Samstag, 14. September 2024
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Deutsches SDI für Arme: Wenn die Bundeswehr “ERNST” macht…

Deutsches SDI für Arme: Wenn die Bundeswehr “ERNST” macht…

SpaceX-Start einer Falcon-Rakete: Deutschland switcht unmerklich von wissenschaftlicher auf militärische Weltraumtechnologie um (Symbolbild:Imago)

Am 2. April 1985 lehnte die sich damals in der Opposition befindende SPD-Fraktion eine deutsche Beteiligung an Ronald Reagans “Strategic Defense Initiative” (SDI) kategorisch ab. Auch 350 westdeutsche Wissenschaftler wandten sich an Kanzler Helmut Kohl, denn sie sahen die Abrüstungsgespräche mit dem Warschauer Pakt durch die Stationierung von Waffensystemen im Weltall als gefährdet an. Mit “Star Wars” – so der populäre Name des geplanten Raketenabwehrsystems – würde die letzte Hoffnung auf Abrüstung zunichte gemacht, mahnten sie. Aus technischen Gründen blieb das Projekt damals in den Kinderschuhen stecken; nicht etwa also, weil der amerikanische Präsident das Interesse verloren hätte, sondern weil auch die eigenen Wissenschaftler an der Umsetzbarkeit zweifelten. Trotzdem setzten sich später auch Bill Clinton und George Bush weiter für die Idee ein, auch wenn sie ihr einen anderen Namen gaben.

Jetzt macht auch das deutsche Verteidigungsministerium “Ernst” – man verzeihe mir das Wortspiel (es handelt sich dabei um ein Akronym für “Experimentelle Raumfahrtanwendung basierend auf Nano-Satelliten-Technologie”). Zwar ist der kleine Satellit gleichen Namens, der am Freiburger Fraunhofer-Institut EMI entwickelt wurde, kein filmreifes Modell einer Weltraumwaffe, aber der kleine Kasten soll durchaus militärischen Zwecken dienen. Ein Prototyp ist jetzt mit einer Falcon 9 in den erdnahen Orbit gestartet und soll unseren Planeten über die Pole hinweg umkreisen. Steuerbar ist “Ernst” nicht, daher wird er einen festgelegten Korridor mit seinen Infrarotkameras beobachten. Der Satellit soll Teil eines Frühwarnsystems werden, welches die am Boden stationierten Radarstationen beim Aufspüren von Raketenstarts unterstützen wird. Auf diese Weise, so die Begründung, könne man im Ernstfall schneller eigene Abwehrmaßnahmen einleiten. Natürlich wird auch die Ukraine dabei überflogen und das dürfte kein Zufall sein.

Ein Herz für Raumfahrt

Auch das Fraunhofer-Institut will ins “New Space”-Geschäft einsteigen, als dessen Pionier Elon Musk bekannt geworden ist. Raumfahrt soll künftig nicht mehr nur von staatlichen Behörden wie NASA und ESA betrieben werden, sondern auch von privaten Unternehmen. Im Bereich der zivilen Forschung lebt Musk das SpaceX vor, ohne welches die internationale Raumstation ISS noch heute allein auf russische Versorgungsflüge angewiesen wäre. Private Raumfahrtunternehmen arbeiten nicht nur kostengünstiger, sondern auch innovativer: Wer einmal gesehen hat, wie eine von Musks Falcon-Raketen auf ihren Feuerstrahlen reitend wieder sanft auf den Erdboden zurückkehrt, und wer zudem noch ein Herz für die Raumfahrt hat, der kann nur noch ehrfürchtig vor Bewunderung erstarren. Voller Begeisterung verfolge ich die Berichte darüber. Dabei ging es bislang aber auch hauptsächlich um zivile Missionen.

Man darf sich jedoch keine Illusionen darüber machen, wie viele Satelliten mit militärischer Nutzung über unseren Köpfen herumschwirren. Schon vor Jahrzehnten wurde darüber gespottet, die USA wüssten stets genau, was im Kreml zum Mittagessen serviert würde. Dabei kommt auch deutsche Kameratechnik zum Einsatz. In einer Folge der Mystery-Serie “Akte X” ist die Rede von Jenoptik-Linsen, die in japanischen Spionagesatelliten zum Einsatz kommen. Das konnte ich zwar nicht verifizieren, allerdings ist Technik aus Jena derzeit bekanntlich auch auf dem Mars im Einsatz – allerdings für friedliche Zwecke. Der Bericht über die Beteiligung des Verteidigungsministeriums an der Entwicklung von “Ernst” jedoch lässt Übles befürchten. Auch wenn es selbstverständlich nicht explizit im Bericht der “Tagesschau” zum Thema erwähnt wurde, passt das Projekt in unsere Zeit: Während andere Industriezweige ihre Standorte in Deutschland dicht machen, um die im europäischen Vergleich astronomisch hohen Energiepreise zu umgehen, blüht die Rüstungsindustrie auf – allen voran der wohlbekannte Konzern Rheinmetall. Unser Land ist zwar nicht mehr in der Lage, so essentielle Dinge wie Medikamentengrundstoffe in ausreichender Menge herzustellen, aber Rüstungsgüter rollen in Massen vom Band.

