Sichere Renten heute und auch in Zukunft?

Sichere Renten heute und auch in Zukunft?

Rentner in Deutschland: Ist die Zukunft gesichert? (Foto:Imago)

Eigentlich ist zur Rentendebatte von meiner Seite aus fast alles gesagt und geschrieben, zuletzt auch auf hier auf Ansage!  im März dieses Jahres und auch auf anderen Seiten. Kurz gesagt: Die Renten sind durchaus auch in Zukunft finanzierbar und die demographischen Spekulationen, wonach in 20 oder 30 Jahren jeder Erwerbstätige einen Rentner finanzieren müsse, sind nicht nachvollziehbar. Oder ist es glaubwürdig, dass die Millionen Zuwanderer und ihre Frauen mit ihrer höheren Kinderzahl plötzlich unfruchtbar werden? Oder dass sie zwar weiterhin geburtenfreudig sein werden, aber noch weniger erwerbstätig sein wollen als bisher?

Fakt ist: Die Rentenversicherungsbeiträge wurden ohne Grund von 20,3 Prozentpunkte im Jahr 1999 sukzessive auf 18,6 Prozentpunkte gesenkt. Diese Absenkung um neun Prozent war politisch gewollt, um der Versicherungswirtschaft die Riesterrente zuzuschanzen und die Beschäftigten zum Riester-Sparen zu nötigen. Wer in den Genuss der Förderung der (kapitalgedeckten) Riesterrente kommen möchte, muss zusätzlich vier Prozent einzahlen. Und wer im Rahmen der Betrieblichen Altersversorgung Entgelt umwandeln lässt, zweigt ebenfalls einige hundert Euro für seine Zusatzrente ab. Summa summarum werden schon heute bis 25 Prozent für die Altersvorsorge abgezwackt. Was spricht dagegen, die Beiträge möglichst bald wieder auf 20 Prozent festzusetzen? Und warum sollen die diskutierten 22 Prozent Rentenversicherungsbeitrag in ein paar Jahren ein großes Problem sein, wenn heute schon mehr aufgewendet wird?

Zu später Start ins Erwerbsleben

Das Problem der Rentenversicherung ist nicht, dass die Menschen älter werden. Dieser Prozess ist mehr als schleichend. Nach der Verabreichung der Corona-Massenimpfung ging die Lebenserwartung sogar zwei Jahre lang zurück. Sollte die Lebenserwartung wieder steigen, sind das rechnerisch wenige Tage pro weiteres Jahr. Das Problem ist also nicht die Rentenbezugsdauer, sondern das immer höhere Eintrittsalter, in dem eine rentenversicherungspflichtige Tätigkeit aufgenommen wird. Meine Generation arbeitete rund 45 Jahre (ich persönlich sogar 47 Jahre) bis zur Rente. Die heutige Generation hat Mühe, 35 Jahre zu erreichen – weil sie vorher den Hintern nicht hochkriegt und erst viel zu spät ins Erwerbsleben startet. Und Migranten, auf deren Karte alles gesetzt wird, erreichen meist nicht einmal 30 Jahre (oft kommen dann im Rahmen des Familiennachzugs noch deren Eltern, die über welchen Topf auch immer alimentiert werden müssen, ohne je einen Euro eingezahlt zu haben).

Während früher das Verhältnis Erwerbsjahre zu Rentenjahren 3 zu 1 betrug (45 Jahre Arbeit, 15 Jahre Rente bis zum Ableben), verschob sich das Verhältnis schon heute auf rund 2 zu 1 (40 Jahre Arbeit, 20 Jahre Rente). Wird erst mit 30 Jahren eine Arbeit aufgenommen, verschlechtert sich das Verhältnis auf 1,75 zu 1 – und bei Neumigranten auf nur 1,5 zu 1. Dies zeigt bereits: Nicht die Rentenbezugsdauer ist das Problem, sondern das Erwerbseintrittsalter! Und dieses hat die Jugend selbst in der Hand. Diesen Schuh müssen wir Alten uns nicht anziehen. Noch eine Rechnung: Wenn 40 Jahre lang durchschnittlich 25 Prozent für die Altersversorgung aufgewendet werden, entspricht das zehn Jahreseinkommen. Verteilt man diese auf die Rente bei einem Rentenniveau von 50 Prozent, reicht das für die statistische Rentenbezugsdauer von 20 Jahren. Wo also liegt das Problem? Bei weniger als 40 Beitragsjahren wird es natürlich eng. Also soll dann noch mehr als bisher der Staat einspringen? Dann aber besteht kaum ein Anreiz, möglichst früh anfangen zu arbeiten – lieber “orientiert” und gönnt man sich noch ein Jahr und noch ein Jahr, und tingelt vielleicht noch ein Jahr als “Backpacker” zur Selbstfindung um die Welt.

