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Sissi-Kitsch statt Tatsachen: Die ARD zu Merkels 70. Geburtstag

Sissi-Kitsch statt Tatsachen: Die ARD zu Merkels 70. Geburtstag

Inszenierung einer Kanzlerin: Merkel 2005 (Screenshot:ARD-Mediathek)

Ein weiteres Mal dürfen wir dieser Tage erleben, wie der Staatsfunk seinen formalen Auftrag ins Gegenteil verkehrt. Angela Merkel wird siebzig – und da darf eine fünfteilige Telenovela “Schicksalsjahre einer Kanzlerin (sie heißt tatsächlich so!) nicht fehlen, die das Leben und das angebliche Wirken der Kanzlerin a. D. zum Inhalt einer angeblichen Doku hat. Abermals zeigt die ARD, dass sie ihren verkommenen Prinzipien treu bleibt: Verklären statt erklären, verschleiern statt enthüllen, verdunkeln statt beleuchten. Die Anspielung auf den Sissi-Film “Schicksalsjahre einer Kaiserin” passt da ausgezeichnet.

Nachdem uns Merkels politische Hinterlassenschaften täglich um die Ohren fliegen, könnte man ja in einem Anflug von Naivität auf die Idee kommen, den Recken der Staatsmedien fiele inzwischen mehr ein als die seit Jahren gewohnte Lobhudelei. Ja, man könnte. Aber tun Sie es besser nicht, denn die Enttäuschung tritt schon in den ersten Minuten dieser Doku-Novela ein, bei der es einem um jeden dafür verschwendeten Gebühren-Euro leid tut. Im Grunde kommt über 150 Minuten hinweg nur Merkel zu Wort, entweder höchstpersönlich oder über ihre bewährte Entourage, die seit Jahrzehnten die Leitsätze des Trugbilds Merkel wiederkäut.

Alte Bekannte

Es findet sich zum Beispiel Evelyn Roll ein, Journalistin und seit Jahrzehnten bewährte Öffentlichkeitsarbeiterin Merkels, die 2001 ein erstes einflussreiches Buch über Merkel (“Das Mädchen und die Macht“) und dann 2009 eine Biographie über sie geschrieben hat. Sie saß gemeinsam mit Friede Springer und den restlichen “Golden Girls” auf der Tribüne des Bundestags, als Merkel zum ersten Mal zu Kanzlerin gewählt wurde. Aufmerksame Leser verorteten Rolls Wirken in Sachen Merkel schon vor Jahren irgendwo zwischen Auftragsjournalismus und Hagiographie. Des Weiteren zu Wort kommt Thomas de Maizière, Bundesminister a. D., Cousin von Lothar de Maizière (Stasi-IM “Czerni” a. D.) und Neffe von Clemens de Maizière (Stasi-IM “Anwalt” a. D.), der von Anfang an Merkels Aufstieg begleitet und durch Ministerposten davon profitiert hat.

Die Familien Kasner und de Maizière stehen über zwei Generationen und ein halbes Jahrhundert hinweg in symbiotischer Verbindung: Merkels Vater Horst Kasner treibt als Kirchenfunktionär in den sechziger und siebziger Jahren gemeinsam mit Clemens de Maizière die Gleichschaltung der Evangelischen Kirchen in der DDR voran. Auch mit dessen Sohn Lothar de Maizière ist Kasner gut bekannt, was entscheidend dazu beigetragen haben dürfte, Tochter Angela zur stellvertretenden Sprecherin der Regierung de Maizière zu berufen. Außerdem spricht Rainer Eppelmann, Pfarrer und Fürsprecher Merkels seit den gemeinsamen Zeiten beim Demokratischen Aufbruch, der sie nach eigener Aussage streicheln und anfassen darf und vor Jahren ein Märchen erfand, um Merkel zu unterstützen. Bis heute ist Eppelmann, der so schön wie ein Märchenonkel plaudert, Vorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Der Papageienschwarm bewegt die Schnäbel