Grüne Kriegspolitik

Panzer als Retter der maroden deutschen Wirtschaft? Darauf setzen gerade die Grünen. Die ließen schon in der Koalition mit Gerhard Schröder ein Heer von Friedensforschungsinstituten gründen – während zugleich unter derselben rot-grünen Regierung die Waffenexporte merklich anstiegen. Man hätte gewarnt sein können… auch wenn Robert Habeck nicht ganz so offensiv Kriegspolitik betreibt wie einstmals Joschka Fischer. Man kann all dem nur noch frustriert zuschauen, denn eigentlich bin ich durchaus “Raumfahrt-Patriotin” und war es auch schon in jüngeren Jahren, als ich mich politisch noch eher links verortet hätte. Von Sigmund Jähn und seiner Beteiligung an den Sojus-Missionen 1978 wussten wir im Westen nicht viel, aber als 1985 die D1-Mission startete, klebte die Familie – auf mein Betreiben hin – vor dem Fernseher: Deutschland hatte das “Space Lab” für das amerikanische Space Shuttle gebaut, das nun von Reinhard Furrer und Ernst Messerschmidt “eingeweiht” werden sollte. Eine Fernsehshow forderte gar das ganze Land dazu auf, zum Zeitpunkt eines Überflugs alle Lichter ein- und auszuschalten, um die deutschen Astronauten zu grüßen. Deutsche Beiträge zur internationalen Raumfahrt dienten bislang hauptsächlich zu Forschungszwecken, so etwa Roboterarme oder Kameralinsen. Das öffentliche Interesse daran fiel eher gering aus.

Erst die “Perseverance”-Mission zum Mars konnte mehr Aufmerksamkeit generieren. Da konnte man schon ein bisschen stolz sein, dass deutsche Technik zum Aufspüren von Leben auf dem roten Planeten zum Einsatz kommt. Raumfahrt war für mich immer mit friedlicher, internationaler Zusammenarbeit verbunden. Doch dann kam “Ernst”. Warum wird ausgerechnet diesem kleinen Kasten so viel Sendezeit in der “Tageschau” gewidmet? Vielleicht, weil die Medien der Weltöffentlichkeit zeigen wollen, wie fleißig sich unser Land an der “Verteidigung westlicher Werte” beteiligt. Deshalb hat die Bundesregierung schließlich ja auch der Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Deutschland zugestimmt. Derart auf den Präsentierteller gesetzt, wird uns allerdings auch der Satellit im “Ernst”-Fall nicht helfen… denn einen “Iron Dome” für Atomwaffen gibt es noch nicht. Ich bin gespannt, ob Nancy Faeser schon ein paar amüsante Zivilschutzfilme in Auftrag gegeben hat.

3 Antworten

  1. Dieser Drecksstaat hat keine Armee, die in irgend einer Weise “ernst” macht oder ernst zu nehmen ist. Was sollen die verweichlichten Schwuchteln denn hier ausrichten? Die Stationierung von US Atomraketen auf diesem hier besetzten Gebiet geht diese Schwuchtelregierung eh nichts an. Mich wundert sowiso, das man dies alles öffentlich macht, was der Deutsche Bundesdackel in seiner Arschkriecherei und Ergebenheit sowiso nur abnicken muß. Was die Amis hier alles verstecken oder heimlich still und leise in ihre Stützpunkte bringen, das geht die Deutschen und ihre saudähmliche Regierung mit ihren Dummdödeln nach Besatzerrecht sowiso nichts an und eh kilometerweit am Arsch vorbei. Haupsache Malle wird nicht angegriffen. Dann ist alles i.o.

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  2. Während meines Studiums, Anfang der 70 iger Jahre hatten wir in der DDR auch einige Stunden Zivilschutz, was bei bei einem Atomschlag zu machen ist. Was da für ein Blödsinn erzählt wurde. Mein Kommentar war damals, wenn man noch gehen kann dann nehme man sich ein weißes Laken und suche sich auf dem Friedhof ein freien Platz und warte bis der Tod eintritt. Der Dozent war davon nicht begeistert.