Sonntag, 8. September 2024
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50 Jahre türkische Invasion der Republik Zypern

50 Jahre türkische Invasion der Republik Zypern

Anhaltende Teilung innerhalb Europas auch noch nach 50 Jahren: Türkisch-griechischer Grenzstreifen auf Zypern (Foto:Imago)

Der 20. Juli ist nicht nur ein denkwürdiges Datum der deutschen Geschichte, als 1944 mit dem Stauffenberg-Attentat der heldenmutige Widerstand gegen Hitler zusammenbrach. Auch für Zypern ist das Datum von großer Bedeutung: 1974 griffen türkische Einheiten die Insel Zypern an und besetzten in gewaltsamen Kämpfen mit den hellenischen Zyprioten bis zum August den Nordteil der Insel. Über 162.000 Zyperngriechen wurden in den Süden vertrieben, etwa 1500 Menschen verschwanden spurlos. Auf beiden Seiten gab es große Verluste: Rund 500 türkische Invasoren und über 1.300 zypriotische und griechische Soldaten ließen ihr Leben. Es gab eine Vorgeschichte: Kurz vor dem Angriff (“Operation Atilla“), am 15. Juli 1974, war der Präsident der Republik Zypern, Erzbischof Makarios, durch einen Putsch der zypriotischen Nationalgarde gestürzt worden. Ziel dieses durch die griechische Junta gelenkten Putsches war die Absetzung der demokratischen Regierung Zyperns und der Anschluss Zyperns (Enosis) an Griechenland unter eindeutiger Verletzung der Zürcher und Londoner Abkommen.

Durch die türkische Armee wurden 37 Prozent der Gesamtfläche Zyperns besetzt, auf denen jedoch bis 1974 rund 70 Prozent des gesamten Bruttosozialproduktes der Insel erwirtschaftet worden waren. Im Ergebnis wurde die noch heute durch die UNFICYP und die unter britischer Hoheit stehende souveräne Militärbasis Dekelia des Vereinigten Königreiches kontrollierte „Grüne Linie“ etabliert, die von der türkischen Seite als “Atilla-Linie” bezeichnet wird. Sie erstreckt sich von Erenköy/Kokkina in der Bucht von Morfou über das seit 1964 geteilte Nikosia bis nach Famagusta (siehe Karte unten).

In “bester” osmanischer Tradition…

Im Dezember 1974 erlangte die Republik Zypern mit ihrer alten Regierung ihre volle Souveränität zurück; die Türkei jedoch weigerte sich, ihre Besatzungstruppen abzuziehen. Nord- und Südzypern sind bis heute durch eine hermetisch abgeriegelte Pufferzone getrennt. War der Norden bis 1974 das Zugpferd, konzentrieren sich Fremdenverkehr und Wirtschaft seither auf den Südteil von Zypern. Völkerrechtlich wird spätestens der zweite Teil der “Operation Atilla” als unrechtmäßig angesehen, da es für ihn keine Legitimation nach Artikel IV des Garantievertrages von 1959 findet (“the right to take action with the sole aim of re-establishing the state of affairs created by the present Treaty”).

Im Mai 2014 entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, dass die Türkei an Zypern 90 Millionen Euro an Schmerzensgeld und Entschädigungen für die Folgen der Militärintervention zu zahlen habe. Nicht davon abgedeckt sind jedoch die zahlreichen Enteignungen von Zyperngriechen, die nach der Teilung im Norden der Insel geblieben waren. Die Türkei verhielt sich nach der Invasion in “bester Tradition” ihrer osmanischen Vorgänger nach Eroberungen: In den türkisch besetzten Gebieten wurden mehr als 550 griechisch-orthodoxe Kirchen geplündert, teilweise auch zerstört und anschließend in Moscheen, Militärdepots und Viehställe umgewandelt.

Das geteilte Zypern (Screenshot:Facebook)

9 Antworten

  1. In bester britischer Tradition sind weiterhin umfangreiche Teile der Insel militärisch durch Little Britain besetzt und werden auch von der NATOD mit genutzt (Überhorizont-Radar). Die Rolle des Empirerestbestandes bei der Konflikteskalation seinerzeit ist auch mehr als verdächtig.