In der zweiten Reihe der Claqueure der ARD erleben wir in Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesministerin und CDU-Vorsitzende (jeweils a. D.), die als Merkel-Nachfolgerin durchfiel, als sie die von Merkel gewünschte Rückgängigmachung der Thüringenwahl 2020 nicht schnell genug auf die Reihe brachte. Sodann Roland Koch, Ex-Ministerpräsident von Hessen und krachend gescheiterter Manager, der hier einmal mehr “brutalstmöglich” aufklärt. Und Marina Weisband, Ex-Piratin und gelernte Wichtigtuerin, die mit Timoschenko-Zöpfen alte Klugheiten von sich gibt.

Ach ja, als Solitär und Alibi-Gegenstimme (man ist ja ausgewogen beim Öffentlich-Rechtlichen!) wird noch der Ex-MdB Lars Herrmann eingeblendet, der 2019 aus der AfD ausgetreten und 2022 in die CDU eingetreten ist – wegen Merz, ausgerechnet wegen Merz! Und wer noch? Carla Reemtsma, LeFloid, Thilo Jung, Christoph Dieckmann, Claudia Major, Judy Dempsey, Samira el Oussail. Falls jemand vergessen wurde: Nicht so wichtig. Es handelt sich – vielleicht mit Ausnahme von Dieckmann – um eine Vereinigungsmenge aus transatlantischen Propagandisten oder linksgrünen Aktivisten. Ein Papageienschwarm bewegt die Schnäbel.

Kaum Neues

Inhaltlich ist leider kaum etwas anzumerken, da hier kaum Neues erzählt wird. Allein auf Bösewicht Putin wird aufdringlich oft zugespitzt. Aber das muss bei einer ARD-Produktion wohl so sein. Für die Serie fataler Merkel-Entscheidungen in Sachen Energieversorgung, Migration, Bundeswehr oder Euro bleibt über zweieinhalb Stunden hinweg leider keine Zeit. Kurz wird auf die Grenzöffnung eingegangen, wieder mit den gewohnten Kinderbildern und Merkels freundlichem Gesicht, aber natürlich ohne Domplatte, Breitscheidplatz, Würzburg I, Würzburg II, Würzburg N, täglichem Messerterror und täglichen Belästigungen. Die von Merkel und ihren Helfern importierte Gewalt, deren Opfer tausende Bundesbürger mit und ohne Migrationshintergrund bis zum heutigen Tag wurden und werden, gibt es für den öffentlich-rechtlichen Staatsfunk nicht. Dabei hätte man ja mal ein Opfer der importierten Gewalt im Hinblick auf Merkel befragen können. Oder die Angehörigen der Toten von Breitscheidplatz, denen Merkel über ein Jahr hinweg nicht kondoliert hat. Kein Thema fürs ARD.

Immerhin wird die aufschlussreiche Szene mit dem Deutschland-Fähnchen Gröhes aus dem Jahre 2013 eingeblendet – das einzige kritische Highlight in rund 150 Minuten Sendezeit. Einzig interessant sind aus historischer Sicht die Amateuraufnahmen des Jahres 1980 vom Betriebsausflug ihres Instituts. Ulrich Havemann und Frank Schneider dürften dort zu sehen sein. Leider wird nicht klar, wer wer ist. Aber es zeigt, dass im Hinblick auf Merkels Vergangenheit noch viele Quellen zu erschließen sind.

Vaterlandslose Gesellin

Ganz am Ende darf Merkel dann doch noch die weibliche Opferkarte spielen – wenn der Film herausstellt, wie sie sich bei ihrer letzten Rede zum Nationalfeiertag über die Bezeichnung “angelernte Bundesdeutsche und Europäerin” beschwert. Dabei hat Thomas Schmid in seinem eigentlich recht schmeichelhaften Artikel auch noch “angelerntes CDU-Mitglied” und “angelernte Demokratin” zu erwähnen vergessen. Merkel ist und bleibt eine vaterlandslose Gesellin, mit mutmaßlichem Ruhesitz in Paraguay, die weder Deutschlandfähnchen noch Deutschlandlied ohne Anfall erträgt.

