Montag, 16. September 2024
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Nazi-Pareidolie im Endstadium: Verliebt in Hitler

Nazi-Pareidolie im Endstadium: Verliebt in Hitler

Hilfe, ich sehe überall Nazis! (Symbolbild:Netzfund/Facebook)

Schon immer hat mich das Phänomen der Pareidolie interessiert. Nachdem mich ein ehemaliger Kollege gefragt hatte: “Ist man verrückt, wenn man in Wolken Tiere erkennt, Mirjam?”, schrieb ich sogar eine Kolumne darüber, die sich an psychisch erkrankte Menschen richtete. Nein, man ist nicht verrückt, wenn man in einem knorrigen Apfel eine lustige Oma zu sehen glaubt oder wenn der Wasserhahn aussieht wie ein grinsender Troll; es läuft einfach ein evolutionäres Programm aus der Entwicklungsgeschichte des Menschen ab: In der Frühgeschichte, während überall in der Umwelt aggressive Tiere lauerten, die auch unsere Vorfahren auf der Speisekarte hatten, war es einfach sicherer, wenn das Hirn bekannte Muster rasch zu einem Gesicht zusammenfügte. Die meisten Menschen finden das Phänomen heute mehr oder minder amüsant, auch wenn Einzelfälle immer einmal wieder für Furore sorgen: Vor einigen Jahren ging das Bild einer Toastscheibe um die Welt, auf der durch das Rösten ein Bild der Jungfrau Maria erschienen sein soll. Berühmt ist auch das “Marsgesicht”, eine von den Viking-Sonden in den Siebzigern aufgenommene Felsformation auf dem roten Planeten. Da kommen wüste Spekulationen auf.

Eine Sonderform der Pareidolie stellt das “In allem Hitler sehen”-Syndrom dar. Im angelsächsischen Raum wird dies als lustiges Hobby betrieben; der Nationalsozialismus ist dort längst Teil der Popkultur. In Großbritannien wissen die meisten Bürger sehr wohl zwischen einem real existierenden Deutschen und dem Popkultur-Nazi zu unterscheiden: Man sammelt Bilder von Hitler-Katzen (siehe Beitragsbild oben), Hitler-Häusern und Hitler-Turnschuhen. Sogar in einem Teekessel wurde der berüchtigte Österreicher erkannt und nachdem sich diese Neuigkeit im Internet verbreitet hatte, ließ die Herstellerfirma das Design prompt noch einmal überarbeiten. Im Grunde muss man nur einen schwarzen Fleck auf das untere Drittel eines Hühnereis malen, um ein wissendes Nicken zu erzeugen – “Er ist wieder da!

Empfindliche Antennen für eingebildete Gefahren

Leider ist diese Form der Pareidolie mindestens so ansteckend wie ein gewöhnlicher Schnupfen. Und in Deutschland nehmen sie viele Menschen – vor allem aus dem linken Spektrum – sehr, sehr ernst. Während das Marsgesicht nur von wenigen als Beweis für die Existenz außerirdischen Lebens angesehen wurde, lauert der Hitler-Säbelzahntiger aus linker Sicht hinter jedem Gebüsch. In der Psychologie nennt man so etwas Hypervigilanz; vor allem traumatisierte Patienten besitzen sehr empfindliche Antennen für tatsächliche oder vermutete Gefahren.

Nun steht kaum zu erwarten, dass jeder “Hitler-Seher” einmal in seinem Leben ein Trauma erlebt hat – es sei denn, man würde auch die Konfrontation mit anderen politischen Meinungen bereits als solches betrachten. So stellt sich oft die Frage: Haben sie es wirklich gesehen oder meinen sie nur, es gesehen zu haben? Oder wissen sie nur um den “ansteckenden” Effekt des Vorgangs und wollen ihr Publikum damit quasi infizieren? Der Vorgang funktioniert wie bei einer falsch gestrickten Masche auf dem Rückenteil eines Pullovers: Einmal entdeckt, kann man nicht mehr anders, als ständig hinzustarren. Man mag das gute Stück plötzlich nicht mehr anziehen, weil man fest überzeugt ist, alle Welt müsse den Fehler bemerken. Und genau so will jetzt auch die “Bild” auf einem AfD-Wahlplakat einen Hitlergruß erkannt haben – was aus Sicht der Redaktion natürlich perfekt zum Image passt, welches man der Partei zuschreiben will: Ein Elternpaar steht hinter einem Sofa, auf dem ihre drei Kinder sitzen uns hält die Hände symbolisch als schützendes Dach über den Nachwuchs. Der Vater mit rechts, die Mutter mit der linken Hand.

So berichtete “Bild” über den Skandal, der keiner ist (Screenshot)

Moment mal: Ein “schützendes Dach” – war da nicht was? Kommt uns das nicht verdächtig und bekannt vor? Doch, genau: Wir alle kennen es noch aus Lockdown-Zeiten; da hielten sich auf Werbeplakaten des Gesundheitsministeriums Prominente wie Günther Jauch die Hände schützend über den Kopf und bekundeten, die “Pandemie” im Interesse des “Gemeinwohls” zuhause aussitzen zu wollen. Ohnehin lassen sich mit ein wenig Recherche überall im Netz Fotos von Politikern finden, welche die rechte Hand in die Waagerechte halten; das passiert schon einmal beim Reden.

So warb das Corona-neurotische Deutschland damals für den Lockdown (Foto:BMG)

Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Kritiker des Plakats einfach allergisch auf das Bild einer klassischen Familie reagieren, denn zum guten Ton gehört es mittlerweile, gleichgeschlechtliche Paare als Eltern zu präsentieren. Auch wenn man es durchaus legitim finden kann, wenn diese Paare Kinder adoptieren, so stellen sie aber nun einmal nicht die deutsche Durchschnittsfamilie dar, auch wenn Ideologen das gern so sehen wollen. Und vor was würde ein Paar im “besten Deutschland aller Zeiten” seine Kinder wohl beschützen wollen? Da erwacht automatisch das Misstrauen jener, die uns beständig einreden wollen, hierzulande gäbe es keine Gefahren – außer durch “rechte Erziehung” natürlich. Was auch immer diese sein soll.

Besonders peinlich an den Vorhaltungen gegen die AfD ist allerdings, dass das Bildmotiv des Plakates weder von der AfD selbst noch von einer durch sie beauftragten Agentur entworfen oder als absichtsvolle “Provokation” inszeniert worden war; es stammt in Wahrheit noch nicht einmal in Deutschland, Tatsächlich handelt es sich um ein domainfreies Stockfoto aus den USA, das dort schon seit längerem für eine Housing- und Umzugsfirma als Motiv genutzt wird; und bei näherem Hinsehen fällt einem auch die typisch amerikanische Wohnküche und der “Ami-Look” der Eltern auf. Auf dem AfD-Plakat ist das Bild einfach seitenverkehrt gesetzt worden.

(Screenshot:Movingsquad)

Positives Denken” ist in jedem Staat, der zum Totalitarismus neigt, erste Bürgerpflicht. Und dazu zählt auch das unkritische Vertrauen in jene Institutionen, welche sich um die Betreuung der Kinder kümmern. Ob Frühsexualisierung, gescheiterte Integration an Brennpunktschulen oder Klimapanik – es wird von den Eltern erwartet, das alles klaglos mitzutragen. Denn schon die klassische Kernfamilie als Ruhepol und Schutzraum ist Ideologen ein Dorn im Auge. Linke Soziologen verunglimpfen die Bindung als “Familiarismus”, schon um ein weiteres Forschungsfeld aufzumachen, in dem sie sich häuslich einrichten können. Darin unterscheiden sie sich nicht von den von ihnen hassgeliebten Nationalsozialisten, welche es gerne sahen, wenn alle Familienmitglieder auch in ihrer Freizeit möglichst wenig gemeinsam unternahmen, sondern in Parteiorganisationen eingebunden wurden. Bereits Aldous Huxley beschrieb diese Taktik in seinem Roman “Schöne neue Welt”: Es gilt, den Bürger möglichst viel zu beschäftigen, um ihm die Zeit zum Nachdenken zu stehlen. Diktatur mit Verwöhnfaktor.

Und so lässt sich auch die Frage beantworten, welche Funktion die “Nazi-Pareidolie” für den Mainstream erfüllt: Die eines Rettungsrings für demokratische Nichtschwimmer nämlich, welche ohne diese Schwimmhilfe rasch im Meinungsbecken ertrinken würden. Als erwünschten Nebeneffekt lenkt die ausgelöste Diskussion in diesem Fall zudem wunderbar von der eigentlichen Botschaft des Plakates ab: von der Sorge um die Zukunft der Familie nämlich. Man kann schon fast Wetten darauf abschließen, wann die ersten Leser überzeugt sind, tatsächlich einen Hitlergruß darauf gesehen zu haben. Auch wenn sich alles im Anschluss wieder einmal als heiße Luft entpuppt: Die Markierung ist gesetzt. Denn haben die nicht letztens schon einmal…? AfD, war da nicht was? So funktioniert moderne “Cancel Culture” mit demokratischem Anstrich. Man muss den Bürgern nur Bilder in den Kopf setzen und sie mit gelegentlichem Nachschub wachhalten.

13 Antworten

  1. @eine Kolumne darüber, die sich an psychisch erkrankte Menschen richtete.
    ja – glauben sie denn, das Politiker und Juristen sowas lesen ?

  2. die Nazis und Berufsfaschisten von Joe Bidens Gnaden sitzen heute alle in der Regierung und sehen fast alle noch beschissener aus als Hitler

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  3. Da baucht es keinen langen Artikel, so gut er auch ist, das ist einfach nur der Nazi-Dachschaden der BRD-Insassen, in voller Aktion. Und der ist inzwischen unheilbar + vererbbar. Das kann man nur noch wegschließen und dann den Schlüssel verlieren, auch wenn man dafür eine Mauer um den größten Teil der BRD errichten müßte, weil dieser Dachschaden so viele betrifft (was man auch an jedem Wahlergebnis erkennen kann).

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  4. Es ist der Römische Gruss “Saluto romano” und auch der Olympische Gruss. Eine Affenschande, dass er nicht mehr verwendet wird. Wäre ich Römer, würde ich ihn täglich anwenden, egal ob ihn der Adolf auch benutzt hat.
    Stellen wir uns doch mal vor, irgend ein irrer Kriegsverbrecher unserer Zeit – mir fallen gleich ein paar ein – sagt jeden Tag “Good morning”. Dürfen wir von da an nicht mehr guten Morgen sagen? Das wäre ja vollkommen irre.
    Also bitte, wer römisch grüssen will soll das auch tun.

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  5. Das die “Bild” bei so einem Stuß mitmacht, zeigt das Niveau dieses Schmierblattes an. Leider sieht man viele, die sich morgens diese zum Hetzblatt verkommene Zeitung kaufen.

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  6. „Wir wollen die Lufthoheit über unseren Kinderbetten erobern!“ – Olaf Scholz (SPD) am 03.11.2002

    „Wir schützen eure Kinder“ ist hingegen die Alternative zu politischem Kindesmissbrauch, deshalb müssen die Beschützer als Nazis diskreditiert und für vogelfrei erklärt werden.

    Darum sollte man die gezielte und systematische Nazi-Interpretation von allem, was nicht Links ist, auch nicht als Pareidolie verharmlosen.

    Denn heute sind Gleichstellungen mit Nazis immer auch implizite Mordaufrufe – hätte man doch Holocaust und Weltkrieg leicht verhindern können, wären Nazis schon bei ihrem ersten Erscheinen auf der Stelle erschlagen worden.