    1. siehe Karte: die gelben Flächen sind gleich mal als “Vereinigtes Königreich” gekennzeichnet. Die Angloamerikaner wirst Du nicht mehr los, wenn Du die erstmal im Land hast. Bin mal gespannt, welche Flächen in der Ukraine “gelb” werden…
      Auf der annektierten zyprischen Akrotiri-Halbinsel ist übrigens auch einen US-airForce-Staffel mit U2-Spionageflugzeugen stationiert.

  2. Was sich die Nato nicht so alles erlaubt! Alles, was sie überall tut. Das Konzept stammt von US-Lügen-Präsident Woodrow Wilson: «Da der Handel sich über die nationalen Grenzen hinwegsetzt und der Unternehmer die Welt als seinen Markt beansprucht, muss die Flagge seiner Nation ihm folgen und die verschlossenen Türen der Nationen müssen aufgesprengt werden. … Die von den Finanziers erworbenen Konzessionen müssen von den Staatsministern garantiert werden, selbst wenn die Souveränität widerspenstiger Nationen dabei verletzt würde.»

  3. Ein skurriler, aber leider realitätsnaher Gedanke: Wäre es ohne Türkenherrschaft in Zypern angesichts heutiger Eurokratie besser? Das EU-Zypern wurde von Sparkontenplünderung heimgesucht und wird “weltwerteoffen” von dubiosen Invasoren überschwemmt und anscheinend jetzt sogar als westliche Abschussrampe missbraucht, obwohl es nicht in der Nato ist. In Deutschland sind es jetzt Mohammedaner, die sich trauen, öffentlich gegen die Abschaffung der Pressefreiheit zu demonstrieren: https://odysee.com/@RTDE:e/-Meinungsdiktatur!–%E2%80%93-Muslime-demonstrieren-in-Bremen-gegen-Compact-Verbot:f?src=bigtech Wer soll Zypern vor bunter Kinderschädigung retten? Das werden eher die Türken tun als die Eurokraten.

  4. Was ist mit der Türken-Invasion von  Deutschland  Almanistan?
    Und die von Wien?

    Diesmal immerhin nicht mit militärischen Waffen.

    Zitat:
    Durch die türkische Armee wurden 37 Prozent der Gesamtfläche Zyperns besetzt, auf denen jedoch bis 1974 rund 70 Prozent des gesamten Bruttosozialproduktes der Insel erwirtschaftet worden waren.

    Wieviel Prozent des gesamten Bruttosozialproduktes der Insel wird denn heute auf diesem Teil erwirtschaftet?

    1. BIP Nordzypern etwa 4,3 Mrd. Dollar
      Republik: 28 Mrd. Dollar
      in beiden Fällen nicht kaufkraftbereinigt

  5. Nordzypern, Deutschland, dann andere europäische Länder. Das war alles schon einmal da, damals wehrten sich die Europäer noch. Sie dachten wohl in ihrer Dummheit, oder Überheblichkeit, dass sie diese Figuren ein für allemal besiegt und aus Europa rausgeworfen hätten. Sie haben sich geirrt. Solche eklatanten Versäumnisse resultieren aus nicht zu Ende gedachten Vorgehensweisen, schlechten, oder gar keinen Strategien und am Ende ist man der Dumme. Der Westen hat zugesehen, wie die Türkei Nordzypern eingeheimst hat und hat nichts getan. Die Zyprioten im Regen stehen lassen. Zypern war nicht in der Nato, die Türkei schon und das hat sie ausgenutzt. Die blöden Westler werden nie begreifen, dass hinter dem Rücken permanent irgendwelche Schweinereien ausgeheckt werden, sie sind nicht in der Lage, und nicht willens, mit anderen, heisst Ungläubigen, in Frieden, in zu beiden Seiten nützlichen Kooperationen zu leben. Sie sind “Händler”, alles ist quasi verhandelbar, heisst, man dreht und wendet es, bis es passt und der andere den Schaden hat.