Der Gott gewordene Mensch

Der Gott gewordene Mensch

Postmoderne und Transhumanismus: Schwindende Demut vor Gott (Symbolbild:Imago)

Weihnachten ist für Christen das Fest der Menschwerdung Gottes. Christus, nach der christlichen Glaubenslehre von Anfang an Bestandteil der göttlichen Dreifaltigkeit, wurde in der Gestalt Jesu von Nazareth Mensch und durchlitt dieses Menschsein bis zu seinem Tod am Kreuz. In diesem Artikel wird die These aufgestellt, dass sich im Bewusstsein der heutigen westlichen Zivilisation und vielfach auch innerhalb der christlichen Kirchen dieser Glaubenssatz in sein Gegenteil verwandelt hat. Im Zentrum der gegenwärtigen christlichen Kultur und Zivilisation steht nicht mehr der Mensch gewordene Gott, sondern der zum Gott erhobene Mensch. Ich werde diese These, die auch heute noch manchem als blasphemisch erscheinen mag, im Folgenden begründen und dann einige Schlussfolgerungen aus ihr ziehen.

Das Christentum hätte nicht zwei Jahrtausende lang überleben können, wenn es nicht die Fähigkeit besessen hätte, sich mittels einer äußerst flexiblen Theologie immer wieder an völlig veränderte äußere Verhältnisse anzupassen. Der Schweizer Theologe und Religionswissenschaftler Hans Küng (1928-2021) hat diese Umbrüche der Glaubenslehre als „Paradigmenwechsel“ bezeichnet und eine Reihe von ihnen herausgearbeitet. Der wohl folgenreichste Paradigmenwechsel fand schon zu biblischen Zeiten statt, als der Apostel Paulus die Gemeinschaft der Anhänger Jesu für Nichtjuden („Heiden“) öffnete und so aus einer innerjüdischen Reformbewegung eine eigenständige Religion mit einem unbegrenzten Missionsdrang machte. Weitere Paradigmenwechsel waren die Akzeptanz des Christentums als führende Religion des römischen Reiches (später sogar als dessen Staatsreligion) durch Kaiser Konstantin (313 n. Chr.), die Adaption des Christentums durch den germanisch-keltischen Kulturkreis, für die symbolisch die Taufe des Frankenkönigs Chlodwig steht (496 n. Chr.), die Reformation, die mit Martin Luthers Thesenanschlag von Wittenberg im Jahre 1517 begann, und schließlich das Aufkommen einer von der Aufklärung geprägten Theologie.

Christliche Grundüberzeugungen in weltlichen Formen

Dieser Hans Küng zufolge bislang letzte Paradigmenwechsel lässt sich nicht mit einem einzelnen Ereignis identifizieren. Im Protestantismus war dabei der Theologe Friedrich Schleiermacher (1768-1834) von großer Bedeutung, für die katholische Kirche das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965). An der großen Bandbreite dieser Jahreszahlen sieht man schon, dass hier statt von einem Epochenbruch eher von einem kontinuierlichen Prozess gesprochen werden muss, der sich bis in unsere Gegenwart hinein fortsetzt. Entscheidend ist aber dabei, dass die zunehmende Dominanz rational-aufklärerischen Denkens in der Theologie die Substanz des christlichen Glaubens inzwischen bis zur Unkenntlichkeit aufgeweicht hat. Trotzdem sind christliche Grundüberzeugungen keineswegs aus dem westlichen Kulturkreis verschwunden. Sie haben dort nur neue, weltliche Formen angenommen. Diese Metamorphose ist aus meiner Sicht hochinteressant und führt uns zurück zu der These vom „Gott gewordenen Menschen“.

Aus christlicher und auch aus jüdischer Sicht ist die Weltgeschichte eine „Heilsgeschichte“ mit einem linearen, aufsteigenden Verlauf. Sie beginnt mit der Schöpfung und führt die Menschen dann über mehrere Stufen zunehmender Gotteserkenntnis hinweg schließlich in einen utopischen Heilszustand, der im Christentum mit der angekündigten Wiedererscheinung Christi in der „Endzeit“ beginnt, im Judentum mit der Erscheinung des Messias. Die weltliche Adaption dieser Vorstellungen führt zu zwei wesentlichen Überzeugungen unserer westlichen Zivilisation: Erstens muss es in der Weltgeschichte einen beständigen Fortschritt geben, und zweitens führt dieser Fortschritt irgendwann zu einem finalen, dauerhaften Glückszustand. Eine Variante dieses „weltlichen Christentums“ ist der Marxismus, dem zufolge die Weltgeschichte – nach den Zwischenstufen Urgesellschaft, Feudalismus, Kapitalismus und Sozialismus – im vollendeten Kommunismus ein Ende in Glückseligkeit und Frieden findet. Wie wir wissen, wurde in der Praxis leider fast immer das exakte Gegenteil davon verwirklicht.

