Mittwoch, 11. September 2024
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Gefangenenaustausch von Terroristen und Auftragsmördern: Drehbuch für den nächsten Bond?

Gefangenenaustausch von Terroristen und Auftragsmördern: Drehbuch für den nächsten Bond?

Gefangenenaustausch in Russland am vergangenen Donnerstag: Wie in einem schlechten Agentenfilm (Foto:Imago)

Es erscheint wie ein nicht ganz völlig fiktives Drehbuch, und nennen wir den Hauptagenten – nein, nicht “Bond, James Bond”, sondern ganz einfach Krassikow. Wadim Nikolajewitsch Krassikow. Ein russischer Namen klingt doch gut. Der erhält ebenfalls seine „Lizenz zum Töten“, aber nicht von der britischen Regierung, sondern – sagen wir – von einem gewissen Waldemar Nitup. Dieser hat mit jemanden noch eine Rechnung offen, nein, besser einige Rechnungen (und keine kleinen). Schauplatz unseres Drehbuchs soll Osteuropa sein, denn da wimmelt es schließlich von Schurken. Ein großer unter ihnen ist in dem Drehbuch ein Georgier namens Changoschwili – Selimcan Sultanowitsch Changoschwili.

Und das soll der Oberschurke Changoschwili in unserem Drehbuch auf dem Kerbholz haben: “Sultan” Changoschwili alias Tornike Kavtarashvili aus Georgien (der Mann benutzt Pseudonyme) gehört der tschetschenischen muslimischen Minderheit der Kisten an. Der Separatist kämpft in den Tschetschenienkriegen gegen das Militär des Herrschers Nitup, genaugenommen als Anhänger des “Kaukasischen Emirats”. Im Zweiten Tschetschenienkrieg bekämpft er als Kommandeur tschetschenischer Milizen das Land des Nitup und wird deshalb von diesem als Terrorist gesucht. Denn Changoschwili zählt zu den militärischen Unterstützern des “Kaukasischen Emirats”, die Nitups Herrschaft durch eine islamische Diktatur ablösen wollen. Dieser Bursche beteiligt sich dann gemäß Drehbuch auch noch an einem Rebellenangriff auf Inguschetien und ist in Sachen Terror ein wahrer Hansdampf in allen Gassen.

Mit dem Teufel im Bunde

Nitup hat die Nase voll und gibt einen Giftanschlag auf Changoschwili in Auftrag, nachdem auch noch dessen Beteiligung an Anschlägen auf die U-Bahn der Hauptstadt bekannt wurde. Doch scheint der Terrorist mit dem Teufel im Bunde zu sein – er überlebt. Dasselbe gilt für einen Anschlag auf ihn in der georgischen Hauptstadt Tiflis, wo er trotz insgesamt acht Schüssen ebenfalls mit dem Leben davonkommt. Changoschwili taucht danach zunächst in die Ukraine unter, anschließend kommt er nach Deutschland, wo er einen Asylantrag stellt – der aber abgelehnt wird, denn das zuständige Verwaltungsgericht sieht keine Gründe für ein Asyl. Changoschwili habe nämlich „ein ins Blaue behauptetes, unüberprüfbares Szenario allein zu dem Zweck, den illegalen Aufenthalt über das Asylverfahren in ein Bleiberecht zu wandeln“ dargestellt. Die deutschen Sicherheitsbehörden stufen diesen „Flüchtling“ als terroristischen Gefährder ein, da er Verbindungen zu tschetschenischen Islamisten hat. Bereits kurz nach seiner Ankunft in Deutschland wird er daher – aufgrund der vermuteten Gefährdung – zunächst ein Jahr lang vom Berliner Landeskriminalamt beobachtet. Man befürchtet, dass er eine führende Rolle in der militanten Islamistenszene anstrebt. So das Drehbuch.

Diese Einstufung jedoch wird von den deutschen Beobachtern aufgegeben, da unser Drehbuch-Terrorist Changoschwili in Berlin stets unauffällig bleibt: Er wird nur noch als „relevante Person“ eingestuft, „nur noch“ als potenzieller Unterstützer eines terroristischen Gefährders, der aber wegen „Verbindungen ins kriminelle Milieu“ weiter observiert wird. Dennoch erhält Changoschwili ein das vorläufiges Bleiberecht (wie viele andere Gefährder in Deutschland ebenfalls, sonst würde es der Polizei und anderen Sicherheitskräften ja langweilig?). Das Drehbuch ist also mitten aus dem Leben gegriffen. Staatschef Nitup verlangt schließlich von Deutschland, den „Verbrecher und Mörder“ auszuliefern. Laut Bundeskriminalamt schickt der russische Geheimdienst FSB unseres Drehbuch-Nitup an die deutschen Behörden eine Liste, auf der besagter Changoschwili und 18 weitere Personen als Mitglieder der islamistischen Terrororganisation “Kaukasisches Emirat” bezeichnet wird. Aber die deutschen Islamisten-Gönner schalten ihre Ohren auf Durchzug.

Vom Drehbuch zum realen Geschehen

Wie käme auch Deutschland, das Land der unzähligen politischen Schutzengel für Muslime bis hin zu ebensolchen Terroristen, dazu, einen solchen Mann auszuliefern? Ein Land, gesegnet mit einem Verfassungsschutzpräsidenten, der ein Kalifat für eine denkbare Herrschaftsform für Deutschland bezeichnet? Formalrechtlich und gemäß Rechtslage hätte der Terrorist, der keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, natürlich ausgeliefert werden können; stattdessen jedoch wird er behalten und sogar alimentiert wie alle, die ein Bleiberecht haben. Nun reicht es dem Landeschef Nitup: Er schickt seinen 007-Krassikow nach Berlin, um den Terroristen Changoschwili zu liquidieren. Berlin ist bekanntlich immer eine Reise wert. Unser Geheimdienstler erfüllt den Job und Zweck seiner Dienstreise schließlich auftragsgemäß. Soweit das Drehbuch.

Nun aber wird es noch spannender, und hier wechselt mein Drehbuch zum realen Geschehen: Fast alles oben Beschriebene über den Massenmörder Changoschwili, den Auftragsmörder Krassikow und Herrscher Putin (unseren Nitup) ist Tatsache und lässt sich sogar bei Wikipedia nachlesen. Kurz zur realen Vorgeschichte des spektakulären Gefangenenaustausches von letzter Woche: Der Terrorist Changoschwili wurde am 23. August 2019 im Kleinen Tiergarten in Berlin-Moabit „von einem Mann“ – unserem Geheimdienstler Wadim Krassikow – auf einem Fahrrad mit zwei Schüssen getötet. Aufgrund von Zeugenhinweisen wurde der Täter kurze Zeit später verhaftet; immerhin etwas – denn das wäre ja noch schöner, wenn man Islamisten am helllichten Tag mitten in Berlin erschießen dürfte! Sie mit einem Lastwagen umfahren wie auf dem Weihnachtsmarkt wäre etwas anderes gewesen… (Entschuldigung, ein blöder Vergleich, das war ja umgekehrt, dort tötete ja ein Islamist viele Ungläubige…).

Und Israels Selbstverteidigungsrecht?

Und die “Moral von der Geschicht‘“? Ja, moralisch gesehen ist vieles verwerflich. Der Terror des Möchtegern-Sultans des Kaukasus-Emirats Changoschwili ebenso wie der Umstand, dass dieser sich Deutschland aussuchte – als ob wir nicht schon genügend von seiner Sorte hier hätten. Und schließlich war die Liquidierung des Islamisten durch Putins Auslandsgeheimdienst auch nicht die „feine englische Art“, mit der ansonsten der “richtige” 007 sein Handwerk ausübt. Da muss sich Putin schon noch etwas anstrengen, bis er es mit seinen Agenten in westliche Hitlisten schafft! Also Ende gut, alles gut? Der “russische 007” Krassikow wurde nun gegen 26 von Russland inhaftierte Personen ausgetauscht; kein schlechter Deal. Auch dann nicht, weil unter den drei nach Deutschland ausgeflogenen Häftlingen kaum ein Deutscher war. Wobei diese “Deutschen” ebenfalls Fragen aufwerfen; Wladimir Karamursa, Ilja Jashin und Andrej Piwowarow klingen kaum nach einheimischen Bürgern. Hoffen wir, dass unter diesen drei nach Deutschland freigelassenen, wie auch unter den 23 in andere Länder Ausgeflogenen, keine Doppelagenten sind…

An dieser Stelle sei noch eine abschließende Frage erlaubt: Die israelische Armee schaltete kürzlich ebenfalls zwei Massenmörder aus, darunter den auf iranischem Boden eliminierten Hamas-General Ismail Hanija – was „weltweiten“ Protest auslöste, besonders in Deutschland (wir sind ja, nach eigener politischer Selbstwahrnehmung, die Welt). Was sollen diese Proteste bedeuten? Dass eine militärische Antwort Israels wie nach dem 7. Oktober in Gaza besser gewesen wäre als eine gezielte Liquidierung? Wenn nein, wie soll sich Israel dann wehren dürfen? Gar nicht? Das kann niemand ernsthaft verlangen und deshalb wird wohl auch , Jihia al-Sinwar, der Nachfolger Hanijas als Chef des militärischen Flügels der Hamas, absehbar keine hohe Lebenserwartung haben. Doch sind Israels neue Tyrannenmorde im Iran und Libanon moralisch nicht ähnlich gerechtfertigt, wie es der Versuch von Stauffenberg und seiner Gruppe war, Hitler endlich zu beseitigen? Was beide unterscheidet: Die Männer des 20. Juli 1944 um Stauffenberg wurden erst tätig, als es bereits an den Fronten zurück ging. Genau das dürfte Israel wohl verhindern wollen, dass ihr bevölkerungsmäßig wachsendes Heimatland geographisch kleiner wird oder gar ganz von der Landkarte verschwindet – womöglich samt seiner Bewohner. Der Widerstand der Juden im Warschauer Ghetto wird jedes Jahr mit Recht gewürdigt; aber dieselbe Würdigung sollte den noch lebenden Juden in Israel zuteilwerden, die sich gegen die Pläne ihrer Ausrottung durch das Umfeld der islamischen Staaten mit ihren Terrororganisationen wehren, so gut und solange es nur geht.

3 Antworten

  1. Man kann es also bei Wikipedia nachlesen – na wenn das kein schlagender Beweis ist. Es ist ja nicht so, dass die Lobbykontakte der Marie-Agnes Straff- Zimmermann noch während eines Interviews mit T. Jung plötzlich und wie von Geisterhand bei Wikipedia verschwanden.
    Und Stauffenberg hat das Attentat auf Hitler nicht im Ausland (sondern in dem Fall im besetzten Gebiet) verübt. Das ist der kleine Unterschied zu der von deutschen Medien verschämt als “Tötung” umschriebenen Ermordung des Hamas- Mannes auf FREMDEN Staatsgebiet. Der Russe hingegen ist nach wie vor der “Tiergartenmörder”.

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  2. Und wieder einmal ein Artikel der Israel heilig sprechen soll.
    Nach dem selben Muster a la Mainstreammedien: „Weltweit Protest ausgelöst, besonders in Deutschland“. Ähm, es wäre für mich interessant zu erfahren wo denn diese Proteste in Deutschland stattgefunden haben oder geäußert wurden? Hab ich etwa was verpasst?

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  3. Pistorius ist ein Angstmacher, und Angst ist ein Gehirntöter

    https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/pistorius-ist-ein-angstmacher-und-angst-ist-ein-gehirntoeter/#comment-148833

    Der Bannerträger vieler kriegslüsterner Ostlandreiter in Regierung und Opposition will es nicht wissen: Russland ist nicht unser Feind.

    „Die manische Fixierung auf ‚Sicherheit‘ hat zu einer lähmenden Kultur der Angst geführt.

    Sie verzerrt die Entscheidungsfindung auf allen Ebenen der Gesellschaft.“[1] Gleichfalls gesichert ist, dass Angst schnell in Aggressivität umschlägt.[2]

    Für Deutschland gilt das allemal.

    In seinem Angstklima funktionieren die Massenmedien als Verstärker.

    Sie verklappen[3] die staatliche Propaganda-Dünnsäure als Nachrichten im Publikum. 79 Jahre nach der letzten deutschen Katastrophe locken sie damit die Russenhasser, Militaristen und unverbesserlichen Kriegstreiber wieder aus ihren Löchern.

    Und die machen sich die weitverbreitete zeitgeschichtliche Unkenntnis und Unfähigkeit zu politischer Analyse[4] zunutze.

    „Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr.

    Diese Methode funktioniert in jedem Land.“

    Zum Händeschütteln und Schulterklopfen, zu Umarmungen und Wangenküsschen für Ukro-Nazis reisen sie in Scharen nach Kiew. Gauck, Steinmeier, Scholz, Pistorius, Faeser, Heil, Baerbock, Habeck, Özdemir, Göring-Eckardt, Lindner, Lauterbach, Paus, Schulze …

    ellenlang ist die Liste unsrer Polittouristen, die sich unterm Denkmal des Nazi-Kollaborateurs und Massenmörders Bandera ein Stelldichein mit dessen Verehrern und Nachfahren gaben. …ALLES LESEN !!!

    Hartmann kommentiert

    Eine gute Zusammenfassung, wie sich das Land in den letzten Jahren verändert hat.

    Von “Nie wieder Krieg” zu “Wir müssen kriegstüchtig” werden liegen nur wenige Jahre.

    Völlig verblendete Kriegstreiber schließen aus, dass es nicht im deutschen bzw. europäischen Interesse liegt, im Krieg mit Russland zu sein !!

    Auch wenn der Amtseid keinen Pfifferling wert ist, diese Kriegsmarionetten haben ihn trotzdem geschworen “Schaden vom deutschen Volk abzuwenden” !

    Statt dessen führen sie maximalen Schaden herbei !!