Dienstag, 2. Juli 2024
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Spanien den Spaniern, Touristen raus?

Spanien den Spaniern, Touristen raus?

Einheimische protestieren in Malaga gegen den Massentourismus (Foto:Imago)

Aktuell berichten die deutschen Mainstream-Medien über Proteste in Spanien gegen den Massentourismus, auch etwa die ARD-“Tagesschau” in einem Beitrag von heute, die aber davor schon am 30. Mai, am 23. April und am 20. April dieses Jahres das Thema aufgriff. Hier wird dann regelmäßig sehr viel mehr Verständnis für diese klare Form von Ausländerfeindlichkeit seitens der Spanier als für die von Deutschen aufgebracht (obwohl sich die der Spanier gegen devisenbringende Touristen oder Residenten aus einem europäischen Partnerland richtet, während es sich bei der angeblichen deutschen “Ausländerfeindlichkeit” um die Ablehnung einer dauerhaften, asylmissbräuchlichen Problemmigration in die Sozialsysteme handelt). Die Ausgangslage ist gleichwohl ähnlich; es fehlt bezahlbarer Wohnraum. In spanischen Touristenzentren vermietet ein Wohnungseigentümer lieber kurzzeitig an Touristen und bekommt die vierfache Miete als von Normalbürgern. In Deutschland zahlen die Kommunen jeden geforderten Preis für die Unterbringung von Flüchtlingen, und auch hier haben die Normalbürger das Nachsehen.

Als Wahl-Spanier kann ich allerdings aus eigener Anschauung anmerken, dass ein guter Teil der spanischen Probleme hausgemacht ist. Der Mieterschutz macht es einem Haus- oder Wohnungseigentümer dort sehr schwer, einem säumigen Mieter nur wegen der ausbleibenden Zahlungen zu kündigen, und es ist fast unmöglich, eine Zwangsräumung zu erreichen. Bei längeren Leerständen kommt es auch häufiger zu Hausbesetzungen, gegen die die Behörden nicht vorgehen.

Kurzzeitvermietung eigentlich vernünftig, nicht asozial

Ein Vermieter braucht also Kontakte ins kriminelle Millieu, um einen Mieter oder Hausbesetzer mit “durchschlagenden” Argumenten zu überzeugen, eine Wohnung freiwillig zu räumen. Wenn gesetzestreue Normal-Spanier von ihren Eltern eine Eigentumswohnung erben, können sie diese nur verkaufen oder selbst bewohnen; in der Zwischenzeit muss die Wohnung bewohnt aussehen. Die Kurzzeitvermietung an Touristen ist vor diesem Hintergrund nur vernünftig und alles andere als asozial.

Der hohe Verkaufsdruck auf die kleinen Wohnungseigentümer lässt außerhalb der Touristenhochburgen die Immobilienpreise sinken. Ich habe vor dem Hintergrund der Meldungen über die Proteste auf Mallorca und in Malaga einmal die aktuellen Angebote für Wohnimmobilien auf der Seite “pisos.com” – Stand heute – mit meinem eigenen Wohnort verglichen und diese in 100.000-Euro-Schritte gegliedert:

(Tabelle:Müller/privat)

Im Segment bis 100.000 Euro findet man – anders als in Roquetas auf Mallorca und in Malaga – nur stark renovierungsbedürftige Behausungen. Interessant ist auch, dass Malaga die fünffache Einwohnerzahl hat wie Roquetas, aber nur die doppelte Anzahl von angebotenen Immobilien. Mallorca hat die achtfache Einwohnerzahl und die fünffachen Angebote. Das Angebot drückt den Preis. In der Kategorie “gut & günstig” findet man überall nur mit viel Geduld etwas; ein großes Segment an guten Angeboten erhöht aber die Chance.

Es ist also wie in Deutschland: In den Ballungszentren sind die Preise hoch, teilweise unerschwinglich. Abseits sind die Preise niedriger. Flüchtlinge und Touristen verschärfen das Problem; verantwortlich ist aber die Politik. Spanien hat in den letzten Jahrzehnten wenige große Touristenzentren geschaffen statt viele kleine, und lange einen Schwerpunkt auf den Massentourismus gelegt. Die Belastungen – wie auch die Wirtschaftskraft der Tourismusindustrie – hätte man besser gleichmäßiger verteilen sollen. Auch hier besteht ein Vergleich zu den Flüchtlingen: Auch diese wollen ja lieber in die Ballungszentren (die Kosten trägt ja der Staat!) – was eine ausgeglichene Verteilung erschwert.

Unterschiede der “Willkommenskultur”

Eigentlich sollte der die Zahlen ja besser lenken können; hier geht er aber wohl den Weg des geringsten Widerstands. In anonymen Großstädten ist man die Sammelunterkünfte gewohnt, in den billigen ländlichen Regionen regt sich Widerstand. Der wesentliche Unterschied zwischen Touristen und Flüchtlingen ist aber der Strom des Geldes: Touristen bringen Geld ins Land, Flüchtlinge entziehen es dem Land. Deshalb gibt es in Spanien auch interessengerichtete Gegendemonstranten, denen es um ihr Geschäft oder ihren Job geht. Wenn Touristen nicht willkommen sind, gehen sie woanders hin. Spaniens Politiker hätten die Chance, die Touristenströme im eigenen Land umzulenken. Der Gastronom auf Mallorca verliert aber trotzdem seine vergraulten Kunden.

Was lernen wir daraus? Für die Mainstream-Medien ist Vergleichbares nie gleich. Für Ausländerfeindlichkeit im Ausland haben sie Verständnis – wie überhaupt immer, wenn sich Ressentiments gegen Deutsche regen, die sie insgeheim selbst teilen. Für “Ausländerfeindlichkeit” in Deutschland – sprich: jede noch so berechtigte Kritik an der Migrationspolitik –  darf es dagegen kein Verständnis geben. Selbst dann nicht, wenn beides im Kern auf der gleichen Ursache beruht. Da gilt bereits die Feststellung dann als blanker Populismus…

4 Responses

  1. Ich kann die normalen Spanier verstehen, die für wenig Geld einem Job nachgehen und sich nicht einmal eine angemessene Wohnung leisten können. Hier auf Teneriffa ist der Wohngunsmarkt derart außer Kontrolle geraten, daß die arbeitende Bevölkerung sehr weite Wege in Kauf nehmen muß, um überhaupt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Dies aber verstärkt jeden Morgen und Nachmittag die unendliche Pendlerkolonne. Alles nicht, das was man haben will, aber solange die Nachfrage nach Wohnungen im südlichen Küstenbereich mit den vielen Hotelanlagen hoch ist, wird sich an dieser Situation auch nichts ändern. Einzig der Bau neuer Wohnungen könnte Abhilfe schaffen, aber das dauert Jahre.

  2. Vor 30 Jahren, da waren wir noch dumm. Viel Geld haben wir jedes Jahr in diversen Südländern in den Ferien ausgegeben. Eines Tages hat es dann mal kliggediklick gemacht: Die nehmen gerne unser Geld, aber verachten uns abgrundtief. Seit über 20 Jahren bekommen die von mir keinen müden “Sonstnochwas” mehr. Ich weiss auch nicht, warum man immer in den “Süden” fliegen musste. Oft war es da so heiss, dass man es nur im Auto mit Klima ausgehalten hat. So ein Blödsinn.

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  3. Nach meinem Dafürhalten liegt das Problem an den Touristen selber. Mallorca beispielsweise war vor ca. einhundert Jahren noch eine Art Aussteigerparadies für Künstlerkolonien. Reisen in der Art war noch nicht für den Normalbürger möglich. Ich erinnere mich, daß Ende der sechziger Jahre der Flughafen in Hamburg ein relativ kleines Gebäude war, daß man mit dem Auto problemslos direkt ansteuern konnten. Man konnte leicht parken und hatte nach wenigen Schritten im 1. OG Zugang zu einer hübschen Café-Terrasse, auf der man noch bedient wurde und konnte von dort alles gut beobachten, teilweise sogar noch Propellerflugzeuge. Heutzutage können eben auch Hartz-Vier-Kreti und Pleti aus der Siedlung in die Ferne fliegen. Und so, wie ihr Verhalten hier ist – und das mag man nirgendwo- benehmen sie sich überall. Schon vor über 25 Jahren lagen auf Mallorca bereits am späten Vormittag Betrunkene in ihrem eigenen Erbrochenem auf Strandpromenaden und gröhlende Horden tranken aus Eimern wie Viecher auf der Weide. Daß das die Mallorquiner und andere sich überhaupt so lange haben gefallen lassen, ist ein Wunder. Wer sich nicht benehmen kann, wird eben auch wieder ausgeladen. Ende Gelände.

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  4. AfD-Politiker wäre bei Rechtskraft vorbestraft: Urteil im Höcke-Prozess! Für Nazi-Parole muss er 16.900 Euro blechen
    Das Gericht hat entschieden: Thüringens AfD-Chef Björn Höcke muss wegen einer Nazi-Parole 130 Tagessätze zu je 130 Euro Strafe zahlen. Ist das Urteil rechtskräftig, wäre der AfD-Politiker damit vorbestraft.
    Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke ist erneut wegen einer verbotenen Nazi-Parole schuldig gesprochen worden. Das Landgericht Halle verurteilte den 52-Jährigen zu einer Geldstrafe von 130 Tagessätzen zu je 130 Euro. Schon im Mai war Höcke wegen des gleichen Spruchs zu einer Geldstrafe verurteilt worden, er ging in Revision. Ab 90 Tagessätzen droht bei einem rechtskräftigen Urteil eine Vorstrafe.

    https://www.focus.de/politik/deutschland/afd-politiker-waere-bei-rechtskraft-vorbestraft-urteil-im-hoecke-prozess-fuer-nazi-parole-muss-er-16-900-euro-blechen_id_260097512.html

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