Flexible ideelle Grundlage des “säkularen” Christentums

Das hat aber, wie wir heute überdeutlich sehen, trotzdem nicht zu einer endgültigen Abkehr von Karl Marx‘ Lehren geführt. Die Idee von einem beständigen Fortschritt hin zu einer glücklichen Finalität war aber im Kalten Krieg auch auf der westlichen, antikommunistischen Seite präsent und steigerte sich dort nach dem Epochenbruch von 1989 bis 1991 zu einer wahren Hybris. Symbolisch steht dafür bis heute Francis Fukuyamas Buch „Das Ende der Geschichte“ (1992). Liberalismus, Demokratie und Marktwirtschaft markieren Fukuyama zufolge die höchste Entwicklungsstufe des Menschen. Die Geschichte ist ein linearer Prozess, in dessen Verlauf sich diese Ideen nach und nach weltweit durchsetzen müssen. Wenn dies geschehen ist, wird ein finaler Zustand von Wohlstand und Frieden erreicht, der mangels Alternativen zum dauerhaften Endzustand der Menschheit wird. Wir wissen heute, dass dies nicht geschehen ist und wohl auch nicht mehr geschehen wird. Der gesamte Westen steckt mitsamt seinen Idealen in einer tiefen materiellen und moralischen Krise, von der er sich vielleicht nicht wieder erholen kann. Nichtwestliche Zivilisationen – China, Russland, Indien und die islamische Welt – sind mit großer Geschwindigkeit dabei, ihm seine globale Führungsposition abzunehmen, und teilweise beanspruchen sie sogar schon sein Erbe.

Das „weltliche Christentum“ der westlichen Moderne verhält sich nun aber nicht anders als seine religiösen Vorgänger. Es besitzt immer noch eine sehr flexible ideelle Grundlage und kann deshalb auf seine „Glaubenskrise“ mit einem erneuten Paradigmenwechsel reagieren. Dieser Paradigmenwechsel findet in unserer Gegenwart statt. Von nun an werden nicht mehr nur – wie als Folge der aufklärerischen Theologie – religiöse Glaubenssätze ins Weltliche transformiert. Jetzt wird Gott selbst vollständig abgeschafft und durch einen abstrakt gedachten, idealisierten Menschen ersetzt, dessen absolute Selbstbestimmung und Selbstermächtigung zum neuen Paradigma wird. Die Menschenrechte werden zum neuen Katechismus. Holocaust, Kolonialvergangenheit und Rassismus sind die neuen Formen der Erbsünde, von welcher der westliche, „weiße“ Mensch aber durch die strikte Befolgung des „woken“ Tugendkanons zumindest teilweise Absolution erlangen kann.

Transhumanismus macht den Homo sapiens zum Störfaktor

Es gibt in dieser neuen Lehre auch zwei Formen von „Heiligen“: Die erste ist der „trans-Mensch“, dessen Individualität vollständig über die göttliche Schöpfung triumphiert. Die zweite ist der „Migrant“, dessen Wesen sich darin erschöpft zu migrieren, ohne irgendwo anzukommen. Sobald er dies tut, hat er nämlich seinen Heiligenstatus verloren, weil sich seine freischwebende Individualität dann notwendigerweise den Zwängen einer ihn umgebenden Gemeinschaft anpassen müsste. Zu diesen modernen Heiligen gesellen sich drei weitere emblematische Gestalten: Der Söldner steht für liberales Wettbewerbsdenken, in dem der Existenzkampf zum Selbstzweck wird und es außer der Bezahlung keine Bindung an irgendeine Gemeinschaft oder Institution geben darf. Die Prostituierte symbolisiert menschliche Beziehungen, die nur noch in verrechtlichter Form als Verträge existieren dürfen. Der Süchtige steht schließlich für eine entgrenzte Gier nach immer mehr Konsum und Wirtschaftswachstum.

Die Menschheit soll aber im neuen Paradigma nicht allein auf die genannten fünf Figuren reduziert werden. Der Gott gewordene Mensch hat auch die Fähigkeit, sich mittels „Künstlicher Intelligenz“ selbst zum Schöpfer einer neuen Gottheit zu erheben, die ihm aber auf unangenehme Weise sehr schnell über den Kopf wachsen könnte. Durch Transhumanismus wird der Mensch dann auch selbst zum Schöpfer eines neuen Menschen als Nachfolgemodell des Homo sapiens, der in der schönen, neuen Welt nur noch ein Störfaktor sein kann. Über die daraus mit Notwendigkeit folgende Spaltung der Menschheit in selbsternannte Übermenschen und gemeine Menschen, die nur noch artifizielle Produkte der ersteren sind, sollte man lieber nicht allzu viel nachdenken.

Im Wortsinn satanisch

Spätestens an dieser Stelle verkehrt sich das neue, „christliche“ Paradigma in sein Gegenteil: Es ist nämlich nicht mehr christlich, sondern im Wortsinne satanisch. Der „Satan“ war einer außerbiblischen christlichen Überlieferung zufolge ursprünglich ein Engel, der irgendwann mit den Worten “non serviam” („Ich werde nicht dienen“) Gott den Gehorsam aufkündigte. Seitdem versucht er mit mehr oder weniger Erfolg, sich selbst an die Stelle seines ursprünglichen Herrn zu setzen und vor allem die Menschen in seinem Sinne zu verführen. Im neuen Paradigma braucht man den Satan gar nicht mehr, denn der vergöttlichte, abstrakte Mensch hat in Wirklichkeit nicht Gottes Platz eingenommen, sondern denjenigen seines Widersachers. Er löst sich von seiner elementaren Biologie und damit von der Schöpfung, will selbst zum Schöpfer werden (und produziert dabei unter anderem weltweite Viruspandemien, die er dann mit lebensgefährlichen Impfstoffen bekämpft), und er maßt es sich sogar an, mittels „Klimapolitik“ die Regeln selbst zu bestimmen, denen das gesamte Ökosystem unseres Planeten gehorcht.

Spätestens an dieser Stelle gewinnt eine rätselhafte biblische Endzeitprophezeiung plötzlich einen ungeahnten Sinn: Denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens, der sich widersetzt und sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich selbst für Gott ausgibt (2. Thessalonicher 2,3-4). Der Apostel Paulus mag hier an römische Kaiser wie Nero oder Caligula gedacht haben, die nicht nur von den römischen Bürgern ihrer Zeit als Götter verehrt werden mussten, sondern sich in ihrem Cäsarenwahn wahrscheinlich selbst als solche ansahen. Diese Schreckensgestalten blieben aber kurzzeitige Ausnahmen vom inneren und äußeren Frieden der ersten zwei nachchristlichen Jahrhunderte. Die frühe römische Kaiserzeit war keine Endzeit, sondern im Gegenteil eine weltgeschichtlich seltene Glanzzeit. In der heutigen Zeit scheinen diese Bibelverse erst recht keinen Sinn zu ergeben, denn bei allem Wahnsinn unserer Tage gibt es auf der Welt keine Religionen oder Ideologien, in denen sich Menschen zu Göttern erheben. Der letzte Erdenbewohner, der dies tat, war der japanische Kaiser Hirohito (1901-1989). Er erklärte sich allerdings 1945 am Ende des Zweiten Weltkrieges in einer Radioansprache an sein Volk selbst zum Menschen und lebte dann als solcher friedlich bis ans Ende seiner Tage weiter.

