Sonntag, 28. April 2024
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Fall Ofarim: Zwischen Schadenfreude und Enttäuschung

Fall Ofarim: Zwischen Schadenfreude und Enttäuschung

Verließ den Gerichtssaal als geständiger Lügner, aber mit Stern: Gil Ofarim (Foto:Imago)

Jetzt hat die Soap-Opera um „Davidstern-Gate“ endlich einen – wenn auch unbefriedigenden – Abschluss gefunden, um es in der Sprache von Gerichtsshows auszudrücken: „Der Angeklagte ist unter der Last der Beweise zusammengebrochen“. Die lagen zwar schon länger in Form von Videoaufzeichnungen und Zeugenaussagen vor, aber Gil Ofarim bestand weiterhin darauf, die Wahrheit gesagt zu haben – auch wenn er diese angebliche Wahrheit in einigen sich teilweise widersprechenden Versionen wenig glaubwürdig wiederholte. Die seit zwei Tagen durchs Land laufenden Reaktionen auf das Geständnis könnten unterschiedlicher nicht sein: Sie reichen von Schadenfreude bis Enttäuschung. Jene, die nicht wahrhaben wollen, dass man auch außerhalb von Neukölln wegen des Sterns beschimpft werden kann, sehen sich in ihrem Glauben bestätigt: „Da hat der Jude mal wieder übertrieben!“. Juden hingegen, die auch außerhalb von No-Go-Areas genau deshalb beschimpft wurden, sind wütend – denn jeder, der über echte Anfeindungen berichtet, gerät von nun an in den Verdacht, ein kleiner Ofarim zu sein. Ähnliche Lügen kommen allerdings auch in einem nicht-jüdischen Kontext vor: Man denke nur an die Trittbrettfahrerinnen der „MeToo“-Kampagne oder, noch alltäglicher, an Autofahrer, die sich nach einem kleinen Auffahrunfall von einem befreundeten Arzt ein furchtbares Schleudertrauma attestieren lassen. Aber der Fall Ofarim wird nun auf Ewigkeiten mit seinem Judesein verbunden werden.

Es hätte so schön ins Weltbild vieler „aufgeklärter“ Westdeutscher passen können: Im als „rechts“ verrufenen Sachsen ereignet sich ein antisemitischer Vorfall mit einem prominenten Opfer. Für jene unter uns, die ihrerseits schon Erfahrung mit Pöbeleien angesichts ihres sichtbar getragenen Davidsterns gemacht haben, passte das Setting aber eben nicht: Denn ein Hotel mit internationalem Publikum, dessen Personal im Regelfall gut darin geschult ist, mit multikulturellen Gästen umzugehen, ist normalerweise kein Ort, an dem man solche Pöbeleien befürchten muss. Zumindest nicht am Empfang.

Es bleibt immer was hängen

Als Gil Ofarim, auf dem Bürgersteig vor dem Hotel sitzend, sein anklagendes Video drehte, befand ich mich im Zustand absoluter Ratlosigkeit. Heute könnte ich nicht behaupten, es „gleich gewusst“ zu haben; lediglich ein Bauchgefühl sagte mir damals, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Vielleicht war es die Art und Weise, mit der Ofarim seine Klage vortrug, oder aber der Zweifel daran, dass ein Hotelangestellter tatsächlich so unprofessionell gewesen sein sollte. Die Vorstellung, die komplette Geschichte könnte erstunken und erlogen sein, erschien mir allerdings zu verwegen. Vielleicht handelte es sich um ein Missverständnis, und Ofarim war nicht aus Antisemitismus zum Wegpacken seines Sterns aufgefordert worden, sondern um die Ruhe in der Warteschlange wieder herzustellen? Das wäre nichts Ungewöhnliches – denn Autoritäten – in diesem Fall der Empfangsmitarbeiter – wollen derlei Konflikte schnell und effektiv lösen; auch wenn es dabei nicht immer gerecht zugeht.

