Wie Helge Lindh einst die AfD beglückte: Ein zukünftiger Chronist berichtet

Wie Helge Lindh einst die AfD beglückte: Ein zukünftiger Chronist berichtet

Helge Lindh, im Rückblick einer der ganz großen Rhetoriker (Foto:Imago)

Im Sommer 2024 hatte die AfD endlich die zündende Idee, auf ihren Wahlkampfveranstaltungen auch Vertreter der sogenannten demokratischen Parteien auftreten zu lassen. Uns allen sind die positiven Reaktionen auf die Rede des SPD-Spitzenpolitikers Helge Lindh auf einem AfD-Sommerfest in einem Dorf in Sachsen in besonders angenehmer Erinnerung. Damit hatte Helge fertig. Erschöpft, aber voll innerer Genugtuung, den besten Vortrag seines Lebens gehalten und der Gutheit eine mächtige Bresche geschlagen zu haben, breitete er die Arme aus, schloss die Augen und erwartete die übliche Huldigung des Publikums in Form von langanhaltendem Applaus. So wie in der SPD-Fraktion im Bundestag.

Im Garten und an der langen Tafel spielten sich unbeschreibliche Szenen ab: Die AfDler schrien wie am Spieß und schlugen sich auf die Schenkel. Andere erbrachen sich vor Gebrüll, einige drohten zu ersticken; der beleibte Kaplan, dessen kahler Schädel einem roten Ballon glich, fiel rücklings vom Stuhl. Einige wälzten sich unter konvulsivischen Zuckungen unter den Tischen oder kullerten bäuchlings über den Boden. Der Hufschmied schiss sich unter wieherndem Gelächter ein. Das Weibsvolk kreischte vor Vergnügen und viele rissen sich instinktiv ihre Kleider vom Leibe, um sich Atemfreiheit zu verschaffen. Der Schneidereit zertrümmerte in Ekstase sein Weinglas und schrie: „Er ist des Wahnsinns fette Beute – Der Verlust des edlen Tropfens mitnichten mich reute!“ Der Burggraf stimmte lautstark zu.

Schabernack und sonstige Monstrositäten

Als Helge zufrieden vom Podest stieg, stürmte Meisterin SKM hochroten Kopfes und sich fortwährend die Tränen abwischend auf ihn zu und schrie: „Was für ein herausragender Künstler er in der Tat doch ist. Was ein schelmischer Auftritt! Ich biete ihm einen unbefristeten Arbeitsvertrag in meiner Gauklertruppe ‚Schabernack und sonstige Monstrositäten‘ an!“, wobei sie mit einem dicken Bündel Geldscheinen wedelte. „Hier ist die üppige Anzahlung! Lassen Sie uns mit Ihnen als Hauptattraktion über die Jahrmärkte ziehen! Aber sagt, Signore, auf welcher Schule hat er diese unvergleichliche Kunst erlernt?“ – „Ich wurde in 37 Semestern auf der George-Floyd-Universität ausgebildet und gehörte dort über Jahre der Arbeitsgruppe ‚Virtue Signaling‘ an, was soviel wie Tugendkundgabe bedeutet“, erwiderte Helge wahrheitsgetreu. „Dann brach ich ab und wurde SPD-Bundestagsabgeordneter.

Das scheint eine herausragende Einrichtung zu sein“, entgegnete Meisterin SKM. „Ich habe nie davon gehört. Etwas von dieser Qualität gibt es bei uns hier im Osten leider nicht. Auch ihre Kostümierung ist trefflich gewählt und bestens zum Programm passend!“ Helge verneigte sich höflich vor Meisterin SKM und sagte, er wolle sich das Angebot durch den Kopf gehen lassen. Es schien ihm durchaus eine gute Möglichkeit zu sein, ein breites Publikum zu erreichen und von der Gutheit zu überzeugen. Irgendwo müsse schließlich ein Anfang gesetzt werden, dachte er bei sich, um auch diesen rückständigen, von der Kartellpartei aus unerklärlichen Gründen bisher offenbar vernachlässigten Landstrich endlich besser zu machen.

Fröhlicher Hinübertritt

Helge hatte so etwas wie verbrannte Erde hinterlassen. Die Menge der geladenen Gäste war immer noch sehr aufgewühlt und es trat keine Beruhigung der Situation ein. Einige lagen noch zuckend in ihrem Erbrochenen. Die eilig herbeigerufenen Medikusse und Quacksalber bemühten sich aufopferungsvoll um jene, denen vor lauter Lachen die Zwerchfelle geplatzt waren. Der Kaplan wurde in höchster Not zur Ader gelassen – aber die Hilfe kam zu spät. Selbst die im Fluge eintreffenden Kräuterhexen konnten nichts mehr für den Gottesmann tun. Er war erstickt. Der Schöpfer hatte ihn zu sich geholt. Ein fröhlicher Hinübertritt, der schönste aller Tode, da waren sich alle Gäste einig. Einige der Damen, die in Ohnmacht gefallen waren, verkehrten in kritischem Zustande, konnten aber unter Zuhilfenahme von Riechfläschchen und allerlei Tinkturen und Hausmittelchen knapp im Leben gehalten werden. Die Frau des Bäckers wurde auf der Schwelle des Todes durch einen resoluten Luftröhrenschnitt des Kochs gerettet, bei einer Nonne aus dem Kloster des Nachbardorfes reichte eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Den Dorfgendarmen fischte man erst am nächsten Tag tot aus dem Teich, in den er zur Abkühlung seines ihm vor Lachen ins Hirn geschossenen Blutes unvorsichtigerweise gesprungen war; er war leider Nichtschwimmer gewesen.

So trug es sich zu, damals im fernen Jahre 2024.


Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine umgearbeitete Passage aus dem 2020 erschienen Buch der Autorin „Karl – 2050: Satirische Dystopie„.

18 Antworten

  1. Bei Lindh bewahrheitet sich die Theorie, dass der Mensch vom Affen abstammt 🙂

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    1. Nun, zu unterstellen, dass Helge Lindh ein Anschauungsbeispiel sei für des Nobeltreisträgers Svante Pääbo These, wir heute lebenden Menschen trügen im Durchschnitt 4 Prozent Gene der Neandertaler in uns, wäre eine Verunglimpfung dieser Frühmenschen.

  2. @EIN ZUKÜNFTIGER CHRONIST BERICHTET
    haben sie denn die Erwartung, das es einen „ZUKÜNFTIGER CHRONIST“ noch geben wird ?
    Ich bin der Meinung, das die wenigen Überlebenden in 30 Jahren wichtigeres zu tun haben, als noch über die grün-roten Fehlentwicklungen Zeit zu verschwenden !
    Meiner Meinung nach ist dieser Drops längst gelutscht !
    Und nicht nur für Deutschland, sondern den ganzen Wertewesten – von den eigenen Regimes verraten !
    Möglicherweise der ganze Planet – denn ich bezweifle, das die Mad Max-Welt sich auf Europa und Nordamerika beschränken läßt !

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    1. Nicht so pessimistisch guter Freund, es gab und gibt ja immer diesen einen letzten Strohhalm, an den man sich klammern kann, gewiss auch sollte. Wahrlich es sieht düster aus, die Hoffnung schwindet und man spürt mittlerweile ein beklemmendes Gefühl der Ohnmacht, beim Blick in die mediale Welt. Dann aber gibt es noch die Realität, besonders die im eienen Umfeld, in der es scheint als liefe noch alles irgendwie halbwegs normal, fast wirkt es, als könne das zerstörerische Machwerk von Politik und Medien, nur ein böser Traum sein. Die Menschen um einen herum, leben, lieben, lachen, als ob nichts wäre. Man wohnt, hat ein Dach überm Kopf, geht zur Arbeit und füllt trotz völlig überteuerter Preise, den Kühlschrank bis zum Bersten auf. Die auf den Strassen protestieren, belächelt man müde, sie sind längst zur Gewohnheit geworden und was können die schon ausrichten, da würde man doch niemals mitlaufen. So oder so ähnlich zumindest, sieht es die breite Masse, viele davon leben ein weitgehend unpolitisches Leben, nehmen nur marginal wahr, was sie beiläufig aus den Medien aufschnappen und sind der Ansicht, daß das was sie hier und da gehört oder gelesen haben, schon irgendwie stimmen müsse, denn warum sollten uns die Medien belügen. Mal eine pessimistische Grundstimmunng zu haben, ist angesichts der Lage vollkommen verständlich, doch die sollte man niemals nach Aussen tragen, weil sie höchst ansteckend sein kann und das ist etwas, was zur Zeit niemand brauchen kann. Auch wenn es schwer fällt beim Blick in die Zukunft an etwas Positives zu denken, ist es genau der Punkt der für jeden von uns Motivation und Ansporn sein sollte. Das flapsige „immer positiv Denken !“, als Aufforderung, klingt so harmlos, ist aber notwendiger denn je. Es wird eine Zeit nach der Ampel geben, eine Zeit in der Grüne zB. nirgends mehr einen Fuß an die Erde bekommen werden, in der es hochpeinlich sein wird, jemals für linke Politik eingestanden zu haben, so peinlich das es niemand bereitwillig zugeben wird. Die AfD mag kein Allheilmittel für all unsere Probleme sein, aber sie ist zur Zeit das Beste was wir haben, sie mag nur ein Türöffner sein, für eine andere Politik, eine in dem die eigene Bevölkerung im Vordergrund steht. Man muss die AfD nicht lieben, oder ihr unwidersprochen bei jeder Aussage zujubeln, nein man muss sie nur wählen und damit ihr die Chance einräumen, dem etablierten Altparteienkartell die Macht zu entreißen, damit wieder Politik für das Volk gemacht wird. In einer Welt in der Du alles sein kannst, was Du willst, sei doch einfach Optimist.

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  3. Wenn ich Satire brauche, schaue ich phoenix runde. Das ist immer ein Genuss. Nirgendwo wird Dummheit so pur präsentiert. Da saßen z. B. die üblichen Verdächtigen und waren sich einig, sie hätten keine Angst vor einem Atomkrieg. Es war aber auch ein Bundeswehroffizier in Uniform da, der widersprach. „Ich habe schon Angst vor dem Atomkrieg“, sagte er. Und er bekam noch viel Gelegenheit, fassungslos den Kopf zu schütteln.

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  4. Na, hat die Ansage-Redaktion und die Ansage-Autorin den Nerv für die Realität in Deutschland?
    Also festhalten und anschnallen! Achtung: Verstörende Wahrheiten!
    Helge Lindh wurde in Wuppertal mehrheitlich als Direktkandidat gewählt.
    So, jetzt ist es raus. Also: Eine Mehrheit in der Bundesrepublik liegt nicht vor Lachen unter dem Tisch, wenn es die kruden Ansichten des Helge Lindh vernimmt, sondern wählt ihn.
    Tja, so sieht es aus in diesem Land.

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    1. Exakt so ist es.
      Es gibt Leute, die den als Direktkandidaten wählten. Es gibt Leute, die das auch beim Klabauterbach machten.
      Es gibt auch Leute, die Kühnert wählen und für charismatisch halten.
      Und leider davon sogar sehr viele!
      Mir bleibt das dumme Gefühl, als ob in Deutschland Demokratie niemals funktionieren kann, weil die immer nur linke Versager und Totalitaristen wählen, im Gegensatz zu allen anderen Völkern, denen irgendwann der Kragen platzt.
      Woanders muß man plump und massiv fälschen, in Deutschland ist das nicht nötig, hier reicht ein wenig Kosmetik im Zehntelbereich und Mediengesabbel.

  5. 👺Das -h- hinter dem -d- im Nachnamen, ist genauso überflüssig wie der Typ selbst.😵‍💫

  6. Was für eine Figur ist das. Ich frage mich, woher zaubert dieses Land solche Politdarsteller*innen? Eine Gruseltruppe erster Güte, in jeder Hinsicht.

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    1. Zum Zuckerfest, direkt nach dem Ramadan, gibts von Helge immer eine besonders unterwürfige anbiederische Rede!
      Nein, Link setze ich nicht!

  7. Ja, das waren wilde Zeiten Anno 2024….
    Fast wir Anno 1989/90, nur komplexer.

    Auch der CDUler ging dereinst im Fernsehen mit gutem Beispiel voran und stellte schon mal klar, das die Linken doch eigentlich ganz nette Leute sind!
    Man hat die scheinbar immer nur mißverstanden.
    :::::::::::

    12.05.2024, 11:30 Uhr

    phoenix persönlich
    Werner Henning (Landrat Eichsfeld) zu Gast bei Inga Kühn

    ….Für eine Zusammenarbeit mit der Linken sei er immer offen gewesen, so Henning, das würde nicht bedeuten, dass er alle inhaltlichen Positionen teile oder ein „Linker in einem parteipolitischen Bekenntnis“ sei. „Wenn ich die letzte Legislaturperiode im Thüringer Landtag überschaue, sind wir mit Bodo Ramelow gut gefahren. Das würden nicht alle meine Kollegen so unterschreiben.“ Doch allein vom Menschenbild sei er mit den Linken auf der Ebene des Landtags „im Großen und Ganzen gut zurechtgekommen. Und das gilt in besonderer Weise für Bodo Ramelow.“
    (letzter Absatz)

    https://www.phoenix.de/sendungen/gespraeche/phoenix-persoenlich/werner-henning-landrat-ei-a-4400877.html

    ….!!

  8. Der ist die Krönung seiner Partei und ein Naturtalent als sonst noch was. Der ist genau das, was er äusserlich hergibt.