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  7. Das Oberste Landesgericht Bayerns befasste sich 1989 mit dem Volkslied über den Wildschütz Jennerwein (+ 1877), dessen zwei Anfangstakte dem „Die Fahne hoch“ etwas ähneln. Die sehr hohen und hochbezahlten Richter beschlossen: „Kein Verbot, nicht mal in der Öffentlichkeit.“ – Danke, Justitia !
    Verboten dagegen ist das von Frank Rennicke (lt. Wikipedia „eine der Schlüsselfiguren der rechtsextremen Szene“) stammende ebenfalls NS-freie Lied über den 1965 verstorbenen österreichischen Bundespräsidenten Adolf Schärf (geboren am 20. April 1890).
    Sehr erstaunlich, dass man die vielen Lieder unserer ehemaligen Waffenbrüder in der BRD öffentlich singen darf.

  8. ” es läuft einfach ein evolutionäres Programm aus der Entwicklungsgeschichte des Menschen ab”

    Dann bitte Mirjam, erklären sie mir, wie die mehrzelligen Körper entstanden sind.
    Schritt für Schritt.
    Welches Organ musste als erstes entstehen, welche konnte als letztes entstehen? Wie wurden diese Organe mit Nährstoffen versorgt und entsorgt? Wie kam der Sauerstoff in diese Organe?
    Wie haben sie sich fortgepflanzt, so ohne Geschlechtsorgane, die sich ja erst selbst entwickelt haben. Männlich, weiblich.
    Wer hat die Körpercodes geschrieben?

    Evolution? Bitte klären Sie mich auf. Sie haben da ja den vollen Durchblick, was die Evolution des Menschen betrifft, also ist es für Sie auch nicht schwer, ganz vorn zu beginnen und Schritt für Schritt die Evolution zu erklären.

    Wetten, Sie können es nicht?

    Gott kam aus dem Nichts und schuf aus Nichts unser Universum. Unterm Strich ist unser Universum also nichts.
    Darwin schuf aus Nichts das erste Leben, was bei uns seinen Endpunkt hat.

    Bitte nicht auf Außerirdische ausweichen, denn das verschiebt das Thema nur auf einen anderen Planeten. Und die Zeit für die Evolution wird noch geringer.

    Wissen Sie wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass das Leben auf Erden entstanden ist?
    Es soll eine Chance von 1 zu 10 hoch 287 sein.
    Die Chance einen Stapel Baumstämme mittels TNT in die Luft zu jagen, um danach ein bezugsfertiges Blockhaus dastehen zu haben, ist höher.

    Dazu kommt noch, dass die Chance, dass sich eine genetische Mutation vererbt bei einer Chance von 1 zu 10 hoch 78 liegt.
    10 hoch 78 ist die Zahl der Atome im gesamten sichtbaren Universum.

    Ich bin gespannt.

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    1. Können die Daumen runter mal Licht ins Dunkel bringen?

      Nein?
      Wie auch. Selbst Evolutionsbiologen konnten mir das nicht erklären.

      Wenn ich nur wüsste, wieso die Leute mir Damen nach unten geben. Die müssen es doch wissen, wenn ich Quatsch schreibe. Und statt mich aufzuklären, haben sie keine Antworten.
      Schade …

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      1. Hallo Ronny,
        Mirjam ging es hier vielleicht auch nicht so sehr um die Frage Schöpfung oder Evolution, sondern eher um diesen ganzen Irrsinn, der uns hier mittlerweile umgibt.
        Interessante Zahlen hast Du da übrigens angeführt.
        VG Hansi

  9. Trump hat es getan. Er hat die böse Frage gestellt: Ist Sie (Kamala Harris) eine Inderin oder ist sie schwarz?
    Die Medien in den USA und in Deutschland rasten komplett aus.
    In der woken Welt sind solche Fragen komplett verboten…