Alle Staaten begehen ihre Nationalfeiertage… und dann ist da noch Deutschland

Alle Staaten begehen ihre Nationalfeiertage… und dann ist da noch Deutschland

Vaterlandsliebe und Nationalbewusstsein haben im Land der Musterdemokraten und Vielfalt ausgedient (Symbolbild:Netzfund)

Praktisch überall auf der Welt ist der jeweilige Nationalfeiertag ein fröhliches, patriotisches Fest, auf dem sich das jeweilige Volk einfach selbst feiert. In den Niederlanden ist der Königstag der Nationalfeiertag; die Niederländer verstecken diesen keineswegs: Der Königstag wird meistens am 27. April gefeiert, dem Geburtstag des Königs (vormals war der Königinnentag der 30. April – der Geburtstag der Königin Juliana; deren Tochter Beatrix bestimmte, dass zu Ehren ihrer Mutter deren Wiegenfest beibehalten wurde). Das Feiern beginnt bereits am Vorabend mit der “Königsnacht”. Am niederländischen Nationalfeiertag herrscht alles andere als stille Feiertagsruhe: In jeder Stadt gibt es ein großes Volksfest mit Musik, Verzehr und Flohmärkten. Es wird getanzt, in Amsterdam auch in den Grachten. Viele Menschen tragen Orange. An vielen Häusern hängt die niederländische Flagge.

In der komplizierten Willensnation Belgien wird der Nationalfeiertag am 21. Juli begangen, in Gedenken an den 21. Juli 1831, als Leopold Georg Christian Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld, Herzog in Sachsen, als erster König der Belgier seinen Eid auf die Belgische Verfassung leistete. Hier gibt es am Nationalfeiertag immerhin ein Te Deum in der Kathedrale in Brüssel und anschließt eine große Militärparade. Auch in Belgien sieht man am 21. Juli häufig die Landesfarben. Zur Wahrheit gehört aber auch: Einige Flamen (und sogar einige Wallonen und Deutsche) wünschen sich die Wiedervereinigung mit ihren jeweiligen Mutterländern (Niederlande, Frankreich, Deutschland).

Von Te Deum bis Militärparade

Im kleinen und einzigen Großherzogtum der Welt Luxemburg fällt der Nationalfeiertag auf den 23. Juni. Großherzogin Charlotte legte ihn auf dieses Datum, weil ihr Geburtstag am 23. Januar in die kalte Jahreszeit fiel und ein Fest im Sommer ein freundlicherer Termin schien. Alle ihre Nachfolger behielten das Datum bei. Bereits am Vorabend gibt es einen großen Fackelzug durch die Hauptstadt mit anschließendem Feuerwerk. Am 23. Juni selbst gibt es – ähnlich wie im belgischen Nachbarland – ein Te Deum in der Kathedrale und eine anschließende Militärparade. Ferner gibt es auch in den anderen Städten Volksfeste, Festumzüge, Konzerte und Empfänge.

Frankreich ist für seine pompösen Inszenierungen zum 14. Juli weltberühmt; die Großparade auf den Champs Élysées ist ein beeindruckendes Spektakel, Militärflugzeuge zeichnen die Trikolore in den Himmel, es werden Salutschüsse gefeuert und frankreichweit gibt es Volksfeste in jedem größeren Ort, die mit abendlichen Feuerwerken ihren festlichen Höhepunkt finden. Das “Stürmchen” auf die Bastille von 1789 und seine Folgen stehen beim “Franzmann” eben noch heute hoch im Kurs. Wohl kein französischer Politiker würde je auf die krude Idee kommen, den Nationalfeiertag zugunsten “der Wirtschaft” zu streichen, wie es in Deutschland seit Jahren unter beängstigend großem Applaus (und ohne hörbaren Aufschrei der Empörung) linke Journalisten fordern – es sei denn, er ist lebensmüde; alleine eine solche Forderung zöge im Nachbarland die gesellschaftliche Ächtung nach sich.

Stolz und selbstbewusst

Die Schweizer Eidgenossen feiern am 1. August den Rütlischwur ihrer Urkantone im Jahr 1291; ihr Nationalfeiertag ist damit eine der stolzesten und ältesten Traditionen der Welt. Aber erst seit 1994 ist er nach Bundesrecht schweizweiter Feiertag, bis dahin wurde er, je nach Kanton, gesetzlich unterschiedlich gehandhabt – wenngleich die meisten Schweizer auch schon zuvor mindestens einen halben Arbeitstag frei hatten. Auch in der Schweiz gibt es Volksfeste und Feuerwerke: Hier spielt die Tradition der Alphörner eine besondere Rolle, ebenso wie das geschickte Jonglieren der Flaggen. Die Luftwaffe fliegt ebenfalls Paraden: Auch in der Schweiz werden die Nationalfarben in den Himmel gezeichnet.

Liechtenstein ist klein, aber fein; der Nationalfeiertag des Zwergstaats zwischen Österreich und Schweiz ist hingegen groß und doch ebenso schick. Hier, im, sehr katholisch geprägten, Fürstentum, fällt die Staatsfeier auf das Hochfest Mariä Himmelfahrt am 15. August. Der Hof des Vaduzer Schlosses ist für die Untertanen geöffnet; die fürstliche Familie gibt sich volksnah. Es gibt einen großen Umzug zum Schloss. Die Nationalhymne wird gemeinsam gesungen (bei der nach altem Brauch, die Hände beim Gruß an Fürst und Vaterland gehoben werden). Abends gibt es Fackelzüge und Leuchtfeuer in den Bergen – und ein großes Feuerwerk in der Hauptstadt. Bis genau 24 Uhr darf es an diesem Tag feierlich zugehen.

