Montag, 16. September 2024
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Gleich zum Ligaauftakt: BVB-Fans laufen Sturm gegen Rheinmetall-Rüstungsdeal

Gleich zum Ligaauftakt: BVB-Fans laufen Sturm gegen Rheinmetall-Rüstungsdeal

Klare Statements der Südtribüne im Signal-Iduna-Park am Samstag: Kein Bock auf Rüstungs-PR und Kriegstreiberei im Stadion (Foto:Imago)

Sports is war minus the shooting” schrieb George Orwell einst. Diese Weisheit hat der Bundesligist Borussia Dortmund für obsolet erklärt: Der Versuch des BVB, die in Deutschland um sich greifende Normalisierung des Krieges durch einen Werbedeal mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall kommerziell auszuschlachten, sorgt für anhaltenden Unmut bei den Fans, die damit mehr Gewissen und politische Umsicht zeigen als die Vereinsführung wie auch die gesamte deutsche Politik.  Gleich beim Spiel der neuen Bundesliga-Saison am Samstag setzen sich die Proteste gegen die BVB-Sponsorenpolitik fort. Schon vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt waren vor dem Stadion ein riesiger Kopf von Rheinmetall-Chef Armin Papperger und viele kritische Plakate zu sehen. Während der Partie setzten sich die Proteste auf den Rängen fort. In der Halbzeitpause wurden Plakate mit Aufschriften wie „Wir lassen uns nicht vor einen Panzer spannen“, „Scheiß Rheinmetall-Deal“, „Kohle first, Werte second“ oder „Dann lieber den Helm lackieren“ präsentiert.

Vor der Aktion hatte das „Bündnis Südtribünein einem von 88 Fanklubs und Gruppen unterzeichneten offenen Briefjeden einzelnen Borussen und jeden Fanclub“ dazu aufgerufen, “seinen Unmut über den Deal mit Rheinmetall ins Stadion zu tragen“. Das Bündnis beklagt, dass es zu keinem Zeitpunkt eine Beteiligung von Fanvertretern an der hochumstrittenen Sponsoring-Entscheidung gegeben habe. Zudem wurden die Art der Kommunikation sowie der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Partnerschaft bemängelt. Beides zeuge von einem “ausgeprägtem Kalkül auf Seiten der Vereinsverantwortlichen“. Weiter hieß es: „Dass sich die Verantwortlichen des BVB und all seine Gremien dazu bereiterklärt haben, die Strahlkraft von Borussia Dortmund dafür einzusetzen, das öffentliche Ansehen eines Rüstungskonzerns zu verbessern und dabei die eigenen Werte über Bord zu werfen, lehnen wir entschieden ab.

Plumpes Kalkül

Man werde den Verantwortlichen nicht den Gefallen tun und die Sache auf sich beruhen lassen, heißt es weiter in dem Brief. Michael Schulze von Glaßer, der Geschäftsführer der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“, die sich an den Protesten am Samstag beteiligte, erklärte: „Wir finden, dass ein Rüstungskonzern kein Sponsor eines Fußballvereins sein sollte.“ Er erinnerte daran, dass Borussia Dortmund vor einigen Jahren einen Grundwertekodex verabschiedet habe, der sich gegen Gewalt positioniere. Panzer seien „pure Gewalt” und Rheinmetall nun mal ein Panzerbauer. „Und dieser will im Stadion die Leute dafür begeistern, dass Panzer und Waffen etwas Gutes sind… das finden wir nicht gut”, kritisierte er.

In einer gemeinsamen Stellungnahme hatten Borussia Dortmund und Rheinmetall die bei solchen Anlässen üblichen Banalitäten abgesondert: Der Rüstungskonzern, so hieß es darin, sei es gewohnt, „Bestandteil von öffentlichen Debatten zu sein“, und ein Verein mit mehr als 200.000 Mitgliedern und 1.000 Fanklubs decke „jedwede gesellschaftliche Strömung ab“ (ein interessanter Standpunkt übrigens angesichts der ansonsten gegenüber der AfD geübten Ausgrenzung). Man stelle sich „gemeinsam in jedem etablierten Dialogformat der Diskussion mit BVB-Fans”. Daran dürfte der Großteil der Fans jedoch gar kein Interesse haben, denn deren Wut schwelt seit Monaten. Der Deal wurde Ende Mai, kurz vor dem Champions-League-Finale, bekanntgegeben, das Dortmund gegen Real Madrid verlor. Offensichtlich war der Zeitpunkt bewusst gewählt worden, um die erwarteten Proteste durch die öffentliche Fokussierung auf das Spiel zu überdecken. Dieses plumpe Kalkül ging jedoch nicht auf. Der anhaltende Protest zeigt, dass die Kriegsbereitschaft in Deutschland und die Verharmlosung von Rheinmetall noch lange nicht so weit fortgeschritten sind, wie die treibenden Kräfte glauben. Der BVB hat sich mit dem Deal schon jetzt ein folgenreiches Eigentor geschossen.

7 Antworten

  1. wäre es ein richtiger Protest gewesen, wären die Ränge leer geblieben… oder man hätte für richtig viele Spielunterbrechungen sorgen können… stattdessen ist man brav und lieb…

    die Fans machen jetzt ein bisschen Welle und spätestens nächstes Jahr hören wir nichts mehr davon…

    der Deutsche kann kein Protest, maximal die Hand heben um fragen zu dürfen ob man Protestieren kann… Die Antwort lautet nein und der Deutsche macht brav Sitz…

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  2. das Erwachen???? Schön wärs – denkt an die Wahlen und wählt richtig- die einzige Partei die noch etwas für das Land tun will ist die AFD alle anderen sind Amerikaschwanzlutscher die gasnz Europa an die Wand fahren werden.
    Keult (a la Böhmermann) Berlin und Brüssel und Frieden kommt.

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  3. Liebe Fans, es liegt doch an Euch selbst. Bleibt mit dem Arsch zu Hause. Ein leeres Stadion macht sich doch gut und dürfte zum Umdenken anregen.

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  4. Ich finde es toll, daß gerade unter den Fußballfans noch Leute mit klarem Verstand sind und diese Bühne nutzen!
    Weiter so und viel Erfolg!!!

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  5. Eigenartiger Weise ist das Stadion doch immer voll, also alles heiße Luft der Fans, boykottieren sieht anders aus als nur mit Losungen und Hand in Hand anfassen oder Lichter leuchten lassen. Armutszeugnis der Fans.

  6. Das ist so, wie mit den Kirchen, den Vielfalts-Firmen, den Gewerkschaften und Verbänden, den Verursacher-Parteien .. einfach in Zukunft meiden! Solange, bis Normalität Einzug gehalten hat! Ja – kann vielleicht lange dauern, oder sich schlagartig ändern – doch nur so gehts!