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Warum nicht mal “Stricken gegen rechts”?

Warum nicht mal “Stricken gegen rechts”?

Je oller, desto doller: “Omas gegen rechts” (Foto:Imago)

Gibt es eigentlich noch diese Charity-Events? Da ich lange nicht mehr beim Friseur war, fehlen mir diesbezüglich aktuelle Informationen, aber damals war das soziale Engagement der Prominenz mit Glanz und Glamour verbunden. Brach irgendwo in Afrika oder Asien der Notstand aus, versammelte man sich für 5.000 Euro auf dem roten Teppich und aß Hummer gegen den Hunger. Frisch chirurgisch aufgearbeitete Damen präsentierten sich im Designerkleid – “Diplomatengattin Ute O. trug Balenciaga” – neben Herren im Smoking. Damals fand ich das etwas befremdlich, aber wenigstens besaß es einen gewissen Schauwert und man durfte gesellschaftlich akzeptiert darüber lästern.

Inzwischen hat sich das soziale Engagement breiten Bevölkerungsschichten geöffnet. Die hungrigen Afrikaner werden dezent versorgt – die nicht ganz so hungrigen nach Europa eingeladen. Statt “Kaviar für Kenia” heißt es nun “Kampf gegen rechts“. Da tritt der Schauspieler im Werbespot ebenso im T-Shirt an wie die Grundschullehrerin auf der “Bunt statt Braun”-Samstagsdemo in Oer-Erkenschwick. Und wir denken an Loriots Opa Hoppenstedt, der beklagte: “Früher war mehr Lametta”.

Wie die Zeit vergeht…

Das Phänomen “alle machen mit, bei dem, was derzeit gesellschaftlich angesagt ist” wurde nicht erst für den “Kampf gegen rechts” ins Leben gerufen. In den Achtzigern hätte man – ebenso wie heute wieder – strikt gegen Kernkraft zu sein. Wegen Tschernobyl. Es gehörte zum guten Ton, das Auto oder die Schultasche entsprechend mit Aufklebern zu bestücken. Auch, wenn man das eigentlich blöd fand. Doch auch Tschernobyl wurde inzwischen in den “Kampf gegen rechts” integriert, der heute als Dachverband für alles agiert, was auch nur im Entferntesten mit konservativer Politik zu tun hat. Aus etwas eine Veranstaltung gegen rechts zu machen, wertet diese doch gleich zum besonderen Event auf, wobei man mittlerweile darauf achtgeben muss, nicht etwa eine Aktivität zu wählen, die selbst als rechts berüchtigt ist. Stricken und Wandern gegen rechts geht gar nicht. Käsekuchen essen gegen rechts sehr wohl – eine solche Veranstaltung hat es tatsächlich schon gegeben. Für eine Zehntelsekunde merkte ich, wie korrumpierbar ich bin.

Neben der Antifa sind auch die “Omas gegen rechts” mittlerweile ein fester Bestandteil der professionellen Gesinnungskämpfertruppe. An ihnen merkt man schmerzlich, wie die Zeit vergeht. Denn die Damenriege hat nicht etwa die Zeit des Nationalsozialismus noch erlebt und ist deshalb so engagiert; vielmehr handelt es sich zumindest teilweise um die letzte Reserve der 68er-Bewegung, die hart daran gearbeitet hat, den linken Anteil der Nazi-Ideologie aus dem Bewusstsein der Deutschen zu verdrängen. Auch methodisch gehen die wackeren Omas eher wie eine marxistisch-leninistische Studententruppe vor: Ihr Protest beschränkt sich nämlich häufig auf das Produzieren von möglichst viel Lärm auch mit der Trillerpfeife – der klassischen Argumentationshilfe der 68er. “Let’s get loud” hat sich jedenfalls bei Jennifer Lopez harmonischer angehört.

(Screenshot:NZZ)

Wolfgang Kubicki von der FDP ist sicherlich niemand, dem der Normalbürger das Etikett “rechts” anheften würde. Zwar fällt das liberale Urgestein hin und wieder durch ein wenig Rebellion auf, aber stets in eigener Sache. Wenn es um die Wurst geht – so wie bei der einrichtungsbezogenen Impfpflicht – sprach sich Kubicki zwar dagegen aus, verschwand aber im entscheidenden Moment der Abstimmung schnurstracks aus dem Bundestag – sogar Markus “Tessa” Ganserer hatte an diesem Tag mehr Courage bewiesen. Kubicki dürfte also niemand sein, der einen Fackelzug durch das Brandenburger Tor anführt. Doch dreisterweise wagte er es, die Neutralität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks anzuzweifeln, was unsere rüstigen Rentnerinnen einen Brandbrief an ihn verfassen ließ.

Dem ordentlichen antifaschistischen Bürger steht es nämlich nicht zu, an den Worten der Weisheit zu zweifeln, welche per Kabel oder Satellit in seine Wohnstube übermittelt werden.
Nun hatten es die Damen einmal geschafft, ihren Protest in Schriftform darzulegen, anstatt als Höllenorchester vor Kubickis Haus einen Auftritt zu absolvieren und dann das: Er bescheinigte ihnen intellektuelle Überforderung und die Unfähigkeit, zwischen verschiedenen Formen des “Rechtsseins” korrekt zu unterscheiden.

Gegenproteste ohne Chance

Immerhin ist auch das ein kleiner Anflug von Mut, weil Kubicki hier anerkennt, dass Rechtssein nicht automatisch Gewaltbereitschaft bedeutet. Aber etwas anderes ist noch bezeichnender: Wie mittlerweile die einst selbst pressekritische Linke die Medien verteidigt. Da werden Bündnisse offenbar: Eine Hand wäscht die andere, man hält fest zusammen.

Deshalb – und auch wegen der allgegenwärtigen Propaganda, die Linkssein automatisch mit Gutsein gleichsetzt – dürften Gegenproteste kaum eine Chance haben. “Wehret den Anfängen – nie wieder Stalinismus!” ist ein Plakat, das man in Deutschland nur selten sieht. Ebenso wenig wie es Grillfeste gegen Antifa-Terror gibt. Denn es geht eben nicht um die Ächtung von politisch motivierter Gewalt, sondern um die “richtige” Gesinnung. Ist diese vorhanden, dann kann man sich auf die Macht der Medien verlassen – die verwandeln jede Straf- in eine Heldentat. “Stricken gegen links” hingegen zöge sofortige mediale Aufmerksamkeit auf sich, selbst, wenn es sich um selbst gemachte kunterbunte Socken handelt. Schade, denn ein durch eine gestrickte Hülle bewegungsunfähig gemachtes Lastenfahrrad hätte schon seinen Reiz.

12 Antworten

  1. Es dürfte genug Omas in Schland geben die für solch einen Schwachsinn keine Zeit und
    vor allem kein Geld haben. Die gutsituierte Beamtenwitwe die den ganzen Tag dank
    Putzfrau und Gärtner nichts zu tun hat kommt natürlich – vor allem nach dem Genuß
    der”Tagesschau”- auf solche abstruse Ideen.
    Vielleicht sollte sie lieber bei den Tafeln mithelfen, das wäre dann wirklich ein
    nützlicher Dienst an der Gesellschaft und sie könnte statt Kaffeekränzchen mit
    den anderen alten Schachteln mal mit wirklich betroffenen Omas jenseits ihrer
    Blase reden und damit erfahren das ihr Wolkenkuckuksheim nicht für alle gilt.

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    1. stefan 1 13. August 2023 um 16:40
      Die gutsituierte Beamtenwitwe […] Vielleicht sollte sie lieber bei den Tafeln mithelfen

      Gute Idee. Ob das nützlich für die Gesellschaft ist lasse ich mal dahingestellt, denn deutsche Rentner und Arme trauen sich kaum noch zu den Tafeln, die von aggressiven Migranten überrannt werden, von denen manche mit dem AMG-Geländewagen vorfahren.

      Aber es wäre für die “gutsituierte Beamtenwitwe” mal eine Gelegenheit, die Realität zur Kenntnis zu nehmen, von der man im Rotweinviertel bekanntlich sonst nicht viel mitbekommt und deshalb brav die Propaganda der Tagesschau schlucken kann.

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  2. Warum eigentlich nicht mal f….. gegen rechts: Das ist doch eine unschädliche Betätigung und wird die rechten Schlote (m/w/d) aber richtig zur Vernunft bringen!

  3. Pfui und nochmals pfui für solche Hetzer-Weiber !

    Habt ihr eure Männer schon überlebt bzw. haben
    die Männer euch Schwachmaten nicht mehr im Griff?

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