Das, während die Folgen der Überalterung landauf landab überall als eine Art losgelöstes gottgegebenes Schicksal beklagt werden, denen man dann nach geltender deutscher Logik nur noch durch den manisch betriebenen, wahllosen Import von Menschenmassen aus den rückständigsten Regionen des Planeten begegnen kann. Eins und Eins zählt niemand mehr zusammen. Schwer zu verstehen.

4 Antworten

  1. Es ist viel zu spät, daran noch etwas ändern zu können. Der Zug ist abgefahren.

    Unser Land ist nicht kinderfeindlich – es ist elternfeindlich …

  2. Die eine Rasse der absoluten Vollhonks wird weltweit wegen Wohlstandsverblödung und der Unfähigkeit Kinder zu machen zwangsäufig aussterben. Die andere Rasse in Affrika und Indien wird wegen Überproduktion von Nachkommen seine eigenen Kinder und schließlich sich selbst fressen müssen. Tja. Wer bleibt übrig? Südamerika? China? Australien? Natürliche Auslese nennt man sowas. Das ist auch gut so, denn dieser Planet hat keinen Platz und Ressourcen für sterile Umweltspinner, die kein lebenswichtiges CO2 haben wollen und einen ganzen Affen – Kontinent, der sich jährlich um das doppelte reproduziert.

  3. Man sollte nicht mit dem Finger auf die asiatischen Länder zeigen oder die reichen europäoschen Staaten . Zu allen Zeiten war es so, dass wohlhabende Länder – auch in denen Frauen nicht berufstätig waren – immer weniger Kinder bekamen. Es ist wohl natürlich, dass auch Völker entstehen / geboren werden, prosperieren und irgenwann absterben. Wieso haben wir heute keine Reiche der Sumerer, der Assyrer, der Römer u.a. ? Also nicht die Frauen sind schuld, sondern der Lauf der Welt.

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