Samstag, 20. April 2024
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Neorassismus: Versuch einer Begriffsbestimmung

Neorassismus: Versuch einer Begriffsbestimmung

Das neue Schwarzweißdenken (Symbolbild:Pixabay)

Zunächst ist der Begriff “Neorassismus” von der Verwendung im Sinne eines „Rassismus ohne Rassen“ nach Étienne Balibar und Stuart Hall abzugrenzen, da sich bereits die Begrifflichkeiten „Kulturrassismus“ beziehungsweise “Kultureller Rassismus“ durchgesetzt haben. Des weiteren stellt „Kulturrassismus“ eine Verwässerung des Rassismusbegriffes dar. Die Ausweitung des Rassismusbegriffs auf Kultur oder Religion (“antimuslimischer Rassismus”) widerspricht der Kernbedeutung von Rassismus: Diese meint im weitesten Sinne die Ablehnung eines Menschen oder einer Gruppe von Menschen aufgrund eines unveräußerlichen biologischen Merkmals – gewöhnlich dessen, was man im Englischen immer noch wertfrei als “race” bezeichnet, während der Begriff “Rasse” hingegen im Deutschen aufgrund der historischen Belastung des Begriffs vermieden und stattdessen – in aller Regel, wenn auch nicht ganz präzise – mit “Ethnie” oder “phänotypischen Merkmalen” umschrieben wird.

Dieses Phänomen unterscheidet sich fundamental vom bereits erwähnten „Kulturrassismus“: Eine Kultur ist wesentlich mehr als ein reines äußerliches Merkmal. Mit der Kultur einher gehen ein Wertesystem, bestimmte Gepflogenheiten, Religion, Weltanschauungen und kollektive Überzeugungen, wie sie beispielsweise im World Value Survey zu finden sind.

Kulturen sind verschieden

Die sachliche Feststellung, dass manche Kulturen mehr und manche weniger mit anderen kompatibel sind, sollte jedoch keinesfalls sprachlich mit der Verachtung von Menschen aufgrund biologischer Merkmale gleichgesetzt werden. Franzosen und Deutsche haben nun einmal kulturell mehr gemeinsam als Deutsche und Nigerianer. Das heißt natürlich weder, dass man deshalb überhaupt nicht miteinander klarkommen könnte, noch dass die einen gar höherwertig seinen als die anderen, oder was dergleichen noch in die Unterschiedlichkeiten hineininterpretiert wird. Es handelt sich um keine Wertung, sondern eine reine, logikbasierte Betrachtung.

Hingegen widerspricht echter, “klassischer” Rassismus jeglicher Logik, weil er äußere, unveränderliche Merkmale eines Individuums zur Einteilung und Diskriminierung verwendet und einer Wertung unterwirft. Das ist etwas völlig anderes. Von Martin Luther King Jr. stammt der Ausspruch, entscheidend für das Zusammenleben ist der Charakter und nicht die Hautfarbe.

Die Renaissance des Rassismus

Umso irritierender ist es, dass eine neue Form des Hautfarbenbewusstseins wieder salonfähig wird. Menschen werden von selbsternannten “Antirassisten”, von Vertretern der Critical Race Theory, von Teilen der Vertreter des “intersektionalen Rassismus” wieder einmal anhand der bloßen Hautfarbe in Kollektive eingeteilt. Darüber hinaus werden diesen Kollektiven („Rassen“) nicht nur gewisse Eigenschaften zugeschrieben, sondern sie werden auch, ganz nach marxistischem Prinzip, kategorisch in “Täter” und “Opfer” eingeteilt. Weißen Menschen wird so per se ein inhärenter Rassismus unterstellt wie auch das bewusste oder unbewusste Mitwirken an einem weltweiten Unterdrückungssystem, das auf geradezu magische Weise stets die Angehörigen der eigenen Ethnie bevorzuge.

Die Ähnlichkeit zur antisemitischen Verschwörungstheorie des “Weltjudentums” ist hierbei offensichtlich: Aus der vermeintlichen Präsenz allgegenwärtiger Privilegien wird der Anspruch einer Ungleichbehandlung von Menschen anhand ihrer Rasse abgeleitet. Um diese Privilegien staatlich zu durchbrechen, sollen Stipendien dann ausschließlich an Schwarze gehen oder es soll Quoten für Menschen mit Migrationshintergrund geben, die trotz geringerer oder gleicher Eignung unbedingt den Vorzug erhalten. Das aber ist Rassismus.

Rassismus gegen die “Richtigen” geht in Ordnung?

Nochmals zur Definition, hier von Wikipedia: „Rassismus ist eine Ideologie, nach der Menschen aufgrund äußerlicher Merkmale oder negativer Fremdzuschreibungen, die übertrieben, naturalisiert oder stereotypisiert werden, als ‘Rasse’, ‘Volk’ oder ‘Ethnie’ kategorisiert und ausgegrenzt werden.” Dass nun die ausgegrenzt werden, die zuvor selbst als Ausgrenzer beschuldigt wurden (getreu der Devise “Es gibt keinen Rassismus gegen Weiße”), macht es nicht besser.

