Montag, 17. Juni 2024
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Demokratische Parteien: Dallas oder alle gegen alle

Demokratische Parteien: Dallas oder alle gegen alle

“Dallas” (1978-1991) als Entertainment-Blaupause für heutige Trash-Politik (Foto:Imago)

In der alten West-BRD war vom 30. Juni 1981 an der Dienstagabend ab 21:45 Uhr ein fester Termin für die ganze Familie. Man traf sich vor dem “Lagerfeuer der Neuzeit“, also der Glotze, um einen der letzten Straßenfeger des sich etwa ab diesem Zeitpunkt in den Abschwung begebenden Staatsfernsehens gewissenhaft aufzusehen. Danach kamen ja so langsam die privaten Gülletransmitter-Stationen mit dem Wippen an den weiblichen Rippen, und es gab fortan die Straßenfeger mit 80 oder sogar noch mehr Prozenten Zuseherquoten nicht mehr.

Wie auch immer: Einer dieser letzten Straßenentleerer hieß “Dallas” und erzählte die Geschichte der sympathischen Ölgroßhändlerfamilie Ewing aus eben dieser Stadt im Cowboystaat Texas. Deren Intrigen und Boshaftigkeiten gefielen dem deutschen Michel und seiner Elsbeth ausnehmend gut, weshalb er diese Serie zum Quotenhit krönte. Der Ober-Fiesling J.R. Ewing war der Star der Seifenoper, die versoffene Sue Ellen der ewige Verlierer.

Dallas” von Bonn über Berlin bis nach Wien

Am 27. September 1991 wurde die letzte Folge dieses audiovisuellen Qualitätsproduktes ausgestrahlt, womit das wöchentliche Kasperltheater aus Wildwest endete. Michel und Elsbeth mußten aber seither, trotz trauriger Beendigung dieser Schmonzette, nicht auf Streit und Intrigen verzichten: Die Politik – damals noch verteilt auf zwei Schauplätze, nämlich Bonn und Ostberlin – sprang bereitwillig in die Kulturlücke und sorgte mit Sandkastenstreitereien der Extraklasse für wohliges Entertainment. Der deutsche J.R. hieß Helmut Kohl, Norbert Blüm führte die Rolle des Bobby Ewing weiter und Annemarie Renger agierte ähnlich wie Miss Ellie. Den ewigen Rivalen, entsprechend der Rolle von Cliff Barnes im Original, gab damals Franz Josef Strauß.

Das Niveau dieser komödiantischen Veranstaltung hielt sich bis zur Wiedervereinigung mehr oder weniger auf Mittelmaß, doch nach der Frischfleischzufuhr der Ex-SED-Zonendödelkader in die Bonner Zirkusarena begann ein rasanter Verfall von Charakter, Haltung und Persönlichkeit der Politikdarsteller, der in persona der linkischen Zonenwachtel einen ersten, aber leider nicht vorläufigen Höhepunkt fand. Von da an – besonders auch nach dem Erscheinen der Grünen auf der nationalen und später dann auf der internationalen Bühne – ging es reputationsmäßig und intellektuell in den freien Fall über. Jede rotationseuropäische Enkeltrick-Drückerkolonne mutet wie eine handverlesene Exzellenztruppe an im Vergleich zu dem, was sich heutzutage auf den Kabinettsbänken so den Hosenboden dünnreibt. Dafür – gewissermaßen im Gegenzug – wird die Show für Michel und Elsbeth immer Dallas-mäßiger.

Jeder gegen jeden – bis zum gemeinsamen Untergang

Wie allgemein bekannt ist, drückt sich in den Parteien der gesellschaftliche Ausstoß herum, der dann seinerseits – als Mitglied*Innen einer Volksvertretung (auf welcher Ebene auch immer) – teuer in irgendwelchen parlamentarischen Ausschüssen geparkt wird, um dort die billigsten Sandkastenspiele aufzuführen. Das ist mal lustig, mal ärgerlich, mal peinlich – aber fast immer auch unerträglich. Aktuell steigert sich diese Aufführung jedoch in bisher nie gekannte unerforschte Räume der geschmacklosen Unanständigkeit.

Es ist für den Soapopera gewohnten Betrachter daher ein besonderer Genuß, mitanzusehen, wie sich aktuell die AfD in Deutschland selbst zerlegt – ganz in der Art und Weise, wie wir es von den Altparteien gewohnt sind und wie Michel und Elsbeth es lieben.