Doch tatsächlich: Ofarim hatte sich die Geschichte wirklich nur ausgedacht. Wahrscheinlich aus gekränkter Eitelkeit, weil ihm als „Promi“ keine Vorzugsbehandlung zugedacht wurde. Dafür hatte er in Kauf genommen, den Ruf des Leipziger Hotels zu schädigen und – was vielleicht noch schlimmer ist – den Job eines Angestellten gefährdet. Denn mit Antisemitismusvorwürfen verhält es sich ähnlich wie mit der Anklage, Rassist zu sein: Es bleibt immer was hängen. Wenn die Medienmeute einmal Witterung aufgenommen hat, lässt sie nicht locker; einen Irrtum will man nicht zugeben. Auch die Bürger, welche sich damals zum Protest vor dem Leipziger Hotel eingefunden hatten, glaubten auf der Seite des Guten zu stehen. Nach Schuld oder Beweisen wurde nicht lange gefragt. Denn der Vorfall, wie bereits erwähnt, ereignete sich an einem Ort, der gut ins Schema deutscher Antisemitismusjäger passte. Wahrscheinlich plante der „Spiegel“ schon wieder ein Titelblatt mit der Aufschrift „Sachsen“ in Frakturschrift. In dieser Beziehung herrscht in Deutschland eine deutliche kognitive Dissonanz: Antisemitismus wird, je nach politischer Ausrichtung nur dort bemerkt, wo man ihn bemerken will.

Mit blauem Auge davongekommen

Denn der Davidstern ist für manche Menschen tatsächlich ein rotes Tuch – egal, ob der Träger nun Jude oder Nichtjude ist. Sei er auch noch so winzig und halb im Ausschnitt verborgen: Sie erspähen ihn, als habe man ein Schild um den Hals hängen: „Hier Anlaufstelle für Beschwerden über Israel jeglicher Art“. Es ist nicht so, dass man deshalb gleich körperlich angegriffen würde; vielmehr wird man zum Opfer der heiligen, pro-palästinensischen Inquisition. Der Ankläger meint, alles über den Nahost-Konflikt zu wissen, und lässt sein Gegenüber zur Rechtfertigung antreten. Für den Beschimpften fühlt sich das an, als habe er persönlich mindestens drei arabische Dörfer überfallen und sei für alle politischen Entscheidungen verantwortlich, welche seit dem ersten Aufruf Theodor Herzls zur Gründung eines jüdischen Staates jemals gefällt wurden. Oft reden sich diese Menschen derart in Rage, dass man unbemerkt den Ort des Geschehens verlassen könnte – sie würden weiter in Leere schimpfen. Es wirkt, als hätten sie ihr Leben lang darauf gewartet, einen Eimer Gülle über einen Juden oder Sympathisanten des Judentums auszukippen. Für so etwas fehlt einem Hotelangestellten, der eine Warteschlange bedienen muss, nun wirklich jegliche Zeit.

Gil Ofarim kommt jetzt mit einem blauen Auge davon: Gegen die Zahlung von 10.000 Euro wird sein Verfahren wegen Verleumdung und falscher Beschuldigung eingestellt. Damit fallen im Übrigen auch die Gerichtskosten dem Steuerzahler zur Last. Dem zu Unrecht beschuldigten Hotelmitarbeiter bleibt höchstens noch der Weg eines Zivilprozesses – aber selbst, wenn ihm eine Entschädigung zugesprochen wird, kann diese wohl kaum den Ärger aufwiegen, den er nach dem erfundenen Zwischenfall erdulden musste. Nicht unschuldig an der unendlichen Seifenoper waren wohl auch die Verteidiger Ofarims, die ihm noch einredeten, den Prozess gewinnen zu können, als er schon längst auf verlorenem Posten stand. Da traf wohl Eitelkeit auf anwaltlichen Geschäftssinn. Den eigentlichen Preis wird Ofarim jetzt wohl auf andere Weise zahlen: Man wird fortan zumindest an seinem Charakter zweifeln dürfen. Die eigentliche Zeche aber zahlen nun all diejenigen, denen im Falle einer echten antisemitischen Beleidigung nicht mehr geglaubt wird.