Paradoxerweise geschieht diese Ausgrenzung im Namen des “Antirassismus”: Statt den Rassismus überwinden zu wollen, bedient man sich weiterhin rassistischer Narrative. Es entsteht sogar der Eindruck, dass Rassismus nicht per se etwas Schlechtes wäre, sondern dass man ihn eben nur gerne umkehren würde. Der Rassismus erlebt also eine Renaissance, und man sollte ihn deshalb als das benennen, was er tatsächlich ist: Neorassismus.

Dieser Beitrag erschien auch auf dem persönlichen Blog der Autorin.

10 Antworten

  1. „Der Faschismus von morgen wird niemals sagen ‚Ich bin der Faschismus’. Er wird sagen ‚Ich bin der Antifaschismus’.“ – Ignazio Silone 1945

    Auch der Rassismus behauptet mittlerweile, er sei der Antirassismus.

    Gottseidank sind einige Rassisten dämlich genug, genau das laut und unmissverständlich in die Welt hinauszuposaunen:

    „Alle hoffen auf ein Besserung, auf ein Ende von Rassismus und Abschottungspolitik. Ich fürchte, dass das nicht kommt, solange Deutschland existiert… Bald ist Schluss mit dem lustigen Leben als Weißbrot! Es wird irgendwann keine Weißbrote mehr geben… Die Enthomogenisierung der Gesellschaft schreitet voran. Ich unterstütze das mit meiner Arbeit.“ – Axel Steier (Mission Lifeline e. V.) am 17.12.2022

    1. Da bietet ein Bäcker eine kleine Köstlichkeit an und nennt sie Nigeriakuchen.
      Süßer Inhalt mit Kakao oben drauf.
      Es ist eine Verbeugung vor Nigeria, danke dass es euch gibt. Im fernen Deutschland machen wir auf euch aufmerksam.

      Ja doch, ganz schlimmer Rassismus ist das. Ist ja echt furchtbar.

      “Helga Ugbomor” ist sicherlich keine rosafarbene Frau. Oder?

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  2. ?️Die Frage ist nicht, mit wem ich klarkommen könnte, sondern mit wem ich klarkommen möchte.
    Gewisse Voraussetzungen sind eben nicht kompatibel, und das wird sich auch nicht ändern….?️

  3. Wir sind Menschen und wir haben verschiedene Rassen.
    So wie Hunde, Katzen, Fische und anderen Tiere halt auch. Ein Züchter hält die Rasse, sagen wir Deutscher Schäferhund, rein. Er vermeidet, wo es nur geht, Mischlinge.
    Ist er jetzt ein Rassist?

    Es ist mir egal, ob der andere mir gegenüberstehende Mensch eine andere Hautfarbe hat, eine andere Sprache spricht, aus einer anderen Kultur kommt, einer anderen Religion angehört. Mir ist egal, ob er ein Mann oder eine Frau ist. Mir ist egal, als was er sich fühlt. Mir ist auch vollkommen egal, woher er kommt. Auch ist mir egal, welche sexuelle Ausrichtung er hat.

    Das alles ist unwichtig. Geht mich einfach nichts an.

    Das Einzige, was für mich zählt: Wie behandelt er mich? Ist er mir freundlich gesonnen? Bin ich ihm gleichgültig? Will er mir böses tun?

    Ich bin ein alter, weißer, männlicher und hetero Mensch. Ich bin mit allen Menschen hier auf Erden im Frieden.
    Ich erwarte einfach das Gleiche auch mir gegenüber.

    Bin ich jetzt ein Rassist?

  4. Das war mal eine wichtige Klarstellung. Was ich nur nicht verstehe: Wieso soll die “kategorische” Einteilung in “Opfer” und “Täter” ganz nach “marxistischem Prinzip” sein? Umständehalber habe ich mich eine gewisse Zeit lang sehr intensiv mit dem “Marxismus”, also der Gesellschaftstheorie des Karl Marx, befasst und kann sagen: die Kategorien “Opfer” und “Täter” kommen dort – wie jegliches Moralisieren – nicht vor. Auch sinngemäß erscheinen sie höchstens in ironischem Kontext. Im übrigen impliziert die “marxistische” dialektische Methode, dass die Kategorienpaare eines dialektischen Zusammenhangs austauschbar sind. In diesem Fall: Opfer werden zu Tätern und Täter zu Opfern…

  5. Die Linken behaupten immer, es gäbe keine “Rassen”. Wie kann es dann überhaupt “Rassismus” geben ?
    Es gibt eigentlich nur 2 Arten von Menschen: Die Anständigen und die Unanständigen, und die gibt es weltweit in jedem Volk und Land…

  6. Dazu faellt mir die Rede MLK ein:” I have a dream”
    Sein Traum war, dass alle Menschen nach ihrem Charakter beurteilt werden und nicht nach ihrer Hautfarbe.

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