Anlass zur kollektiven Freude des jeweiligen Volkes

Österreich feiert am 26. Oktober seine “immerwährende Neutralität”, welche 1955 ausgerufen wurde, politisch mittlerweile aber immer weniger Bestand hat. Dieser Nationalfeiertag ist noch vergleichsweise jung und erst seit 1967 gesetzlich. Hier sind die Feiern denn auch nicht ganz so intensiv. Aber auch hier bietet das Militär immerhin Leistungsschauen: Museen und Staatsorgane – einschließlich der legendären Hofburg – laden mit freiem Eintritt zum Besuch ein, es herrscht die übliche operettenhafte Grandezza im öffentlichen Raum und natürlich gibt es auch reihenweise klassische Konzerte, die im Rundfunk übertragen werden.

Tschechien hat mehrere staatliche Nationalfeiertage, die an verschiedenen historische Ereignisse erinnern: Der Tag der Entstehung eines selbstständigen tschechoslowakischen Staates am 28. Oktober gilt gemeinhin als wichtigster Nationalfeiertag. Hier wird der Gründung der Tschechoslowakei im Jahre 1918 gedacht. Er ist einer von nur sieben Tagen im Jahr, an denen in der Tschechischen Republik gesetzlicher Ladenschluss herrscht; dieser gilt sonst nur zu Weihnachten, Neujahr, Ostern sowie am 28. September – einem weiteren Nationalfeiertag, dem Tag der tschechischen Staatlichkeit, an dem des böhmischen Königs Wenzelaus gedacht wird. An allen tschechischen Nationalfeiertagen gibt es Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen, ebenso wie auch Volksfeste und Feuerwerke.

In Deutschland zugleich “Tag der Offenen Moschee”

Polen feiert seine Unabhängigkeit am 11. November 1918 besonders stolz, staatstragend und patriotisch – angesichts seiner leid- und wechselvollen Geschichte verständlich. Aufgrund der Jahreszeit treten größere Volksfeste hier aber eher in den Hintergrund. Dänemark ist übrigens eines der wenigen Länder ohne direkten Nationalfeiertag: Hier besteht traditionell eine enge Bindung an die evangelisch-lutherische Staatskirche und an das Königshaus; entsprechend werden stattdessen eher Einzelereignisse des Königshaus groß und stolz gefeiert, wie zum Beispiel eine königliche Hochzeit oder die Krönung. Und in Irland ist am 17. März nicht nur die hügelige Insel grün: Vor allem am St.-Patrick-Tag feiern Iren auf der ganzen Welt ihren christlichen Apostel, was inzwischen den Charakter eines Nationalfeiertages auch in der “irischen Diaspora“ innehat.

Alleine in den Ländern Europas gäbe noch viele weitere Beispiele zu nennen… aber da könnte man einen ganzen Roman verfassen. Von den Nationalfeiertagen in den USA, Russland, Lateinamerika oder Fernost ganz zu schweigen. Haben wir etwas vergessen, was da nicht noch was? Ach ja: Deutschland! Da war heute zum 34. Mal Tag der Deutschen Einheit – und auch dieses Mal wurde er wieder so begangen wie eh und je: Verschämt, verdruckst, von Selbstverachtung in Politik und Kulturbetrieb geprägt und damit Ausdruck der zutiefst gestörten Identität in einem Land, dessen Eliten sich lieber heute als morgen selbst abschaffen würden. Dass der “Tag der Offenen Moschee“ bereits 1997 ausgerechnet auf den 3. Oktober gelegt wurde, ist kein Zufall und könnte sinnfälliger nicht sein.

In Deutschland: Anlass zum Mahnen, Schämen, Belehren

Es gibt in der BRD anlässlich des als Pflichtübung empfundenen Tages der deutschen Einheit, die längst einer neuen Uneinigkeit und Spaltung gewichen ist, keine Paraden, nationalen Festlichkeiten oder Volksfeste. Dafür gibt es einen kleinen Staatsakt, bei dem die Elite ungestört unter sich ist. Der Bundespräsident spielt dort wieder einmal den Mahner, erzählt was vom Islam, den “Feinden der Demokratie” (früher auch Opposition genannt) und von der schönen, kunterbunten Gesellschaft. Deutsche Flaggen sieht man außer der Pflichtbeflaggung, der demonstrativ auch gehisste EU-, Ukraine- und Regenbogenflaggen beigestellt werden, hingegen kaum. Zuletzt sah man Schwarz-Rot-Gold im öffentlichen Raum, vor der Konnotation dieser stolzen Farben als “völkisch“ oder “nationalistisch-ausgrenzend”, am ehesten noch in den historischen Aufnahmen der Jahre 1989 und 1990 und anschließend noch einmal beim Sommermärchen 2006, ehe Angela Merkel ihr ideelles und materielles Zerstörungswerk begann. Feuerwerke, Salutschüsse und Militärparaden wären hier undenkbar – obwohl die Bundeswehr eine Parlamentsarmee ist.

Zur kollektiven Störung passt, dass man vielerorts auch nicht vom “Tag der Deutschen Einheit” oder gar vom “Nationalfeiertag“, sondern schlicht von einem “Feiertag” spricht.  Dementsprechend stand bereits vor Jahren in vielen Kalendern beim Datum 3. Oktober einfach nur verlegen: “Ges. Feiertag“. Fast so, als wäre die eigene Nation etwas Lästiges und Störendes.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert