Dienstag, 30. April 2024
Suche
Close this search box.

Wenn die Sprachpolizei mal Pause macht…

Wenn die Sprachpolizei mal Pause macht…

Manches winken die Gesinnungswächter durch… (Symbolbild:Pixabay)

Reden, “wie einem der Schnabel gewachsen ist” – das funktioniert in Deutschland schon lange nicht mehr. Außer bei Annalena Baerbock, in deren oft seltsamen Äußerungen die Medien eine verborgene Genialität und Stärke zu entdecken glauben, selbst wenn sie aus Putin einen Kreisel machen möchte oder die ideale Temperatur für Tiefkühlkost festlegt. Der Normalbürger jedoch unterliegt der strengen Aufsicht der Sprachpolizei, deren Regeln mit jedem Tag undurchsichtiger werden. Bis vor einiger Zeit schien wenigstens das Vermeiden von Kränkungen von der Wattebausch-Linie aufwärts eine Leitlinie gewesen zu sein: Etwa bei der Bezeichnung einer beliebten Paprika-Sauce oder einer mit Schokolade bedeckten Süßigkeit aus Eischnee. Wiewohl beides bei den Konsumenten angenehme Gefühle auslöst – wer möchte nicht gern süß geküsst werden? – zählten die alten Bezeichnungen plötzlich als Tabu.

Bislang glaubte ich, dies träfe ebenfalls auf alles zu, was auch nur im entferntesten mit dem Nationalsozialismus zu tun hat. Für seinen Witz aus den Siebzigern, “Hitler besaß nie einen Führerschein”, müsste Otto Waalkes heute einen Shitstorm erster Güte aushalten, da er sich der “Relativierung des Nationalsozialismus” schuldig gemacht hätte. Zumindest in den Augen der Sprachpolizei, der das Konzept von Ironie und schwarzem Humor entweder unbekannt oder zutiefst suspekt ist. Allerdings durften wir während der Corona-Zeit und jetzt wieder in der Ukraine-Krise beobachten, dass diese Sprachpolizei durchaus ein Auge zudrücken kann, wenn Verbalattacken gegen unliebsame Bürger geritten werden – und das ganz unironisch und in vollem Ernst. Bei Eva Illouz’ herbeigesehntem “totalen Sieg über Russland” kann es einem schon klamm ums Herz werden, selbst wenn man grundsätzlich das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine unterstützt – denn diese Forderung geht weit über den militärischen Rückzug hinaus und klingt nach einem ungestillten Rachebedürfnis:

(Screenshot:ZeitOnline)

Bei den Aufregerthemen der letzten Jahre reicht die viel beschworene “richtige Haltung” längst nicht mehr aus. In diesem Fall der klare Standpunkt, Putin habe nichts in der Ukraine verloren, wie immer man dazu stehen mag. Es findet ein verbaler Überbietungswettbewerb statt, wer diese “richtige Haltung” am deutlichsten öffentlich vertritt. Denn auch das hat uns die Sprachpolizei gelehrt: Wer zum Ausdruck seiner Empörung nicht die richtigen Formeln benutzt, hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. “Wir wollen das Leid beenden” bedeutet in ihren Augen Unglaubwürdigkeit und mangelndes Engagement. Es müssen zumindest noch die Worte “unsäglich” und “menschenverachtend” in den Satz eingebaut werden, sonst macht man sich zum empathielosen Paria der Mediengesellschaft. Drama ist alles! Dies sind schlechte Zeiten für zurückhaltende Menschen, denen eine solche Selbstinszenierung fremd ist.

Auf den Tipp einer Facebook-Freundin hin las ich jüngst das Buch “Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen”, eine Aufarbeitung der Corona-Zeit anhand gesammelter Zitate aus Politiker- und Prominentenmund. Auch in dieser Zeit verhielt sich unsere Sprachpolizei merkwürdig still, obwohl es wahrlich Gründe zum Aufschrei gegeben hätte; schon wegen der Entmenschlichung, die sich gegen Impf-Skeptiker entlud. Legendär im negativen Sinne wurde Sarah Bosettis Blindarm-Vergleich. Sie sieht bis heute nicht wirklich ein, warum sie damit tief ins Nazi-Klo gegriffen hat; denn Nazis sind natürlich immer die anderen. Das Wort “Blinddarm” sei schließlich “neutral”, deshalb habe in ihrem Falle die Unschuldsvermutung zu gelten. Da gab es kein “der Kontext hätte ihr bekannt sein müssen”, das bei der Gegenseite als Dauerkeule eingesetzt wird.

Wer in Ungnade gefallen ist, darf niedergemacht werden

Andere gebrauchten Begriffe wie “Volksschädling” oder “Schmarotzer”, wollten – wie Grünen-Rebell Boris Palmer – Ungeimpften den Geldhahn zudrehen oder sie erst gar nicht mehr in die Öffentlichkeit lassen. Grundsätzlich ist es üblich geworden – sowohl in der Corona- wie auch jetzt in Ukraine-Krise -, Andersdenkende als böswillig, asozial und geistig minderbemittelt darzustellen. Das schlichte Überzeugen des anderen von der eigenen Ansicht ist hingegen vollkommen aus der Mode gekommen. Und all das unter den Augen der Sprachpolizei, die hinter einem simplen “Wo kommen Sie her?” die ultimative Traumatisierung befürchtet.

Man spricht oft davon, dass es in Deutschland Opfer erster und zweiter Klasse gäbe – und tatsächlich wird das schon am Sprachgebrauch deutlich. Wer in Ungnade gefallen ist, darf verbal niedergemäht werden; auch mit Ausdrücken, welche direkt dem “Stürmer” entsprungen sein könnten. Ansonsten traut man der Bevölkerung keine große intellektuelle Leistung zu. Ohne Genderstern kann diese sich keine aus Frauen und Männern bestehende Gruppe mehr vorstellen. Wer eine Behinderung irgendeiner Art hat, wurde – immerhin das hat sich mittlerweile etwas gelegt – lange Zeit ins Paralleluniversum der “leichten Sprache” verbannt, während über Inklusion Texte verfasst werden, die vor Fachbegriffen strotzen. Man muss sich schließlich von der eigenen Klientel abgrenzen.

Eine zwei-Klassen-Gesellschaft durch Sprache – wer hätte das gedacht! Und hier sind noch nicht einmal die vielen undurchschaubaren Abkürzungen und Szenebegriffe mit einberechnet, welche woke Aktivisten benutzen, um dem Gesprächspartner gegenüber die passenden Duftmarken zu setzen. Fast könnte man neidisch auf die Parallelgesellschaften in unseren Großstädten werden, die von derlei Erziehungsmaßnahmen verschont bleiben, weil ihre Pseudo-Rapper-Sprache als “cool” gilt. Für alle anderen gilt: So lange man in den richtigen Kreisen geduldet ist, hat man Narrenfreiheit, aber wehe, man wird über die Planke geschickt. Das kann heute sehr schnell gehen, denn die Regeln sind bei Bedarf flexibel. Und dann heißt es wieder “ab ins Sprachkorsett!”. Auf Dauerbewährung.

13 Antworten

    1. Oh doch, das gehört zum Thema. Es zeigt das Ende der Sache an. Am Ende werden die heute Folgenden zu leiden haben und denen sie heute folgen den Garaus machen. Die heute treuen systemhaften Sklaven werden es beenden, ohne das sich ein anderer Teil die Hände dreckig machen muss. Das istdoch super.

  1. Ich pfeife auf Sprachpolizei und verordnete Änderung von Begriffen. Die können mich alle mal. Übrigens, die können das, weil sich alle Unternehmen wegducken und für sich nicht sagen: Die können mich mal. Im Gegenteil, die Unternehmen wetteifern um den Goldmedaille plus Ehrenorden von der Sprachpolizei.

  2. Wie ich heute im Dummfunk hörte, müssen jetzt sogar die Motivwagen bei den Rosenmontagsumzügen für die Dämonisierung Putins herhalten. “Putin im Bruderkuß mit dem Satan” und noch weitere Propaganda gab es zu sehen. Und Selensky darf jetzt sogar bei der Eröffnung der Berlinale sprechen. Vielleicht weil er Komiker ist?

  3. sagen wir mal so…
    je nach situation kann man seine sprache anpassen…
    mit bauernjungs: ein he servus…
    mit beamten: von ihnen, kann das sein, ja oder nein?
    mit bullen: ich hol den clan der regelt das….
    mit oberlehrern: so alt und noch so ein depp…
    mit politversagern: von unten nach ganz oben, gut getürkt…
    mit klimdeppen: warum kleben, he alter nimm tacker…

  4. Das ist die Schwulen/Lesben-, genannt Regenbogenfahne.
    Aus meiner Sicht ist dieses Symbol genau das Gegenteil von dem, was es eigentlich aussagen soll und wie es uns eingeredet wird.

    Ist euch eigentlich bewusst: das ist das Symbol der GRÜNEn (Kriegstreiber). Sie steht keineswegs für Toleranz. Sie steht für Gender-Gaga, Meinungsunterdrückung, staatliche Meinungs- und Deutungshoheit, Unfreiheit… Alles, was die Masse in diesem Lande nicht wünscht.
    Alles Andere reden sie uns ein!
    Und wenn mir in den Sinn kommt, wie GRÜNE zur Sexualität, speziell mit Kindern stehen,…

    Teile der Linken gehen in sexueller Hinsicht neuerdings schon über die Spezies Mensch hinaus und sinnieren laut über Sex mit Tieren, deren “sexuelle Bedürfnisse” angeblich nicht genug bedacht würden.

    Ich bin über 60 Jahre alt. Ich hatte viele Nationalitäten in meinem Bekanntenkreis. Türken, Neger, Albaner, Araber, Tunesier, Asiaten … und auch Schwule und Lesben haben meinen Weg gekreuzt.
    Niemals hat sich eines der Klientel angegriffen oder belästigt gefühlt. Wir hatten zusammen viel Spass.
    Es bedurfte keines Symbols. Auch Heute habe ich nichts gegen dieses Klientel, Schwule und Lesben. Sie mögen leben, wie Sie wollen.

    Kein Mensch wird mit Hass im Herzen geboren!
    Und wenn in diesem Land Hass, Hetze, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit existiert, ist er genau von denjenigen erzeugt worden, die uns dies vorwerfen.
    https://kammerspartakus.wordpress.com/2023/02/20/albern-werden-jetzt-netiquetten-fur-demos-diskutiert/

  5. Ich schreibe: Negerkuss; Zigeunerschnitzel; Winnetou; Mohrenkopf
    Keines der Wörter wir von der automatischen Rechtschreibprüfung rot unterstrichen.

    Ich schreibe: woke; gendern; LGBTQIA+; queer;
    Alle Wörter rot unterstrichen.

    Das reicht mir, um zu erkennen was hier abgeht.
    (Ich weiß, ich könnte die beanstandeten Wörter meinem Wörterbuch hinzufügen. Einen Scheiß werde ich!)

  6. Russland besiegen? Wie dämlich kann man sein? Ein Sieg wäre nur am Ende einer atomaren Auseinandersetzung möglich, in der Deutschland buchstäblich im Feuer stünde, ohne viel Wasser und Kilometer dazwischen, wie es bei unseren amerikanischen Freunden der Fall ist. Was dies bedeuten würde, sollte sich auch einem schwachen Geist erschließen. Hier wird eine Atommacht mit ständig neuen Waffen provoziert, vielleicht reicht ein Casus Belli für den großen Knall, unsere AM ist mit ihrem rhetorischen Geschick sogar in der Lage, diesen hervorzubringen.

    1. wie seltsam….
      Die Gestapo und die Stasi haben es auch nicht anders gehandhabt.
      Wo genau befinden wir uns also?

  7. HEIL DIR DEUTSCHLAND doch aufgepasst denn die Nummer mit der Sprache das ist so eine Sache……
    Da müssen jetzt alle noch gedruckten Werke die evtl nicht auf der Zensurliste stehen/standen zumindest als gedrucktesWerk verboten werden denn, die Entwicklung von geschriebener und somit manifestierter Gedanken als gedrucktes Werk ist schwer zu kontrollieren und somit nun die Forderungm es geht alles nur noch als E-Book denn bei einer derart rasanten Veränderung der zugelassenen Sprache muss man auch schnell mit einem Klick reagieren können.
    Nie wieder Kristallnacht denn man überlege welch das Öko System belasteneden Stoffedamit freigesetzt würden.
    Der neue Deutsche? hat dazugelernt