In Merkels folgenden Zitat, das eine frühe, karriereorientierte Distanzierung von ihrer DDR-Vergangenheit darstellt, kann man “DDR” durch “Deutschland” ersetzen, um es wahrzumachen: „Die [DDR-Identität] hatte ich nie. … Und ich habe die DDR nie als mein Heimatland empfunden. … Mich verband mit diesem Land überhaupt nichts.“ Fazit: Männer doof, AfD doof, Putin böse, Frauen gut, Klimaschutz gut, Merkel sehr gut. Da weiß der Autor dieses Beitrags als Herausgeber der derzeit faktenreichsten Merkel-Biographie einmal mehr: Es war die Mühe wert!

Übrigens Die kratzige Gouvernanten-Stimme von Anna Thalbach macht den fatalen Gesamteindruck dieser Doku-Novella nicht besser.

25 Responses

  1. Ich werden mir mit Sicherheit die Lobhudelei nicht ansehen. Mir reichen die Informationen die aus der Anfangszeit ihrer politischen Karriere noch im Netz vorhandenen Informationen aus, waren schwer zu finden und sind jetzt alle weg. Auch die Erzählungen von meiner Verwandtschaft, schon fast alle verstorben, aus Milmersdorf, die die Familie Kasner persönlich kannten und meine Kenntnis der Strukturen in der DDR, um mir ein recht objektives Bild zu machen.

      1. Ich werde mich schwer hüten konkret zu werden. Bin schon mal nach Stasimanier meinen Telefonanschluss los geworden. Vor Kurzem hat ein Telekommitarbeiter ,2x, unangemeldet mit einer fingierten Legende an meinen Anschluss in der Wohnung kommen wollen. Außerdem hatte ich schon in einigen Kommentaren etliche Beispiele angedeutet. Auch auf Ihrem Artikel hin. Da werden sicher die Mitarbeiter von A.M. einiges abgespeichert haben. Man versuchte mich auch in der DDR zu fördern, aber da ich ein Mann bin wollte man es auf militärische Weise versuchen. Versuchte Anwerbung fürs Wachregiment. Meine positiven Charaktereigenschaften ließen es nicht zu und so ließ man mich wie eine heiße Kartoffel fallen als ich dann als Student nicht in die SED eintreten wollte. Ich war dort, als Student, GO FDJ Sekretär der Bildungseinrichtung. Da hatte ich in der Leitung, als Sekretärinnen, viele solche politisch geifernden, willigen Studentinnen unter mir. Das war der letzte Versuch mich, im zivilen Bereich, in das Boot zu ziehen. Als Reservist fing man mich dann aber wieder ein mit dem so genannten M- Befehl. Im Stab als Schreiber in einem Feldlazarett. Darum weis ich viele Begebenheiten zu deuten ohne was konkret zu wissen.

    1. Paraguay?
      Würde mich nicht wundern.
      Vor nicht allzulanger Zeit zog es Spitzenpolitiker- und Militärs auch in diese Gegend.
      Auch Argentinien war sehr beliebt. Gibt ganze, deutsche Siedlungen dort.
      Und schönes Wetter sollen sie auch haben….
      Allerdings sind damals die Meisten “unbekannt” verzogen.

  2. die blutrote Raute des Grauens aka IM Erika, halt ein lupenreines STASI Gewächs, feindliche AgentInnIn.

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  3. Leider wird in dem Artikel nicht darauf eingegangen, ob die nun wirklich bemerkenswerten “Zitteranfälle” (wenn man derart konvusive Exzesse noch als “Zittern” bezeichnen will) beim Abspielen der Nationalhymne erwähnt wurden, die sicherlich nicht nur bei mir – einem metaphysisch eher agnostisch eingestellten Menschen – die Frage aufgeworfen haben, ob diese Frau am Ende eine von Dämonen besessene Vettel ist.