Kapitalgedeckte Renten sind nicht die heilbringende Lösung

Der Rentenversicherung werden allerdings immer mehr versicherungsfremde Leistungen aufgeladen – und im Gegenzug bezuschusst der Staat die Rentenversicherung. Aber die staatlichen Milliarden entsprechen nicht der Höhe aller Fremdleistungen; es fehlt einiges und die Differenz geht zu Lasten der Beitragszahler. Beamte und Freiberufler bleiben bei der Finanzierung dieser staatlichen Aufgaben über die Rentenversicherung ungeschoren. Eine wirkliche Rentenreform muss die Zuschüsse entsprechend anpassen. Die Abwicklung solcher Leistungen über die Rentenversicherung ist grundsätzlich in Ordnung – denn diese arbeitet effektiver, als wenn es die staatliche Bürokratie täte. Die kann’s einfach nicht.

Den Vergleich deutscher Renten mit denen anderen Ländern soll an dieser Stelle ausgeblendet werden, denn es ist allgemein bekannt, dass Berlin sich schämen müsste, welch schlechte Renten in Deutschland gegenüber den Nachbarländern gezahlt werden. Und das ohne Not: Der Anteil der Rentenlast am Bruttoinlandsprodukt sank in den letzten 20 Jahren. Abschließend soll hier das aufgezeigt werden, was nirgendwo erörtert wird. Zur Behauptung, dass kapitalgedeckte Renten die Rettung seien: Bei kapitalgedeckten Renten werden die heutigen Renten nicht von den heute Arbeitenden finanziert, sondern man drückt Geld ab in festverzinsliche und andere Wertpapiere (Aktienfonds oder sogenannte „Rentenpapiere“) und erhält dafür „Anwartschaften“, Gutscheine also, von denen man hofft, dass sie irgendwann einmal eingelöst werden können. Aber so selbstverständlich ist das nicht.

An die Jugend: Es geht um eure Renten!

Wie im letzten Artikel anhand dieser Zahlen der Bundesbank aufgezeigt, wurde das Fundament der Gesetzlichen Rentenversicherung immer stärker. Die Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen stiegen auf über 72 Prozent – und damit auch das Beitragsaufkommen. Entsprechend sank der Anteil der Unternehmenseinkommen auf deutlich unter 30 Prozent. Aus diesen rückläufigen Anteilen am Volkseinkommen stammen auch die Dividenden, aus denen kapitalgedeckte Renten finanziert werden sollen. Wenn tatsächlich einmal, wie behauptet, nur noch so viele Bürger arbeiten, wie gleichzeitig Rente beziehen, dann sinkt auch die Wertschöpfung der Wirtschaft entsprechend – und damit sinken auch die Unternehmens- und Vermögenseinkommen. Und trotzdem sollen auch noch Dividenden für Rentner übrigbleiben? Sind „kapitalgedeckte Renten“ also tatsächlich gedeckt? Oder eher der Griff in einen Topf, aus dem Lose gezogen werden? Böse Zungen meinen, es sei eher ein Griff in die Kloschüssel.

Was Lindners pAV-Reformgesetz hergeben soll, kann im “VersicherungsJournal” nachgelesen werden: Noch nicht einmal die eingezahlten Beiträge werden garantiert; soviel zum Thema Verzinsung. Auch soll es erlaubt werden, die Rentenzahlungen generell bis zum Alter 85 zu begrenzen (immerhin wird das Lebensalter noch nicht limitiert). Und anders als bei der Sozialversicherungsrente bleibt die jährliche Anpassung der Leistungen ein frommer Wunsch. Die kapitalgedeckte Rente verliert nach und nach ihren Heiligenschein. Mein Rat daher an die nächste Generation: Lasst euch nicht blenden von politischen Scharlatanen, die auch in anderen Bereichen auf dem falschen Dampfer sind! Glaubt nicht, dass kapitalgedeckte Renten Gold seien und beitragsfinanzierte Renten ein Relikt alter Zeiten! Mischt euch in die Rentendebatte ein! Es geht nicht um unsere derzeitigen Renten; wir Bestandsrentner leben durchschnittlich nur noch zehn Jahre. Es geht um eure Renten, die ihr dereinst einmal wenigstens 20 Jahre lang beziehen wollt. Und lasst euch nicht gegen uns „Alte“ ausspielen: Wir hinterlassen auch ein bisher intaktes und auch zukunftsfähiges Rentensystem, und dazu vielfach beachtliche Vermögen, die einmal euer eigen sein werden. Falls sich der Staat dieser bis dahin nicht selbst bemächtigt oder diese zerstört werden, wenn ihr euch vor den Karren von Kriegstreibern spannen lasst und der Krieg einmal zu euch kommt.

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