18 Antworten

  1. Herr Ofarim hat unseren jüdischen Mitbürgern damit keinen Gefallen getan. Da werden sich die Antisemiten, gleich welcher Ausrichtung, mal wieder “bestätigt” sehen und die Allgemeinheit muss darunter leiden.

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  2. Was hat der gemacht, das sie den so fertig machen ?
    Normalerweise gibt es da doch bedingungslose Unterstützung aus Politik, Justiz und Medien ?
    Hat er sich nicht an die Regieanweisungen gehalten und zu früh(zu spät die Show geboten ?
    Irgendwas ist da faul an der Geschichte, das die political engineers der Oligarchen so sauer reagieren und den so hämisch an die Wand klatschen !
    Ich würde ja noch vermuten, das das wegen Gaza ist, das er da im falschen Moment aufgetreten ist – aber das war doch schon lange vorher und könnte längst erledigt sein. Warum ist es das nicht ?

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    1. Gil Ofarim’s Fall war lange vor dem Gaza-Konflikt und es hat sich damals schon deutlich abgezeichnet, das seine Behauptungen aufgrund seines Glaubens diskriminiert worden zu sein reine Lügen waren.
      Und ja, wir sehen ein bestimmtes, durchaus immer wiederkehrendes Muster die Karte der Opferrolle zu ziehen, um einen Vorteil heraus zu schlagen was gerade in Deutschland äußerst effektiv ist, das er Jude ist hat damit gar nichts zu tun, da gibt es viele Karten der Opferrolle.
      Ofarim war mit Sicherheit überzeugt davon das sein unehrenhaftes Verhalten und seine gezielte Absicht andere zu schädigen, aus reiner Verärgerung darüber keine BEVORZUGTE Behandlung erfahren zu haben erfolgreich sein wird.
      Ofarim ist kein politisches Opfer, er ist einfach nur ein charakterloses A…….. der aufgrund der BEWEISLAST gegen ihn vor Gericht eingebrochen ist, solche “Vorbilder” brauchen wir natürlich, ihn jetzt dafür zum Held zu erheben weil sein Volk gerade unsere “Werte” gegen den “babarischen” Islam verteidigt, ist exakt der gleiche niederträchtige Dreck wie bei Selenskyj und der Ukraine, null Unterschied!
      Ich danke den Coronajahren und den aktuellen Kriegsjahren für die Offenlegung der wahren Gesichter, in Bezug auf die Maskenpflicht ist das symbolisch sogar äußerst sarkastisch, die Erkenntnis davon ist KEINEM mehr vertrauen zu können, der Großteil ist unfähig oder nicht gewillt faktische Situationen richtig zu erkennen und zu bewerten.
      Schlimmer noch, man wählt die Variante von Indoktrinierung aus die einem gefällt und in die persönliche Gesinnung passt, es ist einfach nur ekelhaft wie sich der verordneten Radikalisierung hingegeben wird, der Teufel spielt mit euch, er will nicht eure Meinung sondern euren Hass, euren Neid, eure Eifersucht.
      Was ich auch hier inzwischen regelmäßig feststelle ist die Verleugnung der Realität und deren Uminterpretierung in die bevorzugte Sichtweise, ihr macht genau das gleiche was die Umerziehungs-Agenda versucht, ihr seid nicht besser oder anders.
      Es kommt die Zeit des Chaos und der Orientierungslosigkeit, wer sich in dieser Zeit nicht auf sich selbst verlassen kann ist verloren, in ziemlich genau einem Jahr wird jedem klar sein was ich damit meine…

  3. Was ich menschlich von ihm halte behalte ich für mich.

    Er reitet leichtfertig das spezielle Verhältnis der Deutschen zu den Juden sauer. Einen Blumentopf wird er damit nicht mehr gewinnen.

    Seine Karriere kann er in der Pfeife rauchen. Gut so.

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  4. Was, der hat alles erlogen ?
    Das ist eine abscheuliche Fake-New, denn ich weiß nicht wie viele “Gutmenschen:innen aber außen” vor dem Hotel bezichtigten: “Nazi” “Nazi” usw. usw.

  5. Diese ganze aufgebauschte Angelegenheit ist auch der Opfer- und Hetzkultur, die sich breitgemacht hat, zuzuschreiben. Die wahren Opfer – Hotelbetrieb und Mitarbeiter desselben – erwähnt man, wenn überhaupt, nur am Rande. Unsere schlagzeilengeilen Mainstream-Medien blasen nun mal lieber solchen Schwachsinn auf als über die wirklichen Probleme zu berichten.

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  6. Es ist ja so einfach, mit dem Vorwurf des Antisemitismus jemanden auszubooten. Wahrscheinlich war dies auch das Motiv bei Herrn Ofarim. Nur hat das nicht geklappt. Der Hotelmitarbeiter und die Hotelleitung waren standhaft, was viel Mühe und Nerven gekostet haben dürfte. Hut ab! Nicht den Hut abziehen kann man vor den Leuten, die von der Hotelleitung die Entlassung des Mitarbeiters gefordert haben, obwohl der Sachverhalt nicht geklärt war. Jetzt mit einer Entschuldigung zu kommen ist derart billig, dass man sagen muss: Wer sich entschuldigt klagt sich an. Man ist an die Verächtlichmachung der Ungeimpften erinnert, an der sich die höchsten Stellen beteiligten (Montgomery, Gauck). Ebendiese Leute, die andere für ihre Meinung, für die sie gute Gründe haben, verächtlich machten, beklagen die Spaltung der Gesellschaft. Im übrigen ist jetzt durch die EMA endgültig geklärt, dass die Impfung nicht die vor Übertragung schützt; eine Erkenntnis, um die sich die höchsten Stellen hätten bemühen müssen statt sich in unqualifizierter Weise äußern.

  7. Dieser Ganove wollte den Sachsen eins reinleiern. Richtig stellt Mirjam Lübke fest: “Die eigentliche Zeche aber zahlen nun all diejenigen, denen im Falle einer echten antisemitischen Beleidigung nicht mehr geglaubt wird.”

  8. Sorry, aber keinerlei Mitgefühl für diesen Vogel. Der gehört zu der Sorte, die ohne Skrupel das Leben anderer unschuldiger Menschen zerstören oder zerstören lassen.

  9. Oha, die Medein behaupten so etwas wie importierten Antisemitismus gäbe es in Deutschland nicht. Das Problem sei angeblich ein hausgemachtes Problem in Deutschland.
    Migrationsdebatte in Deutschland Die Mär vom importierten Antisemitismus. Das ganze wird sogar von Forschern belegt…
    https://rp-online.de/politik/deutschland/importierter-antisemitismus-in-deutschland-wissenschaftlich-belegt-ist-das-nicht_aid-101389501

    Unfassbar. Ich hätte nie und nimmer gedacht, dass unsere Medien so tief sinken würden, um überall nur noch Lügenmärchen zu verbreiten…

  10. Mit tut es für die Autorin herzlich leid, dass es Gil Ofarim nicht gelungen ist, die deutsche Schuldkultur weiter zu vertiefen. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Hotelbesuch im Land der Antisemiten.

  11. Diese Aktion ist so ziemlich das erbärmlichste und hinterhältigste das sich seit langem ein in der Öffentlichkeit Stehende Person geleistet hat. Ich hoffe er bekommt die Quittung dafür und verschwindet für immer von der Bildfläche!

  12. Was sind das für Richter; welche diesen Tr….. so billig davon kommen lassen.
    Warum ist der nicht nach dem Volksverhetzungsgesetz bestraft wurden.
    10 000€ sind einfach lächerlich. Andere werden bestraft weil sie sagten Sachsen-Anhalt zuerst ????????!
    Unsere gesamte Juztiz ist ferngesteuert- Pfuui