      1. . . . und die “Zitterei” war ja in “2019”, wo zum Ende des Jahres im Oktober das EVENT “2-O-1” (J.-Hopkins-PLANspiel) wegen einer “CorINna-PLANdemie” stattfand !?! – vermute mal, man hat SIE davor in etwas ganz “Furcht-Erregendes” eingeweiht, das SIE mit “niemandem” besprechen konnte !?! – dazu mal “meinen” Post auf “tkp.at” unter dem Artikel “Sorgten US-Biolabore…” (Mai ’23 / so ins Suchfeld) zu Gemüte führen – hat was mit “Asterixen” zu tun !?! 😉

    1. Das Zittern damals war wohl eher den brutalen Befehlen aus Übersee geschuldet.
      Da wurde sie wahrscheinlich zum ersten Mal konfrontiert mit ihren “Aufgaben” die sie zur Vernichtung Deutschlands erhalten hatte.
      Das kann auch eine eiskalte IM im ersten Augenblick erschüttern.
      Beim Fahne-wegwerfen war sie aber wieder ganz auf Linie.

    2. @“Zitteranfälle”
      Bei näherer Betrachtung sah es wie eine unterdrückte Panikattacke aus, Unterdrückung von Flucht. Kann man schon bekommen wenn man gegen das Volk regiert.
      Außerdem war zu beobachten wenn sie mal in 2. Reihe saß das sie da autogenes Training durch führte. Welche das nicht kennen denken das die schlief. Man hat ihr vergessen zu sagen das man autogenes Training auch mit offenen Augen machen kann.

  4. Meine Fresse. Diese …..x lebt immer noch? Unglaublich, wie lange solche Menschen leben können um dann immer noch ihre bösartige , Fraxxe in der Öffentlichkeit ungestraft zu präsentieren .

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  5. Wer sich solch einen Schund anschaut, ist selbst schuld.

    Da schalte ich lieber um zu SpongeBob.
    😛

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  6. Pfui, wenn ich dieses Weib sehe/höre wurde immer schon abgeschaltet.
    Die Abrissbirne Deutschland ist und bleibt eine Schande und
    ich verstehe bis heute nicht, das gestandene Männer, den Dreck
    noch unterstützt haben, den sie ohne Not den Deutschen aufgezwungen hat !

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  7. “… (Stasi-IM “Czerni” a. D.) …”
    🙂
    Feinsinniger Humor. Gefällt mir. Der Humor entfaltet sich mit dem Namenszusatz “a.D.”.

  8. “.. Anna Thalbach …”
    Anna Thalbach ist immer dort, wo moralisiert wird oder sich anzubiedern ist. Die Thalbach, ja, der war die DDR nie gut genug, obwohl ihr stets karriere-organisatorisch der rote Teppich ausgerollt worden war. Die Thalbach ging ja noch zu DDR-Zeiten nach Westberlin. Machte rüber, wie es so schön hieß. Der Thalbach hatte ich keine Träne nachgeweint.

  9. Brave Christen beherzigen „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“
    In DDR-Zeiten bekannte Pfr. Eppelmann, dass ihm der Gen. Minister Mielke weniger Ärger bereitete als der Herr Konsistorialpräsident Stolpe.
    Nach dem DDR-Exitus begann Eppelmanns Polit-Karriere, und der geheime Stasi-Mitarbeiter Stolpe wurde sogar MP von Brandenburg.
    Seit diesem Termin war Eppelmann kein Wort mehr über Stolpe zu entlocken.

  10. . . . und was Mir bis heute NICHT einleuchtet ?!? – SIE war ja “nur ein paar” Jahre mit Herrn MERKEL verheiratet – auch “kinderlos” !?! – WIE kann es sein, daß SIE diesen Namen über “40” Jahre weiter-“behält” ?!? – ist SIE nicht jetzt doch noch mit Herrn SAUER verheiratet ?!? – UN-FASS-BAR – “kopf-schüttel” :-/

  11. Also eine Kitsch-as-kitsch-can-Serie auf dem Niveau dieser unerträglichen Sissi-Filme… Würg,!