Neuestes Sahnehäubchen der Selbstdemontage-Aufführung

Die beste Show einer Selbstzerfleischung aus Dämlichkeit, Überheblichkeit und Arroganz bieten aber zur Zeit die österreichischen Grünen. Vorbei an altgedienten Parteisoldaten wurde hier eine bolschewoke Rotzgöre zur Spitzenkandat*Innenden der Alpen-Ökofaschos gekürt und ins Rennen geschickt. Die Vorstellung, dass eine Anfang-20-Jährige die österreichischen Grünen in Strassburg und Brüssel anführen soll, erzeugt ein Schädelhirntrauma von ununterbrochenem Kopfschütteln selbst beim dallasgestählten Publikum. Deutsche kennen die Kategorie der dummdreisten Göre, deren einzige Kompetenz darin besteht, irgendwelchen Blutlinien zu entstammen. Dieses bildungsferne Kindergartenklientel zelebriert hüben wie drüben im Parlament gerne die dicke Hose der bessermenschlichen Besserwisserin, und das gerne nicht nur im landeseigenen Politikbetrieb, sondern auch in steuerfinanzierten NGOs der Finanzeliten.

Dass derartige Fachkräfte viel Schaden für die Glaubwürdigkeit von Politik auslösen, ist mehr als deutlich zu beobachten – gezwungenermaßen selbst bis ins Auswärtige Amt hinein. Dallas läuft nicht mehr im Fernsehen; dafür gibt es jetzt die comedia austriensis verde der unerquicklichen Alpenakteure zu bestaunen. Wo bleibt das Popcorn?

10 Antworten

  1. Das Problem an der ansonsten zutreffenden Beschreibung des handelnden Personals liegt daran, dass die Aufführung nicht auf einer Ranch stattfindet, sondern gleichsam auf der Titanic – und wir die Passagiere sind. Ohne Möglichkeit, befähigteres Personal ans Ruder zu bekommen, da selbst eine Meuterei wenig Aussicht auf Besserung böte, weil die Reederei DIESE Aufführung genau so will.

    Wer nicht schon von der Performance komplett lobotomiert ist, dürfte das Ende des Dramas absehen können – und bei der arg begrenzten Anzahl verfügbarer Rettungsboote schmeckt dann eben das Popcorn deutlich weniger.

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    1. Werter Herr Kaputtnik. Es (das Popcorn) schmeckt nicht nur “deutlich weniger”.
      Es schmeckt mir schon lange überhaupt gar nicht mehr.
      Und ja … das liegt in der Tat nicht zuletzt an der Erkenntnis, dass in bekannter, titanicester Manier mal wieder reuchlich wenige Rettungsboote zur Verfügung stehen,

  2. Ja, damals war’s!
    Da gab’s auch noch Klimbim mit Ingrid Steeger und Elisabeth Volkmann.

    Und die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger mit seinem Assistenten Fröschl.

    Und das Königlich Bayrische Amtsgericht mit dem Herrn Rat. Am Ende jeder Episode saßen alle miteinander beim Wirt im Biergarten und prosteten sich zu.
    „Jo, mei! Es war halt noch vieles in Ordnung, damals.” –Gell?

  3. Dallas? Ich erinnere mich, ich ging noch zur Schule und damals gab es eine starke Opposition gegen Dallas: Nämlich den Denver-Clan.
    Ach, waren die 80er nicht schön? 😉

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    1. Ich mochte beide Serien. Die eine lief Dienstags (ich glaube Dallas) und die andere Mittwochs. Schön wars…

  4. Das waren noch Zeiten und die heile Michelwelt, oberflächlich gesehen, noch in Ordnung. Hinter den Kulissen wurde das Unheil bereits geplant und die ersten Episoden gecastet.

    1. Sehr interessantes Video, aber mal ehrlich: würde es sich nicht um Marie-Agnes Strack-Zimmermann sondern Björn Höcke handeln, so hätte man längst seine Immunität aufgehoben und im Staatsfunk gäbe es eine Sondersendung nach der anderen mit den üblichen Vorverurteilungen … Bei MASZ hingegen wird die deutsche Dreckspresse einen Teufel tun und entsprechend der Wahrheit berichten … Und sollte ein redlicher Steuerfahnder sich zu weit aus dem Fenster lehnen, dann wird man ihn ganz schnell kaltstellen und ähnlich wie damals in Hessen als dienstunfähig in den Ruhestand versetzen, sh. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Steuerfahnder-Aff%C3%A4re