Dienstag, 27. August 2024
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„Das ist ein Hühnerstall!“

„Das ist ein Hühnerstall!“

Keine Toleranz für jedwede Delegitimierung des Legewesens! (Foto:Imago)

Der in der Überschrift wiedergegebene, von Nr. 1807 getätigte Ausruf hatte das Zeug, in die Geschichte einzugehen. Zwei Füchse, die sich gerade im einigermaßen leergefressenen Gebäude nach einem in Frage kommenden Abendessen umsehen wollten, trauten ihren Ohren nicht. Offenbar war da soeben nicht nur eine völlig absurde Feststellung getroffen worden (denn seit die Türen ausgebaut worden waren, tummelte sich hier im langgestreckten Gemäuer so ziemlich alles, was das Gelände ringsum so hergab), sondern der Behauptung war auch noch ein schwerlich zu überhörender Tonfall der Belustigung beigemischt. Sie blickten sich um. Oben auf der Stange saß ein schneeweißes Huhn mit ungekürztem Schnabel und betonte offensichtlich, hier irgendein hoheitliches Sagen zu haben.

Zwar gab es noch einige Dutzend weitere Legehennen, aber die hielten sich freiwillig in ihren Käfigen auf und legten nur noch selten Eier. Wenn, dann in aller Stille. In den Ecken. Gern gesehen war das nicht, aber die Eier wurden von einem zu Sozialstunden verdonnerten Rehabilitanten mit mürrischem Gesichtsausdruck abgeholt und gemäß der geltenden Durchführungsverordnung fuchsgerecht draußen an die Längswand gelegt. So war eine Art funktionierende Koexistenz herbeigeführt, die nicht den Verdacht aufkommen ließ, hier würde getrennt, was völkerrechtlich nicht zu trennen war.

Geschenk des Himmels

Eine gewisse Ruhe war eingekehrt. Seitdem damals das letzte nicht gegen Fuchsbandwurm geimpfte Exemplar von den Geschlechtsgenossinnen zu Frikassee zerhackt worden war, war in der gackernden Population nicht mehr viel passiert. Das Einzige, was drinnen im Stall noch interessierte, war die Frage, wer als Nächstes gefressen würde. Und von wem. Das hätte, so hieß es, womöglich Auswirkungen auf den Grad der sexuellen Erregung.

Selbstverständlich war der ungeheuerliche Vorgang von der Überwachungsanlage aufgezeichnet und an die zuständigen Abteilungen in Brüssel weitergeleitet worden. Der vorlaute Vogel war ganz offensichtlich nicht mehr Herr seiner Sinne. Es kam nun, wie es kommen musste: Am Nachmittag war bereits ein Investigativteam vom “Spiegelei” mit einem Übertragungswagen eingetroffen. Die Mitarbeiter des regionalen Organs für Vielfalt waren am Dutt zu erkennen, der unabhängig vom Geschlecht als dezent überhöhendes Markenzeichen diente. Sie waren sichtlich elektrisiert, mussten allerdings – in Ermangelung geeigneter Gesprächspartner – zuerst sich selbst gegenseitig zum Vorgang befragen. Die Beiträge würde man dann später mit dem Zusatz “Meinung” dem Redaktionsleiter offerieren. Zwar war schon vor drei Monaten außen am Gebäude ein Aufkleber mit einem durchgestrichenen Fuchs entdeckt worden – ein Vorfall, der die Auflage kurzzeitig gehoben hatte –, aber dass ein Huhn ein umgewidmetes, der Natur überlassenes Universalgebäude einfach öffentlich als Hühnerstall bezeichnete, das war ein Geschenk des Himmels.

Anspruchsdenken unterhalb der Keulungsschwelle

Als nächstes erschien der Bürgermeister, mit dem für allgemeine Gefahrenlagen angeschafften Hubschrauber und auf Anraten seines Mentaltrainers in Gummistiefeln. Er betonte im Interview, dass er selbstverständlich die Freizügigkeit aller vorkommenden Arten mit allen zu Gebote stehenden Mitteln durchsetzen würde. Unverzüglich würden jetzt Ermittlungen eingeleitet. Diese Ankündigung vor laufenden Kameras freilich war unnötig, denn dass der Staatsschutz bereits aktiv geworden war, sah man an der Tatsache, dass Männer im regenbogenfarbenen Vollschutz ein Huhn nach dem anderen aus dem Gebäude trugen und in ein bereitstehendes Transportfahrzeug luden. In der aus aktuellem Anlass unterbrochenen “Wochenschau” am Abend stand Ministerpräsident Wüstling sichtlich nervös vor Dutzenden Mikrofonen und betonte, Hühner hätten bei ihm und auch anderswo keinen Platz. In allen ihm bekannten Offenställen hätte man sich bereits distanziert. Wer Ostern verherrlichen würde, würde es unverzüglich mit der starken Hand des Staates zu tun bekommen.

Unverzüglich!“ wiederholte er. „Jetzt sofort!“ In alternativen sozialen Medien wurde darüber spekuliert, dass es den Hühnern womöglich einfach zu langweilig geworden war. In einer eilends einberufenen Sondersendung bekam später noch der Staatssekretär für Gleichheit, Gesinnung und Gedankengut die Gelegenheit, in einem ausführlichen Statement darzulegen, dass es unter diesem Ministerpräsidenten ja nicht das erste Mal sei, dass Ostern zumindest relativiert würde und biotop-feindliche Parolen im diskursiven Diversitätsraum aufgetaucht wären. Man müsse sich das sehr genau ansehen und sich vor allem vor Augen führen, dass er selbst schon in seinem kürzlich veröffentlichten Buch gewarnt und auf die massiv angestiegenen Gefahren eines staatsverleugnenden Anspruchsdenkens unterhalb der Keulungsschwelle hingewiesen hätte. Das Buch wurde großformatig eingeblendet. Dann wurde nochmals zum Tatort geschaltet, wo bei leichtem Nieselregen im Scheinwerferlicht die “Omas gegen Federvieh” symbolisch ein aufgeschnittenes Daunenbett ausschüttelten und mit Eiern warfen. Dann fiel der Strom aus.

6 Responses

  1. Schrieb ich nicht kürzlich, daß die allgemeine Verrücktheit noch zunehmen wird? 😉

    Was wird wohl Frau Pfahl dazu meinen? 🤔

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  2. Rocco, wie immer auf einem anderen Niveau.

    Danke und Grüße aus Hamburg

    Christian Horst

  3. Eine schöne und sehr passende Allegorie. Herzlichen Dank. Man sollte bei allem Ungemach trotzdem den Humor nicht vergessen.

  4. Selten so gelacht. Einfach Spitze. Vielleicht könnte man das Ganze etwas relativieren, wenn man diese abgetakelten Fregatten, die sich “Expertinnen” nennen, aus dem Verkehr zieht https://www.bild.de/politik/ausland-und-internationales/expertin-verraet-in-bild-so-muessen-wir-die-ostsee-gegen-putin-sichern-664f230f5505a33c8107e349 Man sollte sie entweder am Herd festketten und zur Kochbuchleserei verdammen. Es erschreckt mich zutiefst, zu sehen, dass so viele unfähige Weibsen jetzt an das Licht der Öffentlichkeit drängen und sie ist nur ein Beispiel. Es ist beschämend, dieser Spezies anzugehören.