Reminiszenzen an das “Goldene Zeitalter”

Angesichts unserer Idee vom abstrakten Menschen, der in unseren Tagen den Platz Gottes eingenommen hat, erscheint die Prophezeiung des Heiligen Paulus aber in einem ganz neuen Licht. Wenn man sie in dieser Weise versteht, dann würden wir tatsächlich bereits in der Endzeit leben. Darüber will ich aber hier nicht weiter spekulieren. Es gibt nämlich immer noch Möglichkeiten dafür, dass die gegenwärtige Sinnkrise der westlichen Zivilisation – der Ausgangspunkt unserer Überlegungen – auch ohne eine endzeitliche Erscheinung Jesu Christi oder eines anderen Messias auf Erden durch die westlichen Menschen selbst gelöst werden kann. Dazu muss man sich von den weiter oben genannten Grundübeln westlichen Denkens befreien, nämlich Fortschrittsglaube und Finalitätserwartung. Die Weltgeschichte würde damit als das erkannt, was sie sehr wahrscheinlich auch wirklich ist: Ein ewiges, beständiges Fließen, das immer wieder neue, ungeahnte Richtungen einschlägt. In einem solchen Weltbild würde auch die westliche Hybris verschwinden. Die westliche Zivilisation würde nicht untergehen, aber endlich die einzige ihr angemessene Rolle einnehmen, nämlich als eine kulturelle Variante des Menschlichen unter vielen anderen. Das Ganze wäre natürlich ein gewaltiger Bruch mit der jüdisch-christlichen Tradition, aber unsere angestammte Religion müsste damit nicht aufgegeben werden.

Die Traditionalistische Philosophie, für die unter anderem Julius Evola (1898-1974) mit seinem Buch „Revolte gegen die moderne Welt“ steht, bietet einen – übrigens vollständig auf westlichem Denken basierenden – Rahmen dafür. In dieser Denkrichtung bilden Judentum, Christentum und Islam nur einen von mehreren Zyklen – den „semitischen“ – einer viel umfassenderen Religionsgeschichte, deren Wurzeln im „Goldenen Zeitalter“ vor rund 6000 Jahren liegen. Was sich heute in Naturwissenschaften und Religionen aufgespalten hat, bildete damals noch eine Einheit. Glauben und Wissen waren eins. In diesen Zustand können wir nicht willentlich zurückkehren; schon gar nicht durch politisches Handeln. Wir können aber auf dieser Grundlage begreifen, dass alle heute existierenden Religionen Erinnerungen an das „Goldene Zeitalter“ konservieren. Dies ermöglicht es, die im heutigen „finsteren Zeitalter“ noch verbliebenen Möglichkeiten religiöser Erfahrung in der jeweils eigenen Religion zu suchen und zu finden, ohne damit andere Glaubensrichtungen abzuwerten oder gar für illegitim zu erklären.

Wenn wir dies bedenken und danach handeln, könnten wir den „Gott gewordenen Menschen“ wieder von seinem Thron stoßen und Weihnachten 2023 trotz aller Zweifel und Probleme in seinem eigentlichen Sinne feiern – nämlich als Fest der Geburt des in der Person Jesu von Nazareth Mensch gewordenen Gottes.

8 Antworten

  1. „ . . . nicht mehr der Mensch gewordene Gott, sondern der zum Gott erhobene Mensch.“ Die Priester/Bischöfe und später vor allem die Päpste standen in der Mehrheit immer auf Seiten der Machtausübenden, egal wie „unchristlich“ diese auch waren und egal wie sehr Gottes Wort verbogen/ignoriert werden musste. Wie viele Zehntausende junge Menschen wurden bei den Kinderkreuzzügen angestachelt, zur Befreiung Jerusalems nach Palästina zu gehen, wo sie von kampferfahrenen und bewaffneten Arabern abgeschlachtet und versklavt wurden? „Wir schlafen. Diese Kinder sind erwacht. Wie fröhlich ziehen sie zu Grabe.” Soll Papst Innozenz III. zu seinem Staatssekretär gesagt haben. Die gesamte Kirche hat sich ab Petrus („Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ – Matthäus 16, 18) nicht nur von Jesus, sondern auch von Gott wegentwickelt. In Genesis (1.Buch Mose) 1, 27 heißt es: „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild . . . Als Mann und Frau schuf er sie.“ Gott erschuf die Menschen nicht als seine 1:1 Massenkopie und auch nicht mit frei nach wechselndem eigenen Gutdünken wählbaren Geschlecht. Aber selbst diese Blasphemie machen die „christlichen“ Kirchen heutzutage mit, nur um sich beim mutmaßlichen Zeitgeist einzuschleimen. Glauben, so man sich ihm denn hingeben will, soll/muss den Menschen stärken, ihm Sicherheit geben usw. und ihn nicht in den Orkan ständig wechselnder „Wahrheiten“ und völligen Wahns ziehen.

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  2. wir wurden als MENSCHEN erschaffen und stammen nicht vom Affen ab, wie uns eingetrichtert werden will – wo bin ich da nur hin geraten?

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  3. Eine hervorragende Analyse, deren Lektüre ich vor allem diversen “Gutmenschen” oder “Herz-Jesu-Kommunisten” ans Herz legen würde.

  4. “DER GOTT GEWORDENE MENSCH”

    Nein, der geisteskranke Faschist, der aus dem Verkehr
    gezogen werden muss !

    Ist dieser linksgrünliche, zur krankhaften Pest gehörende, am Trog der Sozialleistungen, der Selbstüberschätzung und der Volksverhetzung sitzende Abnormliche, der leider auch dümmste Politiker vor sich hertreibt, überhaupt ein Mensch?

    Gehört ein Satanist überhaupt zum Mensch sein?

    Sind Tiere, wie u.a. Schweine nicht doch sozialer und fairer als es Volksspalter und zerstörer des Friedens sein wollen ?

    Dieser Außerirdischen wurden erst durch die schmutzige Politik, mind. seit 2015, gestärkt und es geht weiter mit diesen Abartigen !

    Jetzt neu, Weihnachtsbrauchschändiger durch irre Farbsprüher am öffentlichen Eigentum um ihre dreckigen, abartigen Ziele zu zeigen.
    Solche gehören angeklagt, verurteilt und in Wiederholungsfällen, gleich welcher Art auch immer, in den Knast !

  5. Um an etwas zu “Glauben” braucht es keine Kirche. Weder die offiziellen, noch Freikirchen.
    Ich halte es da ganz wie Luther.
    Heutige Kirchen – die Klimakirche gehört ebenfalls dazu – sind reine NGOs. Der Regierung treu ergeben, der sie finanziert.

  6. “Im Zentrum der gegenwärtigen christlichen Kultur und Zivilisation steht nicht mehr der Mensch gewordene Gott, sondern der zum Gott erhobene Mensch.”

    Diesen Zustand hat schon Paulus zu biblischen Zeiten im Römerbrief treffend beschrieben:
    “An die Stelle der Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes setzten sie das Abbild des vergänglichen Menschen … 24 Deshalb hat Gott sie den Begierden ihres Herzens überlassen und der Unsittlichkeit preisgegeben, sodass sie ihre eigenen Körper entwürdigten. 25 Denn sie vertauschten die Wahrheit, die Gott sie hatte erkennen lassen, mit der Lüge; sie verehrten das Geschaffene … 26 Aus diesem Grund hat Gott sie entehrenden Leidenschaften preisgegeben … 28 Und da die Menschen es nach ihrem eigenen Urteil nicht nötig hatten, Gott anzuerkennen, hat Gott sie ihrem Verstand preisgegeben, der zu keinem vernünftigen Urteil mehr fähig ist, sodass sie Dinge tun, die sie nie tun dürften. 29 Es gibt keine Art von Unrecht, Bosheit, Gier oder Gemeinheit, die bei ihnen nicht zu finden ist … Gottesverächter sind sie, gewalttätige, arrogante und großtuerische Menschen, … unbelehrbar, gewissenlos, gefühllos und unbarmherzig.“ (Auszug aus Rö 1,22-31)

    Die Menschen lehnen Gott ab, verneinen und verleugnen Ihn, grenzen Ihn aus. Deshalb überlässt Gott die Menschen ungeschützt sich selbst.
    Doch der Mensch hat ein von Gott gegebenes Verehrungs- und Hingabebedürfnis. Er lebt eben „nicht nur vom Brot allein“ (Mt 4,4), sondern braucht etwas, was ihn selbst überragt.
    In den primitiven Religionen ist es vielleicht ein Baumstamm, aus dem ein Gott geschnitzt wird.
    In unseren westlichen Philosophien, Weltanschauungen und Ideologien nimmt der Mensch Ideen, ethische Prinzipien oder Moralvorstellungen, aus denen er sich ein „herrschendes System“ schnitzt.
    Oder man überhöht Künstler, Wissenschaftler, Sportler, Politiker oder Kirchenfunktionäre, baut um sie einen Personenkult auf und schnitzt sich dadurch Götter.

    Und die Akteure stellen sich auch noch der allgemeinen Bewunderung!
    Aber „weil sie sich für klug hielten, sind sie zu Narren geworden!!!“ (Rö 1,22)

  7. Hier wird so vieles religiös und pseudo-philosphisch verquirlt, dass wohl niemand diesen Gedanken wirklich folgen kann – oder wie ich überhaupt will.

    Der gesamte Ansatz ist grottenfalsch und durch die gesamte bisherige Menschheitsgeschichte widerlegt:
    „Aus christlicher und auch aus jüdischer Sicht ist die Weltgeschichte eine „Heilsgeschichte“ mit einem linearen, aufsteigenden Verlauf!“
    Wo – bitte schön – lässt sich dies ablesen oder auch nur vermuten? Bei den Themen Technik, Naturwissenschaften, Medizin usw. kann man dies sicherlich bejahen, aber im Kern an sich, das Menschsein, Handeln und Verhalten, vor allem bei dem, was man Charakter und Moral nennen kann, hat sich nichts Grundsätzliches geändert! Und wird sich wohl auch nichts ändern, wenn nicht durch Menschen Grenzen gezogen werden (können).

    Jedem müsste heute klar sein, dass die Herrschaftsschichten heutzutage noch genauso korrupt, verlogen, egoistisch und nicht zuletzt moralisch durch-fault sind, wie die einstigen römischen Kaiser oder bis heute sämtliche Diktatoren. Wenn man eine Tendenz erkennen möchte, dann eben nur die, dass alles Elend und alle Not gerade durch die „menschlich initiierten fortlaufenden Kriege und Katastrophen“ in keiner Weise besser geworden ist und auch nicht annähernd erkennbar ist, wo dies noch hinführt.

    Zitat: „.. der im Christentum mit der angekündigten Wiedererscheinung Christi in der „Endzeit“ beginnt, im Judentum mit der Erscheinung des Messias.“
    Genau das ist der Grund, warum in römischen Interesse die Evangelien als „Gehorsamsanleitung“ in die Welt gesetzt wurden. An die Adresse der Juden: Es kommt kein Messias mehr, dieser war bereits in Gestalt eines Christus da, und ab jetzt gilt es sich danach zu richten – und keinesfalls darf weiterhin auf einen Erlöser gewartet und Widerstand gegen jegliche Fremdherrschaft geübt werden.
    Auch nach 70 u.Z. und dem verlorenen Krieg gegen Rom hofften viele Juden immer noch (!) darauf, dass sie endlich ihr jüdischer Messias vom römischen Joch erlösen würde. Dagegen die römischen Interessen: Dieser Glaube sollte hinfällig sein bzw. werden und durch einen neuen „imperiums-kompatiblen“ Glauben an das römische Kaisertum ersetzt werden.

    Zitat: „Das „weltliche Christentum“ der westlichen Moderne verhält sich nun aber nicht anders als seine religiösen Vorgänger. Es besitzt immer noch eine sehr flexible ideelle Grundlage und kann deshalb auf seine „Glaubenskrise“ mit einem erneuten Paradigmenwechsel reagieren.“
    Auch diese Aussage ist geradezu lächerlich. Ich emphehle einmal die Dogmen-Sammlungen zu lesen, die angeblich und doch offensichtlich nur zeitbedingte unabänderliche „ewige Wahrheiten“ enthalten!Die maßgebliche römisch(!)-katholische Kirche ist nicht einmal in der Lage, ihre Stellung zu Frauen, Familie und Menschenrechten zeitgemäß anzupassen.

    Es ist schon erstaunlich, dass kaum ein erwachsener Mensch die Märchen der Gebrüder Grimm oder die aus 1001-Nacht als bare Münze nimmt, aber das überbordende Wundergeschehen der Bibel als historisch und tatsächlich geschehen in seinem Weltbild mit sich herumträgt.

    Damit sei es genug – und hoffentlich werden derartige Texte nur noch in Kirchenblättern und unter Gleichgesinnten ausgetauscht! Für religiös Glaubensfreie, historisch Gebildete, kirchfreie und allgemein und kritisch Denkende sind sie bloß eine Zumutung!

    Dass sich einige aus den Herrschafts- und Partei-Schichten in ihrer Hybris so aufführen als seien sie “Gott”, steht auf einem anderen Blatt!