Mittwoch, 18. September 2024
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Das Traumschiff des Terrors

Das Traumschiff des Terrors

So und nicht anders war es, großes Pfadfinderehrenwort! Transatlantischer Erklärbär Bojan Pancevski vom “Wall Street Journal” deckt bei Lanz geradezu phantastisch die Nord-Stream-Kiste auf (Screenshot:ZDFMediathek)

Schwer zu sagen, ob solche Grotesken im allgemeinen Geraune über Krieg, Volkswagen, Grenzkontrollen, zusammenbrechende Brücken und das ganze lustige Stimmengewirr in Schilda überhaupt noch wahrgenommen werden. Die Aufführung, die jedenfalls am Donnerstagabend bei Meinungsoffizier Lanz im ZDF stattfand, verdient in der Tat den Konrad-Kujau-Gedächtnispreis in der Kategorie „False Flag“ in Gold. In mehreren Beiträgen zum größten Wirtschaftsterrorakt der Nachkriegsgeschichte hatte ich bereits auf die absurden Widersprüche in den öffentlichen Darstellungen zur Pipelinesprengung hingewiesen; Geschichten, die uns immer mal wieder in unterschiedlichen Versionen aufgetischt wurden. Wer mag, kann hier auf Ansage! oder Facebook meine diversen Darlegungen dazu nachlesen; es gibt aus meiner Sicht inhaltlich wenig hinzuzufügen. Seit August liegt nun aber eine Art Untersuchungsbericht vor, der vorgestern nochmals ins Deutsche übersetzt und vorgestellt wurde – interessanterweise eben bei Markus Lanz, dessen Talkshow sich ja inzwischen zu einer Art moderierter Pressekonferenz für allerlei konspirative Verlautbarungsprofis entwickelt hat.

Da kommt zum Ende der ansonsten zu vernachlässigenden Plappersendung mit der Politikdarstellerin Faeser ein deutscher Journalist zu Wort, tätig beim “Wall Street Journal” (WSJ). Er sitzt da. Breitbeinig. Reglos. Bemüht stoisch. Über den Schuhen stechen Socken in den ukrainischen Nationalfarben hervor. Blaue Socke links. Gelbe Socke rechts. Uncle Sam liebt solche überaus subtilen Metaphern. Die permanent knetenden Finger verraten, dass er noch nicht ans Rampenlicht gewöhnt ist, aber sehr genau weiß, welch heikle Aufgabe er hier zu erfüllen hat. Es handelt sich um Bojan Pancevski, seines Zeichens Investigativreporter mit mannigfaltiger Expertise im internationalen Journalismusgeschäft. In seinen vielfältigen Referenzen findet sich der Arbeitsschwerpunkt “Spionage”. Privates findet man im Netz nicht. Pancevski dürfte Mitte Dreißig sein, veröffentlicht zumeist in Englisch, spricht nahezu akzentfreies Deutsch. Er hat – seiner Darstellung zufolge im Alleingang – zum Nord-Stream-Geschehen, dem ukrainischen Hobbyterroristen und selbsternannten Nationalhelden Wolodymyr S. „recherchiert“ und seine Erkenntnisse in einem spektakulären Enthüllungsbericht im August diesen Jahres auf den Markt geworfen; ein „Scoop“ also, wie Lanz Pancevskis Leistung in der Ankündigung feiert, eine Art Supernova des Enthüllungsjournalismus. Lanz überlässt – ganz entgegen seiner sonstigen selbstdarstellerischen Attitüde – dem Gast dann nahezu vollständig die Bühne für seine Erzählung.

Roadtrip der antifossilen Aktivistentruppe

Und die geht so: Ein sechsköpfiges ukrainisches Kommando aus vier zivilen Hobbyterroristen (darunter einige „ganz erfahrene“ Taucher, ein Oberst und eine nicht näher beschriebene Frau) beschließen bei einer spätabendlichen, wodkaintensiven Party irgendwann 2022 eine nationale Heldentat. Ihr Vorhaben lassen sie sich sogleich vom echten Wolodymyr in Kiew bestätigen. Mündlich. Schriftliches gäbe es da nicht, weiß Pancevski. Er kennt auch das Motiv der Beteiligten: Die segelnden Tauchsportfreunde „hassen“ nämlich einfach “diese Röhren”. Fast so wie die Freunde in Washington. Aber natürlich nicht ganz so doll. Weshalb die Amis auch gar nichts vom unverschämten Glück ahnen, das sie bald ereilen wird. Schreibt zumindest der deutsche Journalist Bojan im WSJ. Nun ja. Die antifossile Aktivistentruppe fährt jedenfalls nach einem wilden Roadtrip (natürlich inklusive Blitzerfoto) quer durch Nordeuropa nach Westen. Sodann geht es auf See – mit Segen von höchster Stelle und geeignetem Wind – wieder zurück nach Osten, alles mit dem berühmten 15-Meter-Ausflugsboot, Ausrüstung, Sprengstoff, einem klitzekleinen, „nicht ortenbaren Navigerät“ und den berühmten „gefälschten biometrischen Pässen“ an Bord. Man segelt so vor sich hin. Zwischen Rügen, Polen, Dänemark, Schweden, Ukraine, auf der Ostsee. Hin und Her. Hat er herausgefunden. Der Bojan.

Wochenlang geht das so. Man sucht Häfen auf, wartet Stürme ab. Mal hocken sie im Boot in Schweden herum, mal werden sie von Zeugen in Polen gesehen. Wie das bei Terroristen eben so ist. Zwischendurch platziert man inmitten radarüberwachter und stark befahrener Gewässer nacheinander an vier Stellen in 80 Meter tiefer Dunkelheit, bei ziemlicher Kälte und erheblicher Strömung, vier Sprengladungen. Eine davon (vermutlich der Dramaturgie wegen) irrtümlich an einer zuvor bereits verminten Leitung. Sowas macht sich besser für die Filmrechte. Am Ende sprengt man schließlich – soweit bekannt – drei von vier Pipelines in Stücke (Anmerkung des Autors: Und zwar so, dass die Seismographen europaweit ein sattes Erdbeben anzeigen und die Leitungen – so zeigen es Aufnahmen schwedischer Tauchroboter – über eine Länge von mehreren Hundert Metern in den Meeresgrund gedrückt werden). Dass Wolodymyr ,“der Echte” seine mündliche Zusage für den zweifachen Doppelwumms kurz vorher mündlich wieder zurückgezogen hat – soviel diplomatisch Entlastendes soll noch schnell erwähnt sein! –, bekommt man im Andromeda-Nebel offenbar nicht mehr mit. Hat der Bojan alles ermittelt.

James Bond würde erblassen

Trotz eines vorbildlich ausgestellten EU-Haftbefehls der “korrekten deutschen Behörden”, sei der identifizierte Haupttäter dann irgendwann von seinem polnischen Wohnsitz, einer (überaus verdächtigen) “Villa wie in Zehlendorf“, verschwunden und würde, so beeilt sich Pancevski zu betonen, trotz der vermutlich am Wohnort zurückgebliebenen Familie inklusive zweier Kinder wahrscheinlich auch „nie wieder auftauchen“. Das wiederum hätte man bei den vorbildlichen Deutschen einfach “gar nicht für möglich gehalten“. Nu isser eben weg, der Taucher Voldemord. Untergetaucht. Blubb! Akte geschlossen. Alles ernsthaft nachzulesen im WSJ vom 14. August 2024:  “Drunken Evening, a Rented Yacht: The Real Story of the Nord Stream Pipeline Sabotage”. Bevor kompromittierende Fragen nach den ungeheuerlichen Kosten und der gigantischen Logistik aufkommen, baut Pancevski bereits vor: Das Kommando wäre eben besonders „effizient“ gewesen. Er kennt sogar die Schlussrechnung: „300.000 Euro“ hätte die ganze Aktion gekostet. Macht für 14 Tage Urlaub mit Feuerwerk, all inclusive, nen schlappen Fuffi pro Nase. Ob brutto oder netto wird nicht weiter erörtert. Egal. James Bond dürfte für den Rest seines kostenintensiven Lebens erblassen.

Ganz zum Schluss, als man als Adressat in der ersten Reihe schon halb erheitert, halb erbost auf seinem Ohrensessel herumrutscht, stellt Markus Lanz dann doch noch die alles entscheidende Frage: Woher denn der Kollege Pancevski all das wisse, wie er zu diesen ganzen spektakulären Einblicken gelangt sei? (Anmerkung des Autors: Einblicke, die er ja gerade der professionellen Arbeit des glänzend aufgestellten BND in die Vitrine gestellt hat – wohlgemerkt des BND, der bisher noch vor jedem einzelnen Gefährder per Anruf aus den Staaten gewarnt werden musste!) Ooch, meint Bojanovski etwas einsilbig, er wäre da „zwei Jahre lang viel gereist“ und hätte „die Beteiligten gefragt.“ – „Hammerjob!“ sekundiert der spontan euphorisierte Gastgeber an dieser Stelle, und betont gleich nochmal, „wie wichtig“ das jetzt alles sei. Lanz kriegt sich gar nicht mehr ein und lobt nun auch seinerseits die „tolle Arbeit“ und die „tollen Leute“ bei den „deutschen Diensten“, von denen ja gänzlich „zu Unrecht“ immer betont würde, sie zeitigten da „kaum Interesse an der Aufklärung“. Und da wäre doch immer „die Rede davon“, dass da bei der Vertuschung „die Regierung die Finger im Spiel hätte“. Neeeeeiiiiin!!! „Nichts davon ist der Fall!“ schiebt er nochmal mit der Überzeugungskraft einer Nebendarstellerin vom „Bergdoktor“ nach. Nun aber! Jetzt wird es sicher auch der letzte Schlafhans vor der Nachtruhe beruhigt mit in die Koje nehmen. Auf Deutschland und seine Behörden ist eben einfach Verlass! Erstaunlich, wie doch Verschwörungstheorien so täuschen können, schießt es einem durch den Kopf… uznd ganz kurz vorm Einschlafen denkt man dann erleichtert: Der Markus liebt eben alle Menschen… jedenfalls alle Gebührenzahler… die von unten… und die von oben…

5 Antworten

  1. Hat man dem armen Lanz einen “Kundschafter des Friedens” aus
    polit opportunen Gründen von Schlapphutkreisen eingeschleußt?
    “V-Menschen” sind legal und meist chronisch unterfinanziert!

  2. Da kann der gute Mann finden und meinen was er möchte und Lanz das finden und dazu meinen was er möchte, wir alle wissen doch wie es wirklich war. 😉

    Ich glaube Hearsh.
    Seine Geschichte hat im Gegensatz zu dieser nämlich Substanz.

    Eine weitere, unglaubliche Frechheit ist, dass die wirklich meinen sie könnten uns für dumm verkaufen!

    Und eine unglaubliche Peinlichkeit für die Deutschen ist, dass das wahrscheinlich 60%+ glauben…. 🤦‍♂️

  3. Für was sich sogenannte Journalisten alles hergeben……………………….. Man glaubt es kaum. Allerdings kann man als Arbeitgeber, der p.a. ca. 1,9 Mio. für derartige Sendungen ausgibt, auch etwas erwarten,oder???
    Nur die zwangsverpflichteten GEZ – Gebührenzahler können sich nicht zur Wehr setzen. Wenn doch landet man im Kerker! Es wird allerhöchste Zeit, diesen “Schundfunk” aufzulösen.

  4. wer verarscht werden will guckt die diplomierten Schwanzlutscher der Knallkopfampelregierung.
    ARD,ZDF,ARTE etc.
    Wer wer immer lutscht der muss auch mal schlucken – bei der nächsten Wahl hoffe ich

  5. Dem angeblichen Journalisten sollte auch der Relotius-Preis verliehen werden. Seinen “Hammerjob” hat er höchstwahrscheinlich im Home-Office erledigt. Mit einer 16m-Jacht war der jedenfalls noch nicht über längere Zeit auf der Ostsee. Ich bin 10 Jahre zur See gefahren – ein derartig dreist auf schamlosen Lügen beruhender Bericht ist mit der Bewertung Seemansgarn noch deutlich überbewertet. Was mich noch mehr ärgert, ist die Verschleuderung von GEZ-Beiträgen für diesen haltlosen Schwachsinn. Die Menschen im Osten sind im Wahlverhalten noch viel zu zahm. Wenn endlich die politische Macht obsiegt, die es vermag die sogenannten ÖR nicht mehr durch Zwangsgebühren finanzieren zu lassen, bleibt uns derartiger Informationsmüll erspart.
    Otto I