Er war ein Kämpfer gegen Antisemitismus und Freund der Juden (anders als viele heutige Politiker auch der lebenden, nicht nur der im Holocaust ermordeten!) und hat sich für Verständigung und Austausch mit dem Land Israel bemüht: Robert Krais, Gründer und Ehrenvorsitzenden des Deutsch-Israelischen Arbeitskreises Südlicher Oberrhein, ist im Alter von 81 Jahren verstorben. Der Tod der 1972 von ihm betreuten israelischen Sportler im Münchner Olympiadorf infolge der Geiselnahme durch palästinensische Terroristen hatte sein Leben überschattet und geprägt.
In seiner Jugend war der aus Freiburg stammende Krais aktiver Leichtathlet gewesen. Er blieb diesem Sport ein Leben lang verbunden, beruflich wie ehrenamtlich; so schon 1968 als Jugendbetreuer bei der Winterolympiade in Grenoble. Seine erste Anstellung hatte er als Jugendreferent bei der Badischen Sportjugend in Karlsruhe. Dabei war der Sport für ihn jedoch nie Selbstzweck, sondern er verstand ihn stets als eine Brücke zum Menschen. Und es war auch in diesem Betätigungsfeld – der Jugendarbeit und dem Sport -, in dem Krais seinem anderen großen Lebensthema begegnen sollte: Israel. Als Verantwortlicher bei der Deutschen Sportjugend (DSJ) initiierte er 1970 den Jugendaustausch zwischen Israel und Deutschland. Über viele Jahre organisierte er zahlreiche gegenseitige Besuche.
München 1972 als Schlüsselerlebnis
Zum Schlüsselerlebnis für ihn wurde das Münchner Olympia-Attentat, als am 5./6. September 1972 palästinensische Terroristen elf Mitglieder der israelischen Mannschaft ermordeten. Robert Krais betreute damals im olympischen Jugendlager israelische Sportler. Als er miterleben musste, wie auf dem Flughafen München-Riem die Särge mit den toten Israelis in die zwei El-Al-Maschinen verladen wurden, hatte sich dies tief und unauslöschlich bei ihm eingeprägt: „Da verlassen wieder tote Juden Deutschland.“ Noch im September letzten Jahres konnte er anlässlich einer Gedenkveranstaltung des DIA eindrücklich davon berichten (ich schrieb darüber auf Ansage!).
In der Folge gründete Krais 1974 den Deutsch-Israelischen Arbeitskreis Südlicher Oberrhein e. V. (DIA), dessen stellvertretenden Vorsitz er 1974–1983 und 1999–2020 innehatte; 1983–1999 amtierte er als Vorsitzender, seit 2020 war er DIA-Ehrenvorsitzender. Aus dem vielfältigen Wirken dieses Vereins und seines Gründers, der sich auch als Autor profilierte, kann hier nur das Wichtigste genannt werden: Ein Verdienst der Beharrlichkeit von Robert Krais‘ Wirken war die Rettung des 1938 geschändeten Synagogengebäudes in Kippenheim, das 1981 in den Rang eines Kulturdenkmales von nationaler Bedeutung erhoben wurde. „Für mich war und ist es ein Gotteshaus“, bekannte er damals.
Wegbereiter des Gedenkens
Das auf Initiative des DIA erarbeitete zweibändige Buch „Der jüdische Friedhof in Schmieheim“ von N. B.-G. Bamberger, das 1999 erschien, erwies sich dann als „Türöffner“ für etliche ehemalige jüdische Einwohner der Region – aus Schmieheim, Kippenheim, Ettenheim, Altdorf, Rust, Nonnenweier (alles sind Orte in meiner unmittelbaren Heimat – mit denen Robert Krais bis zuletzt intensiven Kontakt pflegte, brieflich und persönlich. Eine Reihe von ihnen kamen über viele Jahre zu Zeitzeugenvorträgen zurück nach Deutschland und besonders in ihre alte badische Heimat: Hedy Epstein, Inge Auerbacher, Dr. Kurt Maier, Alice Goldstein, um nur einige zu nennen. Nicht zuletzt war dies die Frucht der Bemühungen von Robert Krais und seiner außerordentlichen Menschenzugewandtheit gewesen. Er war ein Wegbereiter des Gedenkens und ein Kämpfer gegen das Vergessen und konnte dennoch – wie erst 2021 in einer SWR2-Sendung tat – offen aussprechen: „Wir müssen wegkommen vom reinen Erinnern.“ Die Gedenkarbeit dürfe nicht zum Selbstzweck verkommen, sondern müsse Pendant sein zur Solidarität mit dem dauerbedrohten jüdischen Staat und zur Entlarvung des aktuellen Antisemitismus, der heute allzu oft und gerne im Gewand der „Israelkritik“ daherkommt.
Am 29. Januar 2023 ist Robert Krais gestorben, der zuletzt mit seiner Frau im Ettenheimer Bürgerstift lebte und gesundheitlich seit Langem angeschlagen war. Das Psalmwort über seiner Traueranzeige bezeugt, dass für ihn der Tod nicht das letzte Wort hat: „Ich aber bin gewiss, zu schauen die Güte des Herrn im Lande der Lebendigen.“ Nicht nur der DIA wird ihn schmerzlich vermissen, wie dessen amtierende Vorsitzende Simone Schermann bekundete.
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4 Antworten
Schlüsselergebnis München.
Die PLO-Terroiristen haben vorher in Ungarn trainiert. Verbindungsmann seitens der ungarischen Geheimpolizei war Rajnai Sándor. Er war aber zugleich ein heimlicher Mossad-Agent.
D.h. Israel hat etliche Sportler geopfert, um die mit den Palästinensern sympathisierenden Menschen im Westen 180 Grad umzustimmen.
Die Rechnung ist aufgegangen.
Interessant, Bálint.
Wieder etwas gelernt.
Kenne ich nicht.
Ich habe keine Ahnung, wovon der Autor hier schreibt. Was soll eine „deutsch-jüdische Aussöhnung“ sein? Was sollte denn eine englisch-katholische Aussöhnung sein? Oder eine indisch-buddhistische Aussöhnung. Funzt da noch was zwischen den Ohren oder wird stumpf nachgeplappert? Gerald Celente zitiert gern seinen Vater: „Papagallo!“
Die Menschen denken nicht mehr. Es ist wirklich schlimm.